Sorry, aber Du vergleichst hier Hardware aus den 60 - 80er Jahren mit OP Amp basierten Vorstufen.
Ja, weil das im Wesentlichen der Unterschied zwischen dem ist, was hier als "High End Mikrofonvorverstärker" gehandelt wird. Oder etwa nicht?
50er/60er: Röhrentechnik, Übergang zu Halbleitern (im Messgerätebau früher, beim Consumerzeug später weil Röhren damals billiger waren). Beispiele? Telefunken V72, V76 sowie UA610 usw
60er/70er: Transistortechnik, Übergang zu OP-Amps. Beispiele? V676, API 312, SSL 4000, Neve 1073
70er/80er: Transistortechnik, OP-Amps !!! Beispiele? SSL 4000 (!!!), SSL 9000 und viele andere.
Mit den Übertragern ist es auch so ne Sache. Die machen alle möglichen Effekte, die man nicht haben will, aber bei den älteren Schaltungen war ein Übertrager in Summe billiger als eine Ladung anderer Bauteile und er war damals auch die sinnvollere Lösung in Bezug auf Gleichtaktunterdrückung (Brumm!) und Anpassung der Impedanzen von Mikrofon und Verstärker sowie Verstärker und Leitung.
Die Schaltungtechnik wurde ja nicht einfach auf Eis gelegt nur weil jemand ICs erfunden hat.
Nein, die Schaltungstechnik wurde nicht auf Eis gelegt - besonders im Bereich der integrierten Schaltungen hat sich SEHR viel getan. Bei den Transistoren usw natürlich auch, aber das geht in Bereiche, die für die Audiotechnik irrelevant sind.
Warum glaubst du ist im SSL4000 kein einziger Transistor im Mikrofonvorverstärker sondern nur OPs? Weil die Entwickler der Meinung waren, dass das ein paar Cent spart, obwohl OPs damals im Vergleich zu Transistoren verdammt teuer waren? Oder vielleicht, weil das Ganze so das Designziel besser erreicht hat?
Die OP-Amps der 1970er waren im Vergleich zu heute absoluter Schrott und auch in den 1980ern hat man sich noch schwer getan, damit rauscharme Mikrofonvorverstärker zu bauen. Heute ist das kein Problem mehr.
Der 1073 ist so aufgebaut wie er aufgebaut ist, weil damals Class A noch für große Linearität sinnvoll war und die Verzerrcharakteristik bei Überlastung angenehmer ist als viele andere Schaltungen, die damals üblich waren. Der API 312 benutzt auch einen Operationsverstärker, wenn auch einen diskreten. Heute gibt es dafür einfachere Lösungen, die nicht schlechter sind.
Spätestens in den 80ern waren OP-Amps übrigens absolut salonfähig. In Mikrofonvorverstärkern waren sie je nach Schaltungsentwurf noch problematisch (daher Lösungen wie im Midas XL4...), aber für Linepegel-Geschichten wie EQs und Mixbusse usw waren sie ausgereift. Heute gibts bessere OPs, aber komischerweise ist eine SSL9000 heute auch noch OK, obwohl alte OPs drin sind, die ja nach Meinung der geistigen Elite des Studioklangvoodoo das schlimmste sind, was man sich vorstellen kann und am besten alle durch Röhren oder diskrete Halbleiterschaltungen ersetzt werden sollten...
Auch heute kann man noch SSL Hardware kaufen, Neve oder andere damals übliche Marken. Nagelneu und unverbraucht. Auf dem neusten Stand.
Nagelneu, auf dem neuesten Stand der 1970er/1980er. Weil die Leute das eben von damals so kennen und so haben wollen. Ist wie bei den Gitarren - siehe Gibson. Tradition. Kein sachliches Argument.
Dein Apfel mit Kohlrüben Vergleich trifft einfach nicht den Punkt........
Was soll ich denn sonst vergleichen? Verfaulte Äpfel mit verfaulten Äpfeln?
