Giusto, wir sind uns doch darüber einig, daß hinterfragen eines Sachverhaltes und eigene Erfahrung der beste Weg sind, zu Lösungen zu kommen.
Du scheinst aber das kritische Hinterfragen nur zu empfehlen, solange es nicht deine eigenen Kenntnisse betrifft. Dein Ansatz ist: "Du sollst an den Aussagen der anderen zweifeln, aber bitte nicht an mir". Weil du den einzigen Teilbereich der Wissenschaft, in dem du dich auskennst, auf deiner Seite vermutest?
Jemandem den Tipp zu geben: "Hinterfrage, was du so gesagt bekommst" mit dem Hintergedanken: "Dann wirst du einsehen, daß ich recht habe" ist imo weder einer Debatte noch einer Diskussion förderlich.
Für mich gehört zum Fördern eines kritischen Bewusstseins dazu, daß ich mir bewusst bin, daß ich mich auch irren kann.
Deswegen rate ich gern: "probier's aus" - habe dabei aber im Hinterkopf: "Vielleicht kann ich aus dem Ergebnis des Versuchs ja selbst etwas lernen"
Nee. Muss man eben nicht. Wenn jemand sich ein Kabel kauft, weil er es besser findet als ein anderes, sind alle Meßergebnisse für die Tonne. Wenn er den Unterschied hört, dann ist das eben so. Wer bist Du, ihm zu sagen, daß er ein dummer Idiot ist, der sich betrügen lässt - wenn er sich nicht betrogen fühlt, sondern bereichert? Ich empfinde dieses Ausmaß an Sendungsbewusstsein als respektlos und überheblich, sorry. Wenn jemand sich ein teures Kabel kauft, KEINEN Unterschied hört und es dann nicht wieder zurückbringt - dann hätte ich allerdings auch wenig Verständnis. Soll's aber geben.
Da geht's dann nicht mehr um Fakten, sondern um die Frage: wieweit akzeptiere ich, daß andere Menschen Dinge anders sehen als ich? Achtung: wir reden nicht über die Bewertung, die Geschmacksfrage. Nicht über die Frage: " Wie gefällt mir das?" sondern: "Sehe, fühle, höre, schmecke, rieche ich etwas?" Für dich sind nur Meßergebnisse unwiderlegbare Fakten. Für mich ist auch eine individuelle Wahrnehmung ein unwiderlegbarer Fakt - auch dann, wenn meine eigene Wahrnehmung eine andere ist!
Oder, andersherum: ich kann akzeptieren, wenn eine Messung oder Forschung meiner Wahrnehmung zuwider läuft. Ich akzeptiere aber ebenso, wenn andere Menschen Dinge anders wahrnehmen als ich. Und: als Künstler ist mir Wahrnehmung wichtiger als ein Forschungsergebnis. X kann (objektiv messbar) tausendmal schlechter sein als Y: wenn X mir ein besseres Gefühl gibt und ich damit zufriedener bin, dann IST X besser! Wer ausschliesslich auf sein wissenschaftlich nachgewiesenes Wissen pocht und sein Gegenüber als (subjektiven, fehlbaren) Menschen ausser Acht lässt, kann in meinen Augen als Berater nur versagen. Das Ziel ist doch nicht, Recht zu haben, sondern zu helfen, daß jemand eine Entscheidung trifft, die ihn zufrieden macht.
Vor dem Hintergrund ( um jetzt wieder die Kurve zum Thema zu kriegen
) ist Beratung im Forum wirklich extrem schwer, weil ich immer nur die Sache ( also Instrumente, etc. ) beurteilen kann, aber nie weiss, wer eigentlich Rat sucht und was ihn zufrieden macht - was für eine gute Beratung eigentlich unabdingbar wäre. Nebenbei bemerkt ist einer der häufigsten Gründe für scheiternde Beratung, daß der "Kunde" selbst gar nicht weiß, was er eigentlich will. Merkt man vielen Threads hier an....
Die Leitlinie professioneller Berater ist "Know your customer, know your product".
Also: kenne Kunden UND Produkt. Produktwissen alleine reicht nicht und führt zu schlechten Lösungen. Das sit imo einer der größten Makel von "Forentipps": wir reden zuviel über Produkte und zu wenig über uns.