Was ist eigentlich "zu digitaler Klang"? Warum beschwert sich niemand über "zu analogen Klang?"

Moin zusammen.

Beim Hall sehe ich in erster Linie die Kosten und den Zeitaufwand, weshalb sich Hallgeräte durchgesetzt haben.
In einem realen Raum oder einer Halle mit Mikrophonen den Hall einfangen, ist schon enorm aufwändig. (gibt aber Leute, die zumindest den Gesang so aufnehmen)
In der Klassik macht man das aber i.d.R. noch immer so, dort wird, soweit ich weiß, nichts künstlich verhallt. (Man bucht eine Halle, Theater oder einen Saal für mehrere Tage, und dann wird dort aufgenommen.)
(dort kommen i.d.R. übrigens sehr "neutrale" Preamps, gerne von Millennia, zum Einsatz.)

Ich mag beides, natürlichen und auch künstlichen Hall.

Hier mal eine Live Recording Session (Church Studios) mit Adele...diese Aufnahme treibt mir immer wieder Tränen in die Augen, einfach schön...


Gruß
SlapBummPop
 
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Nachdem hier nun viel Interessantes geäußert wurde, fasse ich es für mich so zusammen:

In der Pop-Industrie gab und gibt es ein Streben nach Poliertheit ohne Fehlertoleranz bei den Produktionen. Alles wird glatt gebügelt, Abweichungen sind nicht "erlaubt", in den Höhen muss es "glitzern" (Air EQ), keine Knackser, kein Rauschen, alle Instrumente werden freigestellt, Maskierungen jederzeit unterbunden und der Hörer wird alle 10 Sekunden mit einem neuen Element oder einer "Wendung" im Song "gehalten", damit ihm, bei der heute so niedrigen Aufmerksamkeitsdauer, nicht langweilig wird. Wahrscheinlich empfinden wir diese Perfektion und Gelecktheit, gepaart mit dem permanenten Triggering, als so unrealistisch kalt und gewissermaßen "leblos", dass wir das mit DIGITALEM KLANG verbinden.

Analog ist für mich der Klang, mit dem ich sozialisiert wurde. Ob Schallplatte oder Tonband, mit Gleichlaufschwankungen (die Modulationen/Bewegung erzeugen, auch wenn man sie eventuell nicht bewußt wahr nimmt), "eingeschränkterem" Frequenzverlauf bzw. weniger chirurgischen Eingriffen bei den EQs, mehr performance-getriebene Aufnahmen mit Unperfektheit im Klang und im Spiel (schnippende Saite, Dead Notes bei einer B3, der vorhandene Raumklang, sanft verzerrte [überfahrene] Preamps usw.), was ich mal MOJO nennen will. Darüber hinaus auch eine größere Dynamik und weniger perfekte Balance. Insgesamt also das was für mich normal und mit der gelebten Realität vergleichbarer ist (nicht nur Schwarz-Weiß, sondern auch graue Zwischentöne). Und deshalb beschwere ich mich nicht über "zu anlogen Klang", er ist einfach gefühlt natürlicher...
 
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Ich glaube, das ist eine verzerrte Wahrnehmung.
Es gibt unfassbar viele Jugendliche, die sich "Den Arsch abspielen", und durch all das kostenlose Wissen und die kostenlose Musik und die billigen Instrumente extrem viel besser sind als es mir in dem Alter jemals möglich gewesen wäre. (...) Vielleicht mag sich der Fokus in Top10-Popmusik etwas von "perfekter Instrumentenbeherrschung" zu "perfekter Selbstvermarktung" verschoben haben. Einen Mangel an guten Musikern kann ich aber nicht erkennen.

Bzgl. der erstgenannten Aspekte bin ich bei Dir; mir sind in den letzten Jahren beim Kauf oder Verkauf von Equipment junge Gitarristen (um die 20 Jahre alt) begegnet, die technisch betrachtet alles in den Schatten gestellt haben, was ich zuvor je aus nächster Nähe miterleben durfte. Da habe ich mich regelrecht für meine eigenen, im Vergleich armseligen "Fähigkeiten" geschämt. Andererseits stellte sich im Gespräch heraus, dass die ihre Skills nicht nur aus dem Internet bezogen hatten - sie waren auch selbst ausschließlich "für" das Web musikalisch aktiv, d.h., sie machten Homerecording und Youtube, hatten aber überwiegend noch nie in einer Band gespielt (meine Standardfrage in solchen Situationen immer: Wo kann ich was von Deiner Band hören?).

