Recording-Stammtisch

[Gast 23432]

TV-Tip, heute Abend, 23:30 Uhr auf Servus TV:

Soundtracker - Von der Kraft der Stille
Portrait über den akustischen Ökologen und Sammler von Naturgeräuschen, Gordon Hempton.

Danke, ich hoffe, ich schaffe es mal, mir den Beitrag in der Mediathek anzuschauen, das interessiert mich, vor allem:

akustischer Ökologe

Ich bin der Meinung, Stille ist inzwischen ein so kostbares Gut geworden, ich frage mich inzwischen wirklich, wie ich mit Taubheit im Alter umgehen würde, ob mich das tatsächlich schocken und stören würde? Wenn ich mich einfach mal jetzt im Wohnzimmer umhöre...ok, der Chinese hat gerade Küchenpause, alle 10 Minuten dröhnt der Diesel eines Stadtbusses, Fahrzeugverkehr fließt vorbei, Kinder und Jugendliche kommunizieren lautstark, der Geschirrspüler in der Küche ist nicht zu überhören, von dem Arbeitsbeginn der Fleischerei nebenan um 5:15 Uhr will ich gar nicht reden, jetzt läuten Glocken auch noch die Uhrzeit durch die Gegend, drei Geschäfte bekommen zu unterschiedlichen Zeiten Lieferung von LKWs mit Kühlaggregaten, Touristenbusse haben übrigens ebenfalls akustisch sehr kräftige Klimaanlagen, und dann gibt es unerzogene Hunde, die es nicht ertragen, wenn Frauchen sich im Cafe 3 Stück Torte einpfeift, ganz abgesehen von diesen Brettern mit Rollen drunter, auf denen jugendliche Menschen versuchen, das Gleichgewicht zu halten, das Quietschen der ungeölten Räder eines Kinderwagens hätte ich als Baby nicht ertragen wollen, auch als Schulkind konnte ich meine paar Bücher und Hefte noch tragen und brauchte dafür keinen Trolley, der mit seinen Plastikrollen über das Kopfsteinpflaster donnert....

Dagegen sind die beim ersten Sonnenstrahl losschreienden Vögel eigentlich noch harmlos

Wo kann ich mir nach Feierabend oder an einem freien Tag auf meinem Balkon ein paar Stunden Stille kaufen? Ich fürchte, das ist eine Marktlücke

Und es wird immer schlimmer damit, ebenso wie mit der Lichtverschmutzung....

 

[Laguna]

Toller Post Tonstudio2!

Andererseits gibt es ja auch wirklich schalltote (Mess-)Räume. Firmen, die so etwas mal eben haben, machen öfters mal Wettbewerbe, welcher Mitarbeiter es denn am längsten in so einem Raum aushält. Ich habe mal von einer Story gehört, bei dem der Record bei unter einer Stunde lag.

So Far...
Laguna

 

[Gast 23432]

Ja, ich weiß, absolute Stille ist auch nicht zu ertragen...man hat das Gefühl (mir ging es jedenfalls mal so), als ob der Kopf zusammengepresst wird

 

[.s]

Ja, ich weiß, absolute Stille ist auch nicht zu ertragen...man hat das Gefühl (mir ging es jedenfalls mal so), als ob der Kopf zusammengepresst wird

Jop, nach 15 Minuten habe ich den schalltoten Raum auch verlassen. Danach musste ich erstmal Musik hören um wieder normal im Kopf zu werden.

 

[toumy]

Hab ich auch schon gehört, will ich unbedingt auch mal ausprobieren

Habt ihr schon mal ein Ohr an einen Absorber gehalten? Weil da so viel Schall absorbiert wird, bekommt man auch so ein komisches Druck Gefühl.

 

[The Main Event]

Wenn Matratzen auch Absorber sind, dann mach ich das quasi jeden Tag so an die 7 Stunden.

 

[The_Dark_Lord]

Jop, nach 15 Minuten habe ich den schalltoten Raum auch verlassen. Danach musste ich erstmal Musik hören um wieder normal im Kopf zu werden.

Echt?

Ich habe in solchen Räumen schon gemessen, und war da auch beim Auf- und Abbau länger beschäftigt, war etwas ungewohnt aber nicht wirklich schlimm...

 

[Jakob]

So arg wie Laguna jetzt schreibt ist es mir bis jetzt bei den Besichtigungen nicht vorgekommen.
Vielleicht aber auch, weil da gerade immer ein trockendurchlauf einer Messung stattfand und es somit nicht wirklich SchallTOT war.
Heute sagt man übrigens nicht mehr "Schalltoter (Mess-)Raum" sondern "Reflexionsarmer (Mess-)Raum".

LG Jakob

 

[.s]

Hm, bei mir waren da ganz lange Zacken und so...

 

[Jakob]

und die haben dir Angst gemacht? oder worauf gezog sich deine Aussage?
Edit: oder haben die langen Zacken den Schall aufgespießt und "Tot gemacht"?

