Rock Covers - Keyboarder unterfordert?

  • Ersteller Zonk666
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Auch Pop kann sehr anspruchsvoll sein, z. B. wenn's in die Popsoul-Richtung geht. Pop ist nicht zwingend DJ Bobo und Blues nicht A-D-E. Und wie sieht's bei der Aussage überhaupt mit Funk und Jazz aus? Ich fühle mich bei Weather Report eher gefordert (oder sagen wir in dem Fall derzeit "überfordert") als bei Kansas.

Egal welche Musikrichtung man spielt, es kommt doch auf die eigene Einstellung ein und das, was ich aus den Songs machen möchte. Kann ich als Keyboarder "Carry on wayward son" spielen, der Gitarrist und der Sänger aber nicht, dann hat das wenig mit "Rock ist die Messlatte" zun tun. Hat sich der Gitarrist in eine Liveversion von einem Söhne-Mannheims-Stück verliebt, ich bekomm das Pianosolo aber nicht hin, wäre es gansuo unsinnig zu sagen: der kann kein Pop.

Zudem wird vieles überhaupt gar nicht richtig und liebevoll rausgehört. Jede zweite Schunkelcombo spielt "Lay down Sally". 99 % dieser "Bands" spielen es absolut beschissen. So schlecht, dass, sofern man das Original kennt, man k*tzend davon laufen möchte.

Das stimmt schon, aber Funk und Jazz habe ich bewußt nicht nennen wollen, ebensowenig Fusion etc.

Auch Pop ist sicherlich in manchen Bereichen anspruchsvoll... Und die Söhne Mannheims sind es sehr sicher auch. Übrigens alles wirklich hervorragende Musiker.

Wenn man sich aber mal die Entwicklung der sogenannten populären Musik anschaut, dann stellt man fest, daß alles was nach den 70ern kam von progressiver Rockmusik mehr oder minder mit beeinflußt wurde. Der Blues und Beatmusik waren sicherlich ganz am Anfang. Und ein schön gespielter Blues ist immer noch was Feines, aber eben in sehr engen Strukturen gebettet (Akkordschema, Ablauf).

Die erste populäre Musikrichtung, die auch Tastenleute forderte war halt die Rockmusik.
Erste Einsätze transportabler Synthesizer, Abbildung von "realen" Orchestersound und Chören mittels Mellotron, Einsatz von ehemals Kircheninstrumenten wie der Hammond, allerdings mit klangverändernden (Verzerrung) Elementen, Neuentwicklung von elektronischen Pianos, Einsatz von Gitarren-Effekten dazu wie Phaser, Chorus, Flanger, Delays, Klangveränderung während des Spiels (Moog).
Sicher waren auch die andere damals mit unglaublich guten Dingen aktiv, die mehr aus dem popnahen Bereich kamen, ich sag nur Beach Boys mit Good Vibrations (Theremin).

Dazu kam dann halt auch eine Erweiterung der Spieltechniken, rythmischen Strukturen und der Virtuosität an all diesen Instrumenten. Ich denke, die Entwicklung der Synthis und Workstations hat in dieser Schnelligkeit und Nachhaltigkeit in erster Linie deswegen stattgefunden, weil die Musikrichtung Rock mit ihren über Blues- und Beatmusik hinausgehenden Ansprüchen das eben so gefordert hat... Immer neue Sounds und kompaktere Geräte mit mehr Möglichkeiten....

Ich habe selbst schon Funk, Blues, Rock, Country, Pop, Dance, Ambient und Elektronisches gemacht...

Aber wie sagt man: Nichts in der populären Musik imho hat so eine enorme Bandbreite wie klassischer Rock. Wenn man es ernsthaft betreibt...
 
