Rock ´n´ Roll will never die?

  • Ersteller Gast98793
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Es gibt einen Werbespot, der genau das auf den Punkt bringt, was ich in den oberen Postings geschrieben habe.

Wenn es den Tod des Rock gibt, dann sieht er wohl so aus - und ja, es ist witzig gemeint, es ist aber auch
erstaunlich nah an der Realität...

https://schaub-factory.de/project/targobank-deff-rocks/

Ich stimme Dir da zu, würde allerdings von einer Vereinnnahmung des Rock sprechen, weil der Rock ja nix dafür kann ;-)
Wir leben in einer technischen und vernetzten Gesellschaft und daraus folgt, dass die Anforderungen an den Einzelnen,
sich normgerecht und berechenbar zu verhalten, steigen.


Das Argument ist nicht von mir, sondern von Gundula Barsch (Sozialwissenschaftlerin) aus der scobel-Sendung über Rausch ("Ein Leben im Rausch").
Ich benutze das mal, um mir selber den Werbespot zu erklären. Ein Kreditinstitut ist das Sinnbild für Berechenbarkeit und Norm (von der Tätigkeit bis zur Arbeitskleidung) und wenn diese dann einen Rückzugsort (hier der Rock, bei dem 5 auch grade sein können) für sich vereinnahmen, dann schreie ich auch auf und finde das ganze ziemlich mies. Und in dem Spot wird der Musikfan so kindlich dargestellt, was ich absolut daneben finde. Weil es eben nicht ins Bild passt, dass man Grillen und Rock gut findet, auch ohne sich über so einen dämlichen Feuerlöscher mit Bandlogo zu freuen.

Und ich glaube auch aus demselben Grund: Rock n Roll will never die. Er tritt in neuen Formen auf, denn wir Menschen brauchen Rückzugsorte

Ich wollte noch anmerken, dass an Norm und Berechenbarkeit nichts negatives auszusetzen ist und ich es sogar angenehm finde, weil man sich gut orientieren kann. Wenn das aber benutzt wird, um andere Leute abzuwerten, die dieser Norm nicht entsprechen, oder um Profit zu machen, finde ich es das total daneben. Das geht in beide Richtungen (z.B. Anarcho-Punks, die mich genau so nerven wie der Targo-Clip :D oder die Szenemenschen in Hamburg von denen einer hier weiter oben geschrieben hat).

Das war grade meine Erleuchtung, das sollte ich im off-Topic posten :ugly:
 
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Nur weil jemand die Rockmusik als politische Plattform nutzt, oder weil sie ner großen Menschengruppe oder gesellschaftlichen Normen sauer aufstößt, ist sie noch lang nicht politisch.
John Lennon hat seine Konzerte auf ner Rickenbacker gespielt, macht das die Gitarren jetzt politisch?

Ich finde dass die späteren Bands des verzerrten Gitarrenmusikbereichs eher durch kritisches Denken auffallen.
Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, das waren keine politischen Bands. Die politische Meinung der Bandmitglieder findet natürlich ihren Weg in die Musik, aber ich betrachte die Bands als einfach kritisch dem Gegebenen über.
Diese Art der Lyrics hat die ganze Metalszene geprägt, beobachtend, kritisch.
Irgendwer meinte Run to the Hills von Maiden sei politisch, das ist aber historisch. Angel of Death von Slayer könnte aus der Sicht auch politisch angesehen werden.
Stellt mal die gesamte harte Rock-Szene bis dahin ner Band wie Rage against the Machine gegenüber, die wirklich politisch sind.

Für mich haben sich die Rocker, bis auf die Hippies und Punker die immer zwanghaft in ihrer Propagandadenke gefangen wirken, sogar sehr angenehm unpolitisch - von jung bis alt. Die hören die Mukke nicht weils ne politische Wirkung hat, sondern weil sie die Mukke hören.

