Eigene Texte schreiben - Stilfindung

Liebe @GloriaThomas , ich hab mir vorher einige Texte on dir angesehen und sie gefielen mir durchaus. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich gehe sowieso meistens von meinen Erfahrungen aus. Ahne in der Zwischenzeit aus zahllosen Gesprächen, das alle Autoren ähnliche Erfahrungen mit dem Schreibprozess sammeln. Die Ergebnisse unterscheiden sich, die Schwierigkeiten weniger. ;-)

Ich glaube, du hast mich etwas falsch verstanden - ganz so mach ich es nicht.

Kann schon sein. Mir geht es in jedem Plausch über Texte zunächst um die IDEE eines Songs. Was ich gern weder mit dem TEXT noch mit dem THEMA verwechseln möchte.

Manchmal fällt mir eine Textzeile ein, ein Wortspiel, das ich vor mich hinsumme, bis sich dann daraus eine Melodie ergibt - und dann arbeite ich daran weiter.

Ja, so wird wohl meistens das Entstehen eines neuen Songtexts eingeleitet: Mit ein, zwei Zeilen, die dem/der AutorIn reizvoll erscheinen. Anschließend reimt man sich oft von Zeile zu Zeile, Strophe zu Strophe, bis die Geschichte vollbracht ist. Naja, konkret nicht ganz so einfach, aber im Grunde wohl doch.

Und selbstverständlich kleide ich nicht nur die Musik "schick" ein, die Texte haben schon einen Sinn. Meine Lieder entstehen irgendwie parallel - Melodie und Text dazu "erfinde" ich gleichzeitig. Meistens ist es irgendeine Art "Geschichte" zu einem Thema, die ich weiterspinne. Ich muss immer aufpassen, dass ich nicht zuviel Text in eine Strophe packe.

Und hier weist du mMn auf DAS Problem aller Autoren beim Texten hin: Was ist am jeweiligen Text zuviel?

Ich meine, das hängt davon ab, wie konkret die Autoren ihre Idee eingrenzen (können). Geht es beispielsweise um den Vater oder "nur" um eine bestimmte seiner Eigenschaften? Geht es um sein Leben, sein Sterben, sein Vermächtnis oder "nur "um eine plötzliche Erinnerung?

Nach meiner Erfahrung sollte man als Autor mittels einer klaren Idee zunächst alles ausblenden, was nicht zu dieser Idee gehört. Obwohl es durchaus und sogar entscheidend zur gemeinten künstlerischen Figur gehören kann. Aber eben nicht in diesen Text mit seiner speziellen Idee. Sonst droht der Text seine Prägnanz zu verlieren.

Ja, aber wieso entsteht der Eindruck, dass man trotz unklarer Idee einen scheinbar stimmigen und schönen Text schrieb? Das liegt mMn oft daran, dass man sehr klangvolle Worte für die Melodie gefunden hat. Für den Moment des Hörens! Allerdings können sich die Hörer oft anschließend nicht mehr an den Text erinnern. Oder er erscheint im Nachherein plötzlich zu dünn.

Zum Schluss schreibst du etwas sehr Interessantes:

Ich feile an den Texten meist eine ganze Weile herum, weil einem ja manche Wörter - die IDEALEN Wörter für eine Zeile - nicht so schnell einfallen.

Kannst du etwas detaillierter beschreiben, wie du die "idealen" Worte erkennst?[/QUOTE]
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Lieber @Jed

Und meine Texte sind immer noch in erster Linie englischsprachig! Deutsche Texte habe ich auch verfasst, aber eher solche, die vom Kopf her kommen. Was aus dem Herzen kommt, ist meistens immer noch englisch. Einen deutschen Liedtext lasse ich immer noch von einem Biodeutschen gegenlesen! Man kann nicht vorsichtig genug sein!;)

Cheers,
Jed

Deine Aussage darüber, dass du gefühlt deutsch intellektueller und englisch emotionaler schreibst, interessiert mich brennend.

Einerseits geht man mit einer Zweitsprache vermutlich automatisch vorsichtiger um, wenn es um die intimsten Gefühle geht.