Hallo,

was mir immer auf den Geist ging, war dass die Bezeichnung "Keyboarder" bei den meisten anderen Musikern mit "Soundlieferanten auf Knopfdruck" übersetzt wird. Darum fahre ich jetzt dogmatisch die Schiene, nur noch "Vintage-Style" zu spielen - das heißt, wenn jemand von mir möchte, dass ich einen Xylophon-Klang spiele, hat er mir gefälligst eines hinzustellen. :D

Wir reden hier doch noch über Rock-Keyboarder? Für mich bedeutet das in erster Linie Hammond, Rhodes, Wurlitzer und Klavier. Und meinetwegen auch Clavinet, obwohl mein Clav-Spiel sich gerade erst entwickelt. DAS ist für mich Rock. Vermutlich stecke ich zu sehr im Classic Rock, den gerade bei den neueren Scheiben wird ja schon viel mit Samples und Loops gearbeitet... aber das ist nicht mein Metier.

Die Soundlieferanten-Erfahrung hatte ich oft genug in anderen Bands, da fühlt man sich dann sehr schnell unterfordert. Wenn selbst an den Stellen der gecoverten Songs, wo im Original ein geiles Orgelsolo ist, der Gitarrist zum X-ten Mal seine Klampfe schreien lassen muss und ich dazu "Akkorde drücken" soll, platzt mir irgendwann der Hals.

Das ist sowieso ein weit verbreitetes Phänomen unter Sängern und Gitarristen: Bei IHREN Parts heißt es "Es muss so original wie möglich klingen, sonst kann man das Covern gleich sein lassen" und die Gitarrensolos werden stundenlang immer wieder geprobt, und bei den Keyboardstellen (oder wenn sie ihren Part nicht gebacken kriegen) dann auf einmal "Ein bisschen kann man ruhig verändern, damit es eigenständig klingt" und man wird schon böse angeschaut, wenn man das Hammondsolo einmal wiederholen möchte.

Viele Grüße
Markus
 
Und ein schön gespielter Blues ist immer noch was Feines, aber eben in sehr engen Strukturen gebettet (Akkordschema, Ablauf).
jetzt haben Dir schon einige versucht, Deinen Horizont etwas zu öffnen. Ich versuch es jetzt nochmals.
Was hast Du für einen Blues gespielt hast wenn Du von engen Strukturen sprichst. Du übersiehst ein paar wichtige Dinge, zuerst war der Blues und der Blues ist heute noch wenn auch in veränderter, meinetwegen nenn es auch modernerer, Form vorhanden. eine ganze Musikbranche lebt davon, musst nur mal etwas mehr bei den Gitarristen schauen, wer da bestimmender Musiker sind. Noch etwas zu engen Strukturen, mach Dir doch die Mühe den Blues der Jazzer anzuhören, das sind alles andere als enge Strukturen.
... weil die Musikrichtung Rock mit ihren über Blues- und Beatmusik hinausgehenden Ansprüchen das eben so gefordert hat... Immer neue Sounds und kompaktere Geräte mit mehr Möglichkeiten....
Beim Beat stimme ich Dir zu, weil der quasi tot ist. Um Blues spielen zu können, benötigt man vielleicht weniger technisches Wissen über die Prgrammierung von Synthisizern, dafür benötigt man musikalische Eigenständigkeit und man muss, wenn es guter Blues sein soll, sein Instrumentes weitestgehend beherrschen. Jetzt will ich garnicht werten was schwieriger oder toller ist, ich kann nur sagen, dass ich auch mehr als 20 Jahre gebraucht habe (i.ü habe davor Classic Rock gecovert), bis ich für den Blues reif war.

Gruss Helmut
 
Zuletzt bearbeitet:
... womit du genau dasselbe Schubladendenken zeigst, wie du den anderen hier vorwirfst.
Klassik = Selbstverwirklichung
Unterhaltungsmusik = Abliefern
Hm...
Okay...war vielleicht etwas zu einfach gedacht von mir. Deswegen auch wieder schnell Schubladendenken :( und "vorwerfen" wollte ich auch niemanden etwas, da jeder gerne seine eigene Meinung dazu haben kann und soll. Auch in "moderner" Unhaltungmusik gibt es anspruchsvolle Stücke. Ich verbinde aber mit klassischer Musik ein hohes Maß an Spieltechnik. Das gibt es natürlich auch innerhalb der Unterhaltungsmusik. Die Frage wird sich auch nie ausreichend klären lassen, da Musik und auch ihre Wahrnehmung zu vielschichtig und individuell ist. Jeder hat da seine persönlichen Vorlieben und das macht es ja gerade spannend.
 
