Seit kurzem gehöre ich auch zu den Squier-Nutzern. Bis dato hatte ich an Fender-Bässen und engen Verwandten nur zwei USA-Modelle (früher mal ein Precision Fretless von ca. Ende 70er/Anfang 80er und jetzt noch ein American Standard Jazz Bass von `95) und auch früher einen Mexico Jazz Bass von '93/94.<br><br>Ich muss sagen, dass der Squier VM Fretless Jazz Bass mich ausgesprochen positiv überrascht. <br><br>Erstens ist die Verarbeitung sehr sauber und sorgfältig ausgeführt, da gibt es nichts zu beanstanden; klasse Lackierung auch, ebenso das Seidenmatt-Finish des Halses.<br>Die verwendeten Bauteile sind auch gut, die Mechaniken waren beim Mexico damals noch nicht ganz so gut, ebenso die Pickups. Der Mexicano hatte zwar einen recht guten Sound, aber seine Tonabnehmer waren relativ outputschwach im Vergleich zu anderen Bässen. Die Duncan-Designed PUs vom Squier können da auch nicht ganz mit denen vom USA-Fender mithalten, sind aber nur recht wenig outputschwächer als diese - ein paar Millimeter nachregeln am Master-Volume vom Amp, dann passt das wieder. Und sie klingen wirklich ganz gut, bringen einen schönen Ton hervor. Erstmal sehe ich keinen Grund, da was Anderes reinzubauen. <br>Die Potis verrichten ihre Arbeit auch ordentlich, nur die Klinkenbuchse ist Schrott - hab ich auch schon mal hier in einem Forum gelesen, trifft bei meinem jedenfalls auch zu, die knistert schon rum. Kommt demnächst 'ne bessere rein. <br>Die Bridge ist halt der altbekannte Blechhaken, bei mir hat der Vorbesitzer eine Schaller montieren lassen. Ist besser so, aber man kann auch mit dem Haken ganz ordentlich spielen; auch das ist u.U. Geschmacksfrage.<br><br>Zum Holz ist zu sagen, dass es natürlich preiswerteres Klangholz ist als beim neu mehr als viermal teureren Ami-Fender. So ist das Ahorn des Halses nicht ganz so ein ausgewähltes Stück, was Wuchs und Optik betrifft , doch ist es deswegen weder minderwertiges noch unschönes Holz. <br>Das Griffbrett ist beim Fretless eh aus Ebonol, was für mich in Ordnung geht. Ich kenne das von den Ibanez Roadstar Bässen ehedem, ist nicht das Schlechteste. Verarbeitet ist es jedenfalls sehr, sehr sauber<br>Zum Body: Agathis als Tonholz war mir bisher aus eigener Erfahrung unbekannt, aber natürlich habe auch ich manches Wort gelesen, dass dieses Holz eher als nicht so doll einstuft.<br>Da ich in den solchen Fragen wütenden Glaubenskriegen nicht beizuwohnen pflege und da völlig vorurteilsfrei ran gehe (ein Bass kann von mir aus aus dem Birnbaum in meiner Omas Garten geschnitzt sein, wenn er für mein Ohr gut klingt), bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Agathis grundsätzlich in Ordnung ist und auch einen ganz eigenen Klang hat, der sich natürlich von der Erle des Amis unterscheidet. <br>Und zwar insofern, dass die Bässe nicht ganz so trocken sind und die Höhen nicht ganz so crisp. Es liegt über dem ganzen Ton etwas Weicheres (fast "Seidiges") als bei der Erle, aber durchaus kraftvoll und auch in den ganz tiefen Tönen sauber und konturiert. Also auch vom Sound her eher ein bisschen Vintage.<br>Dieser Klangcharakter gefällt mir jedenfalls persönlich sehr gut und passt meiner Meinung nach auch noch ausgezeichnet zu den Eigenheiten eines Bundlosen. Der Hals ist außerdem ohnehin der fast größere Einflussfaktor beim Klang.<br><br>Summa summarum: Die Leute in Indonesien, wo meiner herkommt, machen jedenfalls einen guten Job, keine Frage.<br>Der Neupreis eines solchen Squier ist erstaunlich günstig für eine wirklich gelungene Jazz Bass Variante, finde ich. <br>Meine erste Jazz Bass Kopie von "Tacoma" hat 1977/78 in DM mehr gekostet, und da war die Kaufkraft derselben noch gewaltig. Die PUs waren ehrlich jämmerlich, auch konnte die Verarbeitung bei weitem nicht mithalten.<br>Selbst für semiprofessionelle Ansprüche kann so ein Bass durchaus befriedigen, würde ich sagen. <br><br>Wer also noch keinen Squier hat und überlegt, eventuell zu einem zu greifen, dem kann ich nur raten, es anzutesten. <br>Letztlich entscheidet der persönliche Geschmack und die Vorlieben, sicher ist jedoch, dass man hier ein ernst zu nehmendes Instrument zum kleinen Preis kriegt. <br>Im direkten Vergleich zum Big Brother aus Amiland schneidet zumindest mein Squier-Bass ganz ordentlich ab, und ich halte ihn in der Summe für jedenfalls nicht schlechter als meinen alten Mexico-Fender - tendenziell in einigen Punkten sogar für ein wenig besser (PUs, Mechaniken). <br><br><br><br><br>