Es geht mit ganz wenigen Ausnahmen absolut überhaupt nicht um die Stundenanzahl, die man mit Üben verbringt, sondern es geht eigentlich einzig und allein um Effizienz.
Und ich fange auch gleich mit einem Beispiel an: Wenn ich das Lagenspiel erlerne, dann muss ich mir natürlich mal anschauen, wie so'ne doofe C-Dur Tonleiter in 7. Lage aussieht. Die muss dann auch mal für ein paar Minuten hoch und runter gespielt werden. Das war's dann aber an sich auch schon. Wozu um alles in der Welt soll ich sowas auf Tempo bringen? Genau, es gibt keine Gründe. Ich werde im Leben keine C-Dur Tonleiter in Sekunden über 2 Oktaven spielen müssen, schon gar nicht bei hohem Tempo. Verlangt keine Komposition und wenn ich damit solistisch ankomme, dann sollte ich vielleicht doch lieber Tischtennis spielen.
Ergo: Schluss damit, so einen Blödsinn zu üben! Wenn schon Tonleitern, dann musikalisch sinnvoll. Also mal in Terzen, nur über einen begrenzten Tonraum, mit wechselnden Rhythmen, etc.
Es gibt wirklich ziemlich viele seltsame Vögel, die von morgens bis abends Tonleitern hoch- und runterrattern, die sprichwörtliche Nähmaschine - und dann wundert man sich, warum es musikalisch nicht vorangeht. Kein Wunder, bei solcher Zeitverschwendung.
Kann man wie gesagt technisch und musikalisch viel effizienter gestalten.
Das zweite, was mir zum Thema Effizienz einfällt: Wissen ist Macht!
In unserem Fall ein wenig musiktheoretisches Wissen.
Ein erstes Beispiel: Wir haben einen A-Moll Vamp und dudeln munter mit unserer guten alten A-Moll-Pentatonik darüber. So weit, so gut. Wenn ich jetzt ein schlaues Kerlchen bin, dann weiß ich vielleicht, dass recht oft über Mollakkorde der dorische Modus benutzt wird. Im Falle eines A-Moll-Akkordes wären wir da auf der zweiten Stufe von G-Dur. in G-Dur finden wir natürlich die A-Moll-Pentatonik, aber auch noch eine E-Moll und eine H-Moll Pentatonik. Und genau die probiert man mal aus, über dem A-Moll Vamp. Klingt mit der E-Moll-Pentatonik vermutlich etwas "offener", mit H-Moll schon recht gewöhnungsbedürftig. Geht aber auch irgendwie.
Fazit: Eine Pentatonik, drei Einsatzmöglichkeiten.
Ein weiteres Beispiel: Einen C-Dur Dreiklang samt seiner drei Umkehrungen zu erlernen, sagen wir mal auf den D, G und H Saiten, sollte nicht wirklich schwer sein. Kann man nach ungefähr 10 Minuten so einigermaßen (und selbst wenn's länger dauert, egal...).
Tja, nun kann ich den C-Dur-Dreiklang. Grandios, klingt wie Volksmusik. Erzähl uns mehr, Opi - toll!
Jau, und zwar ganz toll!
Man kann ja davon ausgehen, dass die meisten Gitarristen nicht wirklich alleine spielen, da gibt's Backings, Sequenzer und (traditionell zumindest, höhö) Mitmusiker. Einer von denen ist normalerweise Bassist (das sind die, die keine Groupies abbekommen). Tolle Späße beiseite, wir müssen uns oft einfach nicht selber um Basstöne kümmern.
So, wenn ich jetzt ein wenig beschlagen bin, dann benutze ich meinen C-Dur Dreiklang mal über einen A-Grundton. *Schwupps* habe ich ein wundervolles Am7.
Oder über einem D. C/D. Ein ganz herrliches Voicing für ein D7/9sus4.
Oder über einem F. Ein feines, etwas "poppiges" Fmaj7 Voicing.
Es gingen durchaus noch ein paar weitere Sachen (C/G oder C/Bb bspw.), aber nur mit den o.g. Beispielen haben wir die Anwendungsmöglichkeiten eines schnöden C-Dur Dreiklangs in Windeseile multipliziert.
Bin ich noch ein wenig gewiefter, dann weiß ich vielleicht, dass, wenn ich in dem D7/9sus4 die Quarte zur Terz mache (in dem Fall also das G zum F#), ich einen wunderbaren D7/9 bekomme.
Usw. usf.
Der technische Aufwand geht gegen Null, ich muss halt einmal so ein bisschen Theorie kapiert haben, aber im Prinzip sollte jeder, der die Mathestunden in der Grundschule so la la absolviert hat, auch damit keine Probleme haben, denn es ist absolut nicht schwieriger. Und, wie die o.g. Beispiele zeigen mögen, man kann damit seine Übe-Effizienz um ein vielfaches auf-pimpen.
Gruß
Sascha