Martman
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Och, ein richtiger Synthesizer-Freak kann sich durchaus extrem in Unkosten stürzen und schwere GAS-Anfälle kriegen. Was ihn davon abhält, sind meistens 1. die eigenen finanziellen Verhältnisse und 2. die generell hohen Hardwarepreise. Hier mal ein paar Beispiele für Tastenmenschen.Martman, ich habe mich köstlich amüsiert, ein herrlicher post! Allerdings muß ich Dir eindeutig in einem Punkt widersprechen, nämlich den, daß der Keyboarder das meiste Geld in sein Equipment investiert!
Sorry, ich bin Drummer, ich muß das wissen!
Wenn wir Fellgerber unsere Trommeln und Hardware beieinander haben (was durchaus eine Zeit dauern kann!), fällt uns auf, daß wir dringend ein anderes oder ein weiteres Crash brauchen!
Außerdem ... wer mit nur einer HiHat spielt, ist ja mal gar nicht hip!
Schatz, ich brauch noch mal 100, ich muß das set neu befellen!
Himmel noch mal, ich sollte wirklich mal ein ordentliches Bassdrum Mikro haben!
Kannst Du mir auf dem Rückweg aus der Stadt vielleicht noch ein paar Sticks mitbringen?
Liebling, schon gesehen? MS hat ein rattenscharfes InEar System im Sonderangebot!
Mist, meine Multiklammer hat den Geist aufgegeben, muß ich sofort ersetzen!
Ich gebe es zu, ich habe mich verliebt, da hat mich doch glatt die Tage eine 12x4 Sidesnare verführt!
Mein Spiel wäre sicher viel interessanter, wenn ich noch ein paar Percussion Elemente am set hätte!
Bei soviel SchnickSchnack hätte ein Rack schon einen gewissen Charme!
(...)
Ich könnte ewig weitermachen und bin sicher, daß Euch Keyboardern das nicht widerfährt!
Korg M3 kommt raus. Keyboarder muß das Ding unbedingt haben, obwohl schon mindestens ein oder zwei andere Workstations vorhanden sind, womöglich auch von Korg. Eine Workstation mit nur 61 Tasten geht gar nicht, andererseits ist man kein Pianist, also wird die M3-73 gekauft. Und ein Radias-Rack mit draufgebaut, weil es geht, und weil man schon immer einen Radias haben wollte. Zack, sind über vier Kiloeuro weg. Verkauf vorhandener Hardware optional, selbst die schon vorhandene Karma darf bleiben, weil sie geil aussieht und man sonst Expansions über hat. Warum mußte Keyboarder das Ding haben? Frustkauf nach dem "Fiasko" mit der bugverseuchten Alesis Fusion (die aber auch behalten wird, weil die Sachen kann... und weil die Sounds von Hollow Sun ziemlich genial sind...). Und weil man so prima einen Virtuell-Analogen auf dasselbe Keyboard mit draufbauen kann.
Yamaha Motif XS kommt raus. Beeindruckende Featureliste mit extremem Haben-Will-Faktor. Nicht nur kostet das Ding an die EUR 2500, es ist obendrein auch noch nicht erweiterbar im Gegensatz zum vorhandenen Vorgänger Motif ES, dem für teuer Geld alle Erweiterungsslots gefüllt wurden. Motif ES wird also nicht verkauft.
Neue Virus-Generation kommt raus. Abzüglich den Einnahmen aus dem Verkauf des Vorgängers zum vielleicht halben Neupreis (es sei denn, man braucht den zusätzlich auch noch) bleibt immer noch ein vierstelliger Kaufpreis. Aber die neuen Features muß man haben.
In der Bucht taucht ein Yamaha CS-80 auf. Kultsynthi nicht nur für Vangelis-Fans. Startpreis 1800 Euronen, und defekt ist das Ding auch. Ganz davon zu schweigen, daß es praktisch unmöglich ist, Teile für den CS-80 zu kriegen. Egal, das Ding wird gekauft und für richtig teuer Geld reparieren lassen. Ungeachtet der Tatsache, daß es das Ding auch als Software (Arturia CS-80V) für einen Bruchteil gibt. Und daß die Möbelpacker, die das Monstrum transportieren müssen, auch ihr Geld haben wollen.
A propos Yamaha, analog und Möbelpacker: Wenn Keyboarder eine(n) Yamaha GX-1 mit Kabinetten (Gesamtgewicht ca. eine Dreivierteltonne) kriegen kann, schlägt er zu. Selbst wenn er das Wohnzimmer leerräumen (und das Mobiliar verkaufen) muß. Aber will nicht jeder mal wie ABBA/Emerson, Lake & Palmer/Aphex Twin klingen?
Zum Thema Gebrauchtware: Manche Elektroniker kümmert es nicht die Bohne, daß Roland TB-303, TR-808 und TR-909 heute um einiges mehr kosten als damals neu. Auch nicht, daß es schon Dutzende hervorragende Simulationen von allen dreien gibt, die nicht selten sogar mehr als die Originale können. Da wird eher dafür gesorgt, daß die Preise noch weiter steigen.
Moog wirft den Voyager Old School auf den Markt. Eine Stimme, zwei Oszillatoren, ein Filter, keine Effekte, kein Speicher, kein MIDI, technisch also praktisch mit einem Minimoog identisch, funktionsmäßig auf dem Stand der ersten Hälfte der 70er Jahre, also jedem MFB-Synthi unterlegen. Kostenpunkt mehrere tausend Euro. Muß trotzdem gekauft werden, denn wann kommt man schon mal an einen unverschlissenen Minimoog? Natürlich ist schon ein normaler Voyager vorhanden, der dann auch nicht verkauft wird, weil der viel mehr kann und diesen geilen Hubschrauberlandeplatz hat... Drei Monate später wird in der Bucht ein "richtiger" Minimoog versteigert...
