Luftfilteranlage selbst gemacht
Moin!
Da ich bisher nur meinen Ohren und Augen ausreichenden Schutz gegönnte habe, wird es so langsam mal Zeit etwas für meine Lunge zu tun. Schließlich hat man davon nur eine. Staubmasken sind zwar da, aber es gibt immer irgendwelche Partikel die nach dem Schleifen doch in der Luft hängen bleiben. Außerdem wollte ich seltener daheim saugen. Meine Werkstatt befindet sich ja in der Wohnung und sobald die Tür auf geht, schwirren die Holzstäube dann doch ins Büro.
Warum baut man sich sowas selbst? Nunja, ein günstiger Filter von Record Power kostet dann doch satte 180,-€. Solche Dinger sind zudem groß und schwer. Ich habe nicht so viel Platz in meinen bescheidenen 11qm mit absolut schräger Decke und wollte es physikalisch ein wenig leichter machen.
Warum ist also geklärt, fehlt nur noch das wie. das wollte ich euch nicht vorenthalten und in 13 Bildern mit ein wenig Text zeigen.
Reste, Reste, welche Konstruktion ist für dich die beste? Da es ein Budgetbuild ist, wie man so schön sagt, bestimmten die Holzreste die Konstruktion. Als Grundmaterial sind diverse 4mm starken Sperrholzplattenreste, ein paar Tischlerplattenreste, ein wenig MDF und ein ausgeschlachteter Ventilator mit viel Dampf vorhanden.
Ich habe mich für eine Rahmenkonstruktion entschieden. Hierzu schneide ich mir fast 9mm dünne Leiste von einer längeren Tischlerplatte ab. Die dickeren Leisten kommen von kürzeren Resten. Zu beachten ist, dass ich von Außen bemaße. Das bedeutet, ich zeichne 11mm an und erhalte 8,7mm breite Leisten, da das Sägeblatt 2,3mm dick ist. Das gute beim Holzwerken ist, dass man eigentlich nicht so genau arbeiten muss, so lange die Abweichung konstant bleibt. Das mache ich mir hiermit zu Nutze.
Das ist das Schöne an der Kombi vom MFT mit der Schiene. Man kann mit Bankhaken schön im rechten Winkel bleiben und durch das anzwingen von Stützhölzern nicht nur am hinteren Ende ausrissfrei sägen, sondern auch absolut identisch große Stücke erhalten.
Eigentlich wären für diese Arbeiten eine Tischkreissäge in Kombination mit einer Kappsäge die idealeren Arbeitspartner. Aber für den kleinen heimbereich reicht auch eine solche Lösung. Man bezahlt hierbei mit Zeit bei der Arbeit, erhält aber Platz und schont den Geldbeutel. Hachjaaa... ich kann es kaum erwarten eine neue Tischkreissäge mit Gehrungsschlitten zu haben.
Nicht zu vergessen ist es auf ähnliche Weise seine Werkbank auch noch als Montagehilfe zu Nutze zu machen. So ist hinterher alles im Winkel und der Zusammenbau geht leichter von der Hand.
Das witzige bei diesem Bild ist mein absolut dummer Fehler. Ist mir noch nie passiert, aber manchmal ist man doch abgelenkt. Immerhin konnte er schnell und auch rechtzeitig vor dem Trocknen des Leimes bemerkt werden.
Tadaa! Rahmen. Hier sieht man die Auflösung des Fehlers. Ich habe die falschen Kanten aneinander geleimt und geschraubt. So ist es richtig. Der Rahmen wurde so dick gewählt, damit man außen bequem die noch kommenden Filter anschrauben kann. da brauchte ich ein bisschen Fleisch. Der kleinere Rahmen innen dient nur dazu, dass ich das Dichtband aufkleben konnte. So drückt das Filter von außen dagegen und dichtet sich ab. Da ich alles in der Werkstatt on the fly konstruiere, stelle ich mir manchmal die bereits fertigen Sachen als Mockup hin. Nun heißt es:
leimen ...
... leimen ...
Kann man auf dem oberen Stück eigentlich mittig den Streifen erkennen? Da keines meiner Sperholzbrettchen breit genug war, habe ich Kantenumleimer über die Fuge gebügelt, damit die beiden Hälften ein wenig verstärkt werden und auch abdichten. Nicht, dass hinterher die ganze Luft durch den Schlitz will und nicht mehr durch den Filter.