jetzt haben Dir schon einige versucht, Deinen Horizont etwas zu öffnen. Ich versuch es jetzt nochmals.
Was Du für einen Blues gespielt hast wenn Du von engen Strukturen sprichst. Du übersiehst ein paar wichtige Dinge, zuerst war der Blues und der Blues ist heute noch wenn auch in veränderter, meinetwegen nenn es auch modernerer, Form vorhanden. eine ganze Musikbranche lebt davon, musst nur mal etwas mehr bei den Gitarristen schauen, wer da bestimmender Musiker sind.Noch etwas zu engen Strukturen, mach Dir doch die Mühe den Blues der Jazzer anzuhören, das sind alles ander als enge Strukturen.

Das ist aber lieb von Dir, das Du meinen Horizont etwas öffnen möchtest. :D :great:

Du, ich mag Blues grundsätzlich, aber fühle mich darin nicht wohl, weil er nicht genug in die Breite der Möglichkeiten für mich geht. Sicher wurden auch die Strukturen mit der Zeit erweitert, und der Blues war und ist die Grundlage für so viele Stile. ein guter Blues lebt vom Gefühl der Musiker, und den Feinheiten der Harmonien bis hin zu den Unsauberkeiten mit denen er gespielt wird.
Aber als Tastenmann braucht man da zumindest im Instrumentenbereich nicht viel. Du als Hammond-Enthusiast kommst allein mit ner B3 wunderbar klar. Andere bevorzugen ein Rhodes, selten werden Synths eingesetzt. Eine großartige Musik mit z.T. unglaublich guten Musikern, die sicher nicht von der Instrumententechnik lebt, sondern eben vom "Blues"..

Und da ich auch ein Technik-Freak bin sehe ich eben diese Komponente mit den vielen unterschiedichen Sounds im Rock stärker präsent.

Was spielst du noch an Euipment, außer der Hammond, und welche Sounds sind es, die Du z.B. bevorzugst, Helmut?
 
Ich denke auch, dass das Schubladendenken der Vergangenheit angehört. Mittlerweile haben sich die verschiedenen Musikrichtungen zu sehr vermischt. Die wenigsten Bands kann man noch einem Mainstream zuordnen. Und gerade wenn man covert, also Songs von mehreren Bands spielt, sind dort zwangsläufig eine Vielfalt von Elementen angesagt, sei es typische Besetzung, Klangfarben oder spielttechnisch.
Was den Anspruch angeht, liegt es an einem selber, wie man die Songs interpretiert oder covert. Üblicherweise - zumindest so meine Erfahrung - ist der Anspruch bei einer Rock/Pop-Coverband höher als bei Top40 oder Tanzmusik. Bei letzteren kommt es mehr darauf an, DASS man einen Song bringen muss, als WIE. Damit will ich auf keinen Fall letztere beiden degradieren oder schlecht machen. Ich habe selber Jahre in solchen Bands verbracht, tue es auch heute noch zum Teil. Dabei kann ich nicht sagen, dass mich bei einer Band über- oder unterfordert fühle. Bei Rock/Pop-Coverbands hat man halt mehr Möglichkeiten, sich auf die Songs zu stürzen, die man selber gut findet, die einen reizen, zu spielen. Im "Servicebereich" ist es halt das Publikum, was die Songs angibt, die gespielt werden müssen. In beiden Fällen steht man gleichermaßen vor der Anforderung, es in irgendeiner Form umzusetzen. Bei Top40 oder Tanzmusik wird es halt - und sei es nur finanziell - meist mehr honoriert. Das Equipment, das ich jeweils einsetzen muss, ist in etwa identisch, bei der Coverband spielt oft Idealismus eine andere Rolle. Ich kenne z.B. keine Tanzband, die noch Hammond, Rhodes und/oder MOOG auf die Bühne schleppt.
Die Art der Anforderung kann auch von Band zu Band verschieden sein. Bei der einen Geschichte muss man extreme Soundvielfalt liefern, bei der anderen mehr spielerische Fähigkeit oder auch höhere Multitaskfähigkeit.
In der Bluesband, in der ich seit ein paar Monaten spiele, brauche ich nur Orgelsounds. Trotzdem ist die Herausforderung für mich nicht ohne, da ich die meisten Songs gar nicht kenne, mir die Spielweise (noch) nicht geläufig ist, ich mich zuvor auch noch nie mit den Orgeltypischen Spiel- und Einstellmöglichkeiten beschäftigt habe. Dazu kommt, dass es sich - wie so häufig unterstellt - bei den meisten Songs nicht nur um 3-Akkorde-Schemata handelt. Was ich dabei an zusätzlichen Voicings lernen musste, hab ich in den letzten 5 Jahren nicht gebraucht, ist allerdings eine Bereicherung, die ich mühelos auch in anderen Projekten anwenden kann. Unter anderem bereiten wir mit unserem Rockprojekt gerade einen Auftritt vor, wo wir einen 60min Michael-Jackson-Tribute-Block eingeplant haben. Eine völlig andere Herausforderung. Hier wird zwingend der Einsatz von Samplern benötigt, Presetsounds kann man nahezu gänzlich vergessen, und spielerisch ist das auch nicht gerade ohne. Theoretisch müssten dort sogar diverse Basslinien vom Keyboard kommen, wo man dann aber aufgrund physischer Einschränkungen (ich hab halt nur zwei Hände) schnell an Grenzen stößt, zumindest, wenn man grundsätzlich keine Sequenzer laufen lassen will. Der Einsatz von kurzen Samplephrasen ist schon ein Kompromiss, der aber nicht anders zu bewältigen ist.