Ich sehe die Kohlrüben auch nicht, da es sich bei den ganzen von mir betrachteten Baugruppen um Mikrofonverstärker handelt. Wir reden also von verschiedenen Sorten Äpfeln.
Oder ein RME? Das ist ja auch um einiges teurer als ein Focusrite Scarlett. Und die Leute legen sicher nicht gut das drei bis vierfache hin nur weil die bessere Treiber haben.
Du wirst lachen - ich habe mein Fireface genau deswegen gekauft. Weil die es geschafft haben, Treiber zu schreiben, die bei mir funktionieren. Im Gegensatz zu Focusrite und MOTU. Und die Firma ist hier ums Eck.
Lustigerweise ist im RME Fireface auch noch der oben von mir verlinkte PGA2500 drin, also eine dermaßene "One Chip Solution", dass es weniger diskret gar nicht mehr geht. Und das Ding klingt super.
Müssen Vorverstärker auf jeden Fall immer ICs drin haben um Deinen Ansprüchen zu genügen? Oder müssen die einfach nur billig sein?
Nein, sie müssen funktionieren ohne unnötig viel Geld zu kosten, das nur in einen Namen fließt und dazu dient, das Ego des Käufers/Benutzers oder des Studiogastes zu befriedigen ohne einen technischen Vorteil zu bieten.
Glaub mir, ich hab sicher mehr alten Schrott im Keller als du - auch mehr alten teuren Schrott (Edelschrott) und ich mag den Schrott. Auch sowas wie V76 usw finde ich super - ich bin nur der sachlichen Meinung, dass das heute nicht mehr nötig ist, sowas zwangsweise zu besitzen, weil es moderne Lösungen gibt, die nicht schlechter sind.
Was sofort auffällt ist, dass günstige Mikros (und ggf. Pre-Amps und Wandler) oft weit mehr Präsenz betonen, um den minderwertigeren Grundklang auszugleichen. Ist mir selbst in der Praxis auch schon öfter aufgefallen.
So kann man das sehen. Man kann es aber auch mal von der anderen Seite betrachten und sich fragen, was die meisten Leute im Mix oder schon bei der Aufnahme machen werden und dann sehen dass beispielsweise bei der bekannten Kombination Neumann U87 und Avalon 737 in allen mir bekannten Fällen erstmal irgendwo bei 8 bis 15 kHz einiges dazugeschoben wird um dem Gesang mehr "Luft" zu geben oder bei Overheads auch gerne mal bei 4 bis 8 kHz angehoben wird, um die Becken etwas direkter zu machen oder bei Tom-Mikrofonen bei 4 kHz massiv angehoben wird um den Anschlag hervorzuheben...
Das ist eine Philosophiefrage, die sich der Entwickler beim Bau der Mikrofone stellen muss und dementsprechend ein Mikrofon baut, das halt irgendwie klingt. JEDES Mikrofon tut das irgendwie und jedes Mikrofon klingt anders. Vielleicht nicht auf dem offiziellen Frequenzgangsschrieb aber wenn man einen ungeglätteten Frequenzgangsschrieb bekommen würde, dann bekäme man aufgrund der Welligkeit (Feinstruktur) oft Brechreiz. Das ist einfach physikalisch bedingt, weil alle Entwicklungen Kompromisse sind, die irgendwo ihre Probleme haben.
Schau dir mal die Sachen an, die Chris Lord-Alge so macht, wenn du Präsenzanhebungen schlimm findest - dann bekommst du wohl Brechreiz
Klingt in Summe aber gut, auch wenns oft nach Signalvergewaltigung aussieht.
Der Sound des Drumsets, der Drummer und der Raum machen insgesamt zig mal mehr aus als der Unterschied dieser beiden Mic Setups.
EXAKT. Genauso wie der Sänger mehr Unterschied macht als das Mikrofon und der Vorverstärker use, die er benutzt, solange das Mikrofon nicht (objektiv) kompletter Schrott ist.