Andererseits wächst man in Irrland mit anderen Liedern auf als in Deutschland. Ich habe den Eindruck, das das Storytelling irische Volkslieder nüchterner und präziser ist als das vieler deutscher Volkslieder. Das mag auch daran liegen, dass man im Deutschen mehr Silben für eine Zeile braucht. Aber vielleicht hängt das auch mit dem sprichwörtlichen britischen Humor zusammen. Humor bringt die Sache auf den Punkt. Deutsche Volkslieder hingegen schwadronieren oft, ohne eine schöne Geschichte zu erzählen.

Wo fühlst du beim Schreiben den Unterschied?

lg
 
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Da ich selbst (zumindest noch) keine Liedtexte schreibe, habe ich eigentlich in diesem Thread nichts verloren, aber deine Worte (@Jed) haben mich noch mal intensiver über diese Muttersprachler/Nichtmuttersprachler-Sache und das Schreiben aus dem Herzen/aus dem Kopf nachdenken lassen. Ich bin ja genau wie du auch Übersetzerin, und ich glaube, dass die Kopflastigkeit beim Schreiben fremdsprachiger Texte bei uns im Speziellen auch beruflich bedingt ist, weil wir darauf geschult sind, einen sehr kritischen Filter auf die Fremdsprachennutzung anzuwenden. Ich meine dieses "Ich weiß, dass ich nichts weiß", das erst dadurch entsteht, dass man gezielt auf die vielfältigen Probleme geschult wird, die beim Gebrauch einer fremden Sprache entstehen können. Man verliert dabei in gewisser Weise auch die "Unschuld" des unverbildeten Blicks. Ich bin der Meinung, dass viele Songschreiber (auch hier im Forum) dieses Problembewusstsein gar nicht haben, sondern eher genauso "frei von der Leber weg" im Englischen schreiben.

Man kann das jetzt als sehr oberflächliche Beziehung zu der anderen Sprache sehen oder im Prinzip kritisieren, dass diesen Leuten das "echte" Sprachgefühl fehlt. Andererseits sind gerade Liedtexte auch ein Medium, in dem Klang und Beweglichkeit einer Sprache (wie z. B. das Finden von Homophonen, was im Englischen und Französischen um ein Vielfaches einfacher ist als im Deutschen) eine große Rolle spielen. Und da kann es schon sein, dass die andere Sprache "besser passt". Bei offensichtlichen, schreienden Fehlern in der Grammatik oder Idiomatik ist es zwar sinnvoll, korrigierend einzugreifen, aber ich halte es dennoch für falsch, ein grundsätzliches "Bleib bei deiner Muttersprache, da verstehst du mehr davon"-Raster anzulegen.
 
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Hallo @Swingaling , ich sehe in der Absicht, englisch zu texten, obwohl es nicht die Muttersprache ist, meistens den Wunsch verborgen, die eigenen Töne "authentisch" und genregetreu einzukleiden.

Ich beispielsweise verließ nach jahrelangem Ringen meine letzte dt. Bluesband, weil deren Musiker zutiefst davon überzeugt blieben, dass Blues nur englisch gesungen authentisch klingt. Weder der starke Anklang unserer eigenen deutschen Texte noch die Aussicht auf mediale Präsenz konnte sie von dieser Meinung abbringen. Nicht mal mein deutsche Akzent. ;-)

Aber Du meinst vermutlich, dass sich im Schreibprozess bei einer Zweitsprache die Emotionen nicht unbefangen entfalten können, weil sich die eigenen Sprachwächter ständig bemerkbar machen, quasi als Selbstzensur. Da gebe ich dir völlig Recht, was mich betrifft.

Aber Jed versichert ja glaubwürdig, absolut zweisprachig zu sein. Da künstlerische Texte das Leben vor allem emotional sehen (sollten), entscheidet in diesem Falle vermutlich die Kindheitssprache, wo Gefühle noch die entscheidende Rolle spielten.

Was aber, wenn man bereits als Kind zweisprachig aufwuchs? Entscheidet dann etwa, welcher Elternteil welche Nation und Mentalität verkörperte?

Interessantes Thema!
 
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Aber Du meinst vermutlich, dass sich im Schreibprozess bei einer Zweitsprache die Emotionen nicht unbefangen entfalten können, weil sich die eigenen Sprachwächter ständig bemerkbar machen, quasi als Selbstzensur. Da gebe ich dir völlig Recht, was mich betrifft.

Nein, ich meine, dass Jed im Deutschen vielleicht eine starke (kopfige) Selbstzensur anlegt, weil er diese Sprache auf akademischem Niveau gelernt hat - und sie zusätzlich mit dem kritisch-sich hinterfragenden Blick des Übersetzers betrachtet.