Frage zum Abschluss: Gehört das Thema Michael Jackson zu Rockcover oder nicht? Wir meinen ja, und wo sind dann die Hammonds, Rhodes und Wurlitzers? Sicherlich vertreten aber nur unter ferner liefen...
 
Ich kenne z.B. keine Tanzband, die noch Hammond, Rhodes und/oder MOOG auf die Bühne schleppt.
ja und warum? weil man vielfältig sein muss - und greift deshalb auf eine Workstation zurück.
Das Tastenleben besteht nun nicht aus den angesprochenen Tasteninstrumenten ;)

Frage zum Abschluss: Gehört das Thema Michael Jackson zu Rockcover oder nicht? Wir meinen ja, und wo sind dann die Hammonds, Rhodes und Wurlitzers? Sicherlich vertreten aber nur unter ferner liefen...
Ja klar gehört es dazu. Nur weil ich keinen Hammond oder Rhodes oder sonst was kultiges besitze, heisst es noch lange nicht, dass ich keinen guten Rock spielen kann ;)
 
ja und warum? weil man vielfältig sein muss - und greift deshalb auf eine Workstation zurück. ...
Das ist nicht der Grund, die Vielfältigkeit brauche ich bei der Rock- und Pop-Cover Geschichte auch. Es ist viel mehr, dass es bei der Tanzmucke überhaupt niemanden interessiert, dass/ob Du mit "Originalen" versuchst, eine optimale Authentizität rüberzubringen, und selbst wenn Du's für Dich machst, hast Du irgendwann keinen Bock mehr, den Aufwand zu betreiben - Idealismus halt, der bei Rock/Pop-Cover meist mehr vorhanden ist ;)
 
Frage zum Abschluss: Gehört das Thema Michael Jackson zu Rockcover oder nicht? Wir meinen ja, und wo sind dann die Hammonds, Rhodes und Wurlitzers? Sicherlich vertreten aber nur unter ferner liefen...

Michael Jackson = Rock Cover?
Hmmm... Sehr gewagt. Er heißt nicht umsonst der "King of Pop".
 
Michael Jackson = Rock Cover?
Hmmm... Sehr gewagt. Er heißt nicht umsonst der "King of Pop".

Genau das, was ich mit meinem vorigen Beitrag gemeint habe: Du kannst einen Interpreten, eine Band nicht ohne Weiteres einkategorieren. Michael Jackson hat in seinen Songs reichlich Rockelemente. Klar gibt's da einige Songs mit "Disco", Dancefloor, sogar HipHop und Techno Charakter. Aber Beat It, Dirty Diana, Give it to Me, Bad sind deutlich rocklastig. Dafür gibt's reichlich Songs von eher typischen Rock-Interpreten, die ohne Ende eher unter Pop eingruppiert werden müssten.

