Nicht aus der sich eines Covernenden, sondern des Becoverten und teilweise des Veranstalters von Parties.
(Etwas länger, aber lohnt sich bestimmt zu lesen.
)
Bis etwa 1985 liefen bei uns Parties, etc. meist über die örtlichen Säale der Gasthäuser, die Musik kam meist von den alteingesessenen Bands, die einen Mix aus Tanzmusik und Rock spielten. Das war eine sehr spitzfingrige Angelegenheit, galt es doch die damals noch rein tanzenden Altergruppen auf der Kirmes mit den jungen Rockfans zu versöhnen.
Kaum zu glauben aber war: das ging.
In den Jahren zuvor waren noch gewisse Erscheinungen gegeben, dass reine Rockcover auftraten, dies meist nach dem Motto "für die Landeier ist Deep Purple live in Essen zu weit weg, also bringen wir das denen".
Für diese Zeit bin ich zu jung, aus Berichten muss man von einem beträchtlichen Können dieser Bands ausgehen.
Allesamt waren diese Truppen aus der lokalen Umgebung.
Ab Anfang der 80er schlug das "Dorfgemeinschaftshaus-Phänomen" um sich, meist verbunden mit der baupolizeilichen Ende der alten Säale in den Kneipen.
Nicht selten bedeuteten diese Funktionsbauten das Ende der zünftigen alten Feste, die Besucher schwanden, und das grenzenlose Leid eines Jeden, der von Musik Ahnung hat, trat auf:
der ALLEINUNTERHALTER.
In dieser Zeit kamen ein paar Jungens mit passendem elterlichen Vermögen und technischem Verstand auf die Idee rollende Diskotheken zu machen und verdienten sich damit dumm und dämlich.
Dies brach ab 1994 schlagartig ein, als eine Coverband aus etwa 150km Entfernung wie eine Bombe einschlug und so ziemlich jedes größeres Fest bespielte.
Dies ging aber auch nicht so lange gut, dann nach 2,5 Jahren kann man die Truppe in und auswendig, jetzt trat eine band aus der nahegelegenen (50km) Großstadt auf den Plan, mit anderen Musikgeschmack und anderem Konzept:
Keine Sets, sondern von 23-1Uhr durchgehend, alle Lieder in härterem Stil.
Spielten die einen so sauber geleckt wie möglich, gingen die anderen in die Vollen.
Insgesamt waren di rollenden Diskotheken 1998 gestorben, ausser kleineren Projekten, die sich spezialisierten.
In meinem Fall (zwei Freunde hatten nebenbei das Hobby und war immer als Helfer dabei) ärgerlicher Weise auf Ballermann-Krams.
Kommen wir zum Thema des Threads.
Faktisch bestand das Programm immer aus dem gleichen, egal ob Disko oder Band:
Mainstream, angereichert mit persönlichen Vorlieben, so spielte die etwas härtere Truppe gern und viel Billy Idol und Toten Hosen, während die anderen versuchten, Hooters und Toto so sauber wie möglich nachzuspielen.
Härter bedeutet hier auch im Auftreten "härter": So fand man den einen Sänger (von zweien+der obligatorischen Frau, die allerdings so fett war, dass man zwei Damen draus machen konnte, aber eine geniale Soul-Stimme hatte) auch mal in der Sektbar:
"Mach hin! Muss in 7 Minuten wieder auf die Bühne, drei Wodka-Orange bitte!!!!!!!"
Ab 2000 traten dann immer mehr Bands auf den Plan, diesmal um nach zwei Jahren diese Rocktruppe abzulösen - die sich irgendwie ausgehört hatte.
Was passierte aber nun?
Inzwischen war ich alt genug und auch in Vorständen von Vereinen tätig und kam so auch mit der Frage in Kontakt, ob man eine Band engagieren soll und wenn ja welche.
Es hatte sich in diesem Landstrich eine wahre Cover-Flut ereignet.
Neben den 2-3 "Dicken" gab es auch eine Masse kleinere Bands - oder vermeintlich kleinerer, wie ich später noch berichten werde.
Natürlich ist es nun so, dass die Kassierer in einem Verein die größten Spießer und Geizkragen auf diesem Planeten sind (deutsche Vereinsmeierei paart sich mit mit dieser buchhalterischen und revisorischen Aufgabe) und daher konnte unserer bei jeder Planung genau vorbeten, welche Band wieviel kostet(e), Folgekosten wie Bedarf Bühne, Räumlichkeiten, etc. mit eingerechnet.
Entsprechend kannte er auch immer ein Paar, die
"gerade erst angefangen haben und mir empfohlen wurden."
Man merkte das auch als Festbesucher: Die "Dicken" spielten irgendwann nur noch bei den 10-12 Krachern im Jahr, die kleineren Feste beackerten die "gerade erst Angefangenen".
Für mich schwand damit das letzte Fünkchen Spaß, in meiner Heimat für Parties vor die Tür zu gehen.
Praktisch hörte man jedes Wochenende die gleiche Musik!
Erster Unterschied: das Können der Band. Interessanterweise konnte man dabei was nettes bemerken:
je schlechter die Band musikalisch und von der Wirkung auf der Bühne her gesehen, desto mehr Onkelz spielte sie:D
Zweiter netter Unterschied:
Je schlechter die Band, desto kürzer war die Anreise zum Gig.
Habe das Phänomen nie so wirklich verstanden, aber die guten Bands hatten immer mind. 50km Anreise.
Ich denke aber, dass man das recht gut erklären kann, zumindest einen Versuch dazu.
Wenn ich als Coverband gut sein will, muss ich weg, den sonst - hiermit näheren wir uns dem Thema das Threads - lerne ich meinen Job nicht.
Jetzt, wo ich schon längere Zeit woanders wohne, merke ich, wie stark sich die Musigeschmäker regional unterscheiden (nebenbei, erst nach diesem Umzug lernte ich jemand kennen, der Onkelz hört UND studiert hat).
Hiermit nochmal zurück zu der Sache mit den "kleineren Bands".
Im Grunde sehe ich in der Explosion der Beliebtheit von Covertruppen auch in dieser Gegend das Ende dieser Musikform, denn je beliebter das wurde, desto mehr schauten die Veranstalter auf den Preis der Band.
So geniale Typen wie diese "mach hin .... muss wieder auf Bühne" blieben immer mehr aussen vor, stattdessen stiegen die kleinen billigen Bands aus dem Umland auf, was nichts anderes heisst, als dass die Hörgewohnheiten ihre eigene Bands formten und gleichzeitig diesen Umstand bemängelte!
Klingt jetzt komisch, aber ich habe den EIndruck bekommen, dass viele Leute einfach mehr wollten, es aber nicht zuließen.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen, da es da einige Vereine gibt, die es sich zur Regel gemacht haben regional fremde Truppen zu engagieren. Eine dieser Bands ist echt toll, da sie wirklich die Kunst beherrschen mit ihrem Musikgeschmack das Volk zu begeistern.
Dass diese Bands aber immer nur Besuchsstatus erlangen, hängt aber in meinen Augen damit zusammen, dass sie - und daher das vermeintlich "kleinere Bands" - in ihrer musikalischen Heimat dick im Geschäft sind, aber da jede Region unterschiedlich funktioniert, ist es schwer.
Denn entweder hat man voll die Pombast-Mainstream-Show, die über all begeistert, oder man hat was anderes im Programm.
Insgesamt hat aber fast keine dieser "fremden" Bands mit anderen Titeln beeindruckt.
Vom Programm her war das zu 90% immer das gleiche.