So, und da habe ich dann in der Tat mit denen nicht tauschen wollen, also 30 Jahre "semi-professionelle" Banderfahrung mit allem, was da zu gehört, vom Übernachten im JZ in den vollgeschwitzten Bühnenklammotten zu Festival-Auftritten auf großen Bühnen, mal im Asuland zu touren usw.

Ich sehe auch hier die Entwicklung zu "Vermeidung von Imperfektion" (Proberaumkeller, endlose, ermüdenden Kreativ-Diskussionen und -Dispute in der Band, beschissener Bühnensound, besoffene Mitmusiker ...) hin zur "professionellen" Selbstdarstellung im Netz, mit der sich zudem heute ja auch durchaus Geld verdienen lässt, wenn's läuft.

Was die Popmusik angeht: Da ging es natürlich auch in den 80ern schon um "Perfektion", allerdings gab es da noch den "menschlichen Faktor", d.h. die Top-Acts hatten Top-Studio-Musiker am Start - heute staune ich, wenn ich bei Songs, die ich früher als "Plastik-Pop"abgetan habe, genauer hinhöre und feststelle: "Wow, das sind echte Drums - und was für eine coole Basslinie" - und das kam eben nicht "aus der Dose", sondern das wurde von "analogen Wesen" eingespielt. Bsp. Jacksons "Beat it" oder "Billie Jean" mit Toto als "Begleitband" - perfekt produziert, nichts dem Zufall überlassen - und trotzdem groovt das wie Sau. Und so etwas entseht durch menschliche Interaktion, nicht durch "Quantisierung" und Tonhöhenkorrekturen ...

Dass man mit geringeren Budgets mehr machen kann, wenn man kein großes Studio und Musiker bezahlen muss, ist klar. Ich denke, all diese Entwicklung (weniger analog/Mensch/"menschliche Unvollkommenheit", mehr digital/Maschine/Perfektion) gingen, bzw. gehen schon Hand in Hand.

Ich bin da aber gar nicht so "bitter" darüber, ich denke immer: Selbst wenn ab heute gar keine neue Musik mehr produziert würde, so gäbe es bis zum Lebensende noch so viele geile Sachen aus den 60er bis 90ern zu entdecken (und sicher auch in Nischen - das ein oder andere aktuelle), dass ich als Konsument keinen Mangel leiden würde ...

Ich finde aber schon schade, dass die Erfahrung, was es bedeutet, zusammen Musik zu machen (in Echtzeit, mit Fehlern und Imperfektion, aber eben auch - dadurch bedingt? - "Magie") zunehmend unattraktiver zu werden scheint. Naja, der Youtuber ist halt der Pop-/Rockstar von heute. Mal sehen, was danach kommt. Vielleicht empfinden ein paar wütende Mädchen und Jungen den Plastikkram ja irgendwann als "Fake" und schnallen sich verstimmte E-Gitarren um und reißen den Amp auf 10 ... ;-)


PS: Übrigens bin ich schon der Meinung, dass man mit digitalem Equipment weitgehend "analog"/natürlich klingende Produktionen machen kann. Auch hat das digitale Mastering z.B. der Beatles oder Floyd-Alben die Musik nicht ruiniert. Es geht also durchaus, wenn man weiß, was man erreichen will.

Lediglich im Pop-/Rock entspricht das halt momentan nicht dem anerzogenen Hörempfinden der Konsumenten - und würde bei einem Umschwenken wohl erstmal zu akustischen Irritationen führen ...
 