Verabschiede Dich mal von diesem Schubladendenken, das ist nicht mehr wirklich zeitgemäß ;)

P.S: Und keine Sorge, unser Jacko-Tribute-Block wird schon ordentlich rockig klingen. Die schwul seichten Schmuse-Songs mit Gejauchze von Herrn J werden sicherlich nicht dabei sein :great:
 
Verabschiede Dich mal von diesem Schubladendenken, das ist nicht mehr wirklich zeitgemäß ;)

Das hat nichts mit Schubladendenken zu tun. Es gibt in jeder Musikrichtung Stilelemente von anderen Richtungen. Das ist nun wirklich nichts Neues. Und ich mache nun beileibe auch nicht nur Rockmusik. Insofern bin ich da für alles offen...

Aber wenn mir jemand erzählen würde, "komm da spielt ne Rockband die machen ein Special heute", dann würde ich nicht unbedingt als Erstes an Michael Jackson denken... aber es ist halt grade die Zeit, auf der Michael-Welle mitzuschwimmen. Auch als Rockband vielleicht...

Ich würds mir aber gerne mal anhören kommen, euer M.J. Special. Da sind viele nette Keys drin, viel Spaß bei der Umsetzung. Haste was zu tun... :great: ;)
Viel Erfolg!
 
Moin an alle.

Ich hab mir jetzt alle Antworten von Euch durchgelesen und das Ganze ein wenig verfolgt.
Auf jeden Fall Danke für die sachlich und ruhig geführte Diskussion.
Ist für mich als Gitarrist ein gaaaanz neues Erlebnis :great:

Ich hab mir jetzt mal alles durchgelesen und gehe anhand eurer Antworten und die daraus resultierende "Erfahrung" voller Zuversicht an die Keyboardersuche ran.

Dankt euch
Klaus
 
na dann:)

Viel Glück Helmut
 
Wenn man richtig gut werden will, und auch bei der Programmierung von Synth-Sounds die Originale treffen möchte, dann hilft es, diese Geräte auch zu kennen und ihre Eigenheiten!!
Das kenn ich nur zu gut, das kann zur Besessenheit werden. Wenn man einen Song covern will, informiert man sich zuerst darüber, welcher Part mit welchem Gear gespielt wurde. Als nächstes macht man sich schlau (falls man es nicht sowieso weiß, was idealerweise der Fall ist), was das entsprechende Gerät kann und was nicht.

Daraus läßt sich dann ermitteln, wie der Klang aufgebaut ist. Sampler sind einfach, da besorgt man sich das Sample, falls möglich. Wenn man z. B. Sledgehammer spielen will, Jackpot. So mancher oft benutzter Sound gerade der späten 80er und frühen 90er findet man in etlichen Romplern wieder, weil die Auswahl der ausgenudelten D-50-Presets so begrenzt ist, daß es kein großes Ding für die Hersteller ist, die in ihren Romplern zu verbauen. Wer mag, kann sich natürlich auch einen echten D-50 (wahlweise D-550, aber die klingen nicht genau gleich), einen V-Synth XT + Karte oder die Classic Synth-CD für seinen Kurzweil (so vorhanden) besorgen, letztere emuliert den D-50 mittels V.A.S.T. Dickfellige Zeitgenossen fahren dann auch die üblichen Verdächtigen aus dem DX7 (den eh kein Schwein programmieren konnte, somit entfällt das Basteln hier, weil alle Welt Presets benutzt hat) vom Rompler ab, während Klangfundamentalisten je nach Grad des Fundamentalismus sich echter FM-Synthese befleißigen (von KFM für Kurzweil über die Fusion oder eine erweiterte Motif und einen ins Rack geschraubten TX802 bis hin zum Aufstellen eines zweiten Keyboardständers eigens für den DX7). Dennoch ist man eigentlich bei Africa in den Hintern gekniffen, das soll nämlich auch einen GS1 enthalten, den man bis heute mit nichts wirklich emulieren kann. Aufwendige Additivsynthese (ich sag nur Oxygène 4)? Tja, wer keinen RMI Harmonic oder Kawai-Additiven sein Eigen schimpft, hat ein kleines Problem.

