Was ist eigentlich "zu digitaler Klang"? Warum beschwert sich niemand über "zu analogen Klang?"

Die Analogien zum Digital-TV/Radio finde ich super, Danke!

Ich denke es ist schon rübergekommen, dass ich digitale Klangerzeugung und -verarbeitung heute für so gut halte, dass für mich viele Gründe dafür sprechen: Die klangliche Qualität und auch Abbildungstreue ist heute auf einem in mindestens 97% der Fälle mehr als ausreichend gutem/hohen Niveau. Die Kosten für Gerätschaften und Software machen guten bis exzellenten Klang und unendliche Möglichkeiten für fast jedermann bezahlbar. Die Anzahl der damit umsetzbaren Lösungen ist schier endlos, was eine unglaublich hohe Flexibilität bringt. Die Geräte sind außerdem heute extrem kompakt, leicht und platzsparend.

Ein erträglicher Nachteil ist das digital bedingte "geht" oder "geht nicht". Analogsignale oder -speicher verschlechtern sich langsam oder nur partiell und bleiben daher noch lange nutzbar, wenn auch mit Einschränkungen. Digitale Signale fallen bei zu schwachem Pegel einfach aus, oder Dateien sind auf Grund einzelner Bit-Fehler plötzlich komplett unbrauchbar. Da die Signale aber bis zu diesem Punkt immer gleichbleibend hohe Qualität haben, kann ich mit diesem Risiko leben. Backups in verschiedener Form können hier ja Sicherheit schaffen.

Was mich total auf die Palme bringt sind aber EIn-/Umschalt- oder Ladezeiten und die Verarbeitungs-Latenz. Letzteres habe ich ja schon ausgeführt. Latenz ist leider etwas, was nur bedingt durch Rechenleistung und Speicherplatz kompensiert werden kann, da sie eine direkte Funktion von Sample-Rate und Buffer-Size ist. Mehr Rechenleistung kann helfen, diese gering zu halten, aber nicht grenzenlos. Diese Latenz wird also nie verschwinden.

Die Lade- und Umschaltzeiten sind heute manchmal leider extrem störend. Ein Kronos braucht ca. 2 Minuten zum Booten, ein leeres (!) Projekt in Garageband mehrere Sekunden zum Laden. Mein TV 2-3 Sekunden zum Umschalten von einem Sender zum Nächsten. Bei meinem alten TV habe ich in der Zeit alle Sender durchgezappt und mich für ein Programm entschieden. Der Neue entgeht deshalb regelmäßig nur einem Abflug durchs geschlossene Fenster oder einem Steckschuss durch die Fernbedienung... Gut, dafür habe ich 3.000 stat 30 Programme zur Auswahl, von denen ich 2-3 schaue... Dabei gäbe es hier Möglichkeiten, dies durch genügend CPU-Leistung, schnellen und genügend Speicher und vor allem effiziente Programmierung (z.B. prädiktives Puffern) erträglich zu gestalten. Aber daran haben gerade Hersteller von U-Elektronik aktuell noch nicht genügend Interesse.

Ein letzter Aspekt gegen die Digitalisierung von Musikequipment ist natürlich die Nachhaltigkeit. Alle 2-3 Jahre kommt der neue heiße Shit auf den Markt, den man haben muss, weil noch besser, originalgetreuer, vielseitiger... Dabei landet vieles leider direkt im Elektro-Schrott. Da haben analoge Instrumente, die auch nach Jahrzehnten noch Liebhaber und Nutzer haben, eine eindeutig bessere Bilanz. Auch ist der Energieverbrauch digitaler Lösungen leider viel Höher. Auf Grund der beanstandeten Ladezeiten lässt man viele Geräte auch lieber mal laufen, als sie bei Nichtnutzung schnell mal auszuschalten...

Das Thema ist halt nicht so "Schwarz/Weiß" wie die Digitaltechnik selbst. Klangqualität ist dabei für mich in der Regel aber kein Thema mehr, eher die Usability und Nachhaltigkeit. Und ich muss zugeben, dass mich gerade Softwarelösungen mit ihrer Komplexität mittlerweile einfach auch überfordern, obwohl ich mich als seh Technikaffin betrachte. Aber ich habe einfach nicht mehr die Zeit dafür...

