Warum finden manche Menschen das Akkordeon schrecklich?

Naja, Volksmusik ist bei uns schon ein bisschen zum Betätigunsfeld älterer Herrschaften* geworden und der Volkstanz dazu hat einen musealen Charakter bekommen. "Volkstanz" wird bei Vorführungen gezeigt, aber das Volk Tanzt nicht. Wobei es auch junge Leute gibt, die diese Sache pflegen aber eine Pop-Bewegungung ist das natürlich nicht.

Ich bin ja musikalisch hauptsächlich in dieser "Szene" aktiv und kann das nicht bestätigen. Allerdings muss man auch bereit sein, sich darauf mal einzulassen, so wie ich das auch vor vielen Jahren auch getan habe (und ich hatte diesbezüglich ähnliche Vorurteile). Seitdem habe ich unzählige Auftritte und viele interessante (Auslands-) Reisen mit tollen Begegnungen und Erfahrungen erleben dürfen, die ich allesamt nicht missen möchte.

Seit ich aber ein bisschen Kontakt zu der Szene habe, die auch die heimische Volksmusik pflegt und ich auch selbst in alten Tanzmusikhandschriften Stücke gefunden habe, die mich einfach umhauen

Genau. Das ist tatsächlich (nicht nur musikalisch) interessanter als es sich Außenstehende womöglich vorstellen.
 
Ich habe meine etwas zwiespältige Meinung zu unserer deutschen Volksmusik mal mit einem Italiener diskutiert. Er war ganz schnell fertig und zog deutsche Volksmusik allen anderen Volksmusiken vor, sie sei so unglaublich fröhlich und urig.
Was willste dagegen sagen?
 
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Nicht Zu vergessen, so findet man das Akkordeon auch bei Produktionen von Apreßski, und auch als OffBeat Harmonie in modernen POP Produktionen.
Außerdem Bei maritimen Sachen, wie gerade bei uns hier im Norden, als Beispiel, Begleitung bei zahreichen Shanty Chören und Seemannsliedern.
Ich freue mich schon auf Pfingsten, da beschallen wir die Festwiese zum Mühlen Fest, und bringen auch unsere Lieder.
Da sind wir schon etliche Jahre, und in diesem Jahr ist noch zusätzlich ein Shantychor geladen, der seine Lieder schmettert.
Ich habe auch schon mal eine Instrumental Gruppe mit Frauen und Kindern recordet, Flöten, Mandolinen, Gitarren und natürlich ein Akkordeon.
Herrlich kann ich Euch nur sagen.
Die Cd´s gingen auf den Weihnachtsmärkten weg wie warme Mutzen.

Ich wüsste auf Anhieb kein Instrument, welches so vielseitig einsetzbar ist, und das von seinem choralem Klangvolumen her, soviel Inbrunst verleiht.
Von Wehmut bis Melancholie und Frohsinn, ist die ganze Palette dabei.
Ein sehr beliebtes Instrument, und schon garnicht nur für alte Leute.

Franzilein
 
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Ich hab im Ausland auch schon festgestellt, dass sich die Musiker gewundert haben, dass die deutschen Musiker zwar oft irische, französische und osteuropäische Stücke mitspielen, aber mitunter auch zögern, der Aufforderung nachzukommen mal was aus Deutschland zu spielen. Und Walzer, Polkas und Boarische (nur heißen die dann anders) werden in ganz Europa gespielt (auch auf der Quetsche) und getanzt.

Tschuldigung f. OT, zum Folxmusik-Selbstverständnis würde sich vielleicht sogar ein eigener Thread lohnen...
 
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Moin, ich bin neu hier im Board und dieser Thread war der Anlass, mich zu registrieren. Mir fällt auf, das ganz viel von verschiedenen Musikstilen, besonders Volksmusik gesprochen wird, ob man sie mag oder nicht. Das Akkordeon als Instrument tritt eher dahinter zurück. Das finde ich schade, denn dieses Instrument ist so unglaublich vielseitig, lässt so viele Musikstile zu, passt in den Konzertsaal genauso wie auf die Straße, in die Kneipe oder aufs Schiff. Es will mit Herz und Seele gespielt werden und findet auch den Weg in die Herzen der Zuhörer, was zu Freude und Abscheu führen kann. Es polarisiert wie so Vieles, wenn es um Geschmack geht und gegen Vorurteile ist eh kein Kraut gewachsen. Dagegen anzukämpfen scheint mir wie ein Kampf gegen Windmühlen. Also heißt für mich die Devise: Spielen, freuen, genießen und das am liebsten mit meinem Akkordeon.
 
