Das kann ich nachvollziehen. Aber....um bei dem zitierten Beispiel zu bleiben... nur ein paar Effekt-klicks machen eine Aufnahme nicht vintage oder transparent. Dazu muss man schon noch ein bisschen mehr gemacht haben bzw. auch die Aufnahmen entsprechend gemacht worden sein.
Einfache "vintage-warmer" und solche Sachen haben bei mir noch nie zum Aha-Effekt geführt. Das ist nicht mit einem Dreh am großen Regler getan sondern das Ergebnis von vielen kleinen Dingen.
Hallo,
wo habe ich etwas von "ein paar Effekt-Klicks" geschrieben...?
Abgesehen davon, was man von Effekt-Plugins hält, kann man ja bekanntermassen fertig aufgenommene Spuren so zusammenmischen, dass es eher "transparent" und "durchhörbar" klingt, oder aber sich zu einem vieleicht aufregenden Gesamtklang zusammen ballt, ohne dass man die einzelnen Instrumente deutlich heraushören kann (was dann auch nicht der Zweck des Mixes wäre).
Das ist aber nur ein Beispiel. Genausogut könnte man sich verschiedene Mixe bauen, wo bei einem die Drums eher dynamisch knallend im Vordergund stehen, bei einem anderen Mix aber eher gut eingebettet spielen, oder sowas in der Art.
Selber als Mixer ist man mit den eigenen Mixen vertraut. Wenn man sich wahllos einen davon anhört, bei normaler Lautstärke im Wohnzimmer, und dann nicht relativ sofort am Sound (nicht an der Verteilung im Stereopanorama oder anderer vordergründiger Erkennungsmerkmale) heraushört, welcher Mix gerade spielt:
Dann denke ich, hat man an der falschen Baustelle optimiert.
Insbesondere dann, wenn z.B. die beteiligten Musiker oder potenzielles Publikum eher keinen Unterschied hören, oder gar einen Favoriten benennen können.
Natürlich legt die Aufnahme selber, die Art der Mikrofonpositionen, die Art, wie man aufnimmt (alles als Overdubbs nach und nach, oder den Backing-Track "live"), usw. schon einen wesentlichen Teilaspekt des Gesamtsounds fest.
Allerdings hat man doch beim Mix durch die Nachprozessierung (Kompressoren als Dynamik-Einebnung oder stattdessen als Transienten-Hervorhebung, EQ, Reverb/Hall, Delays, Auswahl und Zusammenmischung verschiedener Spuren desselben Takes [DI und Mikrofon], usw. ) die Möglichkeit, den Gesamtsound des Mixes eher in die eine oder andere Richtung hin zu verschieben.
Natürlich nur in gewissem Rahmen... wenn es noch sinnvoll und stimmig sein soll...
Man möchte ja kaum einen Mix machen, bei dem der Gesang und die Drums als einziges deutlich laut hörbar sind, und alle anderen Instrumente nur kaum vernehmbar im Hintergrund "dudeln".
Trotz allem halte ich es für sinnvoll, je nachdem, wieviel Zeit man für sein Projekt investieren kann, einen (oder mehrere) Roh-Mixe recht zeitnah zu den Aufahmen zu bauen. Und nach einiger Zeit (z.B. am Ende der Aufnahmen eines Albumprojektes) vom Nullpunkt aus nochmal komplett neu zu roh-mischen, wenn die Ohren und Gedanken wieder etwas frei sind. Dann ist man vieleicht eher bereit, eine Spur (z.B. das Mikrofonsignal vom Bass zusätzlich zum DI-Signal, oder vieleicht eine Gitarrendopplung) wegzulassen, wenn sie song- oder sound-dienlich eher doch nichts bringt.
Wenn man sich dann von seinen Roh-Mixen wahllos irgendeinen vorspielt, und man kann nicht relativ sofort sagen, dass da irgendwas fehlt; dass da irgendwas unstimmig ist: Dann waren wahrscheinlich alle Roh-Mixe ähnlich gut.
Umgekehrt, wenn man relativ sofort sagen kann, dass der gerade gehörte Roh-Mix "falsch" klingt, dann weiß man, dass es dieser eben nicht zum Mastering schaffen wird. Oder aber, wenn man recht sofort sagen kann, dieser Mix "turnt so richtig an", dann hat man wohl seinen Favoriten für das Mastering gefunden.
Umgekehrt, wenn man beim 10ten oder 12ten Roh-Mix angekommen ist, und immer noch sich nicht entscheiden kann, und immer noch an Kleinigkeiten "optimiert", dann kann man wohl Schlußfolgerungen ziehen:
a) Man kann selber nicht mischen.
b) Die Aufnahme war vieleicht nix.
c) Der Song selber taugt nicht so recht.
d) Man verheddert sich zu sehr in unbedeutenden Kleinigkeiten.
e) ....
Mich würde es mal interssieren, wie ihr so mischt. Wie ihr an einen Mix herangeht?
Früher, zu Zeiten des Tonbandes, ging ja ein Mix so, dass man die Spuren des Multitracks auf ein echtes Hardware-Mischpult gab, in die Insert- und Send-Wege die Effektgeräte per Patchkabel einschleifte, und dann mehr oder weniger "live" die Fader schob, um zu mischen. Der Mix wurde auf ein weiteres Stereo-Tonband aufgenommen, und war damit fixiert.
Heute hat man seine DAWs mit Automatisation auf praktisch allen Plugin-Effekten, und kann somit praktisch fast alle Parameter von Effekten, die Faderfahrten usw. aufzeichnen und nachträglich ändern, und so einen Mix immer und immer weiter "optimieren" und "verschlimmbessern".
Wie geht ihr damit um?
Gruß