Richtig ausleben kann man dann das Klangreplizieren am Virtuell-Analogen. Okay, die Freunde der totalen Authentizität bestehen natürlich auf Originalgear, aber wenn man ABBA, Led Zeppelin oder (mutmaßlich auch) Hot Chocolate covert, braucht man viel Geld und eine ganze Roadie-Division, während man für Toto nur viel Geld braucht. Von einer Nicht-Tributeband, die alle möglichen Künstler covert, ganz zu schweigen. Mit Virtuell-Analogen geht heutzutage schon eine Menge, aber je mehr man sich mit Synths beschäftigt, wird man an die Grenzen seines eigenen Equipments geraten. Denn blöderweise kann nicht jeder VA alles. Rein von der Struktur her gehen kompakte Monosynths wie Minimoog oder ARP Odyssey ja noch; gerade auf den Nachbau von Minimoog-Sounds ist ja praktisch jeder VA ausgelegt. Aber dann geht's los. Ein CS80, den damals wirklich nicht wenige Rockbands hatten, ist schon extrem schwer nachzubauen. Pro Einzelklang 1 Oszillator, der zwei Wellenformen ausgibt. Dafür braucht man zwei genau synchron (aber idealerweise frei) laufende Oszillatoren. Hat man die, braucht man je ein 2-Pol-Tiefpaß und -Hochpaß (korrigiert mich, falls ich mich in der Reihenfolge irre), deren Verzerrung man auch noch simulieren müßte. Viele Synths scheitern an den Filtern, der Virus schon an den Oszillatoren, die man ums Verrecken nicht auf dieselbe Frequenz bekommt, geschweige denn synchron. A propos Filter: Wer es wirklich authentisch haben will, der wird sich wahrscheinlich sowieso eher nach Ion/Micron/MINIAK mit ihren 2 × 17 Filtertypen umgucken. Die klingen dann aber wieder nicht warm genug, und Yamahafilter können sie auch nicht... Irgendwann führt kein Weg mehr vorbei am Origin oder zumindest so einer Plugin-Maschine wie Receptor oder V-Machine (der Plugiator ist dann doch zu eingeschränkt). Und selbst mit denen geht nicht alles.

Ob ihr's glaubt oder nicht, am Ende ist der Rompler eine der heikelsten Klangvorlagen. Wenn man Glück hat, hat man selbst einen Rompler vom selben Hersteller mit dem entsprechenden Sound oder zumindest dem passenden Samplematerial drauf. Wenn man viel Pech hat, darf man sich einen Sampler kaufen. Hat man wenig Pech und einen Sampler, kriegt man aus der Bucht sicherlich eine Sample-CD mit den Sounds des angepeilten Geräts, bewegt sich aber rechtlich auf dünnem Eis, weil die meist nicht vom Originalhersteller freigegeben ist.

Den Gitarristen geht es ja ähnlich, die suchen ein Leben lang nach dem perfekten Sound, tüfteln, kaufen, verkaufen, Effekt hier, Topteil da,
Das ist häufig nur ein Vorwand, um GAS auszuleben. Also, nicht, daß das bei uns anders wär.

Also ich nicht, in meinen Anfängen war ein E-Piano ein Sound aus dem DX7 :D
Kunststück. Von 1983 bis in die späten 90er war ein E-Piano ein Sound aus dem DX7. ;)

Die Novation möchte ich lieber nicht beurteilen...
Novations sind wahnsinnig flexibel, mit denen geht fast alles, wo man keine mehreren Filter für braucht. Aber unterm Strich sind sie Rompler mit Knöpfen (ohne Flachs, die Wellenformen sind alle gesamplet).

Das ist großer Käse (und das sage ich als 60%-Rockkeyboarder), genauso wie diese Diskussion. Auch Pop kann sehr anspruchsvoll sein, z. B. wenn's in die Popsoul-Richtung geht. Pop ist nicht zwingend DJ Bobo und Blues nicht A-D-E.
Vor allem ist Pop nicht zwingend 21. Jahrhundert. Man gucke sich mal die 80er an, als der Synthesizer erstmals Mainstream wurde. Das fängt an bei britischem Funk, Level 42. Ich möchte gern von jemandem hören, daß eine authentische Replica der Synthparts von Lessons In Love einfach ist. Wohlgemerkt, machbar ist sie. Vielleicht nicht für einen Keyboarder, aber für zwei auf jeden Fall.

