Missgunst, Konkurrenzdenken und Posing sind wirklich das letzte im Amp-Raum.
Schließlich ist es weder das heimische Wohnzimmer noch der Proberaum.
Man sollte also voraussetzen können, dass alle Anwesenden mit einer Kaufabsicht, kritisch Equipment testen...
Aber das kann man nun mal leider nicht.
Besonders zu Ferienzeiten fallen einem verstärkt unsympathische Kiddies, ganz in schwarz, meist zu zweit und bewaffnet mit einer oder zwei Metaläxten, die vor irgendeinem High-Gain-Metal Turm stehen.
Schon wenn man dann den Testraum betritt und Äusserungen, wie: "Voll das krasse Teil, so eine spielt Kirk Hammett auch!", hört, dann weiß man bereits was einen in den nächsten zehn Minuten erwartet:
Zunächst ein missgünstiger Blick, eingeleitet vom abrupten Abbruch des, gerade noch geführten Gesprächs, auf den der da den Raum betritt, der so ganz "anders" und "uncool" erscheint, da er weder schwarz gekleidet ist, noch eine schwarze Gitarre mit sich führt, sondern eine Fender Telecaster...
All das bildet man sich in dem Moment nicht ein, sondern man bekommt es gesagt, durch diesen einen musternden Blick.
Um so eine Situation, mit all der ihr gebührenden Ironie aufzulösen, sollte man die Delinquenten freundlich grüßen und bestätigen, dass man ihre Gitarre auch ganz "schön" findet.
Nun geht wieder jeder seiner Wege und, aus eigener Erfahrung ist es so lange ruhig, bis man seine erste Note über einen Fender Twin gespielt hat. Nach etwa 5 Sekunden bekommt man das volle Brett der Gitarre ab, die "auch Kirk Hammett spielt".
Das ist dann so der Moment, in dem man den Blues bekommt und den Twin Custom 15 mal voll aufreißt (nur aus Testgründen natürlich, denn die Kiddies machen es ja auch richtig, mit dem Headroom-Check) und ein zwei kleine Licks als Einstieg in einen hübschen Boogie-Rhythmus wählt.
Der runde Tele-Twin Sound lässt den 200Watt Transistor dann nur noch nach einem diskanten Radio klingen.
Das braucht man keine Minute durchzuhalten, denn die Kiddies haben bereits den Raum verlassen.
Interessanterweise, und das ist mir nun auch bereits mehrfach passiert, ist durch mein Spiel irgendein Älterer aufmerksam geworden und gesellt sich heimlich in den Testraum, um verlauten zu lassen, dass das nun "der absolute Sahnesound sei" und "man doch mal wieder etwas Geld haben müsse".
So kommen dann meist noch halbstündige Gespräche über Musik, Gitarren, Amps und Historie zu Stande, die über die verkorkste Metaljugend hinweg trösten.
Eigentlich schade sowas, gut allerdings, dass mir diese Klientel Musiker, bisher nie außerhalb besagter Musikgeschäfte begegnet ist.
Und damit mich jetzt keiner falsch versteht: Posing hat nichts mit bestimmten Musikrichtungen zu tun!