Je länger ich auf diesem Erdenrund weile, desto mehr verknüpfen sich die Fäden. (Im "Ännchen von Tharau" wird das schöne Wort "Verknotigung" verwendet).
Dachte ich früher, Mathematik, (rer nat, tech) hat nichts mit Sprache (phil, art, ...), mit Gefühl mit Musik gemein, so verändert sich das laufend. Genau wie in der Mathematik hatte ich auch für Sprachen "ein Gefühl", dass mich gnädigerweise bis durch die Matura getragen hat, aber als ich dann die Mathematik sehr genau kennenlernen durfte (und immer noch entdecke), gibt es doch sehr viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, die Formalismen sind hier wie dort manchmal krumm und manchmal gerade.
Faszinieren finde ich aber, dass Lyrik ein klein wenig wie ein Beweis funktioniert (funktionieren könnte). Es gibt eine Idee, ein Gefühl, einen Moment, ein Wort, dass man gerne festhalten möchte, man hat aber keine Ahnung anfangs wie das zu bewerkstelligen ist. Also man kennt den Ausgangspunkt (nicht genau formuliert, aber es gibt hier auch gewisse Voraussetzungen und Restriktionen) und das Ziel (den geteilten Moment, Gefühl, ...). Dazwischen ist anfangs nix, aber man beginnt von beiden Seite (also vom Anfang weg UND vom Ende weg) zu stöbern, zu versuchen, zu variieren, zu experimentieren, dann irgendwann ev zu ahnen wie es doch zusammengehen könnte und irgendwann treffen sich die Stränge und - Heureka - Anfang und Ziel sind verknüpft, jetzt noch putzen, korrigieren, ev. straffen, ... und q.e.d.
Dazu gibt es Werkzeuge die weit über das bloße Wort hinausreichen, die Vokale, deren Farbe, die Zischer, deren Rhythmik, die Klinger, deren Wärme, die Silben und deren Assoziationen. Wie bei einem (mathem.) Maß gibt es "nahe" Worte, verwende ich eines werden im Kopf des Lesers (Hörers) fast alle bekannte mitab- und aufgerufen, so kann ich eine ganze Welt zeichnen wo nur ein Satz steht.
Das gleiche gilt genauso für Musik und das Instrument. Wenn ich das "technisch" im Sinne von modifizierbar, veränderbar, nach bekannten und noch unbekannten Regeln formbar, verstehe, dann ist viel möglich, vor allem für den Körper als Instrument, weil (nur) ich mir faktisch selbst die Grenzen setze.
Damit werden viele und noch viele weitere Vorhaben vorstellbar und damit möglich, das finde ich eine tolle Sache, Technik finde ich eine tolle Sache, vor allem jene Technik, wo wir noch nicht wissen oder übereinkommen, dass es sich auch hier um Technik handelt. Jede Technik birgt aber auch Verantwortung, deshalb sollte man auch sorgsam damit und deren Wirkungsweisen umgehen.