Lieg ich also richtig in der Annahme, dass diese Kombi Retro30/ET-65 auch (oder gerade) leise sehr gut klingt? Bringt mir der "Fluxkompensator" des Eminence beim JCA22h überhaupt etwas in Punkto Mehrarbeit für die Endstufe und somit sahnigeren Sound oder ist das irrelevant bei den Lautstärken, die man im Haus so fährt? Braucht man das eher, wenn man konzerttechnisch unterwegs ist?
Hierzu: Wenn man davon spricht, dass Lautsprecher "leise nicht gut klingen", beziehen sich viele - oft ungewollt, weil der Speaker eben so verdammt oft verbaut wird - auf den Celestion V30. Der Speaker ist halt für Vollgas gemacht und hat dementsprechend halt eine so starke Mittenbetonung, um bei großen Lautstärken definiert zu klingen und sich durchzusetzen - zumindest ist das wohl der Plan seitens Celestion. Leise kann aber das eigene Ohr mit der großen Mittenüberhöhung (Stichwort gehörrichtige Lautstärke) nichts anfangen und der Sound wird dünn und dosig. Ich kann mich noch gut an meine erste 112-Satellitenbox zu meiner damaligen H&K-Combo erinnern...das coole Gefühl aus dem Proberaum aus dem ich das Teil gekauft hatte war schnell weg, als die Box zuhause auf Zimmerlautstärke im Vergleich zu der Combo (wohlgemerkt mit einem T75-Verschnitt bestückt) einfach nicht gut und unrund klang.
Die Kombi ET65/Retro30 verfolgt da ein anderes Konzept, was auch im Zusammenspiel der beiden Speaker begründet ist, und weswegen wahrscheinlich auch die Kombination der beiden so beliebt ist. Da der Retro30 ja erstmal knappe 3dB lauter als der ET65 klingt, dominiert bei niedrigen Lautstärken das Klangbild des Retros. Und das ist nunmal geprägt von selbstbewusstem Lowend, nur leicht zurückgenommenem Mittenspektrum (nicht so krass wie bei HM75/T75) und eben viel Fleisch in den Hochmitten und Höhen, um einen dumpfen Klangeindruck zu verhindern. Mit steigender Lautstärke schaltet sich der Charakter des ET65 - die warmen, kräftigen Tiefmitten und das "Glitzern" in den Höhen (was man auch vom Vorbild G12-65 schon kennt) und bereichert den Sound des Retro30, der bei hoher Lautstärke alleine vermutlich zu "hifi" klingen würde.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ob WGS das genauso wollte oder nicht: Die Speaker ergänzen sich einfach gut und überzeugen mich sowohl leise - weil bessere "Loudness" da ist als bei V30 und dessen Derivaten - als auch laut, weil der Sound fließend vom einen in das andere Klangbild übergeht. Der einzige Nachteil den man vielleicht dabei erkennen kann ist, dass man durch den ganzen "Wohlklang" halt nicht wirklich gut Musikstile bedienen kann, in denen "dirty" Sound und "Rotz" vom Speaker gefragt ist. Aber z.B. Myxin hat ja schon sehr gute und detaillierte Einblicke zu den WGS Speakern gegeben, die dafür besser geeignet sind (Stichwort Invader ;-) ).
Zu der Sache mit dem Reignmaker: Habe ich ausprobiert und für nichts besonderes empfunden. Der Regler im Reignmaker setzt ja quasi den Wirkungsgrad des Chassis runter und soll einem somit helfen, eine bessere Endstufenaussteuerung zu erreichen bei gleicher (oder sogar geringerer Lautstärke).
Nur bleibt der Sound des Speakers leider mit weit zugedrehtem "Kompensator" auch nicht gleich, das kann man meines Wissens nach sogar auf der Seite von Eminence nachlesen. Während ich also der Endstufe die Sporen gebe und die röhrentypisch im Sound "aufgeht" und präsenter und fleischiger wird, wir der Speaker immer dunkler und macht mir den ganzen Effekt zunichte.
Wirklich brauchbar könnte ich mir so eine Applikation vorstellen, wenn man wirklich mit Endstufensättigung arbeiten möchte und eben nicht brüllend laut, sondern nur so laut, wie man halt sonst auf einem Gig spielt sein möchte. Gerade Amps mit EL84s neigen ja doch dazu, bei großer Aussteuerung trotz fettem Sound sehr "ice-picky" zu werden und genau dabei könnte der Reignmaker helfen. Für zuhause sehe ICH persönlich allerdings das Potential dieser Technologie bei dem Speaker nicht.