Eigene Texte schreiben - Stilfindung

Der Weg zum eigenen Selbst ist oft überraschend, ich bin z.b. u.a. ein "alter Suderer", deshalb fällt mir "sudern" wirklich leicht

Natürlich kann man alles googlen, aber einfacher wäre, du würdes den geschätzt 97% Nicht-Weanern eine kurze Übersetzung bei der Verwendung von Idiomen ranheften. ;)

EDIT: Ah - nun geschehen. Heißen Dank :)
 
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Jo @FerdinandK , klingt in meinen Ohren gut, was du da schreibt. Ich verstehe, dass du beim Schreiben experimentieren... und weniger eine Wahrheit auf den Punkt bringen willst. Laut Netz heißt sudern ja auch, alles notorisch in Frage zu stellen. Meckerkopp klingt nicht sonderlich sympathisch. Aber auch das ist eine Frage der Form.
Gestern las ich Rilke, heute Kästner. Beiden sind, wenn man so will, Meckerköppe. Beide sind mit ihren Mitmenschen offensichtlich unzufrieden. Aber wie erfrischend liest sich das! Der eine ergießt wahre romantische Wortkaskaden über den Leser, nur um die Menschen zu bitten, nicht so über die Dinge zu reden, wie sie es seiner Meinung nach tun! Der andere reiht rhetorisch ausgeklügelt Kurzsatz an Kurzsatz, um süffisant zu sagen, dass der Mensch (nicht) gut sei. Nimmt man die Inhalte, könnte man sie glatt verwechseln - es ist die Form, die sie in meinem Gedächtnis unterscheidet.

Gut und interessant finde ich, dass du dich in deiner Art zu meckern sogar auf eine Familientradition berufst. Das gibt natürlich zusätzliches Selbstvertrauen zur eigenen Art. :D

Ich wiederum habe mir angewöhnt, bei längeren Gesprächen den Menschen aufs Maul zu schauen, ihren Stil beim Lügen (nennen wir ihn Smalltalk) zu beobachten.Wahrscheinlich muss ich infolge oft wechselnder Partner sprachlich flexibel sein. Das bin eben ich.

Aber ich weiß auch, dass mich gewisse Menschen langweilen. Die sudern Tag und Nacht die ewig gleichen Vorurteile und -lieben. Wortgetreu. Und manchmal lese ich auch deren Gedichte... und Kommentare und frage mich, ob die überhaupt interessiert, was das Heer der Leser und Hörer im Einzelnen so bewegen könnte.... und dann denk ich mir, ihr Stil Ist der der Ignoranz. Vermutlich eine Mischung aus Heuchelei und Gleichgültigkeit, ohne jede Offenheit und Neugier jenseits vom Tratsch.

Ich hingegen mag eine Mixtur aus all dem.

So, erstmal fertig gesudert. :D
 
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Aber ich weiß auch, dass mich gewisse Menschen langweilen. Die sudern Tag und Nacht die ewig gleichen Vorurteile und -lieben. Wortgetreu.

Und mir kommt es so vor, als ob es davon eine ganze Menge gäbe :). Wahrscheinlich geben einem ewig gleiche Vorurteile und Vorlieben auch einen gewissen Halt oder sind einfach bequem, weil man sie nur immer wieder abspulen muss. Und langweilig ist es eben gerade deshalb (genau wie ewig gleiche Textschemata oder musikalische Themen), weil die Kreativität und die "Liebe" - im Sinne von tiefer Emotion - fehlt.
 
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Aus einer Korrelation die Kausalität zu schließen ist ein Vorurteil, das Vorurteil im Nächsten zu suchen ist ein Klischee. Ich hab gelernt, dass ich oft erst hinreichend sensibel werden musste um die darin verborgenen Nuancen wahrnehmen zu können. Jeder Mensch ist eine Quelle von tiefer Emotion, mal ist er sich dessen bewusst, mal nicht, mal bin ich mir dessen bewusst, mal nicht, aber diese Quelle ist genau das Menschsein. Es ist eine Frage von Technik, Kreativität, Mustern und Programmierung den Weg bis zur tiefen Emotion zu finden und diese freilegen zu können, hat aber auch mit erlauben und wagen zu tun. Erlaube ich mir tatsächlich meine tiefe Emotion preiszugeben, fühle ich mich aufgehoben genug um so etwas wagen zu können?
 