Geschafft, das zu spielen? Okay, machen wir mit Synthpop weiter. Erasure, Eurythmics, Pet Shop Boys, Alphaville, meinetwegen sogar Depeche Mode. Auch geschafft? Gut, dasselbe noch einmal ohne Sequencer und Einspielungen.

Natürlich kann man das Ganze auf Rock umstricken, bis daß das letzte verbliebene Tasteninstrument eine B3 oder ein Rhodes ist, aber dann darf man sich auch nicht beschweren, daß man unterfordert ist.

Und wie sieht's bei der Aussage überhaupt mit Funk und Jazz aus? Ich fühle mich bei Weather Report eher gefordert (oder sagen wir in dem Fall derzeit "überfordert") als bei Kansas.
Zu Jazz kann ich nichts sagen, aber Funk und Soul können auch recht heftig werden. Viel Spaß mit Earth, Wind & Fire in einer Band, die weder Hörner noch Streicher hat. Und zwar Replica ohne Umarrangieren.

Zudem wird vieles überhaupt gar nicht richtig und liebevoll rausgehört. Jede zweite Schunkelcombo spielt "Lay down Sally". 99 % dieser "Bands" spielen es absolut beschissen. So schlecht, dass, sofern man das Original kennt, man k*tzend davon laufen möchte.
Exakt. Und gerade der Keyboarder ist beim Raushören sich selbst der Nächste. Am Ende darf er womöglich sogar für die ganze Band raushören. Wenn sie denn seine Ratschläge akzeptieren.

Kommt nicht von ungefähr, daß in vielen Bands der Keyboarder auch der Arrangeur ist.

Wir reden hier doch noch über Rock-Keyboarder? Für mich bedeutet das in erster Linie Hammond, Rhodes, Wurlitzer und Klavier. Und meinetwegen auch Clavinet, obwohl mein Clav-Spiel sich gerade erst entwickelt. DAS ist für mich Rock. Vermutlich stecke ich zu sehr im Classic Rock, den gerade bei den neueren Scheiben wird ja schon viel mit Samples und Loops gearbeitet... aber das ist nicht mein Metier.
Welche der folgenden Bands gelten als Rockbands?
  • Genesis (prä-And Then There Were Three)
  • Yes
  • Pink Floyd
  • Emerson, Lake & Palmer
  • Toto
  • Manfred Mann's Earth Band
  • The Who (post-Tommy)
  • Saga
  • Styx
  • Rush
  • Van Halen
  • Asia

Martman
 
Welche der folgenden Bands gelten als Rockbands?
  • Genesis (prä-And Then There Were Three)
  • Yes
  • Pink Floyd
  • Emerson, Lake & Palmer
  • Toto
  • Manfred Mann's Earth Band
  • The Who (post-Tommy)
  • Saga
  • Styx
  • Rush
  • Van Halen
  • Asia
Martman

-> ALLE!

Das hast Du alles treffend formuliert...
Stimmt genau übrigens, was die Vorgehensweise angeht. Man kann sich heute auch schon über YouTube ganz gut die alten Originalkonzerte anschauen, und dann entscheiden, mit welchem Gerät welche Sounsd eingespielt wurde, wenn man es nicht schon vorher raushören konnte...

Genau so mach ich es auch. Dann kannst du dir die Originale aus der Zeit anwerfen und den Sound nachbauen, auf die Workstation oder den VA übertragen, weil es ja damit auch auf die Bühne gehen soll, und fertig! Das Ergebnis ist meistens dann recht überzeugend. Das geht natürlich nur, wenn du die Originale kennst (zumindest ihre Synthesemöglichkeiten) oder ggf. selbst besitzt.

Aber wie du schon richtig sagst, man kann nicht mit heutigem Equipment nen CS80 nachbauen, ohne an Grenzen zu stoßen...
Die Fülle eines CS80 schaffst man mit VA´s leider nicht so ganz überzeugend.

