Vergleich von Fender Stratocaster und HK Billig-Strat

  • Ersteller The_Dark_Lord
  • Erstellt am

Welche der beiden Gitarren ist die Fender, welche die HK?

  • 1. Fender, 2. HK

    Stimmen: 23 35,4%
  • 1. HK, 2. Fender

    Stimmen: 42 64,6%

  • Umfrageteilnehmer
    65
  • Umfrage geschlossen .
Im Resonanzfall wird ein schwingungsfähiges System (im Falle der Solidbody Neck und Body) von einem zweiten (schwingende Saite) angeregt, vorausgesetzt - grob gesagt - die Eigenfrequenz des "Gebildes" Solidbody ist gleich der Frequenz der Saite. Somit wird aber dem System Saite Energie entzogen, welche nunmehr rascher "verbraucht" (eigentlich: umgewandelt) ist. Resonanz und Sustain wäre demnach fast ein Perpetuum Mobile.

Hi,

es ist natürlich richtig, dass jede Befestigung der Saite, die mitschwingt, dem Gesamtsystem Energie entzieht. Rein theoretisch klingt eine Saite am längsten, wenn sie an zwei Punkten aufgehängt ist, die auch im mathematisch-physikalischen Sinne vollkommen unbeweglich sind. Dann verbliebe nur noch ihre egene innere Reibung und der Luftwiderstand als Dämpfer.

Zum einen gibt es das praktisch nicht (auch wenn zB ein Stahlblock oder extrem steifes Carbon dem schon relativ nahe käme), zum anderen ist es weder nötig noch wünschenswert. Nicht nötig, weil kein Mensch 3 Minuten Sustain braucht, das dürfte musikalisch nicht wirklich oft einsetzbar sein. Nicht wünschenswert, weil die Saite dann nur noch ihren Eigenklang hätte, industriell ziemlich gleichmäßig hergestelltes und verarbeitetetes Metall ohne Einfluss natürlich gewachsener Strukturen auf den Endsound. Die meisten Leute wollen sowas aber gar nicht hören. Die menschliche Stimme ist auch individuell und nicht perfekt, und ist zweifellos das beliebteste Instrument, dem viele, wenn nicht die meisten Melodieinstrumente sogar irgendwo nachzueifern versuchen.

Von einem Perpetuum Mobile kann übrigens nicht die Rede sein. Deine Grundannahme ist für eine unverstärkte Gitarre völlig richtig, dass die mechanische Energie, die durch den Anschlag des Spielers in die Saite eingebracht wird, danach nur noch abnimmt, denn es handelt sich um ein passives System. Ich sage nur, dass mehr Resonanz nicht zwangsläufig mehr Energieverlust bedeutet, weil in soweit kein linearer Zusammenhang besteht. Ich vergleiche es gern mit einem Auto - das eine braucht mehr Sprit, das andere weniger, um den gleichen Weg zurück zu legen. Manche sind sogar schneller und gleichzeitig sparsamer als andere.

Schon beim cleanen Verstärken kommt im Übrigen auch wieder Energie dazu, je lauter, desto mehr. Denn der Lautsprecher strahlt wieder mechanische Energie ab, die Korpus und Saite wieder aufnehmen. In soweit besteht immer eine Rückkopplung, nicht unbedingt gleich im Sinne von pfeifendem Feedback, aber eben in Form einer gewissen Rückwirkung.

Wobei ich aber nicht weiss, ob es hier ÜBERHAUPT wie beschrieben zu so einem Resonanzfall kommt. Ich bezweifle es eher. Wobei die Sache bei einer Akustikgitarre klarerweise anders ist. Aber auch da resoniert nicht der Korpus sondern die in ihm eingeschlossene Luft.

Und warum tut sie das? Die dünnen Drähtchen sind wohl kaum das, was sie in Bewegung gesetzt hat. Selbstverständlich resoniert also auch der Korpus (vor allem die Decke als am leichtesten anzuregender Teil, auf dem die Saite aufgehängt ist), denn sonst würde jede Gitarre mit gleicher Form und Rauminhalt gleich klingen. Erst die verhältnismäßig große Fläche der Decke kann die Luftmasse überhaupt in Bewegung setzen. Dazu muss sie logischerweise aber erst einmal selbst schwingen, denn die Saite ist ja nicht an der Luft befestigt... Die Luft selbst verhält sich auch wieder sowohl als schwingende Masse als auch als Dämpfer - das merkt man schon daran, dass Schall mit zunehmender Entfernung leiser wird.

