Das ist meiner Ansicht nach eine komplett falsche Motivation! Wenn du so an die Sache rangehst, hast du gute Chancen, deiner Stimme langfristig Schaden zuzufügen. Wärst du dann nämlich z.B. doch Bariton, würdest du dann immer, bewusst oder unbewusst versuchen, die Stimme künstlich aufzuhellen und das kommt nicht gut.
Ich hoffe nicht, daß ich das bei meinen Übungen unbewußt mache. Was ich versuche ist verstärkt Höhen zu singen, also Lieder die hohe Koloraturen und ab und zu hohe Einzeltöne enthalten, wie z.B. von Robbie Williams "Something Beatiful" oder "Go Gentle", die singe ich schon mehrmals täglich und versuche genau die Tonlage des Originals zu treffen und mich daran zu messen.
Wenn ich diese und andere Songs, die höhere Töne enthalten öfter übe, werden meine Höhen dann nicht mit der Zeit besser?
Abgesehen davon zäumst du das Pferd ohnehin von der falschen Seite auf! Auch in der Klassik, wo sich durchaus früher oder später die Frage nach dem Fach stellt (auch wenn man nicht an der Oper singt), braucht es, wie schon mal erwähnt, gerade für "Mittelstimmen" oft eine recht lange Ausbildungszeit, bis sich zeigt wohin die Stimme wirklich gehört. Und dann? mehrere Jahre Ausbildung und dann zeigt sich: du bist Bariton! - blöd gelaufen!
Ok, das stimmt natürlich. Ich will ja auch nicht alsbald anfangen Klassik zu singen, wenn dann müßte es sowieso erstmal deutschsprachige Klassik sein, weil ich kein Italienisch kann und auf Deutsch mochte ich bisher nicht singen.
Interessant finde ich den Umstand, das die Mittelstimme lange braucht bis sie ausgebildet ist, das zeigt ja, das ich momentan zu viel von mir erwarte und mit der exakten Bestimmung des Gesangsfaches einfach noch viel Geduld haben muß.
Aber auch das ich die Hoffnung noch nicht aufgeben muß...
Und Tenor werden, weil man unbedingt ein hohes C singen will, sorry Tim, aber das ist schon eher etwas Kindergarten (und du bist ja eben kein 18 mehr
)
Hab ich das so geschrieben?
Nur weil mich die hohen Töne großer Tenöre begeistern, heißt es ja noch nicht, daß ich von mir erwarte, die alsbald auch so singen zu können.
Allerdings wird es wahrscheinlich kaum jemand geben, der sich für Klassik begeistern kann, der nicht mal davon träumt, oder?
Man muß halt nur realistisch bleiben und seine eigenen realistischen Ziele verfolgen und die sind bei mir in absehbarer Zeit mehr moderne Titel zu singen, die dann vermutlich eher im Pop-Bereich angesiedelt sind, dort allerdings auch oft Titel mit hohen Tönen, die vermutlich für einen Tenor geschrieben sind.
Wenn ich dann merke, daß das meiner Stimme nicht gut tun oder sogar langfristig schadet und ich es eh trotz langer Übungen nicht hinbekomme, muß ich halt meine Erwartungen wieder runterfahren und im Bariton bleiben.
Nichtsdestotrotz bin ich vielleicht in einigen meiner Aussagen etwas naiv gewesen, aber wollt Ihr mir als Gesanganfänger das vorwerfen? Man muß doch auch von was träumen dürfen, egal ob es realistisch ist diesen Traum auch erreichen zu können oder eben nicht.
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Man muss unterscheiden: Da gibt es den gesunden Perfektionismus, bei dem mit vorhandenen Mitteln gewissenhaft ein möglichst fehlerfreies Ergebnis erzielt werden soll, und den krankhaften Perfektionismus, der in einigen Theorien zu einem Vermeidungsverhalten und Stillstand führt: Nach dem Credo: "Da ich meinem eigenen (in der Regel irrealen) Anspruch nie gerecht werden kann, lasse ich es lieber ganz bleiben". Diese Form beruht unter anderem auch auf einer Angst vor Fremdbewertung. Dabei geht es gar nicht um die Perfektion, sondern um die damit verbundene Unantastbarkeit (nach Bonelli).
Schwer zu sagen, was den Gesang betrifft,ist es wohl noch kein krankhafter Perfektionismus, sondern nur der normale Pefektionismus gepaart mit viel Träumerei (was wäre wenn, was könnte sein wenn...) das sehe ich noch nicht als schädlich an, es erhält mir sogar die Motivation und sorgt für mehr Spaß am Singen.
Auch wenn ich nicht mit der festen Absicht dabei bin, irgendwann mal Auftritte zu machen, schließe ich es dennoch auch nicht komplett aus. Ich mache es einfach davon abhängig, wie gut ich singen lerne und wie es dann mit meinem Selbstbewußtsein und Lampenfieber vereinbar sein wird.
Aber der Umstand, daß ich mit dem Steinberg UR22 Interface Aufnahmen mache und stundenlang daran rumschnippele, einzelne Passagen wieder neu einsinge und wieder und wieder bis ich halbwegs zufrieden bin, zeigt doch schon, daß da viel Perfektionismus bei ist. Bisher ist meine Motivation dann halt, dem Original möglichst nahe zu kommen.