MEIN Horizont ist eingeschränkt?
Gott, hab ich mich totgelacht. Mir wurden schon viele Sachen unterstellt, aber noch nie so etwas....
Ich höre und spiele Klassik, Classic Rock, Prog, Doom, Melo Death, Speed, Thrash, nwobhm, jazz, blues, flamenco, filmmusik, reggae und hip-hop.
Vollster Respekt, für alle die growlen können, vollster Respekt für den Gitarristen von Necrophagist. Aber nicht alles, was schwer ist, ist auch gut. Ich kann, wenn ich mich anstrenge, sehr schnell auf die Tastatur tippen. Aber kommt dabei Goethes Faust raus?
Ich glaub, du solltest mal über das Gitarrengeprügle hinwegsehen und deinen Horizont erweitern
Unterschiedliche Musikgenres zu hören zeugt noch nicht von einem offenen Horizont. Dein Beitrag zeigt dass du dich eher oberflächlich mit dem Thema beschäftigt hast... verdenken kann man es dir ja nicht denn das meiste was heuztutage als Death Metal Nonplusultra verkauft wird (Necrophagist, Nile, Opeth) ist aufgemotzter Lärm und hat mehr mit HipHop und Metalcore zu tun als mit dem was das Genre ursprünglich ausgemacht hat.
Die Klassiker des Genres sind nicht weniger Progressiv als die besten Prog Rock Alben, sofern man Progressiv mit fortschrittlich denkend und nicht mit drei Dutzend Gastmusikern an quirky Instrumenten in langen Konzeptalben über abstruse Nerd-Fantasien oder ziellosem Jazz-Genudel gleichsetzt. Um das zu erkennen muss man sehr genau hin hören denn die basslastigen Produktionen, Abschneiden der Mitten, tiefgestimmte Gitarren und konstante Riffwechsel machen es nicht gerade leicht einen Song auszumachen. Ein richtig guter Death Metal-Song ist auch komplex und vor allem sinnvoll strukturiert, was in meinen Augen das Ding schlechthin ist was andere Genres vom Metal-Genre lernen können. Wenn du's nicht anhören kannst, schau dir die Tabulatur zu Liege of Inveracity an: lauter Riffs die genau an einander angepasst sind, die Abwechslung erhalten aber nie in zielloses Geballer abdriften und den Song durch Hochs und Tiefs tragen. So schaut Songwriting aus und das ist schon eine andere Kragenweite als das "Clean in der Strophe, Distortion im Refrain" Geleier zigtausender Rockbands.
Essentielle Anspieltipps für alle die meinen Metal wär nur Powerchords:
Komplizierte String-Skipping Riffs über weite Intervalle, Rythmus-Sektion klingt eher wie eine Funk-Band die sich an Punk versucht und die Slap-Bass Effekte sein lässt. Atmosphäre wird in jedem einzelnen Segment erhalten und zu keinem Zeitpunkt wird das Album zu einer Zurschaustellung. Erinnert mich ein bisschen an Dead Kennedies aus der Hölle.
Ist ein Cover, damit ihr sehen könnt wie das gespielt wird. Wenn euch das nicht inspiriert weiß ich auch nicht. Das komplette Album wurde vom Gitarristen ohne jegliches theoretisches Wissen geschrieben und klingt hat es wäre es durch quietschende Türen, herunterfallende Gegenstände und anderem Lärm inspiriert worden. Superintelligente Musikkritiker sehen darin natürlich Jazz.
Ist das erste Melodeath-Album und klingt überhaupt nicht wie das was man heute als Melodeath ausgibt. Die Tremolo-Riffs sind natürlich exzellent und zeigen dass es auch ohne Powerchords geht, aber auch hier gilt dass die Komposition das Wichtige ist. Schaut auch mal an wie einzelne Teile wiederholt und variert werden und wie der Song sich zum Ende auflöst. Keine Klischees keine Effekte sondern ein Verständis dafür wie man seine Ideen zusammensetzt dass das Puzzle Sinn ergibt.
Trey Azagthoth darf natürlich nicht fehlen. Kein bisschen pentatonisch, mikroskopische leicht unterschätzbare Solos, deformierte Metal-Riffs.
Man könnte eine Weile so weiter machen... Immolation und Incantation sind warhscheinlich die unterschätztesten Death Metal Bands die es gibt, aber für den Neuling wohl komplett unanhörbar.
Wenn man außerhalb des Metal geht gibt es da natürlich etliche Bemerkenswerte... Caspar Brötzmann, Buzz Osborne, Ted Falconi, alle Gitarrenparts die Captain Beefheart geschrieben hat (insbesondere "Peon"), Creston Spiers von den unvergleichlichen Harvey Milk, Keiji Haino, Tabata von Zeni Geva, Killing Joke, diverse No Wave-Spezis, Czral von Virus und Ved Buens Ende (komisch harmonierende Arpeggio Riffs, unmögliche Akkorde etc), Trey Spruance. Und so weiter. Muss man sich natürlich hinsetzen und hinhören.