Nicht alles abseits von Rechtsrock ist Linksrock ;)
 
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Irgendwer meinte Run to the Hills von Maiden sei politisch, das ist aber historisch. Angel of Death von Slayer könnte aus der Sicht auch politisch angesehen werden. Stellt mal die gesamte harte Rock-Szene bis dahin ner Band wie Rage against the Machine gegenüber, die wirklich politisch sind.
Nun ja, einige Songs sind es schon, Amen von Kid Rock, Dear Mr President von Pink, American Idiot von Green Day oder Justice for all von Metallica.
Das macht aber die Musiker/Band oder deren Songs generell nicht zu "politischem" Rock. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Musiker (als Person) nicht doch politisch engagiert sind.
Es bleibt auf jeden Fall einiges an Spielraum frei zur Interpretation was wie weit geht.
Nicht alles abseits von Rechtsrock ist Linksrock ;)
Genau, lieber Minirock. :rolleyes:
 
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Genau, lieber Minirock. :rolleyes:

Das sind dann die ganze 80er Hair-Metal-Bands wie auch Steel Panther.

"I put my key inside your door. And it feels so good. When I come home at night. We're rocking the neighborhood"

und vergleichbares :ugly:, :D
 
Wenn das so Euer Ding ist, solltet Ihr vielleicht mal in einige Stücke von C*nts with Attitude reinhören...
 
Ich bedanke mich für einige wirklich gute Beiträge hier. Das war teils schon interessant, die Gedanken zu lesen. :great: Leider werden genau diese Beiträge meist überhaupt nicht beachtet und sich dafür für eine andere Art von Beiträgen gegenseitig fröhlich zugestimmt. Na ja, war noch einmal ein Versuch eine vernünfte Diskussion zu starten....
 
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Naja er wollt halt nicht auf das Niveau runter :evil:
 
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Das Problem ist die fehlende zeitliche Eingrenzung und die unheimliche Vielfalt von dem, was unter "Rock'n'Roll" verstanden wird.

Wir reden über einen Zeitraum von 60+ Jahren (zur Einsortierung: Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band, was ja auch schon ne olle Kamelle ist und wo der klassische Rock'n'Roll der 50er schon vorbei war, feiert gerade sein halbes Jahrhundert).

Wenn der eine Rockmusik an sich, der andere 1950-1956, der dritte ganz anders denkt - was soll da zusammen gehen?
 
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Endlich hat mal einer gesagt. :whistle:
 
Ok, dann sag ich hier mal meine Definition:
wenn ich von Rock'n Roll schreibe, meine ich die Frühzeit der Rockmusik, also die 50er Jahre. Chuck Berry, Elvis, Little Richard, Buddy Holly etc.
Rockmusik ist für mich dann eigentlich erst die gitarrenlastige Musik ab den 60er Jahren. Beatles, Stones, Yardbirds - stark getrieben eigentlich von den Bands der "British Invasion". Man darf schliesslich nicht vergessen, dass das auch ein Riesenbruch war, als britische Bands plötzlich in den USA Riesenerfolge hatten. Das war bis zu den Beatles eigentlich unvorstellbar.
 
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Da streite ich mich sicher nicht auf so einem Niveau hier herum. ... Na ja, war noch einmal ein Versuch eine vernünfte Diskussion zu starten....

Kannst du mir in deiner gottgegebenen Abgehobenheit vielleicht erklären, wo hier ein Verfall an Anspruch stattfand? Doch sicher nicht dann, wenn jemand andere Quellen zu Rate zieht, oder? Oder liegt der Frevel vielleicht darin, nicht deiner Meinung zu sein?
 
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Lassen wir doch diese Diskussion - da haben wir offenbar unterschiedliche Ansichten. Es geht hier schliesslich eigentlich nicht darum ob Rockmusik per se eine rebellische und politische Ader hat, sondern ob sie eine Zukunft hat.
Und die seh ich durchaus, wenn auch vielleicht in einer Form, die wir so nicht erwarten.
 