Der Übersetzerzugang zu Sprache ist generell sehr "kopfig", weil man immer zwischen zwei Sprachen steht.

"Perfekt zweisprachig" ist übrigens kaum jemand, die meisten zweisprachig aufgewachsenen Menschen haben entweder keine "richtige" Muttersprache im Sinne von einsprachig aufgewachsenen Menschen (weil ihnen oft das Gefühl dafür fehlt, welcher idiomatischer Ausdruck in welcher Sprache so richtig allgemeinverständlich ist, sie wachsen ja in einem Umfeld auf, in dem viel mehr möglich ist, weil es mehr Überlappungen gibt), oder sie haben eine Sprache, in der sie wesentlich stärker sind. Jed ist sicher annähernd perfekt zweisprachig (so wie ich ihn hier lese, er macht im Schriftlichen sehr wenige Fehler), weil er so lange hier in D lebt, mit einer Deutschen verheiratet ist und auch beruflich immer mit dem Deutschen konfrontiert ist.

Aber betrachte den zweiten Absatz bitte als absolut akademisch, das ist wirklich aus Übersetzersicht geschrieben (und taugt vielleicht insofern als Anschauungsmaterial für das, was ich weiter oben schrieb).
 
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Jed -
Da geb ich dir vollinhaltlich recht - auch wenn ich diese Situation natürlich nicht aus eigener Erfahrung kenne.
Ich hab bei einem einzigen Lied einen englischen Text dazufabriziert, einfach deshalb, weil ich wissen wollte, wie diese Melodie mit einem englischen Text klingt.
Man bildet sich ja immer ein, dass Songs in Englisch irgendwie BESSER klingen.:rolleyes: Und irgendwie läuft man speziell, wenn man im Dialekt singt, sehr leicht Gefahr, in die "volkstümliche" Ecke zu driften, was ich überhaupt nicht mag.
Aber meine Melodien sind halt eher "weich", nicht rockig, so wie die "modernen" Wiener Bands aktuell allesamt ihre Musik machen.

Der betreffende Text war allerdings relativ einfach, weil es ein kitschiges Liebeslied ist ohne größeren Tiefgang. Troptzdem hab ich dabei das Gefühl, der Text ist etwas "platt". Ist er vermutlich auch, aber es soll ja auch keine wissenschaftliche Arbeit sein, es sind, soweit ich es überblicken kann, keine gröberen Fehler drinnen (womit ich jetzt nicht die Grammatik meine, die beherrsche ich aus unerfindlichen Gründen sehr gut und diesbezüglich mache ich mir auch keine Sorgen), sondern was den Inhalt betrifft.
Ich bin allerdings eine sehr gute Zuhörerin - ich kenne eine ganze Menge an oft gebrauchten Phrasen aus den englischen Liedern, die ich ständig im Radio höre. Und ich habe inzwischen die Erkenntnis gewonnen, dass auch in englischen Liedern von englischsprachigen Sängern jede Menge grammatikalischer Fehler drinnen sind.
 
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liebe @Swingaling , je länger ich darüber nachdenke, umso wichtiger erscheint mir plötzlich, welche Menschen ursprünglich als "Lehrer" am Ausdruck der Gefühle und des Verstandes mit feilten.

Nehmen wir mal folgendes Beispiel: Der Autor hatte eine sehr emotionale Mutter und einen nüchtern agierenden Vater. Nun will der Autor zwei Songs schreiben - einen für die Mutter, einen für den Vater.
Vermutlich entscheidet dann, welches Elternteil seine Sprache stärker prägte. War es der Vater, wird unser Dichter Schwierigkeiten bekommen, das Lebhafte der Mutter darzustellen. War es die Mutter, wird er Schwierigkeiten haben, seinen Vater in dessen Lakonie zu treffen.

Kannst du dir das vorstellen? - Und noch weiter gehend: Ist die eigene Wahrnehmung so fixiert, dass der emotionale Schreiber IMMER etwas blind und taub für das Rationale (zum Beispiel seiner Figuren) ist? Und umgekehrt?

Hintergrund meiner Frage:
1, Ich schreibe ja nicht nur für mich, sondern auch für Andere.
2. Jedes Genre hat eigene Grenzen für Emotionalität und Rationalität. Dark Metal beispielsweise verlangt ein hohes Maß an Abstraktion. Pop wiederum viel Naivität und Spontanität...
 