Gruß,
glombi
 
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Guten Morgen "glombi".
Trifft es schon sehr gut, was du schreibst.
Was mich aber auch total an dem Digital-Thema abtörnt, ist diese brutale Zeitverschwendung (ich will musizieren, üben usw.)
Und dann dieses Update, Lizenz, womöglich mit Knebelvertrag, Gedöns. Da krieg ich 'nen Pickel!
Ich verzichte daher aktuell auf DAW und Rechner daheim. (ich hab einen Recorder, Tascam DA-3000, fertig.)
Ja, ich kenne die Vorzüge der Digitalen Welt, werde aber auch live, so ich den mal wieder in einer Band spiele, weitestgehend analog bleiben. (Anm.: ich bin kein Berufsmusiker!)
Ja, PA geht auch heute noch analog und kann tierisch ballern. (z.B. die Lautsprecher von "KV2 Audio".)

Und wenn ich mal etwas veröffentlichen will, dann gönn ich mir den "Luxus" und gehe in ein Studio.

Gruß
SlapBummPop
 
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Eine Bootzeit von 2 Minuten und Umschaltzeiten von 2-3 Sekunden würden mich ebenfalls stören!
Meinen Line 6 POD HD500 habe ich seit 2012 im Einsatz und bin weiterhin mit seinem Klang zufrieden! Er ist schneller spielbereit als ein Röhrenverstärker und seine Latenz ist für mich nicht spürbar. Außerdem funktioniert er mit all meinen Instrumenten wunderbar zusammen und ich kann mich auf die Musik konzentrieren.
Software-Lösungen mag ich irgendwie nicht. Ich will die Dinge live einsetzen können, mich gut damit auskennen und weniger einstellen, da ich viel lieber spielen will.
Unser Fernseher und unser Doppel-Sat-Receiver/DVD/BlueRay/Festplatten-Recorder sind von Panasonic und haben beide Umschaltzeiten von vielleicht 0,3 Sekunden. Gekauft haben wir sie etwa 2011, oder 2012.
Daran sieht man auch, dass ich viele Dinge gerne lange verwende. Dann beherrsche ich sie gut und sie sind Mittel zum Zweck.
 
Was mich aber auch total an dem Digital-Thema abtörnt, ist diese brutale Zeitverschwendung (ich will musizieren, üben usw.)
Und dann dieses Update, Lizenz, womöglich mit Knebelvertrag, Gedöns. Da krieg ich 'nen Pickel!
Das ist ein weiterer interessanter Aspekt, Geht mir ähnlich. Allerdings liegt es wohl auch ein Stück weit an mir selbst, dass ich immer die neueste Version haben muss, oder mal wieder ein anderes Programm ausprobieren will. Wenn ich ehrlich bin, habe ich die durch Updates gelieferten Verbesserungen eigentlich selten als Problem wahrgenommen...

Dem muss man aber entgegenhalten, dass analoge Instrument auch Pflege und "Updates" benötigen. Eine Geige muss vor jeder Session gestimmt werden. Beim Saxophon muss ich mein Blättchen anfeuchten und spielbereit machen, nach dem Spielen alles trocknen. Für ein Klavier muss ich alle 6-12 Monate einen teuren Klavierstimmer kommen lassen. Ein Gitarre braucht auch immer wieder frische Saiten... Und erst die Zeit, die man man "Optimieren" seines Pedalboards verdaddeln kann. Insgesamt würde ich diesbezüglich daher sagen: Unentschieden...

Gruß,
glombi
 
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Klar, Pflege brauchen auch Instrumente. Bei mir sind das jedoch meist Saitenwechsel und gelegentlich mal die Tasten putzen, dass beschäftigt mich aber nur wenige Minuten.
(Hände waschen vorm benutzen hilft auch viel!)
Wer sich aber alle paar Jahre einen neuen Audiorechner zulegt oder mal wieder auf ein neues Betriebssystem "darf", der kann nicht selten ein paar Tage dafür einplanen.
Besonders bitter, häufig läuft/funktioniert das ein oder andere Programm/Plugin o.ä. erst einmal nicht mehr und man darf warten, bis der Hersteller reagiert hat.
Und irgendwann dann, Freude herrscht, ist wieder ein Update des jeweiligen Programms/Plugins fällig.

Ach ja, und die "ollen" Saiten sind dann auch noch auf meinen Instrumenten oder die Tasten zu putzen.