Letzten Endes hängt alles zusammen und bildet ein einheitliches, mitschwingendes und zugleich dämpfendes System. Dein Trommelfell ist nichts anderes als ein Bestandteil dieses Gesamtsystems, denn es wird durch Dein Plektrum über eine ununterbrochene Kette von Ankopplungen in Schwingung versetzt.

Was wirklich fein wäre : Konkrete Hinweise. Wo waren die Unterschiede. Vielleicht lerne ich doch noch was dazu (auch wenn's schon ein bissel spät ist).

Um mal wieder ein bissel konkret zu werden: Über gute Boxen kann man den Unterschied der beiden Gitarren schon hören, meine ich. Eine andere Frage ist die des besser/schlechter bzw. ob einem der Unterschied tatsächlich groß genug ist, um ihn als wichtig anzusehen. Es bleibt ja immer eine Strat, mit gleicher Verstärkung und ähnlichen PUs. Gerade die der billigen Gitarre waren mir jetzt aber überhaupt nicht geläufig, auch da gibts ja große Unterschiede.

Ich habs deshalb an der hier für mich hörbaren Charakteristik von Rosewood- bzw. Mapleneck festgemacht. Letzterer bringt meist eine Betonung des Attacks mit sich, die weitgehend unabhängig vom PU durchkommt. Hier wirds nun wieder blumig, aber irgendwie muss man es ja beschreiben. Ich würde es "glockig" bis "knochig" nennen, also ein gewisses "Dong", das Rosewood so eher nicht hat. Hauptsächlich spielt sich das in den hohen Mitten ab, wo erst ein schneller Peak kommt, der dann aber auch schnell wieder abnimmt, während bei Rosewood alle Frequenzen gleichmäßiger einsetzen. Die ganz hohen, glasigen "HiFi-Höhen" sind hier immer da, wenn PUs und Amp mitmachen, bei Ahorn wird das von den hohen Mitten etwas verdrängt.

Auch ein gutes Beispiel sind für mich die Leadsounds von Ritchie Blackmore (meistens RW-Strat) und seinem Fan Yngwie Malmsteen (fast immer Maplenecks). Obwohl der auch eine Strat mit ausgehöhlten Bünden und einen Marshall mit eher wenig wirksamer Klangregelung spielt, haben seine schnellen Leads ein gewisses "Blubbern", das viel deutlicher ist als das bei Blackmore und mMn von diesem starken Hochmitten-Attack kommt.

Gruß, bagotrix
 
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Hi !

Ich hatte das Soundfile einem Bekannten, dem ich 100%ig vertraue - und der etwa in meinem Alter ist - zur Begutachtung gesendet. Als mir der zurückschrieb, dass die Unterschiede nicht gravierend wären, aber unter'm Strich die zweite Gitarre doch wesentlich besser klingt zog's mir halt doch ein bissel den Boden unter den Füßen weg . . .

Soll ich mich jetzt freuen, dass ich beim nächsten Gitarrenkauf einen Haufen Geld sparen könnte ?

