So, ausnahmsweise mal das Fazit zum Schluss:
ich habe keinen der getesteten Bässe gekauft.
Warum?
Zuerst der 70s Classic:
sieht klasse aus, Verarbeitung ist prima, das weisse Binding ist super gelungen, der Body war 3-teilig, aber so sauber aneinandergefügt und von der Maserung her so gut passend, dass ich ihn anfangs sogar für einteilig gehalten habe.
Erst genaues Suchen nach den Nahtstellen hat mich diese dann entdecken lassen.
Der Hals ist schmal wie vom JazzBass gewohnt, aber fast so dick wie ein Prezi-Hals.
Deutlich kräftiger, als andere JBs. Ich persönlich find's klasse, aber mag nicht jedermanns Sache sein.
Trocken angespielt klingt er schön knallig percussiv, wie es ein JB soll.
Am Verstärker aber dann die große Enttäuschung: dünn, ohne Substanz und schrill bis scharf in den Höhen.
Dem Hals-PU fehlt das Fundament, der Bridge-PU klingt zu dünn, um wirklich zu knurren.
Falls ich mich doch noch entscheiden sollte, ihn zu kaufen, dann direkt mit einem Satz anständiger PUs dabei.
Die hölzerne Basis schien mir jedenfalls gut genug, um das zu rechtfertigen.
Ok, als nächstes gleich mal in die Vollen und den American Standard 5 String geholt.
Ein Traum von einem Hals (OPMN), Optik einfach nur schön.
Die H-Saite eine Offenbarung - wer behauptet, Fender könne keine 5-Saiter bauen, lügt! - wunderbar sauberer, warmer Ton...
Moment mal...
JazzBass = Slapmonster...?
Wo sind die Höhen?
Warum knurrt der Bridge-PU nicht?
Ok, Bridge-PU sitzt an der 60s Position, mehr Richtung Hals, daher voller und wärmer.
Höhen sind auch da, sanft und seidig, aber doch sehr zurückhaltend...
Also, es ist echt ein toller 5-Saiter, super zu spielen, sehr sauberer Ton, aber mir persönlich zu zahm, zu wenig Attack, nicht spritzig genug.
Der im Vergleich noch kurz angespielte MiA 4 Saiter hat diesen Eindruck noch bestätigt, dank RW Griffbrett fast noch einen Hauch zahmer.
Hmm.
Geddy Lee Signature.
Erster Eindruck: Hölle, ist der Hals konkav! Ich will mit dem Ding Musik machen und keine Pfeile verschiessen!
Gregor hat ihn dann schnell justiert, wenn auch etwas fluchend, weil die Halseinstellschraube am unteren Halsende ist, und das Pickguard keine Aussparung hat.
Also Hals abschrauben.
Man sollte also nicht allzuoft Saitenmarke/stärke wechseln, wenn man diesen Bass besitzt - ewig macht das Halsholz die ab- und dranschrauberei mit Sicherheit nicht mit...
Der Klang ist wirklich gut: knackig, definiert, klare angenehme Höhen, er ist einfach deutlich präsenter, als die Amis, aber ohne die blecherne Schärfe des 70s zu haben.
Aber irgendwie hat auch der nicht "Nimm mich mit!" geschrien...
Einen rumstehenden RoadWorn hab ich mir noch gekrallt, aber abgesehen davon, dass ich den wirklich extremst hässlich finde und mir zur Angewohnheit gemacht habe, meine Instrumente selber kaputt zu machen, hat mir auch der Klang nicht wirklich gefallen.
Gregor findet ihn toll vintagig, mir war er zu muffig.
Holzig knurren konnte er gut, Mitten waren eindeutig seine große Stärke, aber die Höhen waren mir zu belegt und das Fundament etwas dünn.
Wahrscheinlich ist mein Geschmack aber einfach nur zu modern und mir fehlt der intellektuelle Zugang zum wahren Vintage - der 50s Roadworn Preci hat mir schliesslich auch nicht gefallen...
Zum Marcus Miller: Gregor hat ihn mir sehr ans Herz gelegt, aber ich weigere mich, ein Gerät was so aussieht, auch nur anzufassen!
Oder anders ausgedrückt: da ich ihn mir aus optischen Gründen niemals kaufen würde, habe ich ihn gar nicht erst angetestet.
Ausser Konkurrenz: der Jaguar
Interessantes Teil, Grundsound passiv einen Tick harsch in den Höhen, aber sonst garnicht schlecht...die PU Wahlschalter und der parallel/seriell Switch sind eine feine Sache.
Auf aktiv geschaltet - BÄM!
Gefühlt doppelt so laut, richtig RUMS in den Tiefen und ordentliche Britzelhöhen, wer es laut und spektakulär mag: unbedingt mal antesten!
Interessantes Detail: der aktive Höhenregler ist eher ein Hochmittenregler, und der nachgeschaltete Mastertonregler steuert die "richtigen" Höhen.
Damit sind ziemlich viele Möglichkeiten offen.
Was mich gestört hat: die Potis der Klangregelung gehen auf den ersten 7mm von 0 auf 100%, den restlichen Regelweg passiert quasi nix mehr.
Dazu ist er relativ kopflastig.
Mir hat er insgesamt zu viele Spielereien, aber wer es gerne flexibel hat und einen wirklich spektakulären, Jazzbass-ähnlichen Sound sucht, könnte seinen Spass mit dem Teil haben.
So, ich gehe jetzt weiter grübeln, ob ich mir den SWR Marcus Miller Preamp bestelle, oder doch den Classic 70s Jazzi und ein paar anständige PUs.
Oder vielleicht sollte ich doch mal langsam etwas Geld für ein neues Auto zur Seite legen...?