antipasti schrieb:
"Wir sind Helden" sind lange vor ihrem Erfolg durch die Clubs getourt (hab sie gesehen) und galten als Gehimtipp eines Indie-Publikums, was durchaus nicht im Teenageralter angesiedelt war. Sie haben durch den Erfolg ihr Profil (noch) nicht verloren und klingen immer noch gleich authentisch.
Aber um zur Frage zurückzukommen.
Silbermonds "Symphonie" hat mich berührt (und ich bin schon lange kein Teenie mehr). Von Juli berührt mich nichts. Ich bedaure, dass durch den Erfolg der Bands mittlerweile wieder jede Band gleich aussieht. Vor allem die Sängerinnen. Es ist immer wieder schade, dass erfolgreiche Konzepte so lange und so oft kopiert werden, bis sie keiner mehr ertragen kann.
So ist es. Selbst vor "meiner" Richtung hat der Kommerzwahnsinn mit Castingshows nicht halt gemacht ("Nu pagadi" - die Gothicverarsche
).
Man sollte den Radiosendern den übermäßigen Einsatz von Kompressoren, Limitern und Equalizern untersagen, außerdem sollte man sie zwingen, auch mal was anderes zu spielen.
Dann wäre das alles halb so schlimm. Aber Musik aus dem Radio klingt grauenhaft, selbst wenn es ein guter Song ist. So geht es mir derzeit z.B. mit "Memories" von Within Temptation.
Supergeiler Song, aber nur, wenn man ihn nicht im Radio hört. Im Radio klingt er steril, bassarm und völlig dynamikbefreit.
Auf dem Album ist es ein hervorragend abgemischter Song.
Ein noch extremeres Beispiel wäre der Song "Things I've seen" von den Spooks.
Im Original fett groovend, überrollt einen mit Gewalt. Super!
Wenn er im Radio gespielt wird, dann bleibt davon exakt NICHTS übrig. Der Bass wird komplett gekillt (man sollte Radioleuten keine Killswitch - EQs verkaufen!), kein Rap, stattdessen die Omi - Nachmittagskaffeevariante wo nur die Hookline gesungen wird.
Unbrauchbar für den Musikgenuß.
Es muß wirklich nicht immer Rock oder Metal sein, auch ich will nicht Pink Floydsche Psychadellicepen konsumieren oder mich in Mercy - Sisterschen Philosophieabhandlungen ergehen, wenn ich in der Kneipe ein Bierchen trinke und mich an den Attributen der tanzenden Damen erfreue.
Aber zumindest sollte es Musik sein und kein Gebrauchsprodukt.
Hier sind doch Musiker, oder? Warum gibt es dann hier keinen Widerstand gegen die Vergewaltigung dessen, was uns am meisten am Herzen liegt (weil es vom Herzen kommt)?
Noch eine Episode (weil ich auch woanders im Internet gerade Schoten verteile
):
Bevor ich mit meiner Ex - Band das erste Album eingelärmt habe haben wir noch ein Demo gemacht (um den Deal aufzureissen).
Dazu muß ich sagen, daß wir unser Demo damals absichtlich von einem Popproduzenten engineeren und mischen haben lassen, damit wir ein wenig leichter Fuß fassen können, außerdem ist der Typ genial und weiß, wie keyboardlastige Rockmusik zu produzieren ist.
Also geht unsereins mit dem gemütlichsten (!) Song zum lokalen Radiosender um dort mal vorstellig zu werden.
Kommentar von dem Radiofuzzi:
"Ist aber schon sehr heavy!"
Ich hätte ihm die CD am liebsten...
Zum Glück habe ich nie gehört, wie die den Song dann beim Airplay mit ihren fürchterlichen Musikzerstörungsgeräten verstümmelt haben.