Na was für ein schönes Thread-Thema
- da muß ich doch meinen Senf zu geben:
(Die angehängten Fotos krieg ich leider nicht besser hin - ich komm mit der Digitalknipse immer noch nicht klar.)
Der Squier-Fretless (JV 86208) trägt auf dem Halsende ein Datum von 1984 (den genauen Tag könnte ich nur nachgucken, wenn ich den Hals noch mal abschraube, und dat muß ja nu nich sein). Ursprünglich war er bundiert, mein Vorbesitzer hat die Bünde rausnehmen und Markierungen ins Griffbrett machen lassen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, wurde das Ding damals als Squier-Kopie des 62er Fender verkauft. Halsbreite am Sattel übrigens knapp 39 mm, am 12. Bund 56 mm.
Um auf die Eingangsfragen des Thread-Eröffners zu kommen:
Zustand: Bis auf die Ent-Bundierung unberührt. Ach ja, und Ende der 80er hab ich in die Elektronikfräsung zusätzlich einen Rockinger-Piezo eingebaut, der sich über ein Push-Push-Poti zuschalten läßt - aus der Zeit, als ich mir vorgenommen hatte, einen Kontrabaßklang hinzukriegen, statt gleich das Original zu spielen.
Wie gekauft? Mit mehr Glück als Verstand - 1987. Ich hatte keine Ahnung, wollte einen Fretless, dachte nur, Fender Jazz Bass wird schon wat Jutes sein, Fender konnte ich mir nicht leisten, Squier ging preislich schon, der Verkäufer wohnte in Düsseldorf, ergo in Fahrrad-Entfernung, hatte in der Lokalzeitung inseriert. Für 550 Mark wechselte das Ding den Besitzer. Daß ich was Gutes geschossen hab, ist mir erst eine Weile später aufgegangen
Erfahrungen? Nur die besten. Auch wenn er für Fretless-Puristen das falsche Griffbrettholz hat: Palisander. D.h., von Zeit zu Zeit muß das Griffbrett beim Baßbauer neu abgeschliffen werden, und beim übernächsten Mal (hat er mir schon gesagt) ist Rien ne va plus, dann muß ein neues drauf. Ich würde aber am liebsten dasselbe Holz wieder haben, denn der Bass ist je nach Anschlag schön variabel: von weich und singend bis fast jaco-haft hart. Die PUs sitzen genau richtig - d.h., eigentlich kommt man schon mit dem Steg-PU allein vollkommen aus: er liefert genau die richtige Mischung aus Druck und dem nötigen hochmittigen Etwas oben drauf
Die Höhenblende ist gut abgestimmt - man kann da fast auf allen Positionen gut was mit anfangen.
Verstärker? Klingt mit fast jedem gut, nur bei 15ern kann es (Matsch-)Probleme geben: Ideal mit einem alten Trace Elliot Topteil (fast linear, nur um 200 Hz und in den Höhen leicht angehoben) und 2x12 - klingt rund, warm und tragend.
Als ich ihn mal mit dem Fender Jaco-Fretless verglichen habe, hat der Fender - na, jedenfalls nicht merklich besser abgeschnitten.
Generell macht sich der Squier für meine Begriffe gut mit 045-105er Roundwounds (auch wenn's noch mal zusätzlich aufs Griffbrett geht) und etwas höherer Saitenlage. Man muß halt ein bißchen arbeiten. Sogar uralte Saiten klingen prima
Wäre ich schlauer gewesen, hätte ich mich schon in den 80ern zusätzlich nach dem bundierten Modell umgeguckt (sollte also jemand so einen zu verkaufen haben...
)
So ist es in Sachen Bund-Bass der hier geblieben:
Fender Jazz Nr. 694062, wahrscheinlich von 1975 (laut Fender-Seite, der Verkäufer sagte natürlich 1974, um mehr dafür zu kriegen
- laut einem Sammlerfreak, der ihn mal beguckt hat, muß er zwischen 1973 und 1976 gebaut worden sein (zur Dreipunkt-Halsbefestigung s.o. in diesem Thread, ab 1976 andere Typographie beim "Jazz Bass"-Schriftzug auf der Kopfplatte).
