wenn ich es demokratisch sehe, dann muß ich wohl im unrecht sein.
Lediglich in der Minderheit, nicht zwingend im Unrecht, wie schon angemerkt wurde. Aber der Vergleich ist trotzdem gut. In einer Demokratie geht es um das Finden von Kompromissen, das Werben um Mitstreiter und Mehrheiten für die eigene Idee - POLITIK und DIPLOMATIE. Und, ganz ehrlich, in einer Freizeitband mag sich diesen Schuh in der Regel niemand so richtig gern anziehen.
üblicherweise schreibe ich alleine, weil mich störungen im schaffensfluß behindern.
Mein Eindruck ist, dass Du zwei Optionen hast: 1. Übernahme der vollen künstlerischen Kontrolle in einem Ende-zu-Ende-Konstrukt. Dann verlässt Du aber die demokratischen Pfade und wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit die Gruppe sprengen (vielleicht haben sie aber auch nichts dagegen, wenn einer wirklich hergeht und sie führt, coacht, motiviert und antreibt). Und dann natürlich Tor Nummer 2, bei dem Du alleine schreibst, aber Deine Ideen dann eben den vollständigen Prozess des "jeder hat auf einmal eine noch bessere Idee für bestimmte Passagen, das Arrangement, wer wann was wie wo spielt und so weiter und so fort" durchlaufen lässt und Dich vollständig Deinen Genossen auslieferst. Aber eine Band mit Ambitionen ist halt auch kein Ponyhof und so ziemlich das allerletzte, was eine professionelle Musikkapelle oder aber auch ein Startup oder irgendwo anderes, dass Du nicht zum Freizeitvergnügen betreibst, braucht, hat oder sich leisten kann, ist durchgängige Demokratie. Mein längster Chef hat mal im Jour Fix auf meine Frage zu Verantwortung gesagt: "Demokratie muss an einer Stelle enden. Das ist da, wo die Entscheidung getroffen werden muss". Ja, man kann sich darin sonnen, dass alle gleichberechtigt in der Band sind, aber das ist aus unterschiedlichen Gründen, von denen Motivation nur einer ist, ein Märchen.
absolut korrekt. wie sollte das amateuren auch gelingen?
Was meinst Du denn, wo Profis herkommen? Jede Band, die Du in Deinem Leben jemals gehört hast, kommt aus dem Amateurlager (die sogenannten "Supergroups" halt nicht). Was sie aber dann erhebt, ist eine Vielzahl von Kompromissen, zielgerichtetes Verfolgen einer Idee/eines Traums, Aufopferungsbereitschaft, Disziplin, Mut, Selbstaufgabe und so weiter und so fort - übrigens genauso, wie man ein erfolgreiches Unternehmen gründet. Einer sagt an. Du bekommst immer genau das raus, was Du rein gibst. Ich habe das Gefühl, dass Du gern einen professionellen Ablauf hättest, aber davor zurückscheust, konsequente Entscheidungen zu treffe und gegebenenfalls die Mannschaft auf dem Weg zu verlieren. Irgendeinen Tod wirst Du sterben müssen.
Ach ja, Option 1 ist halt auch ein bissel mehr als ein Feierabendjob - auch das unterscheidet Profis von Amateuren.