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Ich hatte in den Achtziger und neunziger Jahren einige Kassettenrecorder.
Ich glaube mein Aiwa AD-WX 808 Auto-Reverse Doppel Cassettendeck hat damals 600 DM gekostet und war auch wirklich gut! ...aber bei Aufnahmen meiner Lowden haben die Töne irgendwie ganz leicht vibriert... “geeiert“ wäre zu viel gesagt, aber es hat mich gestört und ich war froh, als ich 1994 so weit war, dass ich mit meiner Soundblaster 32 Aufnahmen auf meinem Rechner mit Cubasis machen konnte und dieses Problem beseitigt war!
Ich hatte mir 1995 dann sogar den portablen Sony Datman gekauft der sowohl über den Mikrofon-, als auch den Lineeingang richtig gute Aufnahmen machte. Ich schloss damals meist die zwei Sennheiser 421 meines Vaters an und ab dann konnte sein Tonband, sein und mein Kassettenrekorder trotz selbst gelöteten RIM-Vorverstärkern mit 128dB Rauschabstand und 0,irgendwas Klirrfaktor einpacken. Das kleine Teil schlug alles!
Es war mit 1200 DM allerdings auch nicht gerade billig gewesen.
 
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Hier mal eine Live Recording Session (Church Studios) mit Adele...diese Aufnahme treibt mir immer wieder Tränen in die Augen, einfach schön...
ja, wirklich einfach schön. Top Musiker nehmen mit Top Analog Technik Live auf: alle zusammen und gleichzeitig. Hoffendlich ohne Overdubs. Da kann man dann auch sehen wer was kann...
Das hör ich mir dann auch gerne von CD an in ADD oder AAD

P.S.: Hall vom digitalen Spring Reverb meiner SK1 nutze ich schließlich auch, bevor ich alles in ein Röhrenleslie jage. :cool: :m_key:
 
Der Begriff Latenz-Nazi trifft den Vogel durch die Brust ins Auge.
[...]
So manches nervt latent, aufgrund von unbegreiflichen Latenzen. Da hat analoger Ansatz die Nase eindeutig vorn.
Vince Clarke hat genau deshalb nie MIDI verwendet: Es hat Latenzen. Und je mehr man da durchschickt, desto größer werden die. Seit den 80ern arbeitet er in Hardware nur mit analogen Steuerspannungen, da passiert alles sofort.

Aktuell sind wir eher in der Recording-Ecke und der Spielwiese des Toningenieurs. Das Thema Workflow und Möglichkeiten sind da sicher ausschlaggebend. Man kann heute fast alles so hinbiegen oder "perfektionieren", wie man möchte. Plugins, Quantisierung und Pitch-Correction sind sicher verlockende Möglichkeiten, die meiner Meinung nach tatsächlich viel zuviel eingesetzt werden. Damit kann man Musik sehr schnell tot machen und beliebig klingen lassen. Hier ist die die Kunst, nicht alles zu nutzen, was möglich ist.
Für mich selbst halte ich mich da eher an 70er/80er-Jahre-"Tugenden", was den Einsatz von Hardware für alles ja erst möglich macht. Man hatte ja damals nicht nur nicht die technischen Möglichkeiten von heute, sondern vor allem nicht in solchen Mengen. Man hatte beispielsweise eben nur 24 Spuren zum Aufnehmen und nicht hunderte. Man hatte nur das eine 480L oder das eine Bricasti, und selten hatte man "sowohl als auch", weil die Dinger schweineteuer waren. Vom Jupiter-8 hatte man auch nur einen, und den mußte man per Hand spielen, weil der kein MIDI hatte. Dito Prophet-5, weil man sich den gekauft hat, bevor der Rev. 3.3 mit MIDI rauskam. Auch das ganze andere elektronische Gerödel, das man noch aus der Zeit vor MIDI hatte, konnte nicht an einen zentralen Sequencer gehängt werden, aber es war trotzdem noch gut.

Und wenn man nicht gerade Phil Collins hieß, hatte man auch nicht jede Drummachine, die je rausgekommen war, mal abgesehen davon, daß die gar nicht alle miteinander synchronisierbar waren. Heute kann man die alle gleichzeitig lustig durcheinander mit einem einzigen Drum-Plugin oder mit einem einzigen Hardware-Drumsampler erschlagen. 808-Kick, 909-Hi-Hat, Drumtraks-Snare, Linn-Toms, vielleicht noch bißchen Geklapper von sechs semiobskuren 70er-Drummachines usw. Das mach ich z. B. auch nicht. Erlaubt ist bei mir eine (1) Drummachine plus, wenn es paßt, optional Simmons.