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Ich hab noch was Interessantes in meiner Lektüre über Paul Klee gefunden, was auch für's Schreiben interessant ist:
"Er (Paul Klee) sah den Zwiespalt >zwischen erster Eingebung und endgültigem Ausdruck<, ohne ihn vorerst überwinden zu können. ... beschloss er doch >so lange nichts zu tun, bis ich nur der reinen Form sicher war und das Werk sich mir aufzwang.<"
Zitat aus "Geschichte der dt. Malerei des 20. Jh."


Muss ich auch immer wieder lernen, das nichts tun.
 
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Hi @GloriaThomas , das Zustellen entsprechender Unterlagen ist Routine. Kostet sie ja im Prinzip nichts.

Bevor du investierst, hier noch eine Erfahrung mit einem Verlag: Die Verlegerin teilte mir telefonisch mit, dass sie von ihren amerikanischen Künstlern explizit gebeten wurde, auf dem dt. Markt nach unerlaubten Veröffentlichungen von Übersetzungen zu „fahnden“. Ob sie mich nur unter Druck stellen wollte oder ob das wirklich stimmt, kann ich nicht ermessen.

Ich riskiere viel Geld und Zeit.... aber nur im Rahmen des gesetzlich Machbaren.

Ansonsten: Die Gema wollte deinen Antrag weiterleiten? :eek: :gruebel:

-------

Das hab ich von denen als Antwort bekommen - ich bin aber grade draufgekommen, dass das gar nicht die GEMA war, sondern eh schon der zuständige Verlag Sony /ATV Music Publishing.
Sorry, ich hab das nicht mehr so genau in Erinnerung gehabt, das war immerhin im Mai... ich hab mir eh den zuständigen Verlag rausgesucht gehabt...vielleicht auf der GEMA-Seite, mir aber dann nicht mehr gemerkt, WO ich es genau hingeschickt hatte.
Das war die Antwort:


Sehr geehrte Frau Thomas,
Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Bitte füllen Sie uns das beigefügte Formular aus und übersenden Sie uns ebenso die englische Rückübersetzung Ihres deutschen Texts.
Wir werden dann bei den Originalberechtigten anfragen.
Besten Dank und beste Grüße
S. B.

S. B.
Senior Copyright Manager

------------------------------------
Sony/ATV Music Publishing

Und seitdem warte ich...

Ich hoffe, ich darf das hier noch beantworten, ohne mir euren Zorn zuzuziehen - weil ja auch die Frage in einem Post zum Thema TEXTEN gestellt wurde...:rolleyes:
___________________________________________

Zu den Texten:
Für mich ist das Texten nichts HANDWERKLICHES - ich erzähle eine Geschichte oder zumindest Gedanken zu einem Thema.
Das fliesst - da denk ich über keine TECHNIK nach...
Und wenn ich finde, der Text ist fertig - also gut formuliert, rund und natürlich auch gut gereimt, dass es für ein/das Lied/die Melodie passt, ist er fertig.
Ich kann da nicht so rational drangehen wie bei einem technischen Werkstück.


 
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Jeder Mensch ist eine Quelle von tiefer Emotion, mal ist er sich dessen bewusst, mal nicht, mal bin ich mir dessen bewusst, mal nicht, aber diese Quelle ist genau das Menschsein

Das glaube ich tatsächlich auch, aber oft liegt diese Emotion unter ganz schön dicken Schichten aus Bequemlichkeit und Konvention begraben, meinst du nicht? Ich nehme mich da selbst auch gar nicht aus, das ist tatsächlich eines der größten Probleme, mit denen ich oft zu kämpfen habe...
 