mfg
Gerhard

- - - aktualisiert - - -

@bagotrix

Sorry, hatte deinen Beitrag übersehen . . .
Na ja, bin über "Chronik" zum letzten Beitrag usw usw . . .
Egal.
Bin im Prinzip natürlich deiner Meinung.
Bis auf den mMn inflationären Gebrauch des Ausdruckes "Resonanz" (ja, hat sich fast umgangssprachlich eingebürgert).
Ein Mitschwingen ist noch lange keine Resonanz, ich glaube es auch nicht dass es in dem für uns fraglichen Bereich wirklich zu Resonanzen kommt. Denn bei den in vielen Formen im täglichen Lebens vorkommenden - und zumeist störenden - Resonanzfällen ist vor allem ein wesentliches Kriterium ausschlaggebend, nämlich die stetige Energiezufuhr. Der Kühlschrankmotor, der hochfährt und den kritischen Bereich - glücklicherweise nur kurzzeitig - durchfährt hat keine Probleme mit dem Energienachschub. Bei Musikinstrumenten könnte ich mir vorstellen, dass es Resonanzfälle bei Streichinstrumenten gibt; ich weiss es aber nicht. Der Hängebrücke, welche unter starkem Wind in Resonanz geriet (USA) tat es ebenfalls nicht gut (Einsturz), dass der Wind stetig blies.
Die angezupfte Gitarrensaite jedoch hat nur ein begrenztes Energiepotential, zwar ausreichend um für eine gewisse Dauer (Sustain) seine "Einspannung" (Hals, Korpus) zum Mitschwingen anzuregen. Käme diese in (echte) Resonanz wäre der Spaß vermutlich nur von sehr kurzer Dauer.
Ich kann mir auch vorstellen, dass der Resonanzfall bei unserer Betrachtung gar nicht erwünscht ist, da dieser vermutlich nur eine - vielleicht mehrere - bestimmte Frequenzen verstärkt, extrem sogar im Verhältnis zum Rest. Was einem ausgewogenen Klangbild sicher nicht förderlich ist.

Eine richtige "Resonanzfalle" wäre z.B. bei unseren Stratocastern das Tremolosystem. Sustainblock als Masse, die Federn als elastisches Element ("Federkonstante"), das klassische schwingungsfähige Gebilde. Und dazu die fast perfekte Krafteinleitung via Saiten . . . Na ja, wem's Spaß macht könnte sich ja einmal die Eigenfrequenz des Tremolosystems ausrechnen und uns mitteilen, ob wir unter- oder überkritisch unterwegs sind . . . Bin schon ruhig . . . Aber das leichte Vibrieren des Tremoloarms wird sicher schon jeder gespürt haben.

mfg
Gerhard
 
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Soll ich mich jetzt freuen, dass ich beim nächsten Gitarrenkauf einen Haufen Geld sparen könnte ?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch und gerade ein unbefangenes Publikum den Unterschied nicht hören würde. Wenn Du ihn also auch nicht wahrnimmst, gibt es keinen "vernünftigen" Grund, Geld für etwas auszugeben, von dem - von Deinem Standpunkt aus gesehen -, keiner was hat. Wenn Du gut ohne große Marken leben kannst, dann ...

... fällt mir nichts ein, was dagegen sprechen würde, dass Du Dich freust! Es sei Dir aus ganzem Herzen gegönnt!
 
Sound hin oder her, ankommen tut es auf die Spielbarkeit, und da wird die HK nicht mithalten können, oder?
 
Zur Bespielbarkeit (was immer man darunter versteht) : Ich hatte eine Squier Bullet Strat (preislich ein kleines bissel über der HK) und eine American Standard. Das Tremolosystem der Squier war nicht stimmstabil, das war's. Ich kann mich aber nicht erinnern, auf irgendeiner der beiden "leichter" gespielt zu haben. Die Bullet hatte einen ordentlich bearbeiteten Hals, saubere Bünde, um nix schlechter als die Am.Std.
 
Ich finde ja, dass man allein schon in der Grafik in den markierten Bereichen einen Unterschied sieht:

Vergleich_HK_Fender.PNG

Für mich sieht das so aus als hätte die zweite Gitarre mehr Sustain und das würde ich jetzt einfach mal bei der Fender erwarten. Natürlich gibt es bei sowas auch Ausreißer, schon klar, ist aber wohl eher selten.

Viele Grüße
Sparkling Blue
 

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  • Vergleich_HK_Fender.JPG
    Vergleich_HK_Fender.JPG
    10,1 KB · Aufrufe: 220
Hm, einen reinen Sustain-Test könnte ich auch mal machen, das würd mich auch interessieren!
 
Hmm, da muss ich schlagartig immer daran denken ;):

 
Hi !

