Hallo,
auch wenn es hier hieß, es würden sich so wenige an ihre LP trauen: meine '93 Gibson Les Paul Studio (winered, Goldhardware) musste in den letzten 18 Jahren schon so einiges erdulden, mehr als jede meiner Strat-Varianten. Das liegt daran, dass ich einfach nicht den Ton aus ihr rausbekommen habe, den ich bei vielen anderen so mochte, die mir durch die Hände gingen. Immer kam sie mir etwas hart und widerspenstig vor, im Sound wie beim Spielen. Verschiedene Saiten und Picks änderten daran nur wenig. Was nacheinander passiert ist (wenn ich die Reihenfolge richtig hinbekomme):
- gekapselte Gotoh Tuner mit Pearloid-Flügeln. Die Gibson "Deluxe" sind einfach Schrott. Ziehen ungleichmäßig, halten die Stimmung nicht. Die Gotohs sind super, passen in die Befestigungslöcher und die Pearloidflügel sind hübsch und leicht.
- Alu-Stoptailpiece. Hörbare Verbesserung, bessere Saitentrennung, weniger Muff im Sound.
- Den Steg besser befestigt, und zwar die Bolzen mit Kontermuttern gegen die Einschlaghülsen. Um die Stehbolzen wickle ich ein kleines Stück dünnes Kupferblech, damit die Bridge fest darauf steckt und nicht mehr wackelt wie ein Kuhschwanz.
Der Sound wird stabiler und sustainreicher. Da stelle ich fest, dass die Einschlaghülsen des Tailpiece nicht ganz drinne sind - Kunsrtoffhammer her, eingeschlagen. Weitere Verbesserung der Tonfestigkeit.
- neu bundieren lassen mit Jumbos. Ahhhh! Die alte Bundierung war also sch... Jetzt flutschts viel besser. Ganz komisch: der Hals kommt mir dünner vor, nicht etwa dicker. Liegt wohl an der besseren Saitenlage in den unteren Lagen.
- 490R (mumpfig) / 498T (nölende Mitten) ausgetauscht gegen Duncan Pearly Gates am Steg, '59 an den Hals. Der PG ist vom Ton her klasse, hatte mir aber zu wenig Fundament. Der '59 hat keine Mitten und matschte.
- 50ies Wiring. Erstaunlicher Fortschritt, besser regelbar, mehr Soundvielfalt, weniger Höhenverlust beim Zurückdrehen der Volumes. Auch aufgedreht klingt der Ton ein wenig anders, etwas runder.
- russische .047 mF PIO-Caps, ein weiterer kleiner Schritt, klingen musikalischer und resonanter. Später ersetzt durch .022 mF PIOs, deren Regelweg mir besser passt. 500 KOhm-Vol.Poti am StegPU. Öffnet den Höhenbereich hörbar.
- ABM-Messingbridge. Trockensound machte einen Riesenschritt nach vorn, mehr Sustain, mehr Saitentrennung, mehr "Holz". Saftiger und singender auch über den Amp.
- Duncan Custom 5 Bridge; der PG wandert an den Hals. Der SH-14 hat ja nun gar keine Mitten und klang irgendwie "aufgeblasen". Viel Bass, genug Höhen, aber irgendwie künstlich. Der PG klingt am Hals genial, brillant und definiert.
- Beide fliegen wieder raus, weil ich ein Set erstanden habe: Tonerider AlNiCo IV Classic Bridge & Neck. Sehr empfehlenswerte PAF-Clones für wenig Geld. Transparent, aber zugleich rund und warm, genug Power für die meisten Lebenslagen.
Klingen keinen Deut schlechter als Duncans oder Gibsons, haben also nicht etwa dieses billige Plärren. Ganz im Gegenteil sehr ausgeglichene, vielseitige Humbucker mit klassischem Sound ohne Mittenbetonung oder -loch.
Sicher auch ein Tipp für Epiphone-Player, die nicht so viel Geld ausgeben wollen, aber einen traditionelleren Sound suchen. Die Epi-Originale sind ja meist eher auf Leistung getrimmt als auf Ton.
Nach alledem entsprach die Gitarre schon viel mehr meinen Vorstellungen (the sound in your head...). Was mir immer noch fehlte, war eine etwas weichere Bespielbarkeit (sollte bei .010er Saiten eigentlich gegeben sein) und wenns geht ein "holzigerer" Sound. Der Klang war mir etwas zu spitz und knallig. Daran gab ich immer etwas dem Ebenholzgriffbrett die Schuld, das hatte ich in meiner jugendlichen Unschuld mehr aus optischen Gründen gewählt (und weil ein Freund eine Schecter mit sowas hatte, die fantatstisch klang). Es gefällt mir immer noch sehr gut, doch die LPs, die mir in den letzten Jahren als besonders toll in Erinnerung geblieben sind, hatten immer ein RW-Griffbrett. Die Tendenz zum "Knallen" nehme ich inzwischen bei Ebenholzgriffbrettern recht deutlich war. Für Heavy Sounds ist das von daher auch eine super Sache, weil es Matsch vorbeugt, auch für cleane Sounds kein Fehler. Mir war es an der Paula aber etwas zu wenig warm (und ich meine jetzt nicht dumpf).
Worauf ich allerdings nicht gekommen bin, bis ich mal in einem Thread davon gelesen habe, war die Einstellung des Tailpieces. Immer bestrebt, die Kopplung Holz / Hardware / Saite zu optimieren, hatte ich es immer so weit reingeschraubt, wie es gerade noch möglich war, ohne die Saiten die Hinterkante der TOM berühren zu lassen. Mächtig großer Fehler! Es kommt also zuletzt
- die Einstellung des Tailpieces. Ich hab es jetzt einfach mal höher gestellt, so weit es ging, ohne dass es schnarrte oä.. Und da wares! Die Bespielbarkeit war angenehmer, weniger steif, das Saitenziehen ebenfalls, und der Sound war deutlich weniger erbarmungslos geworden. Also unbedingt ausprobieren, in die eine oder andere Richtung!
Ich will nicht sagen, dass meine Reise jetzt am Ende angelangt ist, dazu probiere ich einfach zu gerne rum. Da kommen sicher auch mal wieder andere PUs rein (vielleicht doch wieder den PG am Hals...?), auch spukt mir dieser Seymour Duncan "Blackouts Modular Preamp" im Kopf rum, mit dem man passive Pickups "aktivieren" kann... Aber die Gitarre hat jetzt das gewisse Etwas, nach dem ich gesucht habe, und alles weitere ist nur noch Bonus.
Gruß, bagotrix