Das, was Townsend in diesem Video auch "spielt", als er so abdreht, hat für mich auch nichts mehr mit wirklicher Musik zu tun. Den Hals abwichsen und dann das Ding in die Box deppern. Meine Güte ... da ist für mich John Cages "4'33"" noch eher Kunst, denn das kann ich als Gag verstehen, der mit den Erwartungen spielt.
Für mich ist dieses Instrumentezerstören so ein psychedelischer Quatsch aus den 60er und 70ern, die bestimmt nicht selten auf andere Dinge zurückzuführen sind, als auf eine große künstlerische Schöpfungsabsicht.
Ja, da waren auf jeden Fall Drogen mit im Spiel. The Who gehörten in ihrer Anfangszeit der britischen Mod-Bewegung an, die sich gerne mit Amphetamin-Pillen, den sogenannten "Purple Hearts", berauschten.
Townshend sagte dazu folgendes:
"In diesen Tagen nahm ich gewöhnlich ein paar Purple Hearts, stieg mit meiner Gitarre unter dem Arm in die Bahn und als ich am Club ankam, war ich 'ready to play'."
Ich selber mache Musik ohne Drogen, weil sonst bei mir nur Murks dabei herauskommt, aber allgemein sind Rauschmittel in der Kunst ja auch schon immer ein großes Thema gewesen. Das fängt bei Lewis Carroll an, der von Laudanum und Stechapfel zu 'Alice im Wunderland' inspiriert wurde und geht über die psychedelische Hippie Zeit bis heute.
Das oben verlinkte Video erinnert mich an Beobachtungen aus der amerikanischen Jazz-Szene der 30er und 40er Jahre.
Unter den Jazzern jener Jahre, meist Afro-Amerikaner, sprach man davon, dass man sich auf der Bühne in eine Art Rauschzustand spielen kann,
indem man vollkommen in der Musik aufgeht und es nur noch die Interaktion mit den Mitmusikern gibt, alles andere fällt von einem ab.
Man sei dann "in the zone".
Genau das könnte man von The Who in dem Video auch sagen.
Heute spricht man dabei in der Psychologie vom Flow-Erlebnis.
So etwas ist nicht schwer zu machen, ich finde es sieht nach Nichts aus, es macht mir auch keine Freude es zu betrachten und ich kann auch nicht irgendeine Absicht dahinter erkennen.
Es sind nur 4 Rechtecke.
Es geht bei sowas ja nicht um die handwerkliche Leistung des Malens oder um eine Art von logischem Aufbau.
Moderne Kunst abstrahiert die Realität und stellt sie nicht nur einfach optisch bzw. banal dar.
Vor allem mit der Erfindung der Fotographie hat sich die Kunst ihre eigenen Wege gesucht.
Portraitmaler waren nicht mehr so gefragt, also fingen die Maler an, Eindrücke und Gefühle darzustellen,
die man mit einer Kamera nur schwer einfangen kann.
Die Kunst will die Realität ja nicht messerscharf abbilden, sondern sie will die Dinge zeigen, die über die
bloßen Sinneseindrücke hinausgehen.
Man kann den Inhalt eines Gemäldes nicht wie eine Matheaufgabe "lösen" und auf klare Aussagen herunterbrechen.
Einer der Wegbereiter der modernen Kunst war Vincent van Gogh:
Was siehst Du hier? Einen Sternhimmel und ein Dorf.
Soweit so gut.
Was fühlst Du, das über Worte und Erklärungen hinausgeht?
Eventuell fühlst Du etwas ähnliches wie Van Gogh, als der dieses Bild gemalt hat.