Ich habe mir die Sounddatei hergenommen und ein bissel zerschnipselt, hat mir keine Ruhe gelassen. Schließlich hatte fast einem Drittel die HK besser gefallen (mir eigentlich auch). Warum wohl ? Ich hab mir drei Stellen rausgepflückt, jeweils zwei Sekunden lang, und hab sie hintereinander gereiht, also zuerst zwei Sekunden lang die HK und dann die Fender. Bei allen Beispielen klingt die HK nicht besser sondern "richtiger", ob der gute Dark_Lord hier ein bissel verzogen hat oder wasauchimmer ich weiss es nicht. Und ich bitte auch höflichst um Entschuldigung, sein Spiel zu kritisieren wäre für mich das allerletzte.
Ich bitte auch um Verständnis, das ist für mich der sprichwörtliche Strohhalm an den ich mich noch klammere, darf doch ned sein dass mein Gehör schon komplett im A... ist.
Die Beispiele wurden bei etwa 6s00-8s00, 32s00-34s00 und 1m19s50-1m21s50 (ca. 2s wurden ganz am Anfang entfernt) gezogen, sind nur als Anhaltswert gedacht.
Die Unterschiede sind hier ebenfalls sehr minimal, erst das dritte Beispiel ist für mich wirklich brutal. Zum Abspielen würde ich den VLC-Player nehmen, da der ja eine Loop Funktion hat.
https://app.box.com/s/xmk9qk1s5oznmh8xtlsj
https://app.box.com/s/spmxkg8snduu14yj4r0o
https://app.box.com/s/i2mgqsoa6qsca3egulg4

mfg
Gerhard

- - - aktualisiert - - -

Nachtrag : Ist ein bissel verwirrend, ich hatte natürlich die Sounddatei halbiert, also separate Datei für HK und Fender, das Schlagzeug setzt jeweils bei 1s50 ein. Aber ich hoffe man weiss auch so wie's gemeint ist.
 
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Sehr gut gehört!

Diese Sachen führe ich aber ziemlich sicher auf meine eigene Spielweise bzw. Spielfehler zurück, und weniger auf die Eigenheiten der Gitarren!

Dass dir die HK aber besser gefällt ist ja nicht schlimm :)

Die Abstimmung handelte ja nicht davon, ob die Fender besser klingt als die HK, sondern davon ob man die Fender am Klang erkennen kann. Offenbar können das einige Leute (nicht sehr viele, man muss bedenken dass ein 50:50-Ergebnis heißen würde, man erkennt sie NICHT)
 
Ich hatte ja mal kurzzeitig eine HK und kann daher ein paar subjektive Eindrücke wiedergeben:
Man muss ganz klar sagen, dass die HK, die ich hatte, ein sehr billiges, qualitativ niedrig anzusetzendes Instrument war,
von dem es schwer vorstellbar ist, dass es einen Musiker mit ernsthaften Ambitionen (und sei es nur im Hobby-Bereich)
in irgendeiner Weise zufriedenstellen könnte.
Ihr müsst Euch vor Augen halten, dass ein kurzes Soundbeispiel ja nur ein kleiner Ausschnitt dessen ist, was ein gutes Instrument
ausmacht und dass die Fender Stratocaster, was Haptik, Verarbeitung, Qualität der Komponenten, Haltbarkeit, Werterhalt und
Gesamteindruck angeht, Lichtjahre von der HK entfernt ist.
Ich erkenne spätestens dann die HK am Klang, wenn sie unter meinen Fingern nicht so gehorcht, wie ich es gewohnt bin.
Das hat auch nichts mit Voodoo und Markenfetischismus zu tun.
Man kann es auch nicht mit "Squier vs. Fender" oder ähnlichem vergleichen. Selbst eine Squier Bullet ist noch deutlich besser
als die HK.
Wer große Zweifel hegt, kann ja mal eine HK antesten und seine Eindrücke schildern, sie kostet ja nicht die Welt.
 
Hmm, da muss ich schlagartig immer daran denken ;):



Habt ihr übrigens gewusst, dass das eine echte '59er ist? Sogar eine recht prominente, die mal in einer JBL-Werbeanzeige verwendet wurde. Wunderschönes Top, toller Farbton und offensichtlich auch ziemlich gut erhalten, zumindest damals. Schmacht...

Gruß, bagotrix
 

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