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Mal ist es das komplizierte Schloss, mal der falsche Schlüssel, mal ist das Schloss derart kompliziert, dass der einfache Schlüssel nicht funktioniert, mal ist der Schlüssel so kompliziert, dass er die einfachen Schlösser nicht mehr erreicht, mal ist es der Unterschied zwischen erlernter und echter Emotion, mal ist es emotionale Konvention. Caruso´s Erfolg wird oft damit beschrieben, dass ihn die Menschen liebten - weil er die Menschen geliebt hat. Darum geht es im Grunde, wenn ich die Menschen nicht bedingungslos liebe, wird es schwierig auf der Bühne (und ich habe selbst die größten Probleme damit). Liebe ich nicht bedingungslos, habe ich Angst vor dem Auftritt, dass mich die Menschen nicht bedingungslos lieben mich so nehmen wie ich bin, mit einem Rattenschwanz an Konsequenzen. Ein wichtiges Wort dabei ist - bedingungslos - ohne vorangegangenes Urteil. Stelle ich eine Bedingung ("aber nur wenn ...") dann ist es keine Liebe mehr, sondern freundlich formuliert eine Forderung, genauso das Publikum, wenn es erwartet ("aber nur wenn ...") ist es ebenfalls eine Forderung und der Applaus und die Verbeugung sind nur Konvention, erlernte Emotion.
 
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Wow - ich glaube, du triffst den Nagel damit ziemlich genau auf den Kopf. Ich habe da gerade zu dieser "Bedingungslosigkeit" ein eigenes Thema am Laufen und bearbeite das für mich, deinen Text schreibe ich mir auf.
 
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GloriaThomas schrieb:
Zu den Texten:
Für mich ist das Texten nichts HANDWERKLICHES - ich erzähle eine Geschichte oder zumindest Gedanken zu einem Thema.
Das fliesst - da denk ich über keine TECHNIK nach...
Und wenn ich finde, der Text ist fertig - also gut formuliert, rund und natürlich auch gut gereimt, dass es für ein/das Lied/die Melodie passt, ist er fertig.
Ich kann da nicht so rational drangehen wie bei einem technischen Werkstück.

Sprache ist eine Anordnung von Wörtern und Regeln. Ob du willst oder nicht. Metrik bedeutet Betonungen und Regeln. Reime sind Klangvarianten und Regeln. Syntax bietet viele Möglichkeiten der Wortstellungen... und Regeln. Das Ordnungsprinzip Strophe-Bridge-Refrain oder C-Teil bietet verschiedene Variationsmöglichkeiten. Man lernt Sprache im Schulunterricht, kann Sprache studieren, Egal ob Germanistik, Grammatik, Ausdruck, Rhetorik, Kommunikation, Phonetik usw.

Gloria, du kannst das alles mit einem »technischen Werkstück" vergleichen. Das bleibt deinem Urteil, deiner Sprache, deinem Interesse an Sprache, deiner Selbstdarstellung überlassen. Mehr will ich momentan dazu nicht zu sagen.

@FerdinandK , ich stimme dir in allem zu. Nur dass ich wenigstens immer voller Widersprüche bleiben werde.

Dafür sorgen meine Mitmenschen. Was der eine an mir deep findet, nennt der andere zeitgleich banal. Was der eine neu nennt, hat für den nächsten sofort einen langen Bart usw. Ich leiste mir schon lange spöttisch den Genuß, alle meine Ansichten und Gefühle als authentisch sehr wertzuschätzen - unabhängig vom Rest der Menschheit. Im einzelnen Text wahrscheinlich zielstrebig, im Gesamtwerk fürchterlich schwankend. :good_evil:

Je konsequenter man schreibt, um so deutlicher wird man missachtet oder gemocht. Das trifft auch für jedes einzelne Fundstück meiner inneren Welt zu. ;-)
 
