Also ich verstehe das Drama beim Verhandeln nicht. Verhandeln mit dem Händler ist doch quasi Kulturgut. Woher stammt wohl der Begriff des "Händlers"? Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in Köln-Kalk wohne und mich gut kulturell integriere.
Ernsthaft: Kein Laden, der Ahnung vom Geschäfte machen hat, geht Pleite oder muss Leute entlassen, wenn Kunden verhandeln wollen. Damit kalkuliert man schon bei der Geschäftsplanung.
Ich habe auch keine "Geiz ist geil!"-Mentalität. Hätte ich einen dicken Batzen Geld, wäre mir ein höherer Preis auch total egal egal. Ich bin aber Student, habe nach der Schule ein unbezahltes Jahrespraktikum fürs Fachabi gebraucht und mich danach einige Jahre mit Jobs durchgeschlagen, die mir immer deutlich unter 1000 Euro pro Monat brachten. Ich brauche Monate bis auch mal ein Jahr, um mir ein paar Hundert Euro anzusparen. Fast die Hälfte meiner Kohle geht für Miete und damit anfallende Kosten wie Strom, Gas, Wasser usw drauf. Dazu kommt Essen, Kleidung, Material fürs Studium, Semesterbeiträge, Fitnessstudio, ein Zeitungsabo und vieles mehr. Für meinen Instrumentenkauf verzichte darauf mal auswärts essen zu gehen oder auf ein weiteres Bier mit Kumpels in der Kneipe. Da finde ich es okay zu handeln. Wenn dann der Bass, den ich kaufen will, 315 Euro kostet und ich auf die hübsche, glatte Summe von 300 Euro runterhandel, tut das dem Händler nicht weh und ich kann von den 15 Tacken am Ende des Monats ein paar Tage besser Leben. Für den Händler ist das auch besser, weil ich meine Kohle überhaupt da lasse, statt mir irgendwo in den Weiten des Internetz das günstigste Angebot zu holen. Nach dem Studium kann ich dann auch was lockerer das Geld ausgeben.
Ich finde das Vermessen zu sagen: "Die Leute sollen halt dick bezahlen oder eben kein Instrument haben, wenn sie das nicht können." Kulturelles Schaffen wie unter anderem Musik machen und die damit verbundene Entfaltung der Persönlichkeit sind ein Menschenrecht!
Ganz hartes Offtopic der Spitzenklasse:
Wo ist der Mehrwert, den ein Laden bietet und der mich dann dazu verleitet höhere Preise in Kauf zu nehmen und nicht weiter zu verhandeln, bzw auf Internet-Preise zu bestehen?
Der Mehrwert entsteht in der industriellen Produktion: Konstantes Kapital(Maschinen, Bauten, Material) + Variables Kapital(Wert der Arbeitskraft) + Mehrwert = Kapitalzuwachs nach Verkauf der Ware.
Der Mehrwert entsteht aus der Differenz zwischen Wert der Arbeitskraft(Lohn) und der geleisteten Arbeit, die den Wert der neu produzierten Ware erhöht. Ich entschuldige mich direkt dafür.
Lese grad 'Das Kapital' ...ich kann nicht anders!