Eine der berüchtigten Fender-Eisenbahnschwellen: bleischwer (5 kg) - ich tippe beim Korpus auf Esche. Zustand unverändert seit 19 Jahren - wobei ich fast mal vermute, daß der Korpus irgendwann mal - im Farbton gekonnt - an einigen Stellen nachlackiert worden ist. Da blättert die Farbe so langsam ab. Hals ist oben (37 mm) noch mal schmaler als beim Squier, dafür etwas dicker.
Wie gekauft? 1990 im damaligen schönen Karlsruher Gitarrenladen "Guitar Clinic" mit leicht angemufftem braunem Originalkoffer für 800 Mark
welcher Trottel außer mir wollte denn damals schon einen ollen FENDER??
Zumal das Teil erst mal in den Bünden abgerichtet werden mußte und außerdem total verrostete PU-Schrauben hatte, die noch erneuert werden mußten, ein paar Madenschrauben bei den Saitenreitern waren außerdem festgegammelt - unterm Strich noch mal 200 Mark.
Erfahrungen? Fangen wir mit dem Positiven an: Über einen bitte nicht zu sauber arbeitenden
Amp und Hartke-Alumembran 4x10 (ich träume immer noch von 8x10) saftiger Slap-Sound wie weiland Darryl Jones bei Miles Davis ("You are under arrest" etc.). Sattes Sustain, der Ton steht wie eine Eins. (Insofern scheint sich die berüchtigte Dreischrauben-Halsbefestigung nicht sooo negativ auszuwirken.) Im Ganzen hat man das Gefühl, daß man da eine balkenähnliche Konstruktion vor dem Bauch hängen hat, aus der bei jedem Anschlag (ohne Amp gespielt) erst mal vor allem viel TON rauskommt. Allerdings könnte er für meinen Geschmack noch ein bißchen differenzierter auf verschiedene Anschlagsweisen reagieren. Und Erle wäre vermutlich einen Tick wärmer.
Und die Macken (mal abgesehen von dem leicht lädierten Sattel)? Zeigen sich, sobald man den Amp anmacht und NICHT slapt: Der Bass hat den notorischen 70er-Jahre-PU-Abstand, von dem in diesem Thread schon die Rede war. Mit Vollgas auf beiden PUs klingt das gut, aber wenn man nur den Steg-PU nutzen will, braucht man unbedingt einen fett und saftig arbeitenden Verstärker (und sei es ein Fender Röhren-Bassman mit 15ern
), sonst klingt das Ding viiiiiiel zu dünn und schiebt nicht genug. (Vorteil: Ich hab es selbst auf den schlimmsten Amps nie geschafft, einen matschigen Sound hinzukriegen
, wo meine alte Pearl-Precision-Kopie nur noch Mumpf produzierte.) Insofern kommt dieser Fender bei weitem nicht mit so vielen verschiedenen Amps gut zurecht wie mein Squier. In jedem Falle fehlt diesem 75er-Fender dieser gewisse (unschlagbare
) beißende Hochmitten-Touch, den der Squier mit seiner 60er-Jahre-Steg-PU-Position mitbringt.
Klanglich unterschied er sich übrigens nicht wesentlich von dem 1981er Jazz, den ich vorher hatte (klarlackierter Eschenkorpus mit One-Piece-Maple-Neck) - vielleicht hatte der 1981er vom Spielgefühl her noch ein bißchen mehr Baumstamm-Feeling
. Möglicherweise fährt man also mit einem Jazz aus den frühen 80ern nicht unbedingt schlechter als mit einem Mittsiebziger - und spart ein paar Hundert Euro (ich hab meinen 81er dann vor 17 Jahren für 800 Mark verhökert
) . Bei beiden sollte man in jedem Falle probespielen, ob einem diese fetten Bünde wirklich zusagen (sollten das die berüchtigten Jumbo-Bünde sein? Der Name würde jedenfalls passen.) - für meinen Geschmack könnten sie fast etwas weniger voluminös sein...
Apropos Bünde abrichten: Der 75er Fender hat die kleine Nebenerscheinung, daß sein Griffbrett von einem kunstvollen Binding eingerahmt ist - d.h., wenn er irgendwann neue Bünde braucht, wird es laut Aussagen des damaligen Gitarrenbauers noch mal richtig teuer - vor 18 Jahren rechnete er mir etwa 250 Mark vor...
Michael