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Kannst du dir das vorstellen?

Ja, als Gedankenexperiment. Mit der Realität dürfte das Beispiel aber weniger zu tun haben. Die allermeisten Kinder werden sowohl sprachlich als auch emotional stärker durch ihre Mütter geprägt, weil in der Zeit, in der sich die entsprechenden neuronalen Verschaltungen bilden, durch das verbreitete Familienmodell in dern allermeisten Fällen mehr gemeinsame Zeit und Kontakt mit der Mutter stattfindet.

Wenn du sagst, du schreibst "für andere": Tust du das bewusst? Ich glaube ja, dass sich das "Ich" und "die anderen" bei einem künstlerischen Prozess nicht so auseinanderdröseln lassen, genau wie man höchstwahrscheinlich auch als Texter nicht mehrere Genres zwischen Pop und Dark Metal bedient. Fließt bei einem Text nicht immer das Ego des Schreibenden mit in den Texten ein, auch wenn er es auf einen Dialog mit seinem Publikum anlegt? Und bestimmen dieses Ego und seine Prägungen nicht auch, in welche Form und welches musikalische Genre er seine Texte gießt?
 
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1. Zur, sagen wir mal etwas ungenau, Mentalität des Autors. Ich hab jetzt mal kurz gegoogelt und sofort festgestellt, dass es sehr unterschiedliche Auffassungen zur emotionalen Prägung gibt. Unter anderem hängt sie davon ab, wie glaubwürdig wir unsere Elternteile empfinden, ob wir in Opposition oder Übereinstimmung mit ihnen aufwachsen. - Na gut, darüber werde ich nachdenken.

2. ich könnte kurz antworten. Da müsste ich zu lange überlegen. ;-) Lieber schildere ich zunöchst mal grobe Abläufe. Vielleicht ahnst du hinter ihnen teilweise eine Antwort auf die Frage, wie die lyrischen Ichs und die Macher-Ichs miteinander kommunizieren.

KREATIVER PROZESS

Nach einer bestimmten Zeit bekommt man die unterschiedliche Bewertungen zwischen Autor, Interpreten und (nicht zu vergessen) Produzenten automatisch mit. In Form der Feedbacks. Dann muß man die Prioritäten klären. Was können die Teammitglieder tolerieren, was nicht. Wer entscheidet im Einzelfall. Für mich als Autor der schwierigste Part. Prinzipiell heisst es ja, dass der Interpret entscheidet ... Aber man sieht es ja beim Fussball: Nicht die Spieler werden ausgetauscht... Sondern der Tex...sorry.. der Trainer... ;-)

Meist traut sich der Interpret das Texten nicht (nicht mehr) selber zu. Dann muss er aber wenigstens begründen, warum er Zeilen oder Wörter nicht mag. Oft fällt DAS den Interpreten schwer.
Die Produzenten sind meistens Musiker. Sie beziehen ihre Meinung aus ihrem persönlichen Geschmack und / oder den momentan angesagten Trends.

Zum Schreibprozess: Ich hab mit den Jahren mein Handwerk sehr bewußt und reflektiert erweitert. Das ist ein Thema für sich. Im Ergebnis kann ich jederzeit innerhalb von ein, zwei Stunden einen Text schreiben. Ob auf Musik oder in purer Gedichtform, ist egal.

Den verschicke ich sofort...um mich nicht in den Entwurf zu verlieben. Das ist sehr wichtig, um die anschließende Textdiskussion offen, freundlich und produktiv gestalten zu können.

Dann warte ich auf das Feedback. Wenn das funktioniert!!!! - wird an diesem Text gemeinsam gefeilt. bis er fertig ist.. Oder völlig zerrredet. In diesem Falle beginne ich wieder von vorn.

Auf diese Weise nähert sich das Team wie eine Band gegenseitig an und nach etwa 6 Monaten fliesst der kreative Prozess. Dann weiss jeder ungefähr, welche Knöpfe er benutzen muss, kann oder eben nicht. ;-). :-(. :)

PRODUKTION

Vieles was lange machbar erschien, scheitert noch bei der finalen Produktion. Einerseits wird ein scheinbarer Hit völlig leblos und andererseits ein hässliches Entchen plötzlich zum Schwan. Nicht alle Prozesse lassen sich kontrolliert optimieren.

