Hallo Mos,
Ich glaube man kommt mit beiden Methoden weit.
da bin ich ganz bei Dir - dass man mit beiden Methoden weit kommen kann.
Gleichzeitig glaube ich auch, dass jeder, der das Grundzeug zu beiden Methoden hat (also jemand der hört und sieht), sich auch in beiden versucht. Es wird immer das eine oder das andere besser gehen - jeder hat seine Stärken und Schwächen. Und ich würde weder das eine, noch das andere verpönen.
Seit ich vor ein paar Jahren mit dem Sax angefangen habe, spiele ich auch nach Noten. Klingen tut es aber besser, wenn ich " aus dem Bauch raus" also ohne Noten spiele.
Ich habe dabei konkret vor Augen, wie Du wieder Deinen Blues spielst - mit Deiner Band. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Du da mit geschlossenen Augen und rein nach Gehör viel mehr drinnen bist - im Blues.
Und dann habe ich gleich wieder eine Geschichte von einem anderen Mitmusiker parat (Mann, ich kenne Leute
).
Wir haben einen Neuen in der Musikschul-BigBand. Er spielt noch nicht alles mit, sondern eben einzelne Songs, die er geübt hat. (Saxophonisten gibts wie Sand am Meer - da wechseln sich die einzelnen Schüler ab).
Soweit, so gut. Er spielt noch nicht lang (dafür tonal und soundmäßig gut), ABER: er kann keine Noten lesen. Bzw keine ist übertrieben... aber es fällt ihm schwer, und er kann nicht so schnell lesen, wie man spielt (auch bei einer Ballade nicht). Dh. wenn ein neues Stück aufgelegt wird, kann er nicht mitspielen. Er zieht sich dann zu Hause das Stück rein (wirklich intensiv). Und das nächste Mal kann er es - quasi auswendig. Er hat dann immer nur ein paar Anhaltspunkte in den Noten... wobei meistens nur, was die Form anbelangt.
Beneidenswert, oder?, dass jemand sowas kann.
Aber: wenn wir proben, dann heißt es schon mal, von Teil B weg, odre von Takt 22 weg. Aber das kann er dann nicht. Weil er nicht weiß, wo das ist u. wie das klingen soll. Das muss er zuerst einmal gehört haben, dann weiß ers zumindest. Aber da kommt noch eine Hürde. zB kann man den blinden Pianisten auch nicht einfach sagen, ab Takt 14 u. er weiß bescheid. Sondern da singt man kurz die Stelle vor u. er hört das raus u. kennt sich aus, wo das ist. Bzw. bekommt er während wir dort anfangen zu spielen, gleich heraus, was er spielen muss, weil er es hört u. gleich weiß, welche Chords es braucht usw.
Im Sax-Satz ist es aber für den besagten Kollegen nicht so einfach, dort an der Stelle "reinzufinden" - spielt ja noch dazu eine Unterstimme. Und ich sag Euch, das hält ungemein auf!
Und ich denke, das ist der Punkt. Es kommt darauf an, ob man im Satz spielen möchte, oder ob solistisch bzw. in der Combo, wo man mehr Freiraum hat. Was meint Ihr?
Ich denke, ein Pianist in einer BigBand hat immer noch mehr Freiraum, sich zu bewegen, als ein 4.TenSax im BigBand-Satz. Und beides ist wieder komplett anders, als wenn man zB mit seiner Jazz-Combo spielt.
Wenn Du im Satz spielst, und schließt Deine Augen, damit Dein Ton schön ist u. alles von innen kommt, hast Du noch lange nicht gewonnen, wenn Du dabei Deine Kollegen aus der Bahn wirfst.
Ich sage nicht, dass es unmöglich ist - aber es ist schon ungemein schwieriger.
Aber, um aufs Thema zurück zu kommen. Ich möchte jedenfalls versuchen, Schülern die Basis für beide Richtungen mitzugeben. Was jeder letztlich daraus macht bzw. auch, was ihm mehr liegt, ist dann seine Sache. Ich könnte es mir jedenfalls nicht verzeihen, wenn einer meiner Schüler später nicht das tun kann, was er will (entweder "Noten-Fressen" im Satz oder aus freien Stücke in einer Combo spielen), nur weil ich bei der Basis versagt habe.
LG saxycb
PS: ad wieselchen1@chel: Ist dieses Board eigentlich barrierefrei? Oder kämpfst Du beim Durchackern? Kannst mir fast nicht vorstellen, dass es bestens gecoded ist für Dich...