Spezifische/ungewöhnliche Übetipps zu konkreten Herausforderungen am Akkordeon

Hallöchen,

ich gebe gerne auch mal meine Tricks zum Besten.

Beim Spielen nicht nur mit den Ohren, auch mit der Körperempfindung dabei sein
Damit meine ich, dass es hilfreich ist beim (meistens ersten) Üben zu erspüren, was die Finger, Handgelenke und Arme machen. Und dann herausfinden, wie sie sich vielleicht optimaler bewegen sollten.

Das Tempo exakt so wählen, dass man sich nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert
Ich versuche, wenn ich z.B. 20x hintereinander die 4 gleichen Takte übe, das Tempo so zu wählen, dass mich die Durchgänge nicht überfordern, die Fehlerrate zwar nicht null, aber doch sehr gering ist. Das Tempo wird erst gesteigert, wenn ich merke, dass die Passage in Fleisch und Blut übergegangen ist und sich ohne mentale und übermässige physische Anstrengung abrufen lässt.

Linke oder rechte Hand weglassen und stattdessen singen
Auch eine beliebte Variante, wenn beides kombiniert noch zu schwer, aber einzeln zu leicht ist. Dann einfach eine Stimme dazu singen, während man die andere spielt.

Aufnahmen von sich machen
Ich bin immer erstaunt, wie anders sich das anhört, was ich spiele, wenn ich es aufnehme. Fantasie und Wirklichkeit liegen doch oft weiter auseinander, als mir lieb ist ;-)

Auf unterschiedlichen Instrumenten üben
Ich komme eigentlich von der Kirchenorgel her, da ist kein Instrument wie das andere. Andere Abstände der Tasten, der Klaviatur, der Sitzposition, vom Klang ganz zu schweigen. Ich finde es lohnt sich beim Akkordeon auch auf unterschiedlichen Instrumenten zu üben, wenn man sie denn hat. Dieses geringfügige Anpassen an andere Gegebenheiten scheint dem Gehirn eine gewisse Flexibilität zu verleihen, insbesondere, wenn man an einer Stelle so gar nicht vorwärts kommt.

Und jetzt ein viel ge- und überhörter Tipp:
Mit Metronom üben
Unbedingt, immer, zu jeder Zeit :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo Fingerspitzengefühl,
vielen Dank für Deine Tipps. Gerade Deinen ersten Tipps finde ich echt wertvoll. Man spielt ja immer mit dem ganzen Körper und es schleicht sich auch bei mir immer wieder ein, dass z.B. Muskeln anspannen, die gerade gar nicht gebraucht werden. Auch das mit dem Singen finde ich immer wieder hilfreich. Hier ist es dann so, dass da viele meiner Schüler Hemmungen haben. Wie ist da Deine Erfahrung?
Liebe Grüße
Janina
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo fingerspitzengefühl,

vielen Dank für die Infos !!!
Das ein und andere habe ich bereits auch schon ausprobiert - und es klappt.
Ich sollte halt generell mehr üben...
Habe auch festgestellt, dass es sehr hilfreich ist immer wieder mal den Ort (an dem man sonst normalerweile übt) zu wechseln.
Auftritte in der Öffentlichkeit gelingen dadurch viel besser.

Gruß stoager
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
„Richtig Üben“ scheint generell eines der verbliebenen Mysterien zu sein, die nur teilweise verwertbar untersucht werden.

Die Quintessenz der Erfahrungen ist schwer zu finden. Sei es die Dauer/ Häufigkeit oder die Art und Weise.

mir leuchtet ein, dass - egal wie- das Üben so präsent wie möglich geschehen sollte und die Pausen fast wichtiger sind als die konkrete Übung selbst. (Was man so aber nicht wahrnimmt)

was ich persönlich festgestellt habe:
Man sollte sich ein Ziel setzen, kleinschrittig und bei Erreichen oder annäherndem Erreichen AUFHÖREN. (Was anderes Üben, Pausieren zum nächsten, anderen Ziel)
Und dass es effektiv ist, parallel mehrere Stücke zu üben. So dass die gerade nicht geübten eben diese Verarbeitungspause bekommen.

