Nachdem ich mir die LIFAD jetzt einige Male gegeben habe, hat sich die ziemlich nüchterne Erwartungshaltung nur bestätigt, ein im Grundsatz sehr mittelmäßiges Album mit viel konstruiertem Provokationskalkül, sehr viel Langeweile und nur einigen wenigen netten Ideen.
Kurzkritik:
Rammlied: Todlangweilig, nimmt Lust auf das Album. "Rammstein" aufgreifen und mit diesen 08/15-Riffs anöden, muss nicht sein.
Ich tu dir weh: Absolut künstlich provokanter Text, lahme Riffs und dann ein Chorus, der so poppig ist, dass man ihn radiogleich mit der ersten Sekunde vorausahnt, mäßig.
Waidmanns Heil: Nett ist der kurze Part "Auf dem Lande, auf dem Meer...!", der Rest versinkt in Beliebigkeit.
Haifisch: Bertolt Brecht verwursten, naja, hätte schlimmer sein können, passabel, aber kaum merkenswert.
B*******: Der vorerstige Höhepunkt der einfallslosen Gitarrenarbeit, technisch anspruchsvoll waren Rammstein ja nie, aber wo früher zumindest markante Staccato-Riffs dominierten, rutscht die Gitarre heute gefühlte 90% des bisherigen Albums in wahnsinnig aufgeblasener Produktion auf denselben drei Bünden herum, wo sind die Grooves der Art "Eifersucht", "Laichzeit" und "Rammstein"?
Frühling in Paris: Quotenballade Nr. 1, aber der erste Song, der so etwas wie ein eigenes Feeling und Atmosphäre verbreitet und daneben auch noch halbwegs stimmige Lyrics aufbietet. Gefällt mir.
Wiener Blut: Dass dieses Thema aufgegriffen werden musste, war keine Frage, dass es mit dem Stilmittel der Sterbenslangweiligkeit verarbeitet wird, durchaus. Das war gar nichts, auch wieder textlich nicht, Lindemann scheint überhaupt Teile der Textarbeit an Unterstufenschüler abgegeben zu haben, so einfallslos kommen einige der Zeilen daher, zumal selbst platt fomuliertes derbst unnötig wiederholt wird.
Pussy: Kalkulation, die zweite - grenzdebiler Text für internationale Tauglichkeit und dazu schön ein cheesy Popchorus, der trotzdem nicht das Niveau von zumindest "Amerika" erreicht.
Liebe ist für alle da: Titelsong und dem Album gemäß sehr mittelmäßig, zuweilen aber unterhaltsamer, als der Großteil der sonstigen härteren Songs.
Mehr: Der Text hätte wