...den Unterschied. Das Equipment ist nur Werkzeug.
Ob Röhre, Hybrid, Transe, Modelling, Rasenmäher
Eine gewisse Mindestqualität vorrausgesetzt, kann ein guter Musiker "seinen" Sound (und nicht den Sound des Verstärkers) aus fast jeder Technologie rausholen.
Das Abfeiern der einen Technologie gegen die andere hat etwas mit Glauben zu tun. Esoterik kann man es auch nennen.
Bezeichnenderweise halten sich die alten (und jungen) Hasen, die (mess)technisch die angeblich so unfassbaren Phänomene der "Wundertechnik" Röhre mit ihrem "einzigartigen" Sound sehr schön entmystifizieren können, in dieser Diskussion zurück. OneStone hat es kurz mit einem Beitrag versucht, war sich dann aber wohl bewusst, wie erfolglos er wieder sein würde.
Dieser Thread zeigt erneut, dass viele von uns Gitarristen teilweise noch dem steinzeitlichen Glaubensmuster nachhängen, das Hirn des Feindes zu essen, gäbe einem dessen Stärke.
Wir essen (hoffe ich mal)
nicht das Hirn des Drummers
, nein, wir spielen den Amp/Gitarre/Verzerrer/Kabel/Saiten, den vorgeblich der Meister XY bei seiner sagenhaft erfolgreichen Produktion AB gespielt hat:
1. Weil wir glauben, der Glanz und der Erfolg gingen ein ganz klein wenig auf uns über
2. Weil wir verlernt haben, unserem Urteil zu trauen
3. Weil wir so gerne glauben möchten, man kann guten Sound (und damit den Erfolg) kaufen (kleiner Tip: Gute Qualität und guter Sound haben leider nix mit Erfolg zu tun..)
4. Weil die Industrie uns auch immer wieder bestätigt: "Jaaa mit der Geige hast Du den amtlichen "Van Halen"/ "Lukather"/ "Hammet"/ "Ricky King" Sound."
5. Weil das Schäufelchen, mit dem der Sandkastenrambo mit dem höchsten Rang spielt, auch automatisch das beste ist. Egal wie alt und schrottig.
Aber wir sind ja nicht allein:
Der HiFi-Freak mit High End Attitüde macht es uns ja vor, wenn er die gute Analogplatte zum Nonplusultra erhebt. Eine Technologie ganz im Sinne der linaren, unverfälschten Signalübertragung.
Wen schert es schon, dass man, um überhaupt ein akzeptables Signal auf dieses Medium zu bekommen, den Dynamikbereich und die Frequenzkennlinie vor der Matrizenherstellung so verbiegen muss, dass ich mir schwer vorstellen kann, das liesse sich wieder im heimischen Verstärker "unverfälscht" rückgängig machen.
Aber ich schweife ab:
Dass die Gitarrenrevolution, der elektrisierende Sound, der uns alle geprägt hat, aus den 60ern und 70ern kommt, lässt uns nostalgisch die damals eingesetzte Technologie verklären.
Gäbe es die Beatles/Stones/Hendrix heute nochmal neu, würden die alles verfügbare Zeug einsetzten (inclusive Modelling, Sampling, usw.) ausschliesslich, um ihre Klangvorstellungen umzusetzten. Und wir würden wieder den Fehler machen, zu denken, es läge am Equipment, dass das Ergebnis so ergreifend ist.
Es liegt am Künstler!!!!
Ja, auch ein John Mayer könnte seinen einzigartigen Gitarrensound über ein POD jagen, und uns einfachen Sterblichen würde es nicht gelingen, diesen Ton (mit genau den Einstellungen) nachzuempfinden.
Denn wir können uns sich in diesem Fall ja einfach mal sein Spiel auf der Akustikgitarre anhören: Dann sollte uns erfahrenen Musikern schnell klar werden, dass Pickup-Wahl oder Stellung des Mittenreglers, Amp oder Treterwahl nicht den entscheidenden Anteil an diesem "Sound" haben.
Aber ich will niemanden bekehren:
Des Gitarristen Lieblingsamp ist sein Himmelreich. So, und nun mach ich lieber wieder Musik.
LG Jörg