Hätte ich doch.... Wäre ich doch... Warum tue ich mir das an?
Der Umstieg ist nicht immer leicht. Obwohl ich daheim nicht mehr auf Tasten spielen, sondern nur noch auf Knopf, steigen gelegentlich Zweifel auf. Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, dass das immer so ist. Schließlich spielte man ja auf Tasten länger und darum "besser". Das wäre ein grobkörniger Vergleich, der einem immer zweifeln lässt. Subtiler sind da schon haptische Irritationen, die bei mir zu einer leichten Unzufriedenheit und dann zu Gedanken wie oben führen können. Weiß man, dass das beim Umstieg normal ist, nimmt man diese leichte Unzufriedenheit und die abturnenden Gedanken nicht so ernst und man kann sie leichter überwinden. Dazu ist dieser kurze Beitrag mit ein paar Beobachtungen da. Welche haptischen Irritationen gibt es?
Bei mir stelle ich drei fest. Weiter oben schon genannt habe den Klangabstand zwischen Daumen und kleinem Finger bei vollgriffigen Akkorden. Hier langt man anfangs daneben - ob man will oder nicht, weil man es anders trainiert hat. Latenter Ärger steigt auf, der sich aber legt, wenn man sich klar macht, dass genau die Möglichkeiten der rechten Hand ein Grund ist, warum man umsteigt. Zwei oder drei Oktaven rechts greifen, das hat ja was...
Gemeiner ist dann eine Irritation, die sich einstellt, wenn man länger auf dem Knopfinstrument rumspielt. Die Töne sind im Kopf nun nicht mehr linear angeordnet, sondern in einer Ebene. Wenn es im Kopf schnackelt, startet der Umgestaltungsprozess richtig. Für ein Tastenspieler wohl schwer nachzuvollziehen. Aber jetzt gibt es nicht mehr hohe Töne, die auf dem Instrument unten liegen und tiefe Töne, die oben liegen, sondern ein Geflecht aus Tönen in einer Ebene, die ich mit der rechten Hand auswählen kann. Aber wie improvisiert man da? Fremd. Irritierend. Gleichzeitig faszinierend, was so ein Instrument mit dem Hirn anstellt. Hier lohnt es sich einfach zu warten und zu schauen, was weiter passiert.
Gravierender sind Irritationen, die vom eigenen Spielstil hervorgerufen werden. Ein Spielstil entsteht ja über Jahre hinweg. Dabei bilden sich Präferenzen aus - ganz grob wie man die Finger anordnet, welche Finger man vorzugsweise benutzt. Bei mir stelle ich beispielsweise auf Tasten immer wieder einen sparsamen Umgang mit dem kleinen Finger und dem Ringerfinger rechts fest. Der Umstieg auf ein Knopfinstrument bricht nun Gewohnheiten auf. Ich stelle fest, dass ich den Ringerfinger und den kleinen Finger häufiger benutzen will und benutze. Das reißt mich aus meiner "stilistischen" und technischen Komfortzone raus, irritiert, kostet Aufmerksamkeit und Kraft, weil man unbewusst ablaufende von den Tasten gewöhnte Mechanismen aufbrechen muss. Jetzt geht es nicht mehr so schnell vorwärts, wenn man ein neues Stück auflegt. Der Lernprozess wird langsamer, was mich zuweilen nervt. Auch hier ist die Antwort wahrscheinlich Geduld. Nicht zu viel wollen.
Wie gesagt: Ich gehe davon aus, dass ich mit diesen Erfahrungen nicht alleine bin. Treten sie auf, ist das kein Hinweis, sofort aufzuhören. Wahrscheinlich muss man da einfach durch. Weiß man darum und hat man etwas Geduld, geht es leichter.
ALSO: Geduld.