Wie sollte ein guter Mikrofon Preamp nach Meinung der Experten hier aufgebaut sein? Zwei Bausteine von TI wurden bereits in dem Faden erwähnt.
Kann man bei einem Gerät, das "klanglich nicht überzeugt", die verbauten Bauteile/OPAs durch bessere ersetzen? Wie würdet ihr da vorgehen?
Die Hersteller der OP-Amps liefern Schaltungs-Designs in ihren Datenblättern mit, die ein Hersteller selbstverständlich verwenden darf. Wichtig ist dazu ein Netzteil mit sehr guter Spannungssiebung/-glättung. Da Preamps aber nur wenig Strom brauchen, sollte das leicht zu lösen sein. Das Platinenlyout muss gewährleisten, dass kein Übersprechen stattfindet. Alles in allem ist die Konstruktion eines sehr guten, langlebigen und betriebssicheren Preamps schon lange kein Geheimnis mehr und eigentlich auch keine große Kunst. Besonders hochwertige Bauteile oder auch eine Selektion der Bauteile sofern gewünscht oder nötig stellen natürlich einen gewissen Kostenfaktor dar und ein schickes, stabiles Gehäuse z.B. aus gebürstetem Aluminium dürfte oft das teuerste Detail an der Konstruktion sein.
In sehr komplexen Studio-Umgebungen mit vielen vernetzten Geräten ist ein Übertrager nach wie vor sinnvoll, am besten sogar Ein- und Ausgangsseitig, da damit jegliche Brummschleifen wirkungsvoll vermieden werden können. Wahrscheinlich ist das aber erst ab einer Komplexität mindestens einer kleinen Rundfunkanstalt sinnvoll.
Ich habe mir mal vor ein paar Jahren zwei gute OP-Amps bei Farnell im Rahmen einer Bauteile-Bestellung mitbestellt und wollte daraus einen zweikanaligen Mikrofonvorverstärker bauen. Der - sehr überschaubare - Schaltplan dazu fand sich im Datenblatt. Die beiden Teile haben zusammen immerhin 14,- € gekostet soweit ich mich erinnere. Leider bin ich bis jetzt nicht dazu gekommen und da ich mittlerweile genug gute Gerätschaften habe von Handheld bis 19", habe ich auch so recht keinen Bedarf mehr dafür. Aber Interessehalber und als Lernobjekt werde ich das Projekt irgendwann doch mal verwirklichen
Der Austausch eines Bauteils wie etwa eines OP-Amps wird nur in wenigen Fällen überhaupt machbar und in noch weniger Fällen sinnvoll sein.
In mittlerweile weitgehend vergangenen Zeiten, wo die meisten OP-Amps in Standard-DIP8-Gehäuseformen hatten und in Steckfassungen eingesetzt waren (hatte ich mal auf den Platinen in einer Rundfunk-Studio-Box von Heco aus den 80-er Jahren) hätte man durchaus ganz einfach diese Chips austauschen können.
Heutzutage sind die Chips aber normalerweise in Miniaturgehäusen und in SMD-Technik aufgelötet. Da wäre der Aufwand sehr groß und schnell unverhältnismäßig, weil man mindestens sowohl SMD-Löttechnik als auch Erfahrung mit SMD-Löten haben muss. Dazu müsste man aber auch erst mal bessere Chips finden, die die gleiche Gehäuseform haben
und Pin-kompatibel zum zu ersetzenden Chip sind. Zuguterletzt muss auch noch das umgebende Schaltungsdesign den Einbau möglich machen ohne dass man noch weitere Bauteile austauschen oder gar ergänzen muss. Wahrscheinlich wird es in den allermeisten Fällen schlicht nicht möglich sein.
Noch einmal zum verlinkten Video mit den beiden Preamps und den methodischen Fehlern im Hinblick auf einen auch nur halbwegs objektiv machbaren Vergleich:
Über den schwerwiegendsten methodischen Fehler habe ich weiter oben ja schon mal geschrieben.
Die Preamp-Wechsel immer an den Stellen zu machen, wenn ein neuer Formteil/Abschnitt beginnt mit einem anderen Ausdruck und einer anderen Dynamik macht jede Vergleichbarkeit eigentlich von vornherein obsolet, denn jede noch so kleine Änderung der Spiel- und Singweise ändert selbstverständlich den Klang.
Diesen Mangel muss man auch den vielen Mikrofonvergleichen anlasten, wo jemand Dutzende male ein und dieselbe Passage spielt, wobei zwischendurch das Mikro ausgetauscht wird. Da es fast immer nur um sehr geringe klangliche Unterschiede (wenn nicht sogar winzigste Unterschiede), verfälschen schon die minimalsten Unterschiede in der Spielweise die Ergebnisse und ich kenne niemanden, der eine Passage beim Wiederholen zu 100% gleich spielen kann.