FEEDBACK mit dem "Markt".

Selbst wenn das Team restlos begeistert die ersten 4,5 Titel nach außen.en gibt, kann noch ein Stimmungsumschwung eintreten. Und es wird nach einem neuen Konzept gesucht. Möglichst schnell und energiegeladen. Wer zu lange wartet, gerät in Vergessenheit.

-----------


Ich ahne aus meiner Erfahrungen mit dem Netz bereits empörte Erwiderungen von wegen Retortenkunst usw. Aber ich weiß, dass jeder Singersongwriter ähnliche Prozesse mit sich allein ausmachen muss. Jede Amateurband sucht den Erfolg... und kommt landet meistens wieder im Probenkeller. Literarische Verlage haben Lektoren und eine eigene Hierachie. Maler benötigen Galleristen. Letztlich wächst jeder mit den Chancen, die sich bieten.

Wenn ich mir die Gedichte und Texte im Netz anschaue... den meisten Autoren würde mental und fachlich eine handwerkliche Profillierung gut tun. Da habe ich keinerlei Zweifel.

So weit... Oder bis hier her.;-)

Lg

Übersetzt du auch Literatur? Wie erfolgt da die Abstimmung mit den Originalautoren? Ich habe einige Welthits navhgedichtet, da erfolgte die Autorisierung meistens über Anwälte. Bis auf wenige, erfreuliche Ausnahmen... ;-)
 
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Manche deutsche Liedtexter meinen, sie könnten sogar besser auf Englisch als auf Deutsch texten. Genauso wie viele meinen, sie könnten mit ein paar Promille Alkohol noch besser Auto fahren, als nüchtern!
Besser hätte man es kaum formulieren können. :hat:
 
Lieber Jongleur,
danke für die interessanten Einblicke... Ich glaube, ich muss mir deinen letzten Beitrag noch ein paar Mal durchlesen, bis alles hängengeblieben ist :)

Aber deine Frage möchte ich gleich beantworten:
Übersetzt du auch Literatur? Wie erfolgt da die Abstimmung mit den Originalautoren? Ich habe einige Welthits navhgedichtet, da erfolgte die Autorisierung meistens über Anwälte. Bis auf wenige, erfreuliche Ausnahmen...

Ich übersetze keine Literatur, nein, aber öfter mal Magazinbeiträge, in denen Ausschnitte aus literarischen Originaltexten vorkommen, die dann allerdings nicht schriftlich veröffentlicht, sondern nur für das Magazin eingesprochen werden. Da ist das rechtlich haarigere Modell dann, fertige Übersetzungen zu verwenden, die noch nicht gemeinfrei sind, deshalb sind wir in dem Fall gehalten, das nicht zu tun, sondern die Texte selbst zu übersetzen.

Bei literarischen Übersetzungen ist es aber so, dass die Rechte für die Übersetzung vom Verlag erworben wurden, und man als Übersetzer vom Verlag beauftragt wird, also rechtlich dadurch aus dem Schneider ist. Ich als Übersetzerin (oder sozusagen "Autorin" der deutschen Ausgabe) müsste also nichts direkt mit dem Originalautor oder gar mit seinen Anwälten aushandeln.

LG
Nicole
 
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Meine Genehmigungen wurden ebenfalls vom Label eingeholt. Die wenigen Male, wo die Künstler persönlich reagierten, waren allerdings für mich Extra-Belohnung.:) Da wir hier in der Plauderecke sind: Alle Genehmigungen waren seitens der Originalverleger übrigens damit verbunden, auf jegliche finanziellen Ansprüche verzichten zu müssen. Meine Nachdichtungen wurden über Lizenzen vergütet.

Lg
 
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Das wäre ein Thema wert in einem Lied abgehandelt zu werden!
Eines zumindest kenn ich
Hermann Leopoldi: Revolution im Himmel (Composers´ Revolution in Heaven)
Auszug aus dem dt. Text (Josef Baar):
...
Und Chopin
Sagt: Das ist doch nicht mehr schön.
Aus der großen Polonaise
Wird eine Tonfilm-Majonäise.
Wagner gröhlt: Sie machen aus meinem Ring
Buki-Wuki, Jitter and Swing.
Und Lohengrin führt hin zum Tanz
Anstatt an Schwan, a dumme Gans.
...
Interessanter weise lag damals der Fokus (des urheberrechtlichen Schutzes) darauf, nicht "verhunzt" zu werden, jetzt geht es nur mehr um´s nackte Geld.
 
