Was ist "Klangtransparenz"? Wie wird die gemessen?
In der Regel nimmt man dafür die Ohren. Das ist das mit Abstand empfindlichste "Messgerät" das in der Audio Technik bekannt ist. Es hat schon seinen Grund warum in der Entwicklung von Audio Komponenten in der Regel Menschen involviert sind die ein sehr gut geschultes Gehör verfügen.
Eine Reduktion auf reine Messwerte um "guten Klang" zu definieren ist wenig zielführend. Zudem sind sehr guter Rauschabstand und Linearität Faktoren die alle Preamps gut bis sehr gut erfüllen. Das ist in der Tat heutzutage kein Problem mehr.
Es gibt aber keinen kausalen Zusammenhang zwischen einem Verstärker der bezüglich technischen Parametern optimiert wurde und dem was das menschliche Ohr als angenehmen, guten, schönen oder transparenten Klang wahrnimmt.
Wäre das so wäre die Lösung einfach: man nimmt eine für akustische Messungen gebauten Verstärker. Der ist maximal optimiert was die technischen Werte angeht. Und schließt ein Messmikro an. Noch einen EQ dazwischen der die Kennlinie des Mics linearisiert und schon haben wir die Mic - Verstärker Kombination die den Messfreaks zur folge ja dann maximal gut klingen müsste da maximal optimiert was den Frequenzgang und die Linearität angeht. Man braucht auch nur noch diese Kombination für alle Anwendungszwecke. Denn das ist ja den Messfreaks zur Folge das Ideal. Alles andere könnte man dann ja in der DAW wieder zurechtrücken.
Aber halt? Wieso müsste man das tun? Weil es mit Sicherheit für das menschliche Ohr total Shitty klingen würde. Das kümmert sich einfach nicht um Linearität und auch nur begrenzt um Rauschabstand. Da sind es ganz andere Kriterien, die den guten Klang ausmachen.
Hart und weich zum Beispiel wird Messtechnisch erfasst durch die Messung des Impulsverhaltens. Wie schnell und genau eine Micro - Verstärker Kombination den Anstieg eines Signales abbilden kann.
Eine kurze Erklärung dazu im Netz.
Kalt oder war wird definiert durch
- ungrade Harmonisch --> eher kalt
- gerade Harmonisch --> eher hart
Transparenz ist die optimierte Darstellung des Klangs in ALLEN Fassetten. Für den Hörer der Eindruck, er ist mitten im Geschehen oder auch "sitzt direkt vor dem Instrument".
Hören als solches ist ein psychologisches Phänomen. Das findet im Hirn statt. Weshalb eine auf wenige Parameter begrenzte, rein messtechnische Bewertung von "gutem Klang" von vorne rein zum Scheitern verurteilt ist.
Trotzdem gibt es viele Erkenntnisse darüber die der interessierte Leser finden kann wenn er nach "
Psychoakustik" sucht. Oder einigen Vorlesungen zum Thema in einer Fachuni als Gasthörer beiwohnt.
Irgendwo weiter oben war noch zu lesen, dass Moderne Preamps völlig ausreichend sind da sie die Klangquelle sehr gut abbilden können und man den Rest dann in der DAW machen könne. Deshalb wären Preamps die Färbung oder was auch immer reinbringen unnötig.
Stimmt. Das kann man so machen. Man kann es aber auch anders machen. Und das wird auch so gemacht. Man kann schon während der Aufnahme eine Entscheidung treffen für den Sound einer Quelle, so wie sie dann später in der Mischung gewünscht wird. Hier ist einfach die Einsicht vorhanden, dass während des Aufnahmevorgangs, falls der im Overdub Verfahren stattfindet und nicht Live, alle Musiker die nach dem ersten Instrument einspielen von dem beeinflusst werden, was sie während des Einspielen hören. Da wird dann auch so lange gedreht bis das, was aufgenommen wird sich harmonisch in das einfügt, was schon da ist.
Bei der Methode ist nach dem letzten Take schon ein sehr gut klingender Rohmix vorhanden.
Das komplette Gegenteil von "erst mal aufnehmen und dann weitersehen" = Fixit in the Mix.
Da kann man natürlich auch mit eine Kombination RME - Plugins machen. Wird aber schon schwierig wegen der Latenz. Die ist Gift im Aufnahmeprozess. Oder man nimmt UAD mit entsprechenden Plugins. Oder andere Interface - Plugin Kombinationen mit DSP Unterstützung.
Oder man nimmt eine Kombination Mic - Vorverstärker, die genau das macht was man sich vorgestellt hat. Und das sind dann bestimmt nicht mehr die Linearverstärker aus Interfaces.
Musik aufnehmen ist eine künstlerischer und kreativer Prozess. Messwerte sind da letzte, was dabei interessant ist.