Gruß
SlapBummPop
 
Es gibt ja auch noch digitale stand-alone Musikintrumente, z.B. Digital-Pianos oder Synths. Die kann man ein Leben lang so nutzen, wie sie ausgeliefert wurden. Selbst wenn da mal ein FW-Update rauskommen sollte, so in der Regel optional...
 
Sowas hab ich auch.
Zwei Grooveboxen von Akai. Eine MPC-X und eine Live II. (sind quasi meine Metronome, machen richtig Spaß!)
Die Updates der Akai Grooveboxen sind übrigens sehr einfach und fix erledigt, keine 10 Minuten.

Aber, mit meiner Akai MPC-X, hatte ich richtig Ärger. Dass Ding zickte fast ein Jahr lang. Ich durfte das Teil 4 x einschicken!

Gruß
SlapBummPop
 
Ich weiß nicht wer es schon geschrieben hatte... Das analoge Hörempfinden hat meiner Meinung nach mit Sättigung/Verzerrung zu tun, die wir als angenehm empfinden (Bandsättigung, übersteuerte Preamps u.ä.). Sättigung oder Saturierung ist das Hinzufügen von Obertönen bzw. harmonischen Obertönen zum Ursprungssignal. Für mich klingt es dadurch weniger harsch und auch etwas "dichter". Zusätzlich hebt die Saturierung den RMS-Pegel eines Signals an, was es dann lauter klingen läßt, aber den Peak nicht beeinflußt. In diesem Zusammenhang finde ich das Update 3.1 von Line 6 sehr interessant, denn dort gibt es jetzt eine Bandmaschinen-Simulation, die genau das macht, was ich oben beschrieben habe. Im Mixing verwendet man heute fast auf jeder Spur ein Saturation Tool. Das geht jetzt auch bei den Line 6-Geräten und bringt diese Geräte damit näher zur analogen "Klanglichkeit", wenn man sie zu handhaben weiß. Aus meiner Erfahrung gewinnt fast jeder Sound durch das hinzufügen von Obertönen, es wird "weicher" und "natürlicher.
 
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Ich finde die Anlehnung oder den Ansatz des digitalen Nachbaus, Nachahmens von "Effekten" aus der analogen interessant.
Hab auch noch meine Tascam 52 behalten und die entsprechend eingesetzt. Erstaunlich was da zu "entdecken" ist..
Also die Nachahmung von analogem scheint ein Grossteil der digitalen Bestrebungen inzwischen zu sein,
natürlich auch verständlich es wurde ja schon so vieles in der vordigitalen Zeit entwickelt.

Was halt trotz aller Ansätze und Fortschritten in den Rechenmodellen inzwiwschen gelingt, analog heisst halt
dass die Parameter zum Teil baubedingt einer gewissen Willkürlichkeit unterliegen, nimmt man z.B. Bandsättigung oder Röhrenverhalten,
das dann weiter in die tiefe in die Feinheiten haut. Also die Mandelbrot-geschichte, das Fraktale findet sich auch hier, selbst im Rauschen..

Nett finde ich auch dann immer die Anlehnungsstrategien die man auch in anderen Bereichen findet, nimmt man z.B. die vegane Mettwurst
oder das voll-vegetarische Beefsteak..

Die Entwicklung wird weitergehen, dennoch erscheint es halt auch aufwändig komplexe analoge Ketten zu simulieren.
nehme ich z.B. einen ollen JBL mit einem 421er vorne links ab, dazu noch eine Beyerbändchen in anderem Abstand und Winkel für mehr
Fleisch und dann noch ein Raummikro von Schoeps, jeweils mit verschiedenen Mic-Amps, dann möchte ich das Plugin mal sehen, das mir diese Situation
entsprechend nachzbilden weiss. Nicht dass es nicht möglich wäre..

Vermutlich wird aber auch eine Real-doll in 30 Jahren so "authentisch" gebastelt werden können wenn die Summe keine Rolle spielt.
Ob es dann aber das gleiche ist wenn diese plötzlich aber über Migräne klagt, das wird gottseidank jemand anders als ich rausfinden müssen..
 
