Bei allem Verständnis für euren Gerechtigkeitssin habe ich ein Problem damit, wenn jemand meint, die Konsequenzen für den Anbieter seien ihm egal. Das mag bei professionellen Fakern noch ok sein (die werden sich den Konsequenzen allerdings entziehen weil sie eben geübte Überdentischzieher sind), bei Versehen oder Gutgläubigkeit des Anbieters hört aber meiner Meinung nach der Spass auf. Hätte ich z. B. eine Gitarre mit Fender Decal und würde das Zeitliche segnen, wüsste meine Familie nicht, ob das Ding echt ist oder nicht. Stellten sie die Gitarre dann als "Fender Telecaster" in EBay und bekämen daraufhin eine amerikanische Anwaltsarmada auf sich gehetzt, wäre das äußerst unangemessen.
Daher plädiere ich dafür, hier über fragwürdige Angebote zu diskutieren, sich allerdings nicht gegenseitig anzustacheln und über die schönsten "Erfolge" zu freuen. Wir sind nicht die EBay Polizei und auch keine private Verbraucherschutzorganisation.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wenn man den Verdacht hat, dass etwas nicht stimmt. Wer meint, ein Fake zu entdecken, kann den Verkäufer kontaktieren, ihn darauf aufmerksam machen, dass es sich bei der angebotenen Ware eventuell nicht um ein Original handelt und ihm die Möglichkeit geben, dementsprechend zu handeln. Einem unbedarften Anbieter kann man eine Menge Ärger ersparen. Ich denke, dass wir alle das auch so machen.
Etwas anderes ist ein resistenter Anbieter, der offensichtlich weiß, was er tut und versucht, Leute übers Ohr zu hauen. Ich habe bereits vorher angesprochen, dass ich es für eine Art von Zivilcourage halte, wenn ich auch als nicht unmittelbar Beteiligter meine Augen eben nicht verschließe. Gerade hier im Forum mit seiner Schwarmintelligenz erkennen wir Zusammenhänge, die einem Ebay-Käufer nicht ohne weiteres auffallen. Bei dem angesprochenen Bass waren zwar einige Unstimmigkeiten, aber per se war dieses Angebot nicht als vermeintlicher Betrugsversuch identifizierbar. Der Betrag, den der Höchstbietende bereit war, für dieses Instrument auszugeben, betrug zum Schluss über 3000 €. Ich empfinde es als selbstverständlich, dass man sich einmischt und nicht wegsieht und so einen potentiellen Käufer davor bewahrt, auf ein dubioses Angebot hereinzufallen.
Wir haben hier überwiegend sehr sachlich über den Fall diskutiert und auch im Zusammenhang erörtert, wie es im Bezug auf Käuferschutz im Internet steht. Das hat nichts mit Ebay-Polizei zu tun. Dass der Tonfall bisweilen etwas martialisch wurde, ist sicherlich unglücklich, aber es drückt meiner Meinung nach nur die Empörung aus, die einige empfinden, wenn jemand andere versucht, über den Tisch zu ziehen. Ich finde diese Empörung übrigens nicht übertrieben, spricht sie doch für einen gesunden Gerechtigkeitssinn. Ob man dieser Empörung dann unbedingt auch Ausdruck verleihen muss, sei dahingestellt.
Bitte verstehe mich nicht falsch, ich will Dir keineswegs einen Mangel an Gerechtigkeitssinn oder gar eine Ignoranz vorwerfen, ganz im Gegenteil. Ich verstehe Deine Argumentation sehr gut und kann sie auch nachvollziehen, gebe Dir sogar teilweise recht. Aber die von Dir genannte Kröte bin ich gerne bereit zu schlucken, wenn wir damit Schaden von uns unbekannten Dritten abwenden können.
Alles Liebe,
Enno