Erst eine kleine Vorabinformation, um allen Slash-Fanatics, die grundsätzlich nichts Peinliches an ihrem Idol erkennen wollen, von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen:
ICH BIN KEIN AXL ROSE FANBOY.
Und nun zum Buch (wenngleich ich dieser grotesken Aneinanderreihung von Drogenstorys die Qualität eines solchen vehement absprechen möchte!):
Wer Slash seit seinem Ausstieg bei GN'R verfolgt, dem wurde ja schon allerhand zugemutet. Da waren mehr als fragwürdige Kooperationen mit Künstlern, die wenig bis gar nichts mit Rock N' Roll zu tun haben, peinliche Werbungen für eine Automarke, seelenlose Platten, "glitzernde" Auftritte bei Sportgroßveranstaltungen bis hin zum offensichtlichen Totalausverkauf der eigenen Person (siehe auch Mitwirkung bei American Idol).
Eigentlich ziemlich naiv zu glauben, dieser Abwärtstrend würde sich beim Verfassen seiner Biographie NICHT fortsetzen. Aber dieses Werk ist dann doch eine einzige literarische Frechheit!
Der Schreibstil ist, will man gnädig sein, recht einfältig, wobei es im Gegensatz zu der hier verbreiteten Meinung überhaupt keine Rolle spielt, ob das Buch wie mir vorliegend im Original oder übersetzt gelesen wird. Es bleibt einfältig.
Die Gewichtung der einzelnen Ereignisse wie des ganzen Buches ist ebenfalls geradezu haaresträubend!
Zum Vergleich: Für eine besonders lächerliche Drogeneskapade (Slash wird von kleinen Predatoren verfolgt!) macht Slash gleich 5 Seiten Platz. Die Aufnahmen für die Use Your Illusion Alben (ein offensichtlich eher wenig wichtiges Ereignis bei 11 Mio verkauften Exemplaren allein in USA) meint er dagegen auf nur 4 Seiten behandeln zu müssen. Geschehnisse während der zweijährigen Welttournee werden stakkatohaft und emotionslos heruntergerissen. Bei seinen nur Wochen andauernden, unfreiwilligen Drogenentzügen entwickelt Slash eine geradezu unglaubliche Reflexion.
Überhaupt kann man dem Buch nur wenig Neues entnehmen. Die Abenteuer des kleinen Slash, der auf seinem BMX-Rad Los Angeles unsicher macht, Reptilien wie bekloppt sammelt und im Plattenladen klaut, mögen ganz unterhaltsam sein. Ob es aber genau diese Dinge sind, die einen interessieren, wenn man die Biographie des Exgitarristen einer der größten Rockbands aller Zeiten liest, bleibt zweifelhaft. Wer sich aber einen wirklichen Einblick und sei es auch nur aus Slashs Sicht in das damalige Innenleben von GN'R erhofft, der wird enttäuscht werden.
Slash wird zwar nicht müde, Axls spätes Erscheinen bei den Konzerten und dessen Versuche, die vollständige Kontrolle über alle Belange der Band zu erlangen, für sein Ausscheiden verantwortlich zu machen. Die Antwort darauf, warum aber ausgerechnet er, der zeit seines Lebens ausschließlich das tat, was ihm als das einzig Wahre erschien und was ihn "anturnte", nie ernsthaft was dagegen unternahm, bleibt er schuldig.
Einen Erfolg muß ich dem Buch jedoch zugestehen: eigenartigerweise hat es Slash geschafft, durch dieses Buch und dem darin beschriebenen unmöglichen Verhalten gegenüber Freunden, Kollegen und nicht zuletzt Frauen eine Spur unsympathischer zu erscheinen, auch 'ne Leistung!