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Je länger ich auf diesem Erdenrund weile, desto mehr verknüpfen sich die Fäden. (Im "Ännchen von Tharau" wird das schöne Wort "Verknotigung" verwendet).
Dachte ich früher, Mathematik, (rer nat, tech) hat nichts mit Sprache (phil, art, ...), mit Gefühl mit Musik gemein, so verändert sich das laufend. Genau wie in der Mathematik hatte ich auch für Sprachen "ein Gefühl", dass mich gnädigerweise bis durch die Matura getragen hat, aber als ich dann die Mathematik sehr genau kennenlernen durfte (und immer noch entdecke), gibt es doch sehr viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, die Formalismen sind hier wie dort manchmal krumm und manchmal gerade.
Faszinieren finde ich aber, dass Lyrik ein klein wenig wie ein Beweis funktioniert (funktionieren könnte). Es gibt eine Idee, ein Gefühl, einen Moment, ein Wort, dass man gerne festhalten möchte, man hat aber keine Ahnung anfangs wie das zu bewerkstelligen ist. Also man kennt den Ausgangspunkt (nicht genau formuliert, aber es gibt hier auch gewisse Voraussetzungen und Restriktionen) und das Ziel (den geteilten Moment, Gefühl, ...). Dazwischen ist anfangs nix, aber man beginnt von beiden Seite (also vom Anfang weg UND vom Ende weg) zu stöbern, zu versuchen, zu variieren, zu experimentieren, dann irgendwann ev zu ahnen wie es doch zusammengehen könnte und irgendwann treffen sich die Stränge und - Heureka - Anfang und Ziel sind verknüpft, jetzt noch putzen, korrigieren, ev. straffen, ... und q.e.d.
Dazu gibt es Werkzeuge die weit über das bloße Wort hinausreichen, die Vokale, deren Farbe, die Zischer, deren Rhythmik, die Klinger, deren Wärme, die Silben und deren Assoziationen. Wie bei einem (mathem.) Maß gibt es "nahe" Worte, verwende ich eines werden im Kopf des Lesers (Hörers) fast alle bekannte mitab- und aufgerufen, so kann ich eine ganze Welt zeichnen wo nur ein Satz steht.
Das gleiche gilt genauso für Musik und das Instrument. Wenn ich das "technisch" im Sinne von modifizierbar, veränderbar, nach bekannten und noch unbekannten Regeln formbar, verstehe, dann ist viel möglich, vor allem für den Körper als Instrument, weil (nur) ich mir faktisch selbst die Grenzen setze.
Damit werden viele und noch viele weitere Vorhaben vorstellbar und damit möglich, das finde ich eine tolle Sache, Technik finde ich eine tolle Sache, vor allem jene Technik, wo wir noch nicht wissen oder übereinkommen, dass es sich auch hier um Technik handelt. Jede Technik birgt aber auch Verantwortung, deshalb sollte man auch sorgsam damit und deren Wirkungsweisen umgehen.
 
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Ach Bruder Ferdinand, welch ein Vergnügen, deine Gedanken zu lesen! Swingeling wird sie in alle Welt übersetzen und ich werde mich auf dich berufen, wenn man mich wieder mal für verrückt hält. ;-)

Übrigens las ich deine klugen Gedanken, während auf Deutschlandfunk ein hochinteressantes Feature über Chatbots lief, also über chats zwischen verliebten, reingelegten Männern auf der einen Seite und EDV-Maschinen auf der anderen. Bots, die heutzutage bereits Gedichte verfassen, welche die meisten Fachleute nur für von echten Dichtern geschrieben erachten.

Aber wie ist dieser Irrtum möglich? Nun, diese Maschinen werden einfach mit Sätzen gefüttert, von denen die Programmierer vermuten, dass solche Worte die Menschen am liebsten hören wollen.... Und ich hatte gehofft, diese höchst wirkungsvolle Art, Texte zu schreiben, wäre noch immer das bestgehüteteste Geheimnis seit Archilochos. :-(
 
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