Lustigerweise wird dieser technische Overkill sogar dann noch eingesetzt, wenn es nach 80er klingen soll. Nur hätte man dafür damals eine ganze Scheune* pickepackevoll mit Geräten stellen müssen, ganz zu schweigen davon, daß sich der ganze Kram selbst dann nicht amortisiert hätte, wenn man darauf Michael Jackson oder Madonna produziert hätte.

*von der Sorte, wo sie in Schleswig-Holstein im Winter Segelboote drin einlagern – gehört aber einem Bauern und ist als Scheune eingetragen

Tja.
Klingt ein Hallgerät von Lexicon steril? Eigentlich war ja mal die Idee, dass solche Kisten einen realistischen Raum imitieren sollen. Der Klang von künstlichem Hall, den wir alle gewohnt sind aus der U-Musik, ist ja ein eigentlich ein trauriger Beleg des Scheiterns von Technologie :)
Und - wir mögen es trotzdem lieber als einen echten, natürlichen Raum, in vielen Fällen.
Pack auf eine Linn-Snare einen sauteuren Faltungshall, der eine Server-CPU zum Schwitzen bringen könnte. Klingt nett, aber eben nur nett.

Pack auf eine Linn-Snare ein räudiges altes Yamaha REV50, und die Sonne geht auf, weil das so ballert, wie es ballern soll.

Und auf die Gefahr hin, hier Leute zu triggern, schließe ich den Post mal mit einem potentiellen Reizwort: Shimmer-Reverb.


Martman
 
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Ich habe auch schon Situationen erlebt, wo sich Leute über einen "zu analogen" Klang beschwert haben oder zumindest irritiert waren. Das waren Konzerte von Bands / Künstlern aus dem Elektro-Industrial-Bereich (z.B. Suicide Commando), die üblicherweise alles digital machen, jedoch auf besagten Liveauftritten ein echtes (also akustisches) Schlagzeug statt den gewohnten E-Drums zum Einsatz brachten. Das klang unerwartet und an der Reaktion im Publikum konnte man deutlich ablesen, dass einige damit nicht einverstanden waren. Ich denke, es hängt - wie fast immer - eben auch viel von der Erwartungshaltung des Hörers ab.
 
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Da ging es dann aber mehr um akustisch vs. elektronisch, als analog vs. digital, oder?

Gruß,
glombi
 
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Da ging es dann aber mehr um akustisch vs. elektronisch, als analog vs. digital, oder?

Gruß,
glombi
Ja... wobei ich mich gerade frage, wie das Publikum reagiert hätte, wenn der exakt gleiche Sound des akustischen Schlagzeugs von einem Synthesizer erzeugt worden wäre ...
Da sonst in diesem Genre generell viele Effektspielereien verwendet werden und bei dem Schlagzeug auf jegliche Verfremdung verzichtet wurde, kam das Ganze tatsächlich recht "analog" rüber - vielleicht könnte man auch "unplugged" dazu sagen, wobei das bei rein elektronischer Musik irgendwie paradox wäre :D
 
Aber analoge Drummachines a la TR-808 sind doch in dem Genre quasi ein Muss, oder liege ich da falsch?
 
kannte den Musiker namendlich nicht, beim googeln fand ich dieses Bild. Denke das müßte MIDI Equipment sein, oder?
Gründer von Depeche Mode, hat das Debütalbum Speak & Spell komponiert und ist noch vor dessen Erscheinen wieder ausgetreten, später Gründer der Synthpop-Duos Yazoo (mit Alison Moyet) und Erasure (mit Andy Bell).

Das auf dem Bild ist allenfalls USB-MIDI und außerdem in einem Live-Kontext. Zumindest im Studio hat Clarke immer analogen Steuerspannungen gegenüber MIDI den Vorzug gegeben.

Da ging es dann aber mehr um akustisch vs. elektronisch, als analog vs. digital, oder?
Wer selbst mit elektronischer Musik bzw. elektronischen Instrumenten nichts am Hut hat, für den ist das dasselbe.


Martman
 
Hm, das beantwortet zwar meine Frage nicht, aber wir können so jemanden ja mal suchen und fragen?