Fällt mir gerade noch dazu ein: Ein Freund von mir erstellt Werbevideos. Irgendwann haben sie mal einen Ariel-Werbung-Clip aus den 70ern - wer kennt sie noch, die Clementine - ...
Auf jeden Fall hatten sie lange hin und her probiert, wie sie den 'Sound' von damals wieder reproduzieren könnten, damit's halt wieder so klingt wie früher. Mit Equing sowie verschiedenen Plugins für Bandsättigung waren nur bedingt befriedigende Ergebnisse erzielbar. Am Ende haben sie die digital produzierte Aufnahme auf einem alten Tonband aufgenommen, dann nochmal auf ein Tonband überspielt, und kamen so der Sache dann schon relativ nahe ;)
 
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Tonband ist aber nicht einfach nur "Tonband".
Mir ging's genau andersrum. In den Achtzigern habe ich einige Aufnahmen gemacht, die ich auf eine Revox A77 (oder B77, irgend sowas halt) meines Musiklehrers mischen durfte.
Eigentlich ein gutes Gerät, aber schon damals hatte ich ein leichtes Unbehagen bei mir ausgemacht, weil mir das Ding zu sauber, klinisch klang. Mir kamen die Resultate immer ein wenig körperlos vor. Auf anderen Geräten ging's mir teils besser.
Denselben klinischen Charakter kannte ich auch aus einem Studio mit 24-Spur-Bändern.

Ich konnte es damals noch nicht wirklich formulieren, aber dieselben Ausdrücke habe ich dann später bei der Einführung von Digitaltechnik von anderen wieder gehört und wurde sofort an diese Tonbandzeit erinnert.
Ein Tonband an sich ist jedenfalls nicht die Antwort.

Und da ich dieselben Arten von Argumenten hören kann bei den Diskussionen um "analog vs. digital", "Röhre vs. Transistor" oder "diskreter Transistor vs. integrierte Schaltung" (bei alten Synthies z.B.) muß ich immer ein wenig süffisant lächeln, wenn ich diese Art Diskussion höre :cool:.
("frei verdrahtet" vs. platinengelötet bei Verstärkern ... so viele Säue in so vielen Dörfern ... ;) )
 
Hallo zusammen,

analoge Preamps (sehr Gute!) können auch sehr sauber Signale und vor allem zackig verstärken.
Was mir aber immer wieder an den wirklich guten Vorverstärkern auffällt ist, die Signale sitzen m.M.n. einfach anders im Mix.
Die Signale sind separiert, kleben nicht zusammen. (es klingt auch nicht dünn/flach oder langweilig.)
Kombiniert man mehrere solcher Vorverstärker auch noch mit einem analogen Summierer (Gain Staging) bekommt man sicher andere Ergebnisse
als wenn man direkt mit Mikro und Instrument in ein AD-Interface geht.

Mir gefällt auch der analoge Workflow also ohne Computer/DAW einfach besser.

Gruß
SlapBummPop
 
Bisher sehe ich meine Aussagen voll bestätigt: Wir sind die unzähligen Unzulänglichkeiten der analogen Technik so gewohnt, dass wir sie lieben oder charmant finden.

Von der Digitaltechnik erwarten wir allerdings eine so hohe Perfektion, (...)

Das ist sicher auch eine Frage der Sozialisation und des Musikgeschmacks: Ich bin mit der Musik meiner Eltern aufgewachsen (Beatles, Hendrix, Led Zeppelin, Floyd - eben die 60er und 70er rauf und runter) und für mich "genügt" ein ordentlicher Plattenspieler nicht nur, um die Musik dieser Ära "aureichend gut" wiederzugeben - es erscheint mir sogar sinnvoll, weil man die Musik dann so hört, wie sie seinerzeit von den Künstlern/Produzenten "gedacht" war. Der Frequenzgang von Vinyl reicht ja z.B. auch locker aus, um eine Rockband abzubilden.

Na, jedenfalls "klingt" für meinen Geschmack im Rock-Bereich nichts heute produziertes besser (wenn denn mal gleich gut ...) als die Produktionen aus den "goldenen HiFi-Zeiten", als sich die Bands Monate in den großen Studios einschließen durften und von "großen" Produzenten und Soundingenieure unterstützt wurden, die ihr Handwerk oft "klassisch" gelernt/studiert hatten.

Mir gefallen auch noch viele Rock-Produktionen aus den 90ern richtig gut, als "das alte analoge Know-How" auf digitale Neuerungen trafen, die ergänzten, aber nicht ersetzten.

Heute dagegen klingt alles so gleichförmig und glattpoliert - man weiß oft gar nicht, ob da "EZ Drummer" am Werk ist oder die echten Drums so gerade gezogen wurden, dass es nach "Dose" klingt - was für mich vom (schlechten) Ergebnis her eigentlich auch keinen Unterschied macht.

