Ich finde, dass man grundsätzlich zwischen Ton und Gefühl beim Tonproduzieren unterscheiden sollte.
Ich finde, die heutigen modernen Modeler können alle gute Töne produzieren, spätestens im Mix. Ich finde aber auch, dass der Weg dahin oft nicht so einfach ist, wie bei einem simplen Röhrenamp ODER Transistoramp.
Weiterhin fühlen sich eben viele günstige Modeler schlichtweg nicht so dynamisch an, wie ein einfacher Röhrenamp.
Ich zum Beispiel mag es einfach und simpel. Ich hatte ein ME25 von Boss. Es war furchtbar! Nicht, weil die Effekte schlecht klangen! Die Ampsimulationen neigten mit meinen Gitarren leider zu Cocked Wah, aber auch das ist nicht das eigentliche Problem gewesen. Das eigentliche Problem war, dass das Mesamodel bessere JCM800 Töne ausgespuckt hat! Hört sich jetzt für viele wahrscheinlich völlig bekloppt an, aber sowas will ich nicht haben. Wenn ich einen Modeler habe, der 30 verschiedene Amps simuliert, dann will ich, dass die Simulationen passen und ich auf der Plexisuche nicht bei Fender und "komischem" EQ fündig werde. Sowas nervt mich einfach ungemein. So sehr, dass das Teil wieder verkauft wurde.
GT10 das gleiche. Gute Sounds? JA! JCM800 zum Beispiel mit einem virtuellen DS1 oder SD1 oder wie auch immer, VOR einem ganz anderen Ampmodell, das völlig Clean war, ich glaube, es war der Peavy. Entschuldigung, aber das ist MIR persönlich nichts! Wenn schon Bezeichnungen da sind, dann sollen die auch gefälligst passen. Wem sowas egal ist, der wird ganz sicher sehr glücklich mit so einem Gerät, denn an und für sich klingt das Zeug sehr gut (bis auf das Cocked Wah).
Und JA, ich habe die Orginale schon gespielt. Und ich muss dem "12 Uhr-Argument" auch zustimmen. Viele viele Modeler haben eben keinen Grundsound und darum klingt 12 Uhr scheiße. Ich für mich PERSÖNLICH mag einen intuitiven Grundsound.
Mein Fender Vibro Champ XD modelt ja quasi auch ziemlich, bloß mit Röhren beteiligt. Das ist vielleicht der Punkt. Was aber noch viel mehr ein Punkt ist, ist die Einfachheit! Modelauswahl, Gain, Volume, Treble, Bass. Fertig! Jedes Model hat einen vernünftigen Grundsound, in dem Sinne, als dass es nicht auf einmal klingt, als ob man Bass spielt, oder einen Octaver mit Trebleboost und plus 3 Oktaven benutzt.
Also, kurzum: Die Bedienung und die Einstellungsmöglichkeiten sind für mich sehr sehr wichtig. Weniger ist bei mir oft mehr. Das heißt nicht, dass Modeler schlecht klingen, im Gegenteil, je nach Lautstärke klingen sie manchmal sogar schlichtweg besser. Zum Beispiel mein alter Vox DA5 im Gegensatz zum Fender Vibro Champ XD, wenn es um Kreissägenzerre bei minimaler Lautstärke geht.
Oder die rein analogen Vox AmPlugs. Ich finde die Dinger einfach geil, dynamisch und direkt bis hintengegen und einfach aufgebaut
Also ich entscheide beim Equipmentkauf nach den Kriterien:
1. Gefällt der Sound
2. So wenig mir möglich, so viel, wie nötig Optionen
3. Ausstattung (FX-Loop, Attenuator, D.I-Outetc)
Das muss kein Röhrenamp sein! Es ist nur meißt so, weil es spätestens bei Punkt 2 so kommt