Auf der Seite kann ich so manchen Unsinn nicht nachvollziehen. Es ist doch immer die Frage, wer den Tester testet. Das ist jedenfalls ein selbsternannter Experte und er macht nicht wirklich transparent, wie er zu seinen Aussagen kommt. Bestätigen kann ich sie jedenfalls nicht, nicht nur in dem Fall. Der grundlegende Widerspruch wird ja auch von ihm selbst deutlich gemacht: Im Impressum betont er, dass das ganze völlig subjetive Meinung ist, Aussagen zu den Testbedingungen fehlen völlig, aber ein Name wie "guitartest.de" suggeriert eben doch, das sich da um eine gewisse Objektivität bemüht wird. Jedenfalls trifft man hier oft Leute, die davon ausgehen. Kann man aber nicht.
Da die Schaltpläne des MEK und aller MXR Originale zugänglich sind (zumindest, falls das Pedal grad als Bausatz von uk-electronic im Angebot ist), kann man ja einfach gucken, ob diverse Aussagen in dem Text überhaupt eine Grundlage haben können. Schlichte Antwort: Wohl nicht. Vielleicht war es wirklich ein Montagsexemplar von MEK. Ich unterstelle dem Tester jedenfalls, dass ihm die fachlichen Fähigkeiten fehlen, einen technischen Defekt sicher auszuschließen. Grundsätzlich ist der Phase 90 ziemlich sensibel, wenn sehr leistungsstarke Pickups dran hängen. Dann zerrt er eben, Original wie Kopie. Das liegt letztlich am averalteten CA3080 IC. Man könnte das Pedal etwas anpassen, was MEK vermutlich machen würde.
Rückfragen bei den Herstellern scheint der Tester auch erstmal nicht zu machen, ich kann mich jedenfalls erinnern, das U. Kämmerich von MEK im Musikding-Forum mal angemerkt hat, dass er die Seite noch gar nicht kannte. Ich vermute, dass dieser "Tester" Vergleiche mit anderen Pedalen oft aus der Erinnerung dazu fantasiert, er sammelt die Dinger ja nicht alle an, sondern verkauft sie weiter oder kriegt sie eh bloß geliehen.
Anderes Beispiel: Der Test vom Zendrive (Bausatz von uk-electronic (=MEK)). Da wurde das Testexemplar hinterher über ein Forum weiterverkauft und es gab Kommentare dazu von dem Typen, der es zusammengelötet hatte. Es stellte sich heraus, dass es ziemlich sicher fehlerhaft war und insgesamt von einem einigermaßen dilletantischen Anfänger schlecht zusammengelötet. Aber gibt es deswegen eine Korrektur des entsprechenden Tests? Nein, der Herr verdirbt einer eh sehr kleinen und absolut nicht megareichen Firma das Geschäft. Mein Zehndrive auf Basis des Bausatzes schlägt jedenfalls das Original, auch im direkten Vergleich, außerdem hat es doppelt soviel Gain, wenn man möchte. Kämmerich versucht eben oft, nicht exakt zu kopieren, sondern Erweiterungen in den klanglichen Möglichkeiten einzubauen. Dass er weiß, was er da tut, kann man im Musikdingforum nachlesen.
Die Guitartest-Seite ist ganz gut, um sich einen Überblick zu schaffen, was es überhaupt auf dem Markt gibt, weiter nichts. Aber auch dazu finde ich die Videosammlung von proguitarshop.com wesentlich aussagekräftiger.
Das wäre doch mal ein Tipp für den selbsernannten Tester: Statt seinem blumigen und oft undurchsichtigem Gerede soll er unter kontrollierten, immer gleichen Bedingungen Soundfiles machen. Aber da würde er so einige Überraschungen bei erleben. Wer´s nicht glaubt: Immer, wenn man dort einen Vergleich mit einem anderen Pedal liest, mal gucken, ob man bei proguitarshop.com Samples findet, oder auf youtube bei tonefactor oder gearmanndude.
Mein Gesamteindruck von der Seite:
Anmaßungen eines Narzissten, weiter nichts. Vermutlich hört ihm keiner zu, wenn er spielt, es muss doch einen Grund haben, dass er so viel Zeit zum "Testen" hat.
edit: Das Zitat hier zeigt zwar doch, dass
nach dem Test Kontakt zu U. Kämmerich bestand, aber auch, das der "Tester" von der Schaltung nix versteht. Und es bestätigt, was ich ihm über die Grundlage seiner vergleichenden Aussagen unterstellt habe:
Nachtrag:
nachdem ich das Testpedal wieder an den freundlichen Leihgeber (danke dafür!) zurück geschickt habe, habe ich von Uwe Kämmerich erfahren, dass man den Klang mit einem Trimmer im Pedal beeinflussen kann. Der Klangcharakter lässt sich also vielleicht etwas heller gestalten. Ich hoffe, ich komme noch mal dazu, das mit einem Pedal auszuprobieren.
Noch eine kleine Kostprobe aus dem Test des MEK Tremolo, die den Dilletantismus des Herrn belegt:
Der Bypass ist ein klangneutraler. (ich scheue mich mittlerweile, True Bypass zu schreiben, weil neuerdings des öfteren darüber gestritten wird, was das denn nun eigentlich wirklich sei und ob der Ausdruck nicht vielleicht manchmal werbeträchtig zu leichtfertig verwendet wird)
Sie sind True Bypass, wie ein Blick auf die Lötseite des Fußschalters bestätigen könnte. Wenn er nicht weiß, dass ein Milleniumbypass mit 2pdt-Schalter wirklich TRUEST possible True Bypass ist, ist er einfach verpeilt.
Fazit: Nette Bilder, aber ansonsten: forget it