Ich denke, die Verfügbarkeit "objektiv" betrachtet "besseren" (digitalen) Equipments geht Hand in Hand mit dem Wunsch nach mehr "Perfektion". Das, was wir "Musik" nennen, bleibt dabei aber oft auf der Strecke.

Mir spricht Rick Beato da aus der Seele:

 
@Kasper666 Da ist ne Menge dran. Ich glaube auch, dass der gefühlte Analog/Digital-Unterschied gar kein Unterschied in der Aufnahmetechnologie ist, sondern einer in der Arbeitsweise der letzten 15-20 Jahre.
Einzelsignale, die von verschiedenen Künstlern zu verschiedenen Zeiten in verschieden gut gebauten Mini-Studios aufgenommen werden, und hinterher zusammengebaut -das ist einfach wesentlich häufiger geworden als live eingespielte Platten, oder zumindest solche, die nacheinander im gleichen Raum aufgenommen wurden. "Brothers in arms" zum Beispiel ist eine komplett digitale Produktion. Über die Musik kann man streiten, aber anständig klingt das Album schon, auch nach heutigen Massstäben. Mir ist da nix "zu digital".

Ob ein guter Mikrofon-preamp ein eigenes Gehäuse hat, oder in ein interface eingebaut ist, ist mir eigentlich egal. Gibt ja genug Beispiele von Preamps in schönen Kasterln, in denen am Ende auch nur ein One-Chip-does-it-all-SSM2017 -Nachfolger und eine ansonsten ziemlich leere Platine verlötet ist.
Dass man einen Scarlett Micpre nicht unbedingt mit einem API312 vergleichen sollte, um den Unterschied Analog/digital rauszuarbeiten, versteht sich wohl von selbst. Und dass es viele gute Gründe gibt, messtechnisch schlechtere Geräte lieber zu mögen, auch. Das liegt dann aber auch wieder nicht an "digital".

Manchmal höre ich Schellacks auf meinem alten Grammophon. Analoger geht es nicht. Ich würde bei einigen Aufnahmen zu gern das Gleiche nochmal mit der heutigen Technik hören können, so charmant so eine Kurbelkiste auch ist.
 
Guten Morgen zusammen.
Ich frage mich inzwischen auch, wer überhaupt noch sein Instrument, seine Stimme, einigermaßen beherrscht.
Wer akzeptiert noch, sich jahrelang täglich mit einem Instrument zu beschäftigen. Heute muss doch alles schnell und "smart" gehen.
Noch vor wenigen Jahren hat man, bevor man in ein Studio ging, erst einmal geübt, geprobt usw.. Nicht selten, bis der Arzt kam.
Heute verlassen sich viele darauf, das der Sound Engineer, dass dann schon irgendwie gerade zieht. (gibt doch Melodyne/Auto-Tune usw.)
Sowas kling einfach anders, als wenn Musiker Monate gemeinsam im Übungsraum verbringen und die Stücke zuvor perfektionieren.

Es freut mich aber, dass es auch wieder Bands gibt, die ihrer Stücke direkt und im Studio (wie früher üblich) gemeinsam einspielen/aufnehmen wollen und diese besondere Atmosphäre
einfangen wollen.

Gruß
SlapBummPop
 
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Ich frage mich inzwischen auch, wer überhaupt noch sein Instrument, seine Stimme, einigermaßen beherrscht.
Ist OT, erinnert mich aber an eine nette Begebenheit vor ein paar Jahren: Wir saßen mit der Band in einer Kneipe. Auf die Frage der Bedienung, ob es heute noch wirklich geniale Gitarristen gäbe, antwortete mein Mit-Gitarrist: "Nun, wir sind wenige...." :D
 
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Ich frage mich inzwischen auch, wer überhaupt noch sein Instrument, seine Stimme, einigermaßen beherrscht.
Ich glaube, das ist eine verzerrte Wahrnehmung.
Es gibt unfassbar viele Jugendliche, die sich "Den Arsch abspielen", und durch all das kostenlose Wissen und die kostenlose Musik und die billigen Instrumente extrem viel besser sind als es mir in dem Alter jemals möglich gewesen wäre. Und auch das Zeug im Radio ist echt viel Arbeit.
Vielleicht mag sich der Fokus in Top10-Popmusik etwas von "perfekter Instrumentenbeherrschung" zu "perfekter Selbstvermarktung" verschoben haben. Einen Mangel an guten Musikern kann ich aber nicht erkennen.