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Ich für meine Teil denke, dass das Element, was Rock ausmacht ist, dass er einem einen Kick (tief vernehmbar in Seele und Körper) geben muss. Jenen Kick liefert zu 80% die Musik. Der Text ist da bestenfalls noch intensivierendes Beiwerk. Dieser Kick (der unserem Alltag meist abhanden gekommen ist) muss einfach da sein. Ein guter Song kann in einem alle Energie in eine Richtung lenken und befeuern, so dass man mit seinem Empfinden Feuer und Flamme für etwa ist, wofür man brennt, wovon man nicht genug kriegen kann. Ob das textuell politisch, hedonistisch, sozialdramatisch, libidobezogen oder einfach romantisch ist; jedem das Seine.

Nur glaube ich, dass die Musikschaffenden es irgendwie verlernt haben, irgedwas zu schaffen, was länger als eine Tag im Ohr bleibt. Zuvieles ist nicht schlecht, aber morgen wieder vergessen. Es muss einen Grund haben, warum ich heute noch "Billie's got a gun" oder "Wanted Dead or Alive" auswendig kenne. Und für meine Begriffe ist heute die Mucke, die mir etwas gibt, diejenige, die sich hieran orientiert. Damit meine ich nicht Parodien wie Steel Panther, sondern zb. The Pretty Reckless mit "Take me down".
 
Nur glaube ich, dass die Musikschaffenden es irgendwie verlernt haben, irgedwas zu schaffen, was länger als eine Tag im Ohr bleibt. Zuvieles ist nicht schlecht, aber morgen wieder vergessen. Es muss einen Grund haben, warum ich heute noch "Billie's got a gun" oder "Wanted Dead or Alive" auswendig kenne.
Meine "Lebenssongs" haben auch schon Jahrzehnte auf dem Buckel und ich bekomm nach wie vor die Gänsehaut, wenn ich die höre. Aber ich bin nicht so pessimistisch, dass ich sage es gibt nichts neues, was nicht im Ohr hängenbleiben kann. Auch heute wird noch viel spannende Musik geschrieben, man muss es nur entdecken - im Radio hört man das nicht. Wobei ich eigentlich auch kaum Radio höre.
 
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Es muss einen Grund haben, warum ich heute noch "Billie's got a gun" oder "Wanted Dead or Alive" auswendig kenne.
Ja, den Grund gibt es. Sehr wahrscheinlich bist du damit aufgewachsen und verbindest mit diesen Songs bestimmte Gefühle und Szenen / Episoden, welche du nie mehr vergisst.

Unsere Kinder werden in 20, 30 Jahren wohl auch immer noch aus ihrer Sicht 'unsterbliche' Songs hören, welche zurzeit aktuell sind. Einfach aus diesem Grund, weil sie (die Kids und Teenies) gerade JETZT sehr sensibel und empfänglich sind und die berühmten ersten Male*) wie ein Schwamm aufsaugen und nie mehr vergessen.

*) Was denkt ihr denn wieder: "Die ersten Male" bezieht sich auf die erste richtige Teenie-Fete mit Uebernachtungsparty, die erste Schwärmerei in der Schule, der erste zaghafte Kuss, den Vertrag für die Lehrstelle in der Tasche, etc. etc. etc.
 
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Unsere Kinder werden in 20, 30 Jahren wohl auch immer noch aus ihrer Sicht 'unsterbliche' Songs hören, welche zurzeit aktuell sind.

Das kann gut sein. Vieleicht ist Musikwahrnehmung tatsächlich von den Rahmenbedingungen des Lebens abhängig und wird dementsprechend gewichtet. Du hast Kinder, die Eskimo (whatever) hören und vielleicht schwärmen die in 20 Jahren noch davon?