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Mir fällt auf, das ganz viel von verschiedenen Musikstilen, besonders Volksmusik gesprochen wird, ob man sie mag oder nicht. Das Akkordeon als Instrument tritt eher dahinter zurück.

Das ist mir auch aufgefallen, liegt wohl daran, dass das Akkordeon in den meisten Köpfen irgendwie mit Volksmusik verknüpft ist. Kommt auch sicher nicht von ungefär. Deswegen auch der Gedanke bzgl. eines Threads zum Selbstverständnis der Volksmusik(er)
 
Ein sehr beliebtes Instrument, und schon gar nicht nur für alte Leute.
Ja, das stimmt. Das Akkordeon ist sehr beliebt - bei manchen jedenfalls. Ein großer Online-Versender lieferte meiner Tochter bei der Suche nach "unnützen Akkordeonartikeln" (so die Originaleingabe) im Suchfeld folgendes Produkt:
AkkordeonistEvolution.png


Natürlich habe ich das Shirt dann zum Geburtstag bekommen. Die größte Freude hatte meine Tochter aber, als sie mir erzählte, wie sie dieses Produkt gefunden hat.

Mir macht dieses Kleidungsstück folgendes klar: Wir Akkordeonisten sind die Krone der Schöpfung. Und die Welt wurde darum geschaffen, um Akkordeonisten und Akkordeons hervorzubringen.:D Was könnt schöner sein auf Erden als Akkordeonist zu werden ...

(Jetzt das Kleingedruckte: Man wirft nur Shirts auf den Markt, die man auch verkauft. Sonst geht man pleite. Ergo gibt es einen Absatzmarkt für solche und ähnliche Akkordeon-Artikel.)
 
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Hallo Klangbutter, Du meintest witzigerweise "nur Nichtspielen" ist schöner.
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Ich würde dem in diesem humorigen Sinne Zustimmen und das vielleicht so beschreiben:
---> Normales Akkordeonspiel setzen wir mal an bei 100%
----> (Manche quälen Ihre Mitmenschen mit Nonstop-300%)
---> Diese 100% setzen sich zusammen aus Lautstärke - Tonlänge - Klangfülle - Voicing
---> Davon erreiche ich zunehmend und im Idealfall meist nur 10%
---> das was ich beim Erlernen grausam hingequetscht habe (was mich selbst schon störte)
---> das kann ich zwischnezeitlich wesentlich sparsamer "instrumentieren"
---> Und das ist es, was mir daran nun so gut gefällt
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Vergleich Orchester:
---> alle geben ständig Vollgas
---> versus
---> möglichst feines Instrumentieren
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Genau. Ich bekomme regelmäßig Schelte von fremden Toningeneuren, weil ich so unmöglich dynamisch spiele.
Dadurch versacke ich im Zusammenklang mit anderen Musikern, bleibe sehr verdeckt. Irgendwann (z.B. bei einem von der Band begleiteten Solo) breche ich aber so heraus, dass er mich panisch um das dreifache reduziert. Wenn ich dann wieder normal weiter spiele hört man nix mehr. Es ist eine allgemein sich durchsetzende Unart, auch bei Tanzveranstaltungen oder überhaupt, wenn Musik Beiwerk ist, dass es möglichst gleichmäßig maximal laut ist. Im Auto ist es auch nötig, da unter dem Strassenlärm eben auch viel versackt. Auch CDs werden komprimiert und auf Lautheit getrimmt. ABER ES NERVT!!!

Deshalb ist Dein Ansatz mit Deinem Spiel anderen und auch Dir selbst besser zuzuhören und reduziert zu spielen meiner Meinung nach genau richtig!
Ich habe keinen Spass an gleichmäßig laut, wie es die Tonings gern hätten und die meisten Musiker auch anbieten.

Da fällt mir noch ein guter Grund ein, warum manche Menschen das Akkordeon schrecklich finden. Diese Szene kennen sicher einige von uns, denn es ist leider sehr häufig und bleibt natürlich in unangenehmer Erinnerung.

 
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Der Heizungsmechaniker kann das bestimmt reparieren. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Heizung.

Naja, das Akkordeon ist mit der Erfindung des Gitarrenverstärkers aus der Mode gekommen, weil plötzlich ein anderes Gerät da war mit dem man gegen eine gröhlende Kneipe anspielen konnte. Mttlerweile ist Akkordeon ein Nischengerät, und viele Menschen wissen gar nicht was man darauf für schöne Musik machen kann. Insbesondere viele Popsongs, aber auch Songs die eigentlich für E-Gitarre konzipiert wurden kommen mit dem Akkordeon sehr gut weil man die Töne lange halten kann und das immer eine Stimmung von entweder Berge oder Meer vermittelt, von Luft und Lebensfreude. Und weil das Akkordeon sich schon sehr lange auf einem eher absteigenden Ast hält, ist es auch irgendwie hoffnungslos romantisch. In gewisser Weise spielen wir heute gegen die Zeit. Irgendwie gibt mir Akkordeonmusik oft das Gefühl: Hier ist es, das Leben, nimm es so lang es noch warm ist.

