Moin!
Es ist schon beachtlich, welch unterschiedliche Auffassung unserer Branche bei den einzelnen Teilnehmern hier herrscht. Da ist alles dabei von "Früher war alles besser" über "schade, aber ist halt Zeitgeist" bis zu "schöne neue Welt - ich fühl' mich pudelwohl!". Ich denke, es hängt stark vom Instrument, von den regionalen Gegebenheiten aber auch vom Alter der Kunden ab.
Klar brauchen Musiker gute Händler. Es gab schon Zeiten, da wolltet Ihr das selbst nicht wahrhaben aber es ist so
Aber die Betonung liegt auf "
gute". Um ein guter Händler zu werden, musst Du Dich professionell verhalten (da fallen schon einige weg, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, aber keinerlei Plan haben) und Du musst Dir eine Branche aussuchen, in der was zu verdienen ist, denn Deine Kunden sind pickelhart, verzeihen ungern Fehler und erwarten viel - was wiederum viel Geld kostet.
Viel zu verdienen gibt's in unserer Branche leider nicht - dafür sorgen die Vertriebe, die einen Großteil der Marge für sich beantspruchen und möglichst viele Händler aufmachen, die dann wie Wild um jeden Kunden kämpfen. Aus der Sicht der Vertriebe ist das durchaus verständlich, denn gäb's nur noch 5 wichtige Händler die 80% des Umsatzes machen, dann könnte der Hersteller auf die Idee kommen mit denen direkt zu dealen und bräuchte keinen Vertrieb mehr. Im Gegenzug könnten die 5 Händler die Produkte nach Wegfall des Vertriebes zwischen 30 und 40% günstiger anbieten und dadurch vielleicht deutlich mehr verkaufen (was auch schon heute bei einigen Marken der Fall ist). Dafür gäb's halt Gemaule wg. fehlender Flächendeckung
Ok, soweit zur Ausgangsbasis. Wir als Thomann haben unseren Platz gefunden und niemand muss sich um uns Sorgen machen. Uns helfen natürlich auch unsere Eigenprodukte (an denen mehr verdient ist) aber vor allem die Tatsache, dass der Onkel Hans sämtliche Kohle in der Firma lässt und wir völlig unabhängig von Banken, Investoren oder ähnlichem tun und lassen können was Ihr wollt. Das verdiente Geld brauchen wir aber auch dringend, um unser Wachstum zu bezahlen (sprich Lagerhallen + die Ware die da reinpasst, neue Server, Büros etc etc), um ständig besser zu werden (z.B. besseren Content auf der Website, 3 Jahre Garantie, portofrei) und unser Geschäft abzusichern, damit Ihr noch in 10 Jahren bei uns einkaufen und Euch bis dorthin immer wieder was neues (teures) von uns wünschen könnt
Danach bleibt nichts mehr übrig, ob Ihr's glaubt oder nicht. Nix, null, nada.
Wir tun keinem anderen Musikhändler bewußt weh. Wir hätten wöchentlich ganz Aschaffenburg mit Gutscheinen zubombardieren können wenn's uns um die Marktanteile von MS gegangen wäre, aber das tut's nicht. Wir nehmen lieber dem Elektronikmarkt, dem Spielelonsolen- oder dem Turnschuhhersteller von Nebenan was weg und kümmern uns drum, dass mehr Kids Musik machen
Es hat uns auch bisher in diesem Thread noch keiner Fehlverhalten im Umgang mit unserem Wettbewerb vorgeworfen
Die Preise auf unserer Website sind die besten, die wir machen können und das kommunizieren wir auch so! NATÜRLICH kann jeder X-beliebige Händler in Deutschland unseren Preis mitgehen oder gar unterbieten, aber dann verdient er halt nichts. Ergo: er kann NICHT wachsen, NICHT besser werden und NICHT sein Geschäft absichern (außer er hat einen reichen Daddy oder überfällt in seiner Freizeit Banken). Nach ein paar Jahren steht er so da wie viele Händler momentan dastehen: schäbiger Laden, schlechte Auswahl, demotiviertes Personal, keine Ahnung von modernem Equipment.
Die Frage ist: muss ein Händler immer unseren Preis mitgehen oder unterbieten? Das kann sich jeder von Euch selbst beantworten. Ich als Kunde erwarte das nicht von einem stationären Händler, solange ich mich nicht über'n Tisch gezogen fühle. Ansonten hier meine persönlichen Vorlieben:
https://www.musiker-board.de/allgemeine-board-themen-bt/441998-veraenderungen-21.html#post5420132
Manche Händler sind halt extrem clever und glauben, sie haben ein wirtschaftliches Perpetuum mobile erfunden, indem sie unsere Preise unterbieten, alle Services mitmachen UND auch noch Ebay / Amazon oder anderen 10-15% Vermittlungsprovision abdrücken (plus dann noch der Bank 5% und wegen Portofrei nochmal 5% an DHL usw. usw.). Da können wir nichts anderes machen als kopfschüttelnd zuzusehen, wie sie an die Wand fahren und wenn wir Glück haben, dürfen wir uns danach noch vor Leuten wie SkiSeppi rechtfertigen, warum WIR den Händler platt gemacht haben
Ich kann nichts dafür, wenn manche da draußen keinen Taschenrechner bedienen können
Auf der anderen Seite gibt's aber auch wirklich tolle Läden, die sich auf ihr stationäres Business konzentrieren und denen es wirklich gut geht dabei. Sie profitieren davon, dass Online-Händler wie wir die Kunden im Internet vorbereiten bzw. mit millionenschweren Werbebudgets "heiß" machen, verkaufen in ihrem Laden zum Teil etwas teurer, aber bieten dafür auch was - nämlich Auswahl, ein bißchen Beratung und angenehmes Ambiente. Diesen Händlern geht es derzeit richtig gut und sie sind scheinbar zufriedener als früher. Interessanterweise ist die Gegend rund um Treppendorf wohl eine der Gegenden mit der größten Dichte an Musikhändlern in Deutschland
Der Musik Service ist dahingehend ein Sonderfall, weil er halt durch das Board auch von seinen eigenen Kunden kollektiv dazu genötigt wurde, jeden Scheiss mitzumachen, den "die großen" angefangen haben. Auf der anderen Seite haben sie aber dadurch auch früher gemerkt, was die logische Konsequenz ist und haben nicht gewartet, bis alles zu spät ist. Dazu hat aber der Johannes schon einiges geschrieben.
Soweit meine 2 Cents.
Grüße, Sven