Seh ich auch so @FerdinandK , schöner Text!


Zur etwa gleichen Zeit bat mich eine Polin um die Übersetzungsrechte für einen meiner Texte. Dreimal darfst du raten, wie meine Antwort lautete... :cool:

Lg
 
@Jed:

**"Kannst du etwas detaillierter beschreiben, wie du die "idealen" Worte erkennst?"**

Es soll vom Sinn und vom Reim her passen.

Beispiel:

Ich hatte in meinem ersten Lied, in dem es um eine Dreiecksbeziehung geht ("ich liebe den Mann meiner Schwester"), einen Passus:

Ich liebe dich und bleib doch stumm
und manchmal fragst du mich, warum
wir nicht einfach gehn, um GLÜCKLICH zu sein...


Und ich war mit dem Wort GLÜCKLICH nicht wirklich zufrieden, es war nicht optimal. Es ist mir aber kein anderes eingefallen, und zwar eine ganze lange Weile... weder vom Sinn her, noch von der Anzahl der Silben.

Und dann hatte ich - quasi im Schlaf - DIE Eingebung: FREI....:great::great:

Wobei das auch von den Silben her besser gepasst hat - GLÜCKLICH war eh zu lang, da war ein "Schlenker", der eh nicht optimal war.

Sowas in der Art meinte ich - und diese passenden/idealen Wörter fallen einem meist so nebenbei ein, nicht dann, wenn man krampfhaft darüber nachdenkt.
Deshalb braucht es auch für einen Text meistens länger - weil man nie von Anfang an die richtigen Wörter findet...
Du hast mich übrigens nicht verletzt mit deinem Posting...:great:
___________________________

Übrigens - ich finde die Herangehensweise beim Texten, die hier teilweise beschrieben wird, doch sehr TECHNISCH.
Ich gehe an ein Lied oder einen Text rein nach dem Gefühl und dem Gehör heran - mir ist das tatsächlich alles zu, hm, ja, wirklich technisch, was hier geschrieben wurde.
Ich habe zuerst den SINN, WAS ich eigentlich sagen will - und dann versuche ich das, in passende Worte zu kleiden, die sich auch reimen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Meine Genehmigungen wurden ebenfalls vom Label eingeholt. Die wenigen Male, wo die Künstler persönlich reagierten, waren allerdings für mich Extra-Belohnung.:) Da wir hier in der Plauderecke sind: Alle Genehmigungen waren seitens der Originalverleger übrigens damit verbunden, auf jegliche finanziellen Ansprüche verzichten zu müssen. Meine Nachdichtungen wurden über Lizenzen vergütet.

Lg
Nachdem du hier Erfahrung zu haben scheinst - ich habe auch zu einem bekannten amerikanischen Oldie einen deutschen/wienerischen Text verfasst, und ich würde das Lied gern aufnehmen.
Und ich habe über die GEMA beim entsprechenden Verlag um die Genehmigung angefragt. Dazu musste ich einen umfangreichen englischen Antragsbogen ausfüllen, den ich dann retourniert habe. Da musste ich meinen Text wieder rückübersetzen, etc.
Und jetzt warte ich bereits monatelang auf irgendeine Antwort. Ist das normal? Ich habe auch schon zweimal urgiert, aber überhaupt keine Antwort mehr von der Dame, mit der ich bei der GEMA zu tun hatte, bekommen....
Hast du vielleicht auch eine Ahnung, ob es für jemanden, der noch gänzlich unbekannt ist, überhaupt eine Chance gibt, das genehmigt zu bekommen?
Jetzt einmal abgesehen davon, wie gut der Text (und letztendlich auch der Gesang) ist? So weit ich gehört habe, lassen die sich das auch ganz ordentlich bezahlen...
Danke!
 
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Folgendes ohne Gewähr oder Anspruch auf juristische Richtigkeit.

Hast du vielleicht auch eine Ahnung, ob es für jemanden, der noch gänzlich unbekannt ist, überhaupt eine Chance gibt, das genehmigt zu bekommen?