Übrigens, Stichwort analog, ein Alesis Andromeda A6 für um die 3000 Euronen steht natürlich auch bereit. Unter anderem.
Vom stetigen Wachstum des Doepfer-Modularsystems, das langsam schon Hans-Zimmer-mäßige Ausmaße annimmt, wollen wir nicht reden. Was kann der Keyboarder denn dafür, daß Doepfer immer so kreativ ist... oder daß für den abgefahrenen Wunschsound noch ein bestimmtes Modul fehlt oder eins zu wenig da ist...
Vor ein paar Jahren hat Keyboarder sich im Musikgeschäft seines Vertrauens für EUR 375 einen MicroKorg unter'n Arm geklemmt. Einen MicroKorg muß man nicht rechtfertigen, einen MicroKorg muß man haben. Erklärt, warum von Helge Schneider über Jean Michel Jarre bis The Prodigy jeder einen hat (nur der Verfasser dieser Zeilen noch nicht). 2007 wurde dann ein MicroKorg Reverse gekauft aus vier Gründen: 1. Darum. 2. Ist 'ne limiterte Auflage. 3. Synthis mit umgekehrten Tastenfarben sehen gut aus. 4. Backup-Gerät. Ach ja, und an dem MicroKorg, den Joe Zawinul kurz vor seinem Tod signiert hat, wird auch mitgesteigert.
Auf der Warteliste für den Waldorf Blofeld (immerhin nur 400 Euronen) steht man auch schon, auch wenn der örtliche Synthi-Provider bei allen 17 aufeinanderfolgenden Besuchen kein Vorführgerät zum Antesten hatte. Aber man hat gehört, der soll geil sein, und die Featureliste liest sich auch interessant... Je nach Preis des Stromberg könnte sich das Spielchen bei ebendiesem dann wiederholen.
Watt macht Keyboarder auf'm Musikerflohmarkt? Komplettiert die 80er-Jahre-Dreifaltigkeit DX7/D-50/M1. 80er-Sounds sind ja wieder in. Und wenn er schon alle drei hat, na ja, gerade bei solchen Geräten kann man Backup immer gebrauchen. Gehört sich nicht, den Flohmarkt zu verlassen, ohne mindestens einen Klangerzeuger gekauft zu haben. Profis bringen einen Hänger mit oder mindestens einen Kombi, falls einem ein Korg T1 über den Weg läuft.
Schon gemerkt, daß ich Korg OASYS noch gar nicht erwähnt hab? Gut, da fängt der Anschaffungswiderstand bei etwas mehr als 8000 Euro an. Und dann noch die Software-Erweiterungen alle paar Monate für um die 150-200 Euro, die man auch haben muß... die sind aber auch genial...
Die Zeiten, in denen man Fairlight CMI und Synclavier für sechsstellige Markpreise bekam, sind auch vorbei. Gottlob. Zumal man in der Bucht Geräte für ein paar hundert Euro bekommt, die dasselbe können, und zwar besser, schneller und mehr davon.
Extrembeispiel für einen Synthi-Junkie mit so etwas wie einem Liebesleben (ach ja, und 'ne Frau hatte er auch): The Packrat, der sich z. B. nach seiner Scheidung 40 Minimoog Voyagers gekauft hat, um alle Kombinationen aus Gehäusefarbe und Hintergrundbeleuchtung zu haben, und dessen 19"-Rack zum Mißfallen seiner damaligen Frau gleichzeitig durch Fußboden und Decke geht.
Da kommt mir glatt ein Gedanke: [Sex and the City]Was wäre, wenn Carrie Bradshaw auf einmal rausgefunden hätte, daß hinter der gutaussehenden Fassade ihres Lovers Mr. Big ein totaler Synthesizer-Nerd steckt, der das, was jeden Monat an Kohle übrig bleibt, mit einer Besessenheit in seine Instrumentensammlung steckt, die ihre Besessenheit für Schuhe in den Schatten stellt? Hätte sie als Kolumnistin beim Keyboards Magazine angefangen?[/Sex and the City]
Ganz so schlimm ist es bei mir zum Glück nicht. Aber auch ich plane möglichst bis Mitte 2009 wegen meiner Bandaktivität die Anschaffung dreier weiterer Synthesizer, diverser Erweiterungen für einen dieser Synthis, eines neuen 19"-Racks, mindestens eines Multieffektgeräts, eines Rotary-Simulators, einer Aufstellmöglichkeit fürs neue Rack, mehrerer Transportbehältnisse, eines größeren Submixers, mindestens einer weiteren Steckdosenleiste... Und dann kommt der Wiederaufbau meines Heimsetup, das ich für die Band gefleddert hab, also Rack, Mixer, MIDI-Patchbay, evtl. Multieffekt... Vielleicht packt mich dann auch noch das GAS, und außer dem Plan wird noch mehr gekauft... Übrigens schäm ich mich keineswegs, zwei Kurzweil K2000 mein eigen zu nennen; das muß man eh relativieren, einer ist ein Rackmodul der zweiten Generation, einer ein Keyboard der ersten, ich könnte mir ruhigen Gewissens noch was aus der dritten Generation holen und einen VX und einen VP, dann hab ich auch mehr Gründe, Kurzweil-Optionen, RAM und Festplatten zu kaufen.
Ach ja, ich bin der wohl einzige Single in der Band.
Martman