Martman
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Nö. Die klassischen Rockkeyboarder haben damit nicht das Geringste zu tun.Aber möglicherweise haben wir "Rocker" uns in den 90ern die Keyboarder wirklich falsch erzogen....
Das waren mehr die Synthfreaks, die dank Kraftwerk 1974, spätestens aber dank Gary Numan 1979 erkannten, daß man keine Rockband mehr hinter sich braucht, um Musik zu machen, weil es Synthesizerleuten mittlerweile möglich war, komplette Songs ganz alleine zu produzieren, Schlagzeug, Baß, Akkorde, Melodielinien und alles. Gary Numan hat nämlich damals genau das gesagt.
Außerdem entstand der Synthesizerspieler der New Wave nicht aus dem Rockkeyboarder der 60er, der sich auf der Bühne mit Hammond, Rhodes und Mellotron umgab. Das war statt dessen eine ganz neue Generation Musiker, die erkannte, daß man für den Synthesizer keinerlei althergebrachte Instrumentenausbildung brauchte. Wer damals in den späten 70ern in der New Wave die Synthesizer spielte, hatte mitnichten vorher ein Klavier oder eine Hammond unter den Händen gehabt, sondern gar nichts.
Erklärt auch, warum New Wave und Synthpop wenige bis gar keine Einflüsse aus der Rockmusik der 60er und 70er Jahre haben, und warum der zumeist in England entstandene Synthpop zurückverfolgt werden kann zu Kraftwerk und Giorgio Moroder, nicht aber zu den Rolling Stones.
Diejenigen, die ab Ende der 80er Acid House, Techno und dergleichen aus der Taufe hoben, waren vorher auch keine Keyboarder in Rockbands, sondern entweder haben die vorher Synthpop gemacht (Sven Väth), oder sie waren vorher DJs (Phuture, die 1987 den Acid House erfunden haben).
In den 90ern war es mit Synthesizern in der Rockmusik sowieso ziemlich vorbei. Nachdem außer vielleicht AC/DC jede Rockband in den 80ern Synthesizer hatte, hatte man die Schnauze voll davon. Ergebnisse: Grunge (Nirvana), Thrash Metal (Metallica), eine neue Punk-Generation (Green Day), wo fette Synthesizer-Arrangements durch High-Gain-Rhythmusgitarren-Gebretter substituiert wurden.
Die Synthesizerleute der 90er standen derweil in Clubs mit opulenter Lightshow (alternativ auf dekorierten Sattelaufliegern im Berliner Tiergarten), schraubten an Knöpfchen und ließen das Filter zwitschern, blubbern und schmatzen, während ein Sequencer treibende, stampfende, kellertiefe Four-to-the-Floor-Beats abfuhr, zu denen eine mit XTC vollgepumpte Meute in fluoreszierenden Klamotten abhottete.
Martman