Paar (eventuell leicht satirisch angehauchte) Gedanken zum Thema Keyboarder & Frauen von einem Keyboarder ohne Frau.
Einerseits müßten Frauen auf Keyboarder fliegen. Immerhin sind es meistens die Tastenleute, die am meisten Geld in ihr Equipment stecken, also haben sie es[tm]. Wer einen solchen Gerätepark aufbaut, muß einfach reich sein.
Andererseits, wenn frau ein bißchen nachdenkt, wird sie darauf kommen, daß Keyboarder aus genau demselben Grunde eben gerade nicht wohlhabend sind. Sie pumpen nämlich jeden Cent in Gear. Und wie gesagt, für einen Keyboarder ist der Anschaffungswiderstand bei Gear oft immens. Selbst im Kühlschrank herrscht dann gähnende Leere, und die strukturelle Integrität so ziemlich der gesamten Kleidung läßt zu wünschen übrig, aber die Keyboardburg erstrahlt im Glanze der gebürsteten Oberfläche einer Fantom-G oder im Schein der Leuchtdioden eines Virus TI, weil man(n) wieder einen G.A.S.-Anfall hatte (oder immer noch denselben wie vor n Jahren, der noch nicht abgeklungen ist)...
Klar, viele Frauen schmelzen regelrecht dahin, wenn ein Mann ihnen ein Liebeslied auf dem Klavier vorspielt, vielleicht gar etwas Selbstkomponiertes. Ja, aber das ist dann ein Pianist. Wenn ein Keyboarder das versucht, klingt es hinterher wie She Blinded Me With Science von Thomas Dolby, nur mit moderneren Instrumenten (es sei denn, er hat eine Schwäche für 80er-Jahre-Geräte). Nicht wirklich romantisch.
In Bands, besonders Rockbands, ist der Keyboarder meist das am wenigsten wahrgenommene Mitglied (außer die Band ist zufällig Emerson, Lake & Palmer). Akustisch, weil er nur zum Flächendrücken angeheuert wurde und schön runtergeregelt wird, um Platz für die ohnehin zu laute Eierschneiderfraktion zu machen. Und optisch wegen der klassischen Bandaufstellung. Gesang und Gitarren vorn in der Mitte. Baß wird zur Seite verdrängt. Schlagzeug hinten in der Mitte, evtl. auf einem Podest. Und der Tastenmensch wird in eine Ecke am hinteren Bühnenrand gestellt. Hat er wenig Gear (1 Keyboard), fällt er noch weniger auf. Hat er viel Gear (mehrstöckige Keyboardburg), ist er dahinter nicht mehr zu sehen. Das wird dann zwar seinem Nerd-Dasein gerecht, fördert aber nicht seine Popularität.
Überhaupt, von welcher Sorte Keyboarder reden wir?
Alleinunterhalter? Ich glaub, die Zeiten, in denen Alleinunterhalter allein schon aus finanziellen Gründen, aber auch aufgrund ihrer Show Frauenmagneten waren, sind vorbei, seit DJs authentischere Musik für weniger Geld bieten und dabei cooler wirken. In den 80ern konnten die Jungs noch Stimmung machen und fuhren entsprechend Geriebenes nach Hause und zwar im Mercedes, weil zwar die transportable Orgel (!) in einen Passat Variant gepaßt hätte, die Anlage dann aber nicht mehr. Zugegeben, solche Leute spielen eher nicht in Bands, sie sind ihre eigenen Bands.
Klassisch ausgebildete Konzertpianisten? Üben entweder oder sind auf Tournee. Auf jeden Fall haben sie für Frauen gar keine Zeit.
Las-Vegas-Showpianisten? *an Liberace denk* *Kopf schüttel* Neeeeeeeeeeeee... Obwohl, erfolgreich war er.
Rockorgler? Ich weiß nicht. Meines Erachtens hatte Jon Lord mehr männliche Verehrer, die ihn deswegen verehrten, weil sie auch so spielen können wollten.
Typische Bandkeyboarder? Siehe oben. Solche Leute stehen nur im Rampenlicht, wenn sie entweder Keith Emerson heißen und Messer in Moogs rammen bzw. auf Yamaha-Monstersynthis spielen, die selbst in einen Siebeneinhalbtonner kaum reinpassen, oder für Justin Timberlake spielen. Justin selbst ist hot genug, um selbst mit einem Roland AX-7 Umhängekeyboard noch hot auszusehen (!). Ansonsten werden diese Leute kaum wahrgenommen, selbst wenn sie sich in einer Toto- oder Pink-Floyd-Coverband einen Wolf spielen. Hand hoch, wer weiß, wer den Oberheim OB-Xa bei Van Halen gespielt hat?
Synthesizer-Geeks? Haben noch weniger Chancen als Bandkeyboarder, denn schon die Existenz dieser Individuen ist der Frauenwelt unbekannt. Kein Wunder, denn in der Regel verlassen sie ihre mit elektronischem Instrumentarium zugestellte Bude nur, um mehr Instrumentarium zu kaufen. Selbst dafür oft nicht mehr, immerhin gibt's ja Mailorder. Wenn der Synthi-Geek mal raus geht, dann an Orte, an denen man Frauen vermuten würde. Synthesizerabteilung des größten lokalen oder regionalen Musikgeschäfts (und sei es nur zum Testen), Treffen mit Gleichgesinnten (als wenn es keine Internetforen und kein Instant Messaging gäbe), eventuell mal ein Konzert mit natürlich elektronischer Musik. Und es ist meines Wissens noch keinem Synthi-Geek passiert, daß auf einmal die Traumfrau inmitten seiner Instrumente steht und ihn anspricht: "Upps, hoppla, das ist ja gar nicht meine Wohnung. Hey, was machst du denn da, das ist ja interessant, kann ich mal hören..." Im übrigen haben auch sie in dem, was sie anstelle eines Lebens haben, keine Zeit für Frauen vorgesehen.
Eine Frau, die sich auf einen Keyboarder einläßt, muß sich auf Licht- und Schattenseiten einstellen. Keyboarder sind weder Aufreißer, noch fliegen ihnen die Frauen zu. Kurzum: Er ist treu. Das heißt, zunächst. Irgendwann tritt nämlich die Ernüchterung ein, und zwar bei beiden. Er stellt fest, daß eine Frau an seiner Seite eigentlich immer schon überbewertet war, und sie stellt fest, daß er lieber an den Knöpfen seiner Synthis schraubt als an ihren. Will sagen: Der Keyboarder steigt sicherlich nicht mit anderen Frauen ins Bett. Seine bessere Hälfte kann froh sein, wenn er überhaupt mal ins Bett kommt und sie nicht wieder eine Wolldecke zu ihm ins Studio bringen muß.
Shopping mit einem Keyboarder als männlichem Gefährten kann dagegen einfach sein. Vielleicht wird er sie nicht in jede Boutique und in jedes Schuhgeschäft begleiten, aber es gibt eine einfache Methode, seine Laune zu verbessern. Wenn die Keyboarderfreundin sich einen schönen Tag an der Mönckebergstraße und der Spitalerstraße machen möchte, lädt sie ihren Keyboarder einfach bei Amptown ab. (Geht übrigens auch mit allen anderen Musikern, nur so als Tip.) Wird nur kompliziert, wenn er das Konto schneller belastet als sie, um möglichst weit oben auf die Warteliste für den Waldorf Stromberg zu kommen.
Martman