 
Grund: nvm
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Und tatsächlich habe ich auch noch nie etwas anderes auf dem Akkordeon gehört außer Volkslieder. Weder von jung noch alt.
Das Akkordeon finde ich Ok. Das Image ist halt einfach nicht hip. Es ist altbacken. Volksmusik ist aktbacken. Das Akordeon ist altbacken.
So assoziiere ich oberflächlich als Außenstehender.

Hallo @Filztier,
ha, jetzt kann ich wieder die Hörproben im Akkordeonbereich verlinken.
Also hier findet man unsere Hörproben, die mit Akkordeon oder akkordeonverwandten Instrumenten aufgenommen wurden:
https://www.musiker-board.de/forum/hoerproben.627/
Da gibt es alles mögliche, es lohnt sich rein zu hören. Vieles ist natürlich nur eine "Arbeitsversion, Experimente", manches aber sagenhaft gut. Alle Stilrichtungen sind vertreten.

Eines meiner Lieblingsstücke ist das Streicherquartett von Mozart:
https://www.musiker-board.de/threads/mozart-streichquartett-in-c-dur.616321/#post-8239722
aufgenommen von dem "trio fisarmonica".

Das ist dann für Dich eine Premiere und Du darfst Klassik mit Akkordeon gespielt hören und endlich das Akkordeon auch mit etwas sehr anderem als mit Volksmusik assoziieren.
Ich bin von dieser Aufnahme einfach nur "geplättet".

Gruß Moricasso
 
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"Mittlerweile ist Akkordeon ein Nischengerät"
Ja, genau das halte ich für eine Chance. Akkordeonmusik läuft nicht Gefahr, vom Mainstream überrollt und stromlinienförmig geschliffen zu werden. Hier sind noch Ecken und Kanten, hier ist noch Individualität möglich. Das macht es für mich so spannend.
 
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"Mittlerweile ist Akkordeon ein Nischengerät"
Ja, genau das halte ich für eine Chance. Akkordeonmusik läuft nicht Gefahr, vom Mainstream überrollt und stromlinienförmig geschliffen zu werden. Hier sind noch Ecken und Kanten, hier ist noch Individualität möglich. Das macht es für mich so spannend.
Ja, die schlechten Musiker haben inzwischen das Akkordeon an den Nagel gehängt und spielen Gitarre oder radio:evil:
niemand wird mehr gezwungen Akkordeon zu spielen.
gute Musiker können auf jedem Instrument was tolles spielen.
 
Weil es auf die Dauer sehr anstrengend ist es zu spielen :)

Ich weiß nicht ob ich das schon mal gepostet habe, aber das ist für mich die wohltuende Ausnahme vom traditionellen Volksmusikakordeonspiel.

Ok ist kein Akordeon.

 
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Na weil es Knöpfe hat.
Wie oft muss man es noch erklären?
:D


p.s.
Im Normalfall wird ein Akkordeon vom interessierten Konzertbesucher nur dann als Akkordeon eingestuft, wenn es rechts ordentliche Klaviertasten hat. Wenn da Knöpfe sind, muss es ja irgendwie zumindest eine andere Bezeichnung haben.
Der Begriff "Knopfakkordeon" überzeugt da meistens nicht so richtig. Wenn man sagt, es ist ein "Bayan", dann stellt das den unbedarften Frager schon eher zufrieden.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass man genau deshalb in der westlichen Welt diese aus dem Russischen kommende Bezeichnung übernommen hat, um sich gebührend abzusetzen. (Obwohl es meiner Meinung nach tatsächlich "nur" ein Knopfakkordeon ist)
Der Name stammt übrigens vom legendären russischen Sänger Bojan aus dem 11. Jahrhundert.
 
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Ja, die schlechten Musiker haben inzwischen das Akkordeon an den Nagel gehängt und spielen Gitarre oder radio:evil:
niemand wird mehr gezwungen Akkordeon zu spielen.
gute Musiker können auf jedem Instrument was tolles spielen.
Ja, da hast du sicher recht und ich wollte mit meinen Überlegungen auch keinen Musiker, mit welchem Instrument auch immer, abwerten. Mir ging es um das Nischendasein und die darin für mich liegende Chance. Und die finde ich auch weiterhin interessant.
 

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