Gruß,
glombi
 
Das auf dem Bild ist allenfalls USB-MIDI und außerdem in einem Live-Kontext. Zumindest im Studio hat Clarke immer analogen Steuerspannungen gegenüber MIDI den Vorzug gegeben.
USB 1.0 als universelle Schnittstelle haben wir seit 1996, vorher gab es viele verschiedene Schnittstellen, die mehr oder weniger Hersteller spezifisch waren. Wir haben viel Zeit damit verbracht neue Schnittstellen zu programmieren oder anzupassen. MIDI bleibt aber immer digital, dafür ja wohl das D im Wort.
"Clarke hat immer..." schreibst Du, gibt es dazu Quellen?
Depeche Mode war 1981, also 15 Jahre vor USB 1.0.
Elektronische Musik hat es natürlich schon weit vorher gegeben, siehe Robert Moog und andere. Man mußte selber bauen und experimentieren, siehe Düsseldorfer Elektronik Szene mit Kraftwerk u.a. Verbindungen zur Berliner Szene etc.
 
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Das auf dem Bild ist allenfalls USB-MIDI und außerdem in einem Live-Kontext. Zumindest im Studio hat Clarke immer analogen Steuerspannungen gegenüber MIDI den Vorzug gegeben.

Hier gibt es ein Video über Clarkes Studio von vor ziemlich genau 12 Jahren.
Da sieht man einerseits (USB-)MIDI-Equipment auf dem Tisch in der Mitte herumstehen und ab 11:00 geht wird auch MIDI erwähnt, worauf Clarke auf die Frage antwortet, ob da ein ein "verrückt langes MIDI-Kabel" verlegt wäre: "No, there's a MIDI, aaahm, ahm, aaah, ... distributor...".

Und ein aus meiner Sicht viel größeres Problem als winzigste MIDI-Latenzen dürften doch die ewigen Probleme mit den Steuerspannungen, vor allem in Verbindung mit den sich ständig verstimmenden spannungsgesteuerten Oszillatoren sein?

Lustigerweise sagt er über jedes (wirklich ausnahmslos jedes!) seiner Modularsysteme "pretty unstable" und seinen Moog Modular hat er vor allem deshalb nicht mehr, weil er die Stimmung nicht in den Griff bekam.

Vince Clarkes Name taucht auch in Zusammenhang mit einem Autotune-Eurorack-MIDI-to-CV/gate-converter auf, der automatisch seine Steuerspannungen kalibrieren kann, indem er einen "Stimmlauf" mit den angeschlossenen Synthesizern macht.

Viele Grüße
Torsten
 
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Und so jemandem wie Vince Clarke würde ich auch zutrauen, die MIDI-Datenmengen gering zu halten oder ggf. mehrere MIDI-Ports zu verwenden, falls echt Timingprobleme auftreten sollten. Haben wir doch alle in den 80ern/90ern so gemacht ;)
 
Anbetracht der Tatsache, dass MIDI weder digital noch analog klingt, haben wir uns jetzt doch etwas von der Ausgangsfrage entfernt…

Gruß,
glombi
 
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Haben wir doch alle in den 80ern/90ern so gemacht ;)

Jetzt, wo Du es sagst...
Ich hatte in den 90ern tatsächlich massive Probleme bei der MIDI-Ansteuerung meines Voce-V3-Hammond-Soundmoduls.
Das Ding war seinerzeit revolutionär und richtungsweisend, aber die Kombination aus
  • ständigem Herumspielen an den Zugriegeln
  • ständige Bewegung des Expression-Pedals (das muss so!)
  • manchmal Cluster und Glissandi mit extremer Polyphonie
  • alles bei zwei Manualen und Pedal (incl. natürlich MIDI-Merger)
  • und dann zu allem Überfluss auch noch Aftertouch!!!
Da konnte es schon leicht mal eng werden und erst, als sich den Aftertouch deaktiviert hatte (der wurde halt einfach von den Manualen mitgesendet) und nach Herumbasteln am MIDI-Merger ging es dann irgendwann irgendwie besser. Betonung auf "irgendwie". :D


Anbetracht der Tatsache, dass MIDI weder digital noch analog klingt, haben wir uns jetzt doch etwas von der Ausgangsfrage entfernt…
Upps, ja, stimmt... :embarrassed:

Obwohl: MIDI "klingt" natürlich per se überhaupt nicht, aber wenn das digitale serielle Protokoll für merkliche Latenzen sorgt, hat das hörbare Auswirkungen, und um diese hörbaren Auswirkungen ging es ja. Also schon klanglich relevant.
Und wo zieht man wirklich die Grenze?

