bagotrix
Helpful & Friendly User
Im Resonanzfall wird ein schwingungsfähiges System (im Falle der Solidbody Neck und Body) von einem zweiten (schwingende Saite) angeregt, vorausgesetzt - grob gesagt - die Eigenfrequenz des "Gebildes" Solidbody ist gleich der Frequenz der Saite. Somit wird aber dem System Saite Energie entzogen, welche nunmehr rascher "verbraucht" (eigentlich: umgewandelt) ist. Resonanz und Sustain wäre demnach fast ein Perpetuum Mobile.
Hi,
es ist natürlich richtig, dass jede Befestigung der Saite, die mitschwingt, dem Gesamtsystem Energie entzieht. Rein theoretisch klingt eine Saite am längsten, wenn sie an zwei Punkten aufgehängt ist, die auch im mathematisch-physikalischen Sinne vollkommen unbeweglich sind. Dann verbliebe nur noch ihre egene innere Reibung und der Luftwiderstand als Dämpfer.
Zum einen gibt es das praktisch nicht (auch wenn zB ein Stahlblock oder extrem steifes Carbon dem schon relativ nahe käme), zum anderen ist es weder nötig noch wünschenswert. Nicht nötig, weil kein Mensch 3 Minuten Sustain braucht, das dürfte musikalisch nicht wirklich oft einsetzbar sein. Nicht wünschenswert, weil die Saite dann nur noch ihren Eigenklang hätte, industriell ziemlich gleichmäßig hergestelltes und verarbeitetetes Metall ohne Einfluss natürlich gewachsener Strukturen auf den Endsound. Die meisten Leute wollen sowas aber gar nicht hören. Die menschliche Stimme ist auch individuell und nicht perfekt, und ist zweifellos das beliebteste Instrument, dem viele, wenn nicht die meisten Melodieinstrumente sogar irgendwo nachzueifern versuchen.
Von einem Perpetuum Mobile kann übrigens nicht die Rede sein. Deine Grundannahme ist für eine unverstärkte Gitarre völlig richtig, dass die mechanische Energie, die durch den Anschlag des Spielers in die Saite eingebracht wird, danach nur noch abnimmt, denn es handelt sich um ein passives System. Ich sage nur, dass mehr Resonanz nicht zwangsläufig mehr Energieverlust bedeutet, weil in soweit kein linearer Zusammenhang besteht. Ich vergleiche es gern mit einem Auto - das eine braucht mehr Sprit, das andere weniger, um den gleichen Weg zurück zu legen. Manche sind sogar schneller und gleichzeitig sparsamer als andere.
Schon beim cleanen Verstärken kommt im Übrigen auch wieder Energie dazu, je lauter, desto mehr. Denn der Lautsprecher strahlt wieder mechanische Energie ab, die Korpus und Saite wieder aufnehmen. In soweit besteht immer eine Rückkopplung, nicht unbedingt gleich im Sinne von pfeifendem Feedback, aber eben in Form einer gewissen Rückwirkung.
Wobei ich aber nicht weiss, ob es hier ÜBERHAUPT wie beschrieben zu so einem Resonanzfall kommt. Ich bezweifle es eher. Wobei die Sache bei einer Akustikgitarre klarerweise anders ist. Aber auch da resoniert nicht der Korpus sondern die in ihm eingeschlossene Luft.
Und warum tut sie das? Die dünnen Drähtchen sind wohl kaum das, was sie in Bewegung gesetzt hat. Selbstverständlich resoniert also auch der Korpus (vor allem die Decke als am leichtesten anzuregender Teil, auf dem die Saite aufgehängt ist), denn sonst würde jede Gitarre mit gleicher Form und Rauminhalt gleich klingen. Erst die verhältnismäßig große Fläche der Decke kann die Luftmasse überhaupt in Bewegung setzen. Dazu muss sie logischerweise aber erst einmal selbst schwingen, denn die Saite ist ja nicht an der Luft befestigt... Die Luft selbst verhält sich auch wieder sowohl als schwingende Masse als auch als Dämpfer - das merkt man schon daran, dass Schall mit zunehmender Entfernung leiser wird.
Letzten Endes hängt alles zusammen und bildet ein einheitliches, mitschwingendes und zugleich dämpfendes System. Dein Trommelfell ist nichts anderes als ein Bestandteil dieses Gesamtsystems, denn es wird durch Dein Plektrum über eine ununterbrochene Kette von Ankopplungen in Schwingung versetzt.
Was wirklich fein wäre : Konkrete Hinweise. Wo waren die Unterschiede. Vielleicht lerne ich doch noch was dazu (auch wenn's schon ein bissel spät ist).
Um mal wieder ein bissel konkret zu werden: Über gute Boxen kann man den Unterschied der beiden Gitarren schon hören, meine ich. Eine andere Frage ist die des besser/schlechter bzw. ob einem der Unterschied tatsächlich groß genug ist, um ihn als wichtig anzusehen. Es bleibt ja immer eine Strat, mit gleicher Verstärkung und ähnlichen PUs. Gerade die der billigen Gitarre waren mir jetzt aber überhaupt nicht geläufig, auch da gibts ja große Unterschiede.
Ich habs deshalb an der hier für mich hörbaren Charakteristik von Rosewood- bzw. Mapleneck festgemacht. Letzterer bringt meist eine Betonung des Attacks mit sich, die weitgehend unabhängig vom PU durchkommt. Hier wirds nun wieder blumig, aber irgendwie muss man es ja beschreiben. Ich würde es "glockig" bis "knochig" nennen, also ein gewisses "Dong", das Rosewood so eher nicht hat. Hauptsächlich spielt sich das in den hohen Mitten ab, wo erst ein schneller Peak kommt, der dann aber auch schnell wieder abnimmt, während bei Rosewood alle Frequenzen gleichmäßiger einsetzen. Die ganz hohen, glasigen "HiFi-Höhen" sind hier immer da, wenn PUs und Amp mitmachen, bei Ahorn wird das von den hohen Mitten etwas verdrängt.
Auch ein gutes Beispiel sind für mich die Leadsounds von Ritchie Blackmore (meistens RW-Strat) und seinem Fan Yngwie Malmsteen (fast immer Maplenecks). Obwohl der auch eine Strat mit ausgehöhlten Bünden und einen Marshall mit eher wenig wirksamer Klangregelung spielt, haben seine schnellen Leads ein gewisses "Blubbern", das viel deutlicher ist als das bei Blackmore und mMn von diesem starken Hochmitten-Attack kommt.
Gruß, bagotrix