Wenn man richtig gut werden will, und auch bei der Programmierung von Synth-Sounds die Originale treffen möchte, dann hilft es, diese Geräte auch zu kennen und ihre Eigenheiten!!
Das kenn ich nur zu gut, das kann zur Besessenheit werden. Wenn man einen Song covern will, informiert man sich zuerst darüber, welcher Part mit welchem Gear gespielt wurde. Als nächstes macht man sich schlau (falls man es nicht sowieso weiß, was idealerweise der Fall ist), was das entsprechende Gerät kann und was nicht.
Daraus läßt sich dann ermitteln, wie der Klang aufgebaut ist. Sampler sind einfach, da besorgt man sich das Sample, falls möglich. Wenn man z. B. Sledgehammer spielen will, Jackpot. So mancher oft benutzter Sound gerade der späten 80er und frühen 90er findet man in etlichen Romplern wieder, weil die Auswahl der ausgenudelten D-50-Presets so begrenzt ist, daß es kein großes Ding für die Hersteller ist, die in ihren Romplern zu verbauen. Wer mag, kann sich natürlich auch einen echten D-50 (wahlweise D-550, aber die klingen nicht genau gleich), einen V-Synth XT + Karte oder die Classic Synth-CD für seinen Kurzweil (so vorhanden) besorgen, letztere emuliert den D-50 mittels V.A.S.T. Dickfellige Zeitgenossen fahren dann auch die üblichen Verdächtigen aus dem DX7 (den eh kein Schwein programmieren konnte, somit entfällt das Basteln hier, weil alle Welt Presets benutzt hat) vom Rompler ab, während Klangfundamentalisten je nach Grad des Fundamentalismus sich echter FM-Synthese befleißigen (von KFM für Kurzweil über die Fusion oder eine erweiterte Motif und einen ins Rack geschraubten TX802 bis hin zum Aufstellen eines zweiten Keyboardständers eigens für den DX7). Dennoch ist man eigentlich bei Africa in den Hintern gekniffen, das soll nämlich auch einen GS1 enthalten, den man bis heute mit nichts wirklich emulieren kann. Aufwendige Additivsynthese (ich sag nur Oxygène 4)? Tja, wer keinen RMI Harmonic oder Kawai-Additiven sein Eigen schimpft, hat ein kleines Problem.
Richtig ausleben kann man dann das Klangreplizieren am Virtuell-Analogen. Okay, die Freunde der totalen Authentizität bestehen natürlich auf Originalgear, aber wenn man ABBA, Led Zeppelin oder (mutmaßlich auch) Hot Chocolate covert, braucht man viel Geld und eine ganze Roadie-Division, während man für Toto nur viel Geld braucht. Von einer Nicht-Tributeband, die alle möglichen Künstler covert, ganz zu schweigen. Mit Virtuell-Analogen geht heutzutage schon eine Menge, aber je mehr man sich mit Synths beschäftigt, wird man an die Grenzen seines eigenen Equipments geraten. Denn blöderweise kann nicht jeder VA alles. Rein von der Struktur her gehen kompakte Monosynths wie Minimoog oder ARP Odyssey ja noch; gerade auf den Nachbau von Minimoog-Sounds ist ja praktisch jeder VA ausgelegt. Aber dann geht's los. Ein CS80, den damals wirklich nicht wenige Rockbands hatten, ist schon extrem schwer nachzubauen. Pro Einzelklang 1 Oszillator, der zwei Wellenformen ausgibt. Dafür braucht man zwei genau synchron (aber idealerweise frei) laufende Oszillatoren. Hat man die, braucht man je ein 2-Pol-Tiefpaß und -Hochpaß (korrigiert mich, falls ich mich in der Reihenfolge irre), deren Verzerrung man auch noch simulieren müßte. Viele Synths scheitern an den Filtern, der Virus schon an den Oszillatoren, die man ums Verrecken nicht auf dieselbe Frequenz bekommt, geschweige denn synchron. A propos Filter: Wer es wirklich authentisch haben will, der wird sich wahrscheinlich sowieso eher nach Ion/Micron/MINIAK mit ihren 2 × 17 Filtertypen umgucken. Die klingen dann aber wieder nicht warm genug, und Yamahafilter können sie auch nicht... Irgendwann führt kein Weg mehr vorbei am Origin oder zumindest so einer Plugin-Maschine wie Receptor oder V-Machine (der Plugiator ist dann doch zu eingeschränkt). Und selbst mit denen geht nicht alles.
