inzwischen sind ein paar Tage vergangen, wie versprochen etwas mehr von mir. Ich bitte bei der Lektüre höflichst in Erinnerung zu behalten, dass ich lediglich
meine ganz persönlichen und daher eben völlig subjektiven Gedanken wiedergebe. Meine Einschätzung kann man teilen, muss man aber nicht
Ich hatte bis Anfang dieses Jahres einen fretless-Bass, einen Rickenbacker 4001. Allerdings wurde er so selten gespielt, dass ich ihn schlussendlich verkauft habe.
Dazu kam, dass er zwar sehr gut klang, aber nicht "den typischen" fretless Sound hatte.
Nach ein paar Monaten hatte ich dann aber gemerkt, dass ich doch wieder einen fretless Bass haben möchte. Nun ging die Suche los - gar nicht einfach.
Was ich definitiv nicht wollte und sogar dann ein Ausschlusskriterium wurde, waren alle Arten von Markierungen oder gar aufgemalten fretlines aus dem Griffbrett.
Mir ist ein Rätsel, wozu das gut sein soll. Wer einen fretless Bass spielen kann, braucht (und will) sie nicht, wer es nicht kann, hat keine grosse Hilfe dadurch.
Wer schaut schon
vorne auf das Griffbrett beim spielen? Für mich hat es Null Nutzen und versaut lediglich die Optik.
Aber ach, es schränkt auch die Auswahl extrem ein. Mein Favorit war ganz schnell der Sandberg Panther TT-4 in "Puzzle-Optik". Allerdings war ich nicht bereit,
für ein Instrument, welches bei mir ganz klar ein Nischen-Dasein führt, so viel Geld auszugeben. Andererseits kaufe ich auch keine Instrumente aus dem low-end
Bereich. Was immer ich aus der Kategorie Epiphone, Squier oder wie sie sonst alle heissen besessen habe, ist längst wieder verkauft. Nie war ich zufrieden mit
dem Zeug.
Also bin ich irgendwann bei Warwick gelandet. Hatte ich nie auf dem Radar (die Gründe sind dieselben wie bei vielen anderen, ich führe das hier nicht weiter aus).
Die Corvette (aktive Version) schien mir geeignet, preislich im Rahmen und das man hier in diesem Forum einen Draht zum Hersteller hat, fand und finde ich sehr
lobenswert. Also bestellt. Optisch hätte mir der Rockbass in Sunburst mehr gefallen, aber siehe oben.
Look&Feel:
Was zuerst mal (negativ) auffällt, ist das Gewicht. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet. Die Paketwaage stoppt erst bei deutlich über 5kg und bestätigt den vorigen
Eindruck. Andererseits ist der Bass von der Ergonomie her clever gemacht, er wirkt auch optisch viel schlanker als einen die über 5kg glauben machen.
Das Halsprofil gefällt mir sehr gut. Nicht zu dünn, aber eben nie störend dick.
Die Holzmaserung ist wunderschön, viel schöner, als man es auf Fotos erahnen kann. Zudem harmoniert er wunderbar mit meinem Fussboden im Wohnzimmer
Verarbeitung:
Naja
Ganz ehrlich, bei einem Instrument für 1249.- Euro erwarte ich dann doch etwas mehr. Zwar ist alles solide gemacht, aber die Ausfräsungen für PUs und Bridge
sind nicht symmetrisch und die Bridge sitzt schräg im Ausschnitt (oder dieser ist schräg gefräst, was wahrscheinlicher ist).
Zwischen Korpus und Hals ist auf einer Seite ein Spalt. Okay, keine 5/10 eines Millimeters, aber so etwas muss doch im CNC Zeitalter echt nicht sein?
Mechanik:
Potis laufen sauber, Achsen eiern nicht. Neutralstellung rastet eindeutig ein. Schön!
Der Abstand von G-Saite zum nahesten Poti ist gross genug. Die PUs geben eine sehr breite und flache Daumenstütze ab. Auch das ist toll und keineswegs selbstverständlich.
Nur schön sind sie nicht mit der Plastik-Optik, aber das ist wieder Geschmackssache.
Die Bridge ist echt mal super. Zwar habe ich noch nicht begriffen, warum es sechs Schrauben zur Höhenverstellung braucht, aber eventuell erklärt mir das jemand?
Auf jeden Fall lässt sich wirklich alles auf jede erdenkliche Position einstellen. Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen und werte als ganz ganz dickes Plus!
Mechaniken laufen sauber und ohne "raspeln". Auch die Empfindlichkeit ist gut gewählt, Bass lässt sich sehr schnell und präzise stimmen.
Etwas verwundert bin ich ob des Spannstabes. Um den von mir stets gewünschten sehr geraden Hals einzustellen, musste ich viel Kraft aufwenden. Schon sehr nah an
der Grenze zu "jetzt braucht's Gewalt". Das wundert mich, ich habe es dann lassen müssen, obgleich der Hals für mich noch einen Tick mehr Vorspannung bräuchte.
Die Klappe, um die Inbusschraube des Spannstabes zu erreichen, ist eine clevere Idee. Aber es ist recht fummelig, wenn A und D Saite gestimmt sind.
Sound:
Die Original-Saiten sind überraschend gut, aber für einen fretless Bass für meinen Geschmack schlicht eine Fehlbesetzung. Ich bin der festen Überzeugung, dass man
einem fretless Bass ohne Verrenkungen einen Kontrabass-ähnlichen Sound entlocken können muss. Das klappt ganz und gar nicht, der Klang ist mit diesen Saiten
einfach viel zu modern, unspektakulär und drahtig. Keine Wärme, kein "Mumpf", kein "Holz". Ich HOFFE, dass ich das mit anderen Saiten (siehe unten) ändern kann.
Falls nicht, wäre der Bass ein teurer Fehlkauf gewesen
Kann sein, dass ich mich irre, aber offenbar gibt es im passiven Modus keine Tonblende? Skurriler Einfall, hat da jemand nicht nachgedacht?
Insgesamt:
Im Prinzip alles okay, nur der Sound passt noch nicht. Hat jemand eine Empfehlung für Saiten? Ich würde wohl zu Thomastik JF344 greifen.
So ein richtiges Endurteil kann ich noch nicht angeben, den schlussendlich ist der Sound das, was einen Bass zu Hopp oder Top macht.
Die Bespielbarkeit ist auf jeden Fall gut, die Einstellmöglichkeiten sind sensationell und der Preis ist wohl angemessen, auch wenn es ein paar Dinge zu meckern gibt.
Sobald ich andere Saiten drauf habe berichte ich mehr und dann gibt's eventuell auch ein paar Soundsamples. Im Moment muss ich erst wieder üben, die Töne zu
treffen
Fragen? Fragen!