Da der Kasten steht, fehlt noch die Befestigung am Zielort. Wie gut, dass ich nachgemessen habe und nicht davon ausging, dass das Wandstück in irgend einer Weise gerade sein könnte...
Ich muss mal nachrecherchieren, ob das bei einem Dachfenster ein Reklamationsgrund ist.
Da das Fenster ein Notausgang zum Anleitern darstellt, darf der Luftfilter nicht befestigt werden. Da habe ich mir an der Bandsäge zwei Haken ausgesägt. Ich meckerte zwar ordentlich über meine Flottjet 2000, aber präzise kann man damit arbeiten, wie man sieht. Alles originale Schnittkante ohne Nachschliff. Nach dem Foto habe ich aber natürlich geschliffen.
Ein Schelm, wer da an phallische Symboliken denkt.
So ist mir dann das Hinterteil geglückt. Da ich mir nicht sicher bin, ob der Filter ewig seine Zeit am Fenster verbringen wird, wurden die Haken nur von innen mit je zwei Schrauben verschraubt. Die unteren Stützen wurden von außen mit Taschenlöcher verschraubt, die jeder "echte" Holzwerker eigentlich verpönt. Ich mag mein Pocket Hole Jig von Kreg allerdings, da er vieles ermöglicht, dass so anders nicht geht. Damit es von oben nicht zustaubt, habe ich den Löchern sogar Blenden spendiert. Um Wand und Stange zu schonen, wurde alles artig mit Moosgummi verkleidet. Den elektrisch versierten mag doch bitte auch die Zugentlastungs- und Knickschutz-Kombi ins Auge stechen, die mit Epoxy befestigt und abgedichtet wurde.
So sieht das dann auch von Innen aus. Zwei Alu-Winkel, 6 Löcher und miteinander Verschraubt. Alle stromleitenden Komponenten wurden so 1:1 aus dem Ventilator entnommen und nicht manipuliert. Das spart Arbeit.
Und nun baumelt das gute Stück über meinem Kopf am Fenster. Der Schalter ist gut zugänglich und mit 4m Kabel komme ich auch überall hin. Als Schutz habe ich dann doch anstatt der originalen Abdeckung, die man auch im ersten Bilde sieht, doch ein Mikrowellengitter verwendet, dass ich nur zum Besprühen von Kleinteilen verwendet habe. Das wirkt gleich wesentlich archaischer. Derzeit sind die Beine nur in drei Löcher gesteckt und halten klemmend. Bei meinem nächsten Werkzeugkauf sind aber M3 Gewindeschneider notiert, sodass ich das Gitter in Zukunft mit Muntern auf die Platte konter. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich einen Montagerahmen für die Filter anfertige und fand es übertrieben. Daher hat jede Seite nur 4 Klötzchen spendiert bekommen.
Als Filter verwende ich stinknormale Ofenfilter. Die gibt es so als Set zu kaufen. Aktivkohlefilter aus der Dunstabzugshaube gehen auch. Wichtig ist hierbei eigentlich nur, dass wesentlich größere Filter als der Ventilator im Einsatz sind. Sonst klappt das nicht mit dem Luftstrom. Der Ventilator ist nicht für einen Widerstand konzipiert. Dafür wäre die Flügelgeometrie eine andere. Daher sollte man versuchen dennoch viel Luftfluss zuzulassen, damit er nicht nur im Kurzschlussbetrieb ist und gegebenenfalls noch überhitzt. Und ebenso sollte der Abstand zwischen Flügel und umschließender Rahmen so gering wie möglich ausfallen.
So pustet er bei mir noch ordentlich durch. Man merkt auch einen satten Luftstrom auf beiden Einlassseiten. Da bin ich nun gespannt wie schnell ich Staub auf dem Filter sehe und ob es etwas bringt. Matthias Wandel hat übrigens einige Videos zu dem Thema online in denen er unterschiedliche Filter baut, sie erklärt und auch mit einem Partikelmesser seine Anlagen überprüft.
Sodele... Ich hoffe es hat gefallen und ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Schicken Gruß,
Etna