Die Band hätte stattdessen zwei komplette Takes ins Netz stellen müssen, für jeden Preamp eine ungekürzte Fassung. Dabei muss die Aufnahme natürlich technisch parallel z.B. über einen Mikrofonsplitter erfolgen. Bei einer DAW-Ausgangsseitig erfolgenden Einschleifung der Preamps (hier ja einmal extern der Hardware-Preamp und DAW-intern die Software-Emulation), kann die bereits fertig gemixte Aufnahme natürlich auch in zwei getrennten Durchläufen über den Insert ausgespielt werden.
Des weiteren müssen die Takes sehr präzise genau gleich gepegelt sein, da bekanntlich schon kleine Unterschiede in der Lautstärke der Passagen dazu führen, dass die lautere per se fast immer besser bewertet werden.
Jetzt kommt noch ein Umstand hinzu, der unbedingt beachtet werden muss, und gegen den wie auch hier sehr oft verstoßen wird: Die Takes dürfen auf keinen Fall die Typenbezeichnungen der zu vergleichenden Geräte offen legen!
Wenn jemand z.B. ein Vorurteil gegen Software-Emulationen hat, weil "digital halt schlechter klingt als analog", und sei dieser Gedanke auch noch so weit hinten im ´Hinterstübchen´ am Schlummern, dann wird ihm dieses Vorurteil jeden objektiven Vergleich unmöglich machen. Denn unser Hirn wird in sehr hohem Maße durch Erwartungen beeinflusst. Es geht sogar soweit, dass man die Takes nicht einmal mit "1" und "2" oder "A" und "B" bezeichnen darf. Da es hier um maximal winzige klangliche Nuancen geht, oder es vielleicht wirklich gar keine Unterschiede gibt, sucht unser Gehirn gerade dann nach irgendwelchen Anhaltspunkten, doch noch einen Unterschied zu entdecken (es braucht ja auch ein ´Erfolgserlebnis´). Und so klammert es sich dann an andere Details und da die "1" vor der "2" und das "A" vor dem "B" kommt, beurteilen die Probanden das Vergleichselement, das mit 1 bzw. A gekennzeichnet wurde statistisch signifikant als das Bessere wie man in vielen Versuchen zur Wahrnehmung heraus gefunden hat (da grätscht dann der Bedeutungshintergrund "2. Platz" und " B-Ware" unbewusst hinein).
Wie man urteilt, hat sogar damit zu tun, ob man auf einem unbequemen, harten oder auf einem bequemen, angenehm gepolsterten Stuhl sitzt.
Wer sich zu diesem Thema etwas vertiefen will, dem empfehle ich das Buch "Warum Einstein niemals Socken trug" (C. Ankowitsch, rowohlt Verlag). Der Journalist hat dort unzählige Versuche zur menschlichen Wahrnehmung, ihren Grenzen und ihrer Täuschbarkeit zusammengetragen und schreibt darüber in einer nebenbei sehr unterhaltsamen Weise.
Eine Möglichkeit wäre z.B., die Takes mit "m" und "n" zu bezeichnen, da diese beiden viel weiter hinten stehenden Buchstaben, die sich zudem noch optisch ähneln, nicht mit der Wertigkeit besetzt sind wie A und B. In jedem Fall muss man ein wirklich neutrales System zur Kennzeichnung verwenden.
Die Auflösung dürfte auch erst nach dem Abschluss des vergleichenden Hörens erfolgen, indem man etwa erst dann eine Datei öffnet in der die Zuordnung angegeben wird (so wie das im weiter oben verlinkten Skript von J. Wuttke bei dem dort beschriebenen Gerät passiert)
Schließlich muss der vergleichende Hörer ebenfalls eine große Sorgfalt und Disziplin an den Tag legen. Er muss die Takes in einer DAW übereinander anordnen, darf selbstverständlich keine Pegeländerung vornehmen und darf dann schließlich nur jeweils ganz kurze Abschnitte miteinander vergleichen. Es genügen schon wenige Sekunden, in denen die Musik weiter läuft und unser Gehör passt sich an, hört sich die Musik zurecht und vor allem vergisst es den Eindruck des zuvor gehörten Takes.
Wenn ich z.B. unterschiedliche EQ-Einstellungen bei der Nachbearbeitung miteinander vergleiche, höre ich an der ausgewählten Stelle für maximal 4-5 Sekunden, stoppe dann die Wiedergabe, schalte die Einstellung um (z.B. auf Bypass) und starte die Wiedergabe erneut. Bei kritischen Stellen höre ich diese Passagen später, z.B. frühestens am nächsten Tag, wenn möglich noch später, und prüfe dann, ob ich immer noch mit dem Klang zufrieden bin.
Alles in allem ein beträchtlicher Aufwand, der hier nicht im Ansatz durchgezogen wurde und mangels vergleichbarer Takes gar nicht verfolgt werden kann. In methodischer Hinsicht also für die Tonne.