Ausgezeichnet, ins Vocalforum trau ich mich nämlich nicht, da sind seltsame Kreaturen unterwegs die ohne Instrumente Musik machen können
Ich glaube, die TE hat noch immer nicht ganz verstanden, was eine innere Klangvorstellung ist.
Schau mal auf dieses Wort: >>>>>> Spagetti <<<<<<<
Vermutlich (bzw. hoffentlich) entschlüsselt das dein Hirn völlig automatisch und erkennt ein Nudelgericht.
Und, ohne es aussprechen zu müssen wird sich vor deinem geistigen Ohr das Wort formen oder?
Und wenn du (keine Sorge, wir hören dich nicht^^) mal das Experiment wagst, dieses Posting laut vorzulesen und dich dabei beobachtest wirst du feststellen, dass während du ein Wort aussprichst deine Augen bereits die nächsten ein-zwei Worte "abtasten", dein Hirn sie entschlüsselt und sich in deinem Kopf ganz automatisch das nächste Wort "anstellt", um ausgesprochen zu werden noch während du das aktuelle Wort fertig formst. Schlussendlich ist genau das der Prozess, den man "flüssiges Lesen" nennt.
Warum kannst du das? Weil du eine innere Klangvorstellung davon hast. Du hast jedes der Worte, die ich hier benutze schon so unglaublich oft gelesen, dass du sie nicht mehr wie ein Grundschüler Buchstabe für Buchstabe "entziffern" und dir laut vorlesen musst. Und du kannst auch sprechen, sprich du hast auch jedes dieser Worte schon so oft ausgesprochen, dass du mit genau diesem Setup (das abstrakte Bild der sich in deinem Kopf aneinanderreihenden Wörter + der vielfältigen Übung, Wörter auszusprechen) komplett flüssig etwas rein abstraktes, nämlich mein Posting flüssig wiedergeben kannst. Du hast jedes Wort schon so oft ausgesprochen, dass deine Lippen und Zunge und restlicher Mundraum ganz genau wissen, was sie zu tun haben wenn in deinem Hirn gerade ein Wort herumflattert- von dem du umgekehrt ja auch ganz genau weißt, wie es klingen wird und auch klingen soll wenn du es aussprichst, weil du es ja auch schon unglaublich oft gehört hast- sowohl aus deinem Mund als auch aus dem von anderen.
Und genau den Prozess bekommt man auch zum Laufen, wenn man viel Musik macht. Heißt: Viel spielt und in deinem Fall singt.
Klar, 1:1 flüssig Noten lesen wie jedermann Texte lesen kann und recht fehlerfrei sofort alles aufschreiben können, sowie mit einem Instrument genauso ohne nachzudenken vom Blatt spielen wie sich ein geschriebener Satz vorliest ist was für Vollprofis.
Aber auch im abgespeckten Amateurbereich gilt: Wer nicht reden kann, muss übers schreiben nicht nachdenken. Nachdem Kinder anfangs alle möglichen Laute von sich gegeben haben und dann recht bald eine simple Sprache ohne komplizierte Fachausdrücke und komplexer Satzgebilde beherrschen, ab da beginnen sie, mit dieser Sprache zu arbeiten. Erfinden ihre eigenen kleinen Geschichten, probieren dir einen Blödsinn zu erzählen und experimentieren, wie man mit welchen Worten und Sätzen bei seinem Gegenüber welche Reaktionen hervorrufen kann. Und genau auf diese Basis, die Kinder durch viel, viel reden und zuhören völlig automatisch legen kann ein Grundschullehrer dann aufbauen und ihnen zeigen, wie Buchstaben funktionieren.
Und in weitere Folge ihnen auch erklären, was sie da eigentlich genau machen, warum man was wie sagt und genauso wie man Musik dann mit allerlei Theorien und Fachausdrücken beschreiben kann, jeder möge sich an seinen Deutschunterricht erinnern^^
Ganz so schwer und schlussendlich lebenswichtig ist es bei Musik ja zum Glück nicht, aber die Basis legt man genau gleich, nämlich statt viel, viel reden und zuhören eben viel, viel spielen und Musik hören;
Kinder können nicht sprechen und wollen sprechen lernen, angehende Musiker können keine Musik machen und wollen musizieren lernen. Kinder ahmen ihre Eltern nach, und ihre Eltern reden naturgemäß (und das hoffentlich auch viel mit ihren Kindern). Ein Musiker ahmt am besten seine Vorbilder nach, bzw. wie Claus ganz anfänglich schon ausgeführt hat, er lernt mal 20-100 Stücke von der Musik, die ihn interessiert. Genauso wie ein Kind, nachdem es den Sinn von 20-100 verschiedenen Sätzen verstanden hat dann immer besser darin wird, eigene Sätze zu bilden, genauso geht's dem Musiker mit seinen Stücken.
Und das ist wie gesagt die Basis, ob man das dann schreiben lernt, lesen lernt, auf genauste analysiert (als Pendant bis hin zu einem Deutschstudium) oder sich einfach nur seine eigenen kleinen Geschichten ausdenkt und es einem eigentlich egal ist, dass man sie weder aufschreiben noch auf Theoriebasis genau beschreiben kann solange sie nur gut klingen ist bei Musik zum Glück recht egal, da kann dann jeder seinen individuellen Weg gehen.
Diese Basis ist auch fürs theoretische Verständnis unabdingbar, da ja auch schon viel Nachfrage in Richtung "Ich will das verstehen" kam.