Im Clarke-Video ist auch ein wunderschönes Pärchen zu sehen: Die gute alte Juno und direkt darunter ihr Göttergatte Jupiter. Das sind fraglos beides Analog-Synthesizer, aber was ist mit den Juno-DCOs!? Ist ein digital kontrollierter Oszillator eigentlich noch analog genug im Sinne der Verordnung oder klingt der vergleichsweise digital und tot? Oder war man nicht eher dankbar, dass man endlich die ewigen Probleme mit der Stimmhaltung in den Griff bekam?

Viele Grüße
Torsten
 
..., haben wir uns jetzt doch etwas von der Ausgangsfrage entfernt…
?
Guter Punkt. Selbst wenn Midi Latenzen erzeugen kann, hat das doch keinen Einfluss auf den Klang. Ich denke, dass den TE eher die Frage nach der Umwandlung eines Analoges Signal in ein Digitales mit all den 'unschönen' Begleiterscheinungen, vor allem bei den mittlerweile komplexeren Emulationen, wie sie bei Amp-Modellern umgesetzt ist, getrieben hat. Midi hat damit gar nichts zu tun, auch wenn man damit Klangerzeuger ansteuert, die im herkömmlichen Sinn, kein 'analoges' Musikinstrument ansteuern. Aus meiner Sicht ist ein elektronisch erzeugter Piano-Sound bereits eine digitale Abbildung eines Klaviers, oder ein E-Drum ein digitalisiertes akustisches Drum-Set. Nur sind das mittlerweile etablierte Musik-Instrumente, die man - und das wurde bereits jahrelang gemacht - analog aufnehmen kann.
 
Guter Punkt. Selbst wenn Midi Latenzen erzeugen kann, hat das doch keinen Einfluss auf den Klang. [...] Midi hat damit gar nichts zu tun [...]

Tut mir leid, würde ich trotzdem nicht so sehen.
Wenn Latenzen, zumal in einem seriellen Protokoll, zum "Kleckern" führen, hat das ähnliche Auswirkungen auf den Klang wie bei einem Gitarrenakkord, bei dem auch nicht alle Töne genau gleichzeitig kommen, sondern in extrem schneller Folge nacheinander, in der Reihenfolge, in der die Saiten angeschlagen werden.

Es gibt aber noch einen weiteren, viel extremeren klang-beeinflussenden Punkt bei MIDI: die meisten Controller-Werte lösen in einer 7-Bit-Genauigkeit auf, es gibt also nur 128 Stufen. Das ist sehr wohl hörbar, wenn man z. B. einen Filter damit steuert. Im Gegensatz dazu sind analoge Steuerspannungen praktisch stufenlos.

Dahingegen sind doch heute die Auflösungsprobleme bei der digitalen Signalwandlung wirklich nicht mehr wahrnehmbar.
Und streng genommen ist die Natur ja überhaupt nicht analog/stufenlos, sondern, spätestens seit der Quantenphysik, anerkannt diskret gequantelt.
Nix "kontinuierlich!" Alles diskrete Werte mit Sprüngen dazwischen!

Das geht ja schon ganz einfach los, wenn man sich klarmacht, dass Strom auch nur in Form von Elektronen fließt, die alle ihre Ladung haben (eben eine Elektronenladung), da ist auch nix "kontinuierlich".
Nur ist die Auflösung eben so gut, dass man es nicht wahrnimmt.
Und genau hier verschwindet der wahrnehmbare Unterschied zwischen analoger und digitaler Signalverarbeitung, sobald die Digitaltechnik ausreichend fein auflöst. Und bei Wahnsinns-Samplingfrequenzen von 192 kHz bei 24 Bit oder mehr ist jeder scheinbar wahrgenommene Unterschied näher an Irrationalität und Einbildung als an Objektivität.

Im Gegensatz dazu ist aber ein 128-Schritte-Hoppel-Filtersweep, verursacht durch MIDI-Ansteuerung, jedoch durchaus deutlich hörbar.

Viele Grüße
Torsten
 

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