Das grundsätzlich- ergänzend zu den mehr konkreten Antworten auf das „Wie“

Grüßle
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Hallo Janina,

da ich selbst nicht unterrichte und nur Erfahrungen habe mit Menschen, die keine Hemmungen beim Singen haben, kann ich dazu leider nichts sagen. Wenn die Schüler sich unwohl fühlen beim Singen oder nicht sicher damit umgehen können, macht es die Angelegenheit nur unnötig schwierig, denke ich.

„Richtig Üben“ scheint generell eines der verbliebenen Mysterien zu sein, die nur teilweise verwertbar untersucht werden.

Eigentlich gibt es da einiges an Forschung zu diesem Thema - ich besaß auch in meiner Studienzeit einige Bücher. Das Thema mit "Wie lerne ich am besten?" wird ebenfalls an den Sporthochschulen untersucht; ich habe einen Bekannten, der dort arbeitet. Die Theorien und Ergebnisse liessen sich sicher auch auf das Bewegen am Instrument übertragen.

Ich habe kurz auf Google gesucht nach "Forschung Musikinstrument üben" und hervor kam u.a. diese sehr praxisnahe Handreichung:
https://www.netzwerk-musikhochschul...und-anregungen-fuer-lehrende-und-studierende/

Es dauert ein bisschen, bis es geladen ist. Dazu muss ich noch etwas loswerden: Solche Sachen wurden uns als Studenten an unserer Hochschule weder beigebracht, noch wussten die Professoren überhaupt etwas davon. Deswegen wundert es mich kein bisschen, dass solches Wissen ganz unten bei den Schülern am allerwenigsten angekommen ist :/
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Hier ein paar Tipps aus meinen damaligen Unterricht:

Augen weg von den Fingern
Allenfalls muss man mal für einen größeren Sprung runtersehen, im Normalfall sollte man die Tastatur schon blind beherrschen. Manchmal muss man eher den Fingersatz nachjustieren.

Auf die Balgtechnik achten
Kein Balgwechsel mitten in einer Note - muss nicht sein und stört den Musikgenuss. Ggf. an kritischen Stellen einen Merker in den Noten einfügen.

Weg vom Notenfressen
Das eigene Gehör schulen, z.B. versuchen, was frei nachzuspielen/rauszuhören, oder selbst eine zweite oder dritte Stimme dazuschreiben. Ich habe soviel Musiker erlebt, die alles vom Blatt runterspielen, aber ohne Noten an den einfachsten Stücken oder Harmoniefolgen scheitern.

Auf das Endergebnis achten
Standard-Zitat: Das größte Verbrechen eines Musikers ist es, Noten zu spielen, anstatt Musik zu machen :cool:. Technikbeherrschung ist schon wichtig, am Ende des Tages aber reine Mechanik / Handwerkszeug - toll wenn man irgendeine Nummer höllenschnell spielen kann, heißt noch lange nicht, dass das Tempo auch zum Stück passt, etc. Das ist auch der Punkt, an dem Online-Programme scheitern, da braucht's Feedback von einem Lehrer (oder Kollegen). Hilft auch ungemein, mit jemand anders zusammenzuspielen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo Janina,

da ich selbst nicht unterrichte und nur Erfahrungen habe mit Menschen, die keine Hemmungen beim Singen haben, kann ich dazu leider nichts sagen. Wenn die Schüler sich unwohl fühlen beim Singen oder nicht sicher damit umgehen können, macht es die Angelegenheit nur unnötig schwierig, denke ich.

Eigentlich gibt es da einiges an Forschung zu diesem Thema - ich besaß auch in meiner Studienzeit einige Bücher. Das Thema mit "Wie lerne ich am besten?" wird ebenfalls an den Sporthochschulen untersucht; ich habe einen Bekannten, der dort arbeitet. Die Theorien und Ergebnisse liessen sich sicher auch auf das Bewegen am Instrument übertragen.