Dass man nicht mehr Monate im Studio verbringen kann, um ein Album zu perfektionieren, liegt einfach daran, dass niemand mehr Tonträger kauft. Die Kohle dafür verdient mit Musik niemand mehr.
 
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@Michi_HH
ich habe nicht gemeint, "dass man Monate im Studio verbringen soll. Sondern "Monate gemeinsam im Übungsraum verbringen und die Stücke zuvor perfektionieren."
bevor man in ein Studio geht!

Gruß
SlapBummPop
 
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@Kasper666 Da ist ne Menge dran. Ich glaube auch, dass der gefühlte Analog/Digital-Unterschied gar kein Unterschied in der Aufnahmetechnologie ist, sondern einer in der Arbeitsweise der letzten 15-20 Jahre.
Ich finde es toll, wie sich so ein Thread entwickelt :great:. Als ich den Anstoß gemacht habe, kam ich gedanklich mehr aus der Instrumenten-Ecke. Also Modeling von Gitarren-Amps und Effekten, Digital-Pianos, Orgeln und Synths. Klingt das steril, oder sind das nur Voreingenommenheiten?

Aktuell sind wir eher in der Recording-Ecke und der Spielwiese des Toningenieurs. Das Thema Workflow und Möglichkeiten sind da sicher ausschlaggebend. Man kann heute fast alles so hinbiegen oder "perfektionieren", wie man möchte. Plugins, Quantisierung und Pitch-Correction sind sicher verlockende Möglichkeiten, die meiner Meinung nach tatsächlich viel zuviel eingesetzt werden. Damit kann man Musik sehr schnell tot machen und beliebig klingen lassen. Hier ist die die Kunst, nicht alles zu nutzen, was möglich ist. Wenn ich aber andererseits eine richtig geile Aufnahme von einer Nummer habe, die aber an einer Stelle total verk...t ist, würde ich mich null daran stören, wenn dass digital "repariert" würde. Kleine Imperfektionen dürfen gerne bleiben, weil sie oft erst den Charme einer Aufnahme ausmachen. Manche "Fehler" wurden im Nachhinein auch übernommen, weil sie einfach besser waren, als die "richtige" Ursprungsidee...

Ein anderer Aspekt ist aber sicher auch, dass die "Innovationsrate" bei Plugins um ein Vielfaches höher ist, als bei HW-Geräten. Die Einstellmöglichkeiten sind auch vielfältiger und vielschichtiger. Man hat also weniger Zeit, sich in komplexere Tools einzuarbeiten und aus der Erfahrung heraus zu wissen, was gut klingt. Vielleicht kann man auch mehr falsch machen, als richtig?

Gruß,
glombi
 
Ich finde es toll, wie sich so ein Thread entwickelt :great:. Als ich den Anstoß gemacht habe, kam ich gedanklich mehr aus der Instrumenten-Ecke. Also Modeling von Gitarren-Amps und Effekten, Digital-Pianos, Orgeln und Synths. Klingt das steril, oder sind das nur Voreingenommenheiten?
Tja.
Klingt ein Hallgerät von Lexicon steril? Eigentlich war ja mal die Idee, dass solche Kisten einen realistischen Raum imitieren sollen. Der Klang von künstlichem Hall, den wir alle gewohnt sind aus der U-Musik, ist ja ein eigentlich ein trauriger Beleg des Scheiterns von Technologie :)
Und - wir mögen es trotzdem lieber als einen echten, natürlichen Raum, in vielen Fällen.

Synthie-Sounds wie z.B. Streicher-Teppiche. Oder E-Pianos. Yamaha CP70. Orgeln, die vermutlich mal Kirchenorgeln imitieren sollten. Alles der Versuch, eine Klangvorstellung kompakt und preisgünstig nachzubilden.
Ich hab keine Ahnung, wo man bei dieser Überlegung aufhören und anfangen soll. Eine verzerrte Gitarre ist ja im Prinzip auch eine massive Fehlbedienung eines Verstärkers. Ab wo da künstlich ist... ?

Dass aus Preis- und Zeitgründen und anderen praktischen Erwägungen ein Klang imitiert wird, ist also eigentlich in der Popmusik systemimmanent.
Ob man das steril findet... puh. Keine Ahnung. Hat man ein Rhodes im Verglech zu einem Flügel realistisch empfunden? Oder "warm klingend"? Vermutlich nicht...
 
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