fast überhaupt nichts verstanden habe
Upps und zwei (jetzt vier...) Leute geben Dir recht. Wie soll ich das zusammenfassen? Vielleicht ein bisschen praktischer?
Beobachtungen:
Als ich mein erstes Knopf-Instrument auspackte, habe ich mich riesig gefreut. Ich wusste, dass bei mir irgendwie was anders ist. Das hatte ich schon in der Burgküche in Schramberg herausgefunden. So war es für mich nach wenigen Minuten möglich, das erste Stück auf MIII zu spielen - praktisch ohne Üben. Da beschäftigte mich die Frage, warum das so ist. Die einzige Erklärung, die ich bisher habe: Mein Hirn spiegelt meine MIII-Erfahrung in den Diskant. Ok, dachte ich mir. Jetzt legen wir mit diesem Wissen mal richtig los. Wenn einfaches Zeug geht, könnte das Schwerere vielleicht auch klappen. Ergo: Bach, Invention Nr. 1. UND: Ich scheiterte. Dabei konnte ich beide Seiten ohne Probleme auch auf dem Knopfinstrument spielen. Also habe ich mir die Fehler angeguckt: Warum geht die Invention nicht? Dabei machte ich zwei Beobachtungen:
1. Einerseits waren meine Intervalle auf dem Diskant teilweise zu groß. Ich merkte dabei, dass diese Abstände ungefähr dem Abstand auf meinem Tasten-Konverter entsprechen und zog die Folgerung, dass ich meine Vorerfahrung nicht nur auf dem MIII, sondern auf dem Tastenakkordeon berücksichtigen muss. Erfahrung hat also etwas Positives und etwas Negatives.
2. Andererseits verhaspelte ich mich, wenn zwei Linien mit zwei Händen zusammen gespielt werden mussten. Dabei hatte ich den Verdacht, dass es nicht gut ist, die Fingersätze für ähnliche Passagen für links und rechts anders zu wählen. Genau das habe ich aber vor. Ich will definitiv mit rechts andere Fingersätze als links spielen, weil ich den Daumen auf dem Diskant systematisch einbeziehen will.
Strategie / Idee / Theorie:
Letztendlich ist die Idee, die Tastenerfahrungen zurückzudrängen und auf das Tasten-Akko zu beschränken. Ein Anfänger-Knopf-Hirn funktioniert nämlich anders als ein Umsteiger-Hirn, das von Tasten auf Knopf umsteigt. Ich will das Knopfakkordeon als separates Instrument erleben. Wie geht das in
meinem Fall?
Praxis:
1.
Repertoire: Ich spiele auf keinen Fall dasselbe Arrangement für Taste und Knopf, weil sich hier der ungewünschte Transfer ergeben könnte (Fingerabstände, Fingersätze ...).
2.
Methodik: Ich versuche eine eigene Methodik zu entwickeln, Knopf zu lernen. Sie besteht im Wesentlich darin, in den Stücken, die ich mir angucke, zunächst einmal (Grund-)
Griffe zu finden, die immer wieder vorkommen und mit denen man einfache Stücke ohne weiter nachzudenken spielen kann (Holzschuh 1 geht tatsächlich mit den vier Griffen, die ich besprochen habe - und zwar in beliebigen Tonarten). Danach halte ich nach Passagen Ausschau, die immer wieder kommen (
Phrasen: z.B. Überleitungen oder Endings im Blues, Sext-Phrasen in der alpenländischen Musik etc. pp. ). Erst an dritter Stelle kommen
Läufe, für die man leider Fingersätze braucht. Die einzelne Schritte kommen nicht von mir, aber die Mixtur. Die Griffmethode wird so ähnlich von Paulic und Moser verwendet, wurde und wird aber von mir noch etwas ergänzt. Die Phrasenmethode kenne ich von Lehrbüchern für E-Gitarre. Das Gleiche gilt für die Läufe. Wenn man mutig ist, könnte man auch die zweistimmigen Inventionen von Bach als Phrasen-Kompositionen verstehen. Die dort gelernten Abläufe und Modulationen kommen ja so oder so ähnlich immer wieder vor.
3.
Experimenteller Zugang: Ich versuche mir einen kindlichen Zugang zu bewahren. Kinder spielen, experimentieren und machen dabei neue Entdeckungen. Diese neue Entdeckungen schlagen sich dann in Erfahrungen und Fähigkeiten nieder. Experimentelles Lernen bedeutet für mich, einfach irgendetwas auszuprobieren, davon etwas toll zu finden und dann zu überlegen, was man damit anstellen könnte. Z.B. fand ich es total interessant, mit der Rückseite des Fingernagels auf dem Knopf-Diskant quer über das Griffbrett zu gleiten. Dadurch entstehen untypische Glissandi, die auf dem Tasten-Akko nicht möglich sind, das Knopfinstrument als eigenständiges Instrument wahrnehmen lassen und mich emotional in meinem Umstieg bestätigen. Diese Techniken werden in die Stücke dann bei Improvisationen oder Variationen eingebaut.
4.
Allmähliche Entwicklung: Letztendlich setze ich auf eine allmähliche Entwicklung. Ich habe ein Thema, z.B. "Schwarze Augen", das ich spielen kann. Diese Thema werde ich dann variieren und die Techniken einbauen. So entstehen im Laufe der Zeit immer komplexere Variationen mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Die Erfahrung vertieft sich. Da ich nur Dinge zusammensetze, die ich bereits kann oder experimentell erworben habe, mache ich weniger Fehler. Es steigt die Sicherheit und damit die Zufriedenheit, die wiederum ein festes Fundament für die Aneignung noch komplexerer Dinge dienen soll.
Verdacht:
Damit ist auch klar, was ich verdächtig finde. Ich glaube sagen zu können, dass ich Probleme mit dem Umstieg kriegen würde, wenn ich mit dem Knopfinstrument den gleichen Weg beschreiten würde wie mit Tasten. Meine Erfahrungen stünden mir im Wege. Problematisch wäre ein Vergleich a la: "Auf dem Tastenakkordeon konnte ich das aber besser." Das demotiviert und macht den Weg mindestens doppelt so schwer. Es verunsichert und verlangsamt den Prozess des Umstiegs enorm.
Auf dem gewählten Weg bin ich schneller, wie man ja an den letzten Stücken auch sehen kann (Vielen Dank übrigens für deine Einspielung von Nr. 16,
@Klangbutter) . Ich freue mich auf November, wenn ich mich auf dem Knopfakkordeon an Bellowshakes versuchen werde.
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Aber auch hier habe ich die Aufgabenstellung nicht verstanden.
Das ist doch eigentlich (zumindest in C Dur) ein Vorteil von Tasten ... hirnlose diatonische Verschiebung...
Ja, in gewisser Weise geht es darum, hirnlos zu werden. Vielleicht müsste ich sagen, irgendwie anders zu werden. Gemeint war: Ich will nicht die Noten wahrnehmen, sondern das INTERVALL. Hat man einen Bezugston und ein Intervall, kann man die richtigen Töne finden.