Die GEMA verwaltet nur Rechte, aber sie vergibt sie nicht unbedingt. Deine Anfrage solltest du daher mW nicht bei der Gema stellen, sondern beim Urheber bzw dessen Vertretung für Ort. Oft ist das bei internationalen Künstlern der deutsche Vertrieb.

In der Regel interessieren die sich aber weder die Gema noch die Vertriebe für "Liebhabereien". Solange du kein Album veröffentlichst ist die Gefahr, in Konflikt zu geraten, recht gering. Wenn du mit deiner Bearbeitung in einem Club auftrittst, ist oft der Veranstalter für Abwicklung mit der GEMA zuständig.
 
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Hi @GloriaThomas , zu Nachdichtungen:

1. Die Gema ist ein Inkassounternehmen. Es ist ihr, streng genommen, im Sinne der Gleichbehandlung ALLER Gemamitglieder sogar untersagt, für einzelne Mitglieder eine Rechtsberatungzu machen.

2. Die Rückübertragung des dt. Textes ins Englische ist völlig normal.

3. Auch leider das Nichtreagieren. Eine wesentlich höhere Chance hat man leider nur, wenn Major-Labels wie Universal die Anfrage stellen. Das stellt für den betroffenen Verlag hinreichende Gewinn in Aussicht. Eine Einzelanfrage eher nicht. Natürlich ist das Verlag zu Verlag unterschiedlich. Ich würde regelmäßig anfragen. Vielleicht beendet dann wenigstens eine ordentliche Absage das Warten. Oder das Drängeln hat Erfolg.

4. Finanziell verdient man HEUTE nur noch an einer Nachdichtung, wenn man für den deutschsprachigen Tonträger eine Lizensvereinbarung trifft. Treffen darf.... ! Das heißt, einen Festpreis pro Auflage zu vereinbaren. Da dies keine Tantiemen sind, muss das dt. Label direkt an Dich zahlen. Was einiger guter Argumente von deiner Seite bedarf. ;-)

FAZIT: 99 % aller angloamerikanischen Verlage kassieren deine Tantiemen für die Übersetzung in die eigene Tasche. Das ist wie genehmigter Diebstahl! :-( Nix da mit guter Bezahlung. Ich vermute, das hat dir auch die Gema gesteckt. Macht sie nämlich normalerweise, wie ich aus Erfahrung weiß.

---------

Wenn du also kommerzielle Interessen verfolgt, wundert es mich, dass du so skeptisch gegenüber der Technik des Handwerks bist.... :O

@antipasti : Du hast dich sicher vertippt: Nicht der dt. Vertrieb vertritt die Urheberrechte, sondern der dt. Verlag.
 
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Hi @GloriaThomas , zu Nachdichtungen:

1. Die Gema ist ein Inkassounternehmen. Es ist ihr, streng genommen, im Sinne der Gleichbehandlung ALLER Gemamitglieder sogar untersagt, für einzelne Mitglieder eine Rechtsberatungzu machen.
2. Die Rückübertragung des dt. Textes ins Englische ist völlig normal.
3. Auch leider das Nichtreagieren. Eine wesentlich höhere Chance hat man leider nur, wenn Major-Labels wie Universal die Anfrage stellen. Das stellt für den betroffenen Verlag hinreichende Gewinn in Aussicht. Eine Einzelanfrage eher nicht. Natürlich ist das Verlag zu Verlag unterschiedlich. Ich würde regelmäßig anfragen. Vielleicht beendet dann wenigstens eine ordentliche Absage das Warten. Oder das Drängeln hat Erfolg.
4. Finanziell verdient man HEUTE nur noch an einer Nachdichtung, wenn man für Tonträger eine Lizensvereinbarung trifft. Treffen kann.
Vielen Dank!
Wozu haben die mir dann diesen Antrag geschickt?? Ich hab das schon so verstanden, dass die den an den betreffenden Verlag in Amerika weiterleiten...
Ich will das Lied nicht (nur) live singen - weil ich ja auch gar keine Auftritte habe - sondern aufnehmen und auf YT veröffentlichen, eventuell auch einmal auf eine CD tun. Mein Problem ist ja zudem, dass ich mir dazu ein Playback anfertigen lassen muss - und das kostet mich eine ganze Stange Geld. Ich will also vorher nix investieren, was ich dann womöglich kübeln kann, weil die mir das nicht genehmigen...:cool:
 
Hi @GloriaThomas , das Zustellen entsprechender Unterlagen ist Routine. Kostet sie ja im Prinzip nichts.