 

[really no one]

Ich habe es auch schon "relativ lang" in einem solchen Raum ausgehalten. Es ist schon ein beklemmendes Gefühl, welches ich am Anfang jedoch als angenehm empfunden habe.

 

[Deltafox]

war nur mal während ner Führung da drin, das heißt es wurde dabei hin und wieder gesprochen und es waren Leute anwesend.. da fand ich das auch gar nicht so unangenehm. Aber wäre interessant, das mal länger auszuprobieren.

 

[.s]

So, ich hab mir gerade die Eris 5 von Presonus bestellt. Ich muss die daheim einfach mal gegen meine KRK testen.

 

[Reflex]

Oha... das schreit nach einem Review

 

[.s]

Boxen kann ich leider mangels gutem Raum und Messmöglichkeiten nicht reviewen. Aber eine subjektive Beschreibung gibt es auf jeden Fall.
Für einen fundierten Test hier mal reinschauen. Dem glaube ich auch, was er schreibt.
Wenn alles gut geht, sind die Teile sogar schon morgen da.

 

[really no one]

Manchmal hat man so Tage an denen läufts. Da kommt nen Singer-Songwriter und spielt Gitarre, Bass und Gesang bei 3 Songs jeweils mit einem Take ein und meinte dann: "Na dann frohes Mixing."

 

[toumy]

So sollte es immer sein!

Ich find das oft richtig schade. Je mehr man nachträglich digital flicken kann, desto mehr kommen die Musiker schlecht vorbereitet ins Studio. Ich glaub das ist ein grosser Teil wieso die Musik früher anders geklungen hat! (und nicht weil das u87 damals viel toller war )

Ich hätte ein paar mal am liebsten die Leute einfach wieder nach Hause geschickt. Einen Ausweg wäre ja einfach knallhart pro Stunde ab zu rechnen und auf Pauschalen zu verzichten aber das sorgt leider auch nicht fürs beste Klima.

 

[ForesterStudio]

Ich hätte ein paar mal am liebsten die Leute einfach wieder nach Hause geschickt. Einen Ausweg wäre ja einfach knallhart pro Stunde ab zu rechnen und auf Pauschalen zu verzichten aber das sorgt leider auch nicht fürs beste Klima.

Ich würde daher für Aufnahmen wirklich immer Stunden- oder Tageweise (mit festgelegter Dauer) abrechnen. Wenn das vorher klar ist und gar nicht erst zur Debatte steht, sorgt es auch nicht für ungutes Klima (meiner Erfahrung nach). Man kommt sich anfangs vielleicht fies vor aber wenn du es schlicht von vornherein festlegst wird nie ein Wort darüber fallen von Musikerseite.
Und in der Praxis kann man dann auch mal 1-2 Stunden länger machen wenn es gut läuft und die Leute nett sind, ohne dass groß ein Drama draus gemacht wird. Aber wenn die Musiker ätzend schlecht sind dann musst du wenigstens nicht mehr dafür büßen als nötig

Passend zu dem Thema, eine Erkenntnis die ich kürzlich hatte (haha): Der größte Fehler den man als Tontechniker machen kann (imho), ist aus einem richtig schlechten Take doch noch ein akzeptables oder sogar gut klingendes zu machen indem man 10 Minuten wie wild rumschnippelt, stimmt und schiebt. Der Musiker hält dich zwar danach für Jesus Christus persönlich, aber er wird ab da IMMER im Hinterkopf haben dass du das schon zurecht zaubern kannst. Und das wird er dann auch äußern bei der nächsten Stelle an der er zu schlecht oder zu faul ist. Dann stehst du blöd da und wirkst im schlimmsten Fall als würdest du keine Lust auf deinen Job haben. Nicht gut... hab ich auf die harte Tour gelernt

 

[Trommler53842]

...und deswegen nehme ich mich selber möglichst immer komplett von Anfang bis Ende auf. Ich habe bei meinen eigenen Sachen keine Lust auf Schnibbel-Kram.
Gut, ich habe ja nicht den Stress, daß ich es für andere mache - nur für mich.

Aber wenn ich schon beim Einspielen das Gefühl habe, der Take wird nix, breche ich ab und nehme neu auf.

Das beste Feeling ist halt immer noch den Click zwar auf dem Ohr zu haben, aber ihn eigentlich nicht mehr wahrzunehmen. Dann spielt es sich direkt viel lockerer.

 

[Laguna]

Das beste Feeling ist halt immer noch den Click zwar auf dem Ohr zu haben, aber ihn eigentlich nicht mehr wahrzunehmen. Dann spielt es sich direkt viel lockerer.

Ja dieses "Einrasten" auf dem Metronom ist irgendwie schon ein tolles Gefühl. Wenn man mit seinen Anschlägen wirklich genau auf dem Klick ist, hört man ihn tatsächlich nicht mehr. Ging mir jedenfalls am Drumset immer so.

So Far...
Laguna