Ob ihr's glaubt oder nicht, am Ende ist der Rompler eine der heikelsten Klangvorlagen. Wenn man Glück hat, hat man selbst einen Rompler vom selben Hersteller mit dem entsprechenden Sound oder zumindest dem passenden Samplematerial drauf. Wenn man viel Pech hat, darf man sich einen Sampler kaufen. Hat man wenig Pech und einen Sampler, kriegt man aus der Bucht sicherlich eine Sample-CD mit den Sounds des angepeilten Geräts, bewegt sich aber rechtlich auf dünnem Eis, weil die meist nicht vom Originalhersteller freigegeben ist.
Den Gitarristen geht es ja ähnlich, die suchen ein Leben lang nach dem perfekten Sound, tüfteln, kaufen, verkaufen, Effekt hier, Topteil da,
Das ist häufig nur ein Vorwand, um GAS auszuleben. Also, nicht, daß das bei uns anders wär.
Also ich nicht, in meinen Anfängen war ein E-Piano ein Sound aus dem DX7
Kunststück. Von 1983 bis in die späten 90er
war ein E-Piano ein Sound aus dem DX7.
Die Novation möchte ich lieber nicht beurteilen...
Novations sind wahnsinnig flexibel, mit denen geht fast alles, wo man keine mehreren Filter für braucht. Aber unterm Strich sind sie Rompler mit Knöpfen (ohne Flachs, die Wellenformen sind alle gesamplet).
Das ist großer Käse (und das sage ich als 60%-Rockkeyboarder), genauso wie diese Diskussion. Auch Pop kann sehr anspruchsvoll sein, z. B. wenn's in die Popsoul-Richtung geht. Pop ist nicht zwingend DJ Bobo und Blues nicht A-D-E.
Vor allem ist Pop nicht zwingend 21. Jahrhundert. Man gucke sich mal die 80er an, als der Synthesizer erstmals Mainstream wurde. Das fängt an bei britischem Funk, Level 42. Ich möchte gern von jemandem hören, daß eine authentische Replica der Synthparts von Lessons In Love einfach ist. Wohlgemerkt, machbar ist sie. Vielleicht nicht für einen Keyboarder, aber für zwei auf jeden Fall.
Geschafft, das zu spielen? Okay, machen wir mit Synthpop weiter. Erasure, Eurythmics, Pet Shop Boys, Alphaville, meinetwegen sogar Depeche Mode. Auch geschafft? Gut, dasselbe noch einmal ohne Sequencer und Einspielungen.
Natürlich kann man das Ganze auf Rock umstricken, bis daß das letzte verbliebene Tasteninstrument eine B3 oder ein Rhodes ist, aber dann darf man sich auch nicht beschweren, daß man unterfordert ist.
Und wie sieht's bei der Aussage überhaupt mit Funk und Jazz aus? Ich fühle mich bei Weather Report eher gefordert (oder sagen wir in dem Fall derzeit "überfordert") als bei Kansas.
Zu Jazz kann ich nichts sagen, aber Funk und Soul können auch recht heftig werden. Viel Spaß mit Earth, Wind & Fire in einer Band, die weder Hörner noch Streicher hat. Und zwar Replica ohne Umarrangieren.
Zudem wird vieles überhaupt gar nicht richtig und liebevoll rausgehört. Jede zweite Schunkelcombo spielt "Lay down Sally". 99 % dieser "Bands" spielen es absolut beschissen. So schlecht, dass, sofern man das Original kennt, man k*tzend davon laufen möchte.
Exakt. Und gerade der Keyboarder ist beim Raushören sich selbst der Nächste. Am Ende darf er womöglich sogar für die ganze Band raushören. Wenn sie denn seine Ratschläge akzeptieren.
Kommt nicht von ungefähr, daß in vielen Bands der Keyboarder auch der Arrangeur ist.
Wir reden hier doch noch über Rock-Keyboarder? Für mich bedeutet das in erster Linie Hammond, Rhodes, Wurlitzer und Klavier. Und meinetwegen auch Clavinet, obwohl mein Clav-Spiel sich gerade erst entwickelt. DAS ist für mich Rock. Vermutlich stecke ich zu sehr im Classic Rock, den gerade bei den neueren Scheiben wird ja schon viel mit Samples und Loops gearbeitet... aber das ist nicht mein Metier.
Welche der folgenden Bands gelten als Rockbands?
- Genesis (prä-And Then There Were Three)
- Yes
- Pink Floyd
- Emerson, Lake & Palmer
- Toto
- Manfred Mann's Earth Band
- The Who (post-Tommy)
- Saga
- Styx
- Rush
- Van Halen
- Asia
Martman