Bevor du investierst, hier noch eine Erfahrung mit einem Verlag: Die Verlegerin teilte mir telefonisch mit, dass sie von ihren amerikanischen Künstlern explizit gebeten wurde, auf dem dt. Markt nach unerlaubten Veröffentlichungen von Übersetzungen zu „fahnden“. Ob sie mich nur unter Druck stellen wollte oder ob das wirklich stimmt, kann ich nicht ermessen.

Ich riskiere viel Geld und Zeit.... aber nur im Rahmen des gesetzlich Machbaren.

Ansonsten: Die Gema wollte deinen Antrag weiterleiten? :eek: :gruebel:

-------
So, nachdem wir darüber geplaudert haben, zurück zum Schreiben: ich bin trotz Jahrzehnte professioneller Texterei überzeugt, dass das Schreiben eine erlernbare Technik ist wie das Musizieren. Jeder kann singen und leicht einem Instrument ein paar Töne entlocken. Und dennoch glaubt keiner, dass man ohne technischen Unterricht beeindruckend Musik machen kann.

Welcher Songtext erzählt etwas noch etwas INHALTLICH Neues? Es ist die FORM, die Art der Wortkomposition, die uns dennoch aufhorchen läßt. Bereits das antike Griechenland erarbeitete einen Sammlung rhetorische und metrischer Stilelemente für die Kunst (und das Gerichtswesen), um Massen professionell zu begeistern. ALLE grossen Dichter verständigten sich über diese Begriffe. Oder was meinst du, woher z.B. der Begriff “Metapher“ kommt?

Ich zündle mal dagegen: das Banale und Leiernde der meisten Veröffentlichungen zeugt von fehlendem Handwerk. Einige Dichter sind Naturtalente - aber um sich nicht ab irgendeinem Zeitpunkt nur noch zu wiederholen, greift noch jeder zum Handwerk!

Ich war und bin immer froh über handwerkliche Tipps. Handwerk garantiert ein gewisses objektives Mass an Qualität, im Gegensatz zu einem subjektiven :great: oder :bad:
 
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Will man den eigenen Stil (die eigene Unverwechselbarkeit) finden schadet es nicht zu wissen wer man ist, oder anders formuliert der Weg nach dem eigenen Stil ist ähnlich dem Weg nach dem eigenen Selbst (das eine eine Teilmenge des anderen), vor allem und insbesondere wenn man die Technik, das Handwerk nicht erlernt hat.
.
Der Weg zum eigenen Selbst ist oft überraschend, ich bin z.b. u.a. ein "alter Suderer", deshalb fällt mir "sudern" wirklich leicht, die Texte (Litaneien) dazu fallen mir fast spontan und beliebig lange ein. Ich kann auch "Fremdsudern", also schildert mir jemand ausführlichst (oft auch unaufgefordert) sein Problem, dann bin ich in der Lage, das in meinem Sudern wiederzugeben. Dies ist vermutlich durch meine Großmutter väterlicherseits bedingt, die eine wirklich ausdauernde und herzhafte Suderantin war (sie hat z.b. oft beim Kartenspielen "live" gesudert, also über das Schicksal des momentanen Kartenglücks live kommentiert, ...). Ich kenne mich auch gut mit "Trauer"/"Trost" aus, kann das gut zum Ausdruck bringen, finde die richtigen Worte, singe in den richtigen Töne dafür, hab auch hier nach dem Ursprung gesucht und, so meine ich, die Spur gefunden.
.
Oft ist der Wunsch (ich will gerne, ich möchte gern) bei der Stilsuche im Vordergrund, aber es schadet nicht (ich bin, ich kann gut ) mal werken zu lassen um zu sehen, was dabei herausspringt. Würde fast soweit gehen, dass es immer darum geht sich selbst besser kennen zu lernen, sich selbst ein kleines Stück mehr zu finden, der Stil ist dann so was wie eine Randerscheinung.
.
sudern = aufregen, jammern, sich pausenlos beschweren
(so einfach kann man das nicht übersetzten, das hat mit einer Stimmung zu tun sowas wie medium extrovertierte Melancholie, wortreich sich ständig wiederholend, ist irgendwie sogar selbst eine Art wortreiche Suche nach dem versteckten Kern ...)
 
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