Auf der anderen Seite gibt es Leutchen (meiner einer zb.), die sich darum bemühen, musikalische Quaität objektv zu erfassen. Und wenn das zu akademisch klingt: Die ein feines Gespür dafür haben, was rockt und was nur Makulatur, Abklatsch ist. In anderen Worten: Wenn mich heute en Gros nicht viel mehr kickt, ist dies wirklich meiner Sozialisierung, der Pubertät, dem Erwachsenwerden, den assoziierten Erlebnissen geschuldet? Oder gibt es einfach einen natürlichen Nerv dafür, was berauschend ist und was einen kalt lässt?

Ich glaube, den gibt es. Die heutgen Bands schütteln nunmal kein "Fade to Black", ein "Mr. Crowley" oder ein "We will Rock You" aus dem Ärmel. Hope you don't mind!
 
Oder gibt es einfach einen natürlichen Nerv dafür, was berauschend ist und was einen kalt lässt?
Den gibts bedtimmt, aber wie kommt er zu Stande?
Der wird, wie @startom sagt, durch deine Erfahrungen gebildet.

Ich höre regelmäßig Black Sabbaths Master Of Reality, mein größtes Album. Hab sogar ne originale Pressung hier. Absolut Gänsehaut.
Weit älter als ich, ich weiß.
Modern und regelmäßig abgespielt sind Stonerband Wo Fat, geniale und direkte Musik. Platten die ich mit ins Grab nehme.

Worauf ich noch voll abgehe sind die Songs, die in der Pubertät massiv ne Bedeutung für mich hatten. Eminem, Sammy Deluxe, Coolio sind Namen, die es regelmäßig bis nach YouTube oder Amazon schaffen, weil die Musik von damals mir irgendwie was bedeutet und mich bewegt.

Sabbath und Wo Fat sind für mich harte direkte Rockmusik, die mich inspirieren und meinen Weg zur Arbeit mit Energie füllen.

Den rebellischen Teil hatte ich mit den anderen genannten Künstlern durchlebt, die sind roh und direkt gewesen, haben die Stimme meiner Generation gehabt (jeder konnte Sammy Deluxes 'Weck mich auf' mitsingen).

Das ist mein Rock n Roll gewesen, aber Wo Fat, das ist für mich moderne, unglaublich schwere Rockmusik, die mir zeigt, auch wenn das Rad nicht neu erfunden wird, die Szene ist noch in Bewegung und trägt immernoch neue schöne Blüten.
 
Wenn mich heute en Gros nicht viel mehr kickt, ist dies wirklich meiner Sozialisierung, der Pubertät, dem Erwachsenwerden, den assoziierten Erlebnissen geschuldet?
JA! Genau so ist es.

Bei mir kommt ganz ganz wenig an die Songs ran, die ich in den letzten paar Schuljahren und im Studium gehört habe. Besonderer Platz im Herzen, ewig verbunden mit einer wirklich tollen Zeit im Leben.

Andererseits: Ich finde sie noch, die Rock'n'Roll-Songs und -Bands die mich kicken. Allerdings muss bei mir eben auch der "Roll" drin sein, ich bin total weg von irgendwas was irgendwie "hart" oder Metal oder was auch immer ist. Ich nehme immer gerne Ryan Adams als Beispiel, oder auch Dan Auerbach oder Jack White mit ihren diversen Projekten. Sind geile Sachen dabei, und die Konzerte sind wirklich gut. Oder die ganze Schiene von neuen Soul-Geschichten wie z.B. Michael Kiwanuka, Leon Bridges. Dawes, The Record Company, Lumineers, die Sachen von Marcus Mumford - und eben die ganze Americana-Ecke mit ihrem Mix aus Rock/Blues/Soul/Folk/Country usw.

Die heutgen Bands schütteln nunmal kein "Fade to Black", ein "Mr. Crowley" oder ein "We will Rock You" aus dem Ärmel. Hope you don't mind!
Ich halte ein "Seven Nation Army" dagegen.
 
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