Es ist tatsächlich so, daß die Originale immer noch um Klassen besser klingen als jede Workstation oder VA. Natürlich mit den entsprechenden Effekten aufgepäppelt.
Übrigens für mich weiterhin der beste VA: Nordlead2. Da kannst du ne Menge mit erschlagen. Und du kannst die Oszillatoren sehr narrow stellen und diese speziellen Phasenauslöschungen erzeugen, wie du das mit nem echten analogen auch kannst.
Nur der Filter ist halt härter als die echten Analogen.

Letzte Probe habe ich mir mal die Mühe gemacht, mein Rhodes samt Amp und Effekten in den Proberaum zu schleppen. Ihr glaubt gar nicht, welche Kommentare da kamen... Klang halt Original. Der Fantom X7 mit seinen E-Piano Imitaten kam da nicht mehr mit. Auch mein K2000 oder DX7 nicht... JEDER im Raum hörte den deutlichen Unterschied in der Charakteristik und vor allem der Dynamik.

Ich habe das Experiment auch schon mit anderem Equipment gemacht, es war immer das gleiche Ergebnis. Die Originale braten alles digitale an die Wand... Wobei Sie nicht immer besser klingen, aber in jedem Fall wärmer und authentischer.

Für den Keyboarder in einer Rockband ist und bleibt allerdings ne gute Workstation in Kombination mit nem VA völlig AUSREICHEND für heutige Ansprüche. Dazu noch ne virtuelle Rock-Orgel, und gut ist! Solange, wie du nicht mit ner zweiten Band spielst, dessen Keyboarder ein Rhodes, ne Hammond und nen analogen Synth auf die Bühne schleppt. :D ;)
 
Welche der folgenden Bands gelten als Rockbands?
OK, da hast du mich kalt erwischt. Wie ich schon schrieb, stecke ich gerade ein bisschen im Classic Rock mit oben genannten Instrumenten "fest". Du hast natürlich völlig recht, und ich habe mich mit meinem vorigen Posting als ganz schön engstirnig geoutet. :)

LG
Add
 
Für den Keyboarder in einer Rockband ist und bleibt allerdings ne gute Workstation in Kombination mit nem VA völlig AUSREICHEND für heutige Ansprüche.

Klingt sinngemäß irgendwie nach den berüchtigten Zeilen in einer Beurteilung:"... er hat sich bemüht...", wobei hier noch nicht einmal die Fähigkeiten als Musiker eine Rolle spielen müssen. Wenn der Sound nicht stimmt, leidet auch der spielerische Enthusiasmus.

ukm
 
Klingt sinngemäß irgendwie nach den berüchtigten Zeilen in einer Beurteilung:"... er hat sich bemüht...", wobei hier noch nicht einmal die Fähigkeiten als Musiker eine Rolle spielen müssen. Wenn der Sound nicht stimmt, leidet auch der spielerische Enthusiasmus.

ukm

Nein, so war das jetzt auch nicht gemeint... :D :rolleyes:
Oder doch?? :cool:

Ich gehe selbst je nach Gig oder Projekt mit nem Masterkeyboard, Workstation sowie Orgel auf die Bühne. Oft lasse ich die Orgel auch zuhause...

Aber du hast natürlich in einem sehr Recht: Wenn der Sound dich selbst nicht 100% anmacht beim Spiel, dann leidet der eigene Spaßfaktor. Das ist wohl wahr.
 
Es ist tatsächlich so, daß die Originale immer noch um Klassen besser klingen als jede Workstation oder VA.

:eek:

Letzte Probe habe ich mir mal die Mühe gemacht, mein Rhodes samt Amp und Effekten in den Proberaum zu schleppen. Ihr glaubt gar nicht, welche Kommentare da kamen... Klang halt Original. Der Fantom X7 mit seinen E-Piano Imitaten kam da nicht mehr mit. Auch mein K2000 oder DX7 nicht... JEDER im Raum hörte den deutlichen Unterschied in der Charakteristik und vor allem der Dynamik.

:eek:

Der wichtigste Faktor bei deinem Test war nicht der Sound, sondern die Optik. :p
 

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