egoldstein
HCA Synthesizer
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Ich würde finanzielle Aspekte allein nicht für einen Rückgang der Wertschätzung von Keyboardern verantwortlich machen. Akustische und elektrische Gitarren werden in bestimmten Kaufhäusern ebenfalls für 50-70€ angeboten, womit die Anschaffungskosten noch niedriger sind als bei den üblichen 89,90-99,90€ für Tischhupen.Heute kostet das alles praktisch nichts mehr, Musikmachen ist oft nur ein Hobby neben vielen anderen, da hat das nicht mehr diesen Stellenwert.
Ich denke, die Spielweise ist da eher ausschlaggebend. So ziemlch jeder Synthesizer lässt sich inzwischen über MIDI ansteuern. Bei richtiger Programmierung ist es damit egal, ob man selbst spielt oder einen Sequencer die Arbeit machen lässt. Durch Randomize/Humanize-Funktionen lassen sich natürliche Abweichungen bei Timing und Velocity nachempfinden. Aber das ist dann schon fortgeschritten, manchen Musikern reicht es zur Begleitung schon, wenn ein Synthpad irgendeinen passenden Dreiklang-Akkord zur Hintergrunduntermalung spielt. Und das kriegt man selbst ohne große Keyboard-Kenntnisse mit Leichtigkeit hin. Sounds muss man auch nicht selber schrauben, da bietet jedes aktuelle Gerät hunderte von Presets dafür an. Das Ganze dann noch loopen und man hat innerhalb von einer Minute den Part, den man sich von einem Keyboarder wünschen würde. Natürlich sehr simpel gestrickt, aber wenn man Synths wirklich nur als Backingtrack für das eigene Instrument betrachtet, reicht das.
Gitarren kann man nach wie vor nicht mit einem Sequencer ansteuern, man muss sie selbst spielen. Gleiches gilt für Vocals. Für beides gibt es natürlich auch umfassende Software-Libraries, aber die Programmierung dort ist oftmals recht kompliziert und dennoch nicht so detailliert und realistisch möglich, wie es ein echter Musiker erledigen würde.
Ansonsten haben Gitarristen und Sänger natürlich auch Vorbilder, die in der westlichen Popkultur fest verankert sind und damit mehr Leuten als Idol dienen. Jimi Hendrix, Eric Clapton und Santana kennen selbst Leute, die ansonsten nicht viel mit Gitarren zu tun haben. Aber Rick Wakeman, Keith Emerson oder Jon Lord sind trotz ihres großen Einfluss auf Keyboarder wohl den wenigsten ein Begriff, solange sie nicht selbst Keyboards spielen oder die entsprechenden Bands näher kennen.
Ähnliches gilt allerdings auch für Bassisten und Schlagzeuger, die nach meiner Erfahrung nicht unbedingt viel leichter zu finden sind als Keyboarder.