Suche Inspiration zur Entwicklung eigenes Stils

  • Ersteller saschaa
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Das Beste um seinen Stil zu finden ist so viel zu spielen wie geht. Und so viel Unterschiedliches nachzuspielen wie geht.
 
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Hier ein paar Gedanken in unsortierter Folge (hört sich nach trockener Schreibtischarbeit an, ist es aber nicht, sondern ist m.E. eher das bewußt getan, was man intuitiv sowieso tut)

Bestandsaufnahme
1. Frei improvisierte Soli: Sich selbst aufnehmen und anschließend (wohlwollend aber kritisch) analysieren
a) was habe ich gespielt, das mir gefällt
b) was habe ich gespielt, das mir nicht gefällt - manchmal merkst Du, wie Du irgendwelche Passagen/Licks etc. immer wieder spielst obwohl sie zu oft wiederholt einfach nervig sind.
2. Überwiegend oder vollständig einstudierte Soli: Erstelle eine Liste (auch die Soli, die Du früher gespielt hast)
a) Welche kannst/konntest Du gut
b) Welche machten Dir eher Schwierigkeiten

Ambition und Spaß
1. Vorbilder: M.E. ist das bewußte aussuchen von Vorbildern sehr wichtig
- Welche Soli von anderen Musikern hörst Du gerne - nicht nur Gitarristen? Welche (Art von) Soli würdest du selbst gerne spielen?
- Was macht diese Soli aus? Ist es wirklich das Solo(-Instrument) oder eher die Interaktion mit Anderen?
- liegt es an einer Spieltechnik, am Feeling/Stimmung, an der Speed, am Sound/Ton, an Melodielinien des Solisten-Vorbilds
- Kommen bestimmte Techniken zum Einsatz und ggf. welche? In welcher Geschwindigkeit (BPM) ist das Solo - liegt das im Bereich des Machbaren.
Ambitionen sind gut, aber wenn Du Dir (wie die allermeisten) die Latte zu hoch legst, dass reißt Du sie sicher und holst Dir Frust.
2. Eigene Veranlagung: Was liegt Dir eher: Ein Solo zu einer Passage z.B. 32 Takte
- auszudenken/zu "schreiben" und quasi immer genau SO zu spielen
- aus verschiedenen Building Blocks spontan zusammenzusetzen, die Du einzeln aber gelernt hast
- an einigen Eckpunkte zu definieren ansonsten aber frei zu dudeln, was gerade kommt
- komplett offen zu lassen und nur zu improvisieren

Rangehen an ein konkretes Solo
- Steht der harmonische bzw. rythmische Ablauf der Solo-Begleitung fest oder noch (teilweise) zur Disposition. Ist die Länge des Solos fixiert, oder geht es auf Dein Zeichen weiter (on cue).

1. Unterteile das Solo in wenigstens grobe Blöcke. Selbst wenn Du alles offen lassen willst, brauchst Du trotzdem im Kopf eine Dramaturgie für einen Spannungsbogen,
sonst hast Du entweder Dein Pulver nach 30% verschossen oder das Solo ist vorbei und Du warst noch nicht am "Hähäpunkt"
(und fang ggf. nicht gleich im ersten Block mit der höchsten Geschwindigkeit und den höchsten Tönen an)
Bei längeren Solos in Cover Stücken mache ich es z.B. gerne so, dass ich die ersten 4-8 Takte das Originalsolo spiele wg Wiedererkennung und dann meine eigene Linie weiter verfolge
2 Wenn Du eine bestimmte Technik ins Solo einbauen willst (auch damit Du sie einfach mal anwenden kannst) z.B. Sweeping-Speed-Arpeggios, Tapping, dann ist oft die Lage wichtig, in der die Technik gut klingt und dadurch kann sich auch ergeben, in welchem Block diese Technik zum Einsatz kommt.
3. Wenn es Dir darum geht, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, dann musst Du alles vermeiden was Stimmungen erzeugt, die Du gar nicht willst z.B. wirst Du mit einem rhythmusbetonten funky Solo-Anfang kaum in 3-4 Takten ein gequältes Blues feeling erzeugen können, mit einem zu lauten Start nicht einfach in eine gefühlvolle leise sentimentale Stimmung kippen können
4. Versuch nicht, alle Aussagen/Techniken/Stimmungen dieser Welt in ein Solo von 32 Takten zu packen "Only one Objective at a time"
5. Wenn Du Deine Solos eher spontan aus Buildung Blocks zusammensetzen willst d.h. eine Kombination aus Improvisation und abrufbaren Passagen (Licks), dann solltest Du genau das üben.
Du musst erst Die einzelnen Building Blocks spielen können. Dannach übe mit einem Looper, Sequencer oder einer entsprechenden Software (Band-in-a-Box etc) das Einbauen und Verbinden solcher Building Blocks
6. Wenn Du über Akkordsequenzen/-kadenzen solierst bei denen auch die Tonart ständig wechselt (z.B. bei Jazz-Standards), dann kommst Du an einer Analyse der jeweils anwendbaren Tonart pro Takt(-Teil) nicht vorbei. Da gerade bei solchen Stücken aber Prinzipien zum Einsatz kommen, die sich analog in anderen Fällen wieder einsetzen lassen, habe ich zu vielen Akkordfolgen eine Reihe von Solopassagen geschrieben bzw. von Vorbildern rausgehört und wie ein Repertoire gelernt. So kann ich erlernte Solopassagen und spontane Impulse mischen. Das erleichtert auch die Orientierung, wo ich gerade bin.
7. Je mehr (Konzentrations-)Energie Du einbringen musst, um so weniger "persönlichen Headroom" hast Du übrig, um überzeugend zu sein. Es zählt nicht nur Technik und Stimmung, sondern auch Persönlichkeit.

Das Thema Stil ist am Ende eine Summe aus allen Komponenten
- Ton/Sound (d.h. Technikeinsatz)
- Spieltechnik
- Stimmung
- Persönlicher Headroom
- Interaktion (mit den anderen Musikern)
 
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