Ich habe kurz auf Google gesucht nach "Forschung Musikinstrument üben" und hervor kam u.a. diese sehr praxisnahe Handreichung:
https://www.netzwerk-musikhochschul...und-anregungen-fuer-lehrende-und-studierende/

Es dauert ein bisschen, bis es geladen ist. Dazu muss ich noch etwas loswerden: Solche Sachen wurden uns als Studenten an unserer Hochschule weder beigebracht, noch wussten die Professoren überhaupt etwas davon. Deswegen wundert es mich kein bisschen, dass solches Wissen ganz unten bei den Schülern am allerwenigsten angekommen ist :/
Hallo!

Ja, ich hörte von solchen sehr interessanten Studien, hauptsächlich aus dem Bereich der Sportwissenschaft, was die optimale Anzahl an Wiederholungenfür das Muskelgedächtnis bewirkt etc...
Da muss man sich schon auf die Suche machen, um von verschiedensten Quellen die Informationen zu filtern, die für einen selbst passen. Deshalb finde ich den Faden hier sehr gut, um einfach zu sammeln. Manchmal genügt ein einziger Tipp, um einen derzeitigen Knoten zu lösen.

Beim Musiker kommt ja so vieles zusammen, angefangen von der Psyche, dem Gehör, dem körperlichen Grundzustand spannungstechnisch, der persönlichen Fingerfertigkeit, dem Rhythmusgefühl, dem Gefühl für Harmonien, dann noch ist das Alter und das gesamte Vorleben in musikalischer Hinsicht entscheidend ... finde da mal eine Essenz, die einigermaßen greift o_O

Was mir am meisten auffällt, dass nicht wenige Leute ein Instrument lernen möchten, die an sich gar nicht groß musikalisch sind, die in sich nur rudimentär Musik drin haben und sich dann vorstellen, Akkordeon Spielen wär so was wie Schreibmaschine tippen. Die Buchstaben/ Töne müssen halt in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden ...

und da braucht man mit gar keiner Übetechnik zu kommen, da müsste man eigentlich erstmal hören, hören, hören ...

Dann ein andere, voll musikalisch, braucht nur die Unsetzung auf Instrument X und lernt größtenteils eigenständig, braucht hier und da vlt nen TRipp oder nen Anreiz, was Neues zu beginnen ...

Dann gibts den, der nicht vorspielen kann aber gern würde (sehr oft) ... wieder ein anderer Ansatz ...

Haare Rauf ^^ :)
 
Und mir stellt sich die Frage, inwieweit aktives Akkordeonspiel dem Wunsch nach Expressivität durch erfolgreiches Erlernen vom Knöpfchen drücken dient.

Hab schon oft Erwachsene beobachtet, die wirklich wollen und mit sehr viel Engagement üben um ein Fünkchen mechanischen Ausdruck hervorzubringen.
Irgendwann - in einem flexiblen durchlässigen Moment beginnen die Augen zu leuchten, wenn aller Ehrgeiz mal vergessen wird und eine Art Rückkopplung mit dem Akkordeon stattfindet, ein Genuss des Klangs.

Ich wünschte das wäre stets die Ausgangssituation vor der Arbeit an Komplexeren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
@Klangbutter,

ich glaube das machen viele so, weil sie das nicht kennen und gewohnt sind, es anders zu tun. Eine befreundete Cellistin hatte mir mal erzählt, dass eines der Hauptaugenmerke ihres Professors gewesen sei, jede Passage, die man übt, nicht nur mechanisch zu üben, sondern gleich mit Ausdruck und der ganzen Seele.
 
nicht nur mechanisch zu üben, sondern gleich mit Ausdruck und der ganzen Seele
...was dann einem oben gegebenen Tipp widerspricht, möglichst immer mit Metronom zu üben...
Ich bin zwar auch der Meinung, dass möglichst bald Ausdruck reinkommen soll, nur die Töne sollten dann trotzdem schon einigermassen in der richtigen Reihenfolge daher kommen. Und nichts desto trotz: Mir hat das Üben mit Metronom (hab's grad wieder erst entdeckt) doch einiges aufgezeigt, wo ich davonrenne und wo ich nicht hinterher komme - Ausdruck hin oder her.
 
Denke, dass das Eine
@fingerspitzengefühl "... gleich mit Ausdruck zu üben ..."
das Andere
@Wolkensprung "... möglichst immer mit Metronom zu üben ..."
nicht ausschließt.
Aber das "Davonrennen" oder das "rasch Hinüberretten" bei kniffligeren Passagen ist BEIM ÜBEN nur mit dem Metronom in den Griff zu bekommen.
Da geht es mir ganz gleich wie Wolkensprung und war scheinlich zahlreichen anderen hier im Foprum.
Aber DANN, WENN ES SITZT ist nichts langweiliger als ein monotoner und gefühlloser Vortrag.
Und was nützt ein gefühlvolles Spiel, wenn dabei ständig Fehler passieren.
Also erst mit Metro üben bis die Sicherheit da ist und dann voll mit Gefühl.
Meiner Meinung nach.
 
Hmm, also ich übe praktisch nie mit Metronom - dieses "Metronom" entsteht ja durch ein inneres Rhythmusgefühl, und das wiederum lernt man durch Hören von Musik und sich dazu bewegen. Also quasi Tanzen :)

Generell finde ich ein starres Metrum in der Musik eine "Unart", die sich mit Einführen der modernen Notenschrift in die Musik reingeschlichen hat. (Eigentlich gab es immer nur Proportionen, also wie lange ein Ton/eine Pause zum/r anderen ist.)
Und durch digital programmierte Musik wunderbar bedient wird heute. Genau wie das notengetreue Spiel. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass afrikanische Trommler mit Metronom üben. Stellt euch das mal vor :D :D :D
Im Orchester braucht es das auch nicht, da hier das "Metronom" der Dirigent ist, und nicht das Notenblatt mit einer Zahl drauf.
Macht man Tanzmusik, ist das "Metronom das Zwischenspiel zwischen Tänzern und Musikern, ein auf und ab in Verbindung miteinander. (Habe ich oft auf Milongas/ Tangosessions mit argentinischen Livebands erlebt als Tänzer) Und spielt man solo, dann ist das "Metronom" das eigene Gefühl zur Musik, die man da gerade spielt.
Und genau dieses Gefühl geht im Rezitieren von Notentext stark verloren. Bezeichnenderweise bei bestimmten Instrumenten und bei bestimmten Arten von Musik, die man halt so lernt.
Wenn es mir passiert, dass ich unbeabsichtigt schneller oder langsamer werde (vorausgesetzt der Rhythmus ist soweit begriffen) dann ist das für mich ein sicheres Zeichen dafür, dass ich für die gespielte Musik keinen richtigen Bezug habe. Ich "spiele" dann keine Musik mehr, sondern ich rattere sie ab und freue mich, wenn wenig Fehler vorkommen (oder "ärgere" mich, wenn viele Fehler vorkommen). Aber was ist mit dem Klang und den Emotionen, die Musik auslöst?

Sobald ich merke und höre, wie sich ein Stück anfühlt, sobald ich ein "Bild" von der Musik habe, werde ich einerseits - bezogen auf den Notentext - ungenau, nähere mich aber dem Stück als ein Teil von mir, in dem Moment, wo ich es spiele. Dann bestimme ich die Musik, ebenso, wie wenn ich eine Geschichte erzähle. Und höre auf, zu kopieren/ rezitieren von einer abstrakten Vorlage, mathematisch exakt niedergeschrieben.

Aus dem Grund gibt es ja all die verbalen Beschreibungen (sei es die italienischen oder auch anderssprachigen - auch deutschen), die eher einen Charakter als ein festes Zeitmaß beschreiben, mal tatsächlich streng metrisch, mal relativ frei und nicht selten auch wechselnd.

Man kann aus dem gleichen Lied in unterschiedlichen Tempi oder Phrasierungen und Artikulierungen bei gleichen Tönen etwas sehr unterschiedliches zum Ausdruck bringen. Sobald dies bewusst geschieht, befindet man sich in seinem inneren "Metronom" und SPIELT ein Stück.

In diesem Moment wird Musik machen auch nicht zu dem Stress "ohje, schaff ich das fehlerfrei und sauber" sondern zum Genuss, sich selbst (und den Mitspielern) zuzuhören oder gar mit den Zuhörern zu spielen.
Geschieht das in einer Band/Ensemble, die sich gut kennt, dann regelt sich das wie von alleine im Gesamten. Vorausgesetzt jeder fühlt mit.

Man kennt das auch von Trommelkreisen: Da wird kein festes Tempo vorgegeben, die Gruppe gerät in einen Rhythmus in einem willkürlichen Metrum und gerät in einen Flow, der dann als Gruppe in diese oder jene Richtung läuft- mal ruhig und vorsichtig, mal tänzerisch, mal wild und laut, wie es gerade passiert.

In einer Jazzkombo läuft das ähnlich, da gibt es lediglich Absprachen darin, welche harmonische Wendung konkret gewählt wird, und das genügt, um loszulegen.

Ich weiß, in unserer Kultur läuft das so nicht ab (wobei es eigentlich die Unterrichtsmodelle dazu gibt).

Und ja ... Metronom rein aus Übungszwecken ... dann aber nur, um einen nie real gehörten Abschnitt zu dechiffrieren. Sobald er im Ohr/ im Gefühl ist, kann das weg. Dann wird der Ausdruck geübt, um eine Übereinstimmung des Gespielten mit dem innerlich gehörten zu erreichen, dann haben die Noten/ das Metronom ihre Schuldigkeit getan :)

Grüßle :)

Fazit: man spiele "Hänschen Klein" indem man sich die kleine Story vor Augen führt und mitfühlt, anstatt im Allegro 152 +/- 1 % Toleranz, sonst blöd

;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Einspruch, Euer Ehren!

Oder zumindest ein Teileinspruch: Grundsätzlich hat ein Metronom wirklich nichts mit musikalischem Ausdruck zu tun, da bin ich einverstanden.

Das eigene Rhythmusgefühl kann aber ganz schön täuschen, selbst wenn ich das Stück wirklich verinnerlicht habe. Das ist mir passiert mit einer Tarantella, welche ich als (Laien-)Theatermusiker zusammen mit einer (Halbprofi-)Gitarristin und einer (Laien-)Sängerin etwa 5x in einem Stück zur Geltung bringen musste. V.a. die Gitarristin hat sich immer beschwert, ich wäre im 1/16-Mittelteil immer zu schnell. Für mich war das aber absolut ok gemäss meinem subjektiven Rhythmusgefühl - bis ich mir eine Aufnahme anhören musste, welche das Gegenteil bewies. Und zwar so stark, dass es mich als Zuhörer auch massiv gestört hätte.

Was nehme ich daraus:
  • Rhythmusgefühl ist relativ.
  • Ein Metronom kann helfen, das Tempo zu halten, auch in "unruhigen" Phasen eines Stückes.
  • Für die musikalische Gestaltung ist es fehl am Platz.
  • Gleichmässiges Tempo kann gelernt werden und ist Übungssache.
Deshalb nehme ich das Metronom als willkommene Übungshilfe.

[Synkopisch 120er-Schlag :p]
Bes-te Grüs-se
[/Synkopisch]
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
:)
Ja gerne.
Das ist wie bei Bewegungsübungen (Tanzen, Formen in der Kampfkunst, Turnübungen,...) Das "Metronom" ist da häufig der Spiegel, den ich logischerweise ebenfalls nicht benutze und meinen Schülern verbiete, da sie dann aus dem Körper draußen und nur in den Augen ihre Muster abspeichern, was das Bewegungsgefühl in keiner Weise übt.
Das eigene Gefühl ist immer subjektiv, zum Glück, das geht bei Farben los und endet bei Helligkeit, Lautstärke, Druckstärke bei Körperübungen etc etc etc
So auch das Rhythmusgefühl.


Wenn du jetzt sagst, du HÖRST es auf einer Aufnahme, dann ist das richtige Gefühl glücklicherweise da, es geht dann nur darum, das auch am Instrument zu entwickeln, wenn noch andere um einen herum Krach machen :D
Im Prinzip würde es reichen, den Soll-Klang gehört zu haben und ihn ins eigene Spiel zu integrieren. Dazu ist eine innere Repräsentation der Musik im Gesammten wichtig. Es ist weniger wichtig, innerlich abzuzählen und bei der "3 und" den Ton zu setzen, sondern ihn dann zu setzen, wenn man den Off-Beat regelrecht spürt an diesen Stellen. Das zählen hat auch den Nachteil, dass die Bewegung der gezählten Zahl immer einen kleinen Tick hinterherläuft. D.h. die Bewegung des Körpers muss schon STARTEN, BEVOR die Zahl / das Metronom tickt, quasi vorausahnend. Und genau das ist dann das Gefühl, und genau dann kann das Ding weg, weil man es erst hört, wenn schon alles getan ist.

Der Zeitpunkt fällt dadurch schon mal weg, jetzt fehlt noch das Tempo zu halten. Hier ist es eher ratsam, große Einheiten als Maß zu nehmen und diese Einheiten mit 2 oder 3 Schlägen innerlich zu belegen. Zum Beispiel bei einem 7/8- Takt spürt man: [TAK - - TAK - TAK -] Irgendwann nur noch das erste TAK bei Taktbeginn. Möglicherweise zwischendrin das erste TAK und das letzte TAK (das ja aufeinander folgt) besonders betont, die anderen leiser - und bewegt sich innerlich eben genau so.

Ich erlebe es so, dass gleichmäßig gelerntes Tempohalten unter Stressbedingungen versagt, in der Regel steigt das Tempo mit dem eigenen Puls und der Atmungsfrequenz, falls man überhaupt noch atmet und noch mehr Puls bekommt. Würde man statt des Metronoms die eigene Stimmung als Maß für das Stück nehmen und würde man üben, die Stimmung zu halten bzw. bewusst damit zu spielen (ich werde besinnlich und langsamer / leiser, ich komme freudig in Fahrt und werde allmählich schneller - FÜHLE das aber - und bin nicht Sklave meines vegetativen Nervensystems, das ich sonst nie nutze, da ich entspannt Metronom übe.

Wenn ich mit Metronom spiele, weil ich es muss, weil ich vorspiele, oder was demonstriere zum Verständnis, funktioniert das auch über eine Stimmung, die der in jenem Tempo gespielten Musik entspricht, D.h. ich brauch es nur, um in diese Stimmung zu kommen und wenn das Lied eben ständig diese ein und selbe Stimmung in einer Passage benötigt ohne das Tempo zu ändern, übe ich, jene Stimmung dem Lied zuliebe aufrecht zu halten und mich wohl dabei zu fühlen.
Sollte das Ganze sehr gegen mein Empfinden stoßen trotz Bemühung, dann ist das Lied nix für mich. Kommt vor - Auswahl ist ja gegen unendlich :)

Was ein Glück, dass Elektronik diese Emotionen nicht hat, man stelle sich vor, er hält das Tempo entsprechend seiner konstanten Herzzahl und diese würde schwanken ... AHHHHHHH :D :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen :)
Ich schätze, jeder hat auch unterschiedliche Begabungen / Voraussetzungen. Der eine tut sich leichte mit Tempo halten, der andere muss das ggf. mit Metronom antrainieren so weit's geht. Ich find's immer anstrengend und unschön, mit jemand zusammenzuspielen, der das Tempo gar nicht halten kann oder ein schlechtes Timing hat z.B. ein Bassist, der immer treibt oder schleppt, da wo's nicht hingehört. Das ist noch nicht die Kategorie Musik machen, sondern Handwerkszeug/Basics.
Ob ich dann bewusst Gas gebe oder bremse, oder nur die Melodie "laid back" spiele, ist dann der Übergang zur Kunst. Der gleiche Titel kann auch abhängig von Umgebung/Veranstaltung/Stimmung auch mal im Grundtempo variieren.

Die gedankliche Trennung zwischen Handwerkszeug und Ausdruck finde ich immer wichtig. Richtig gut wird's wenn man beides drauf hat...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Schtine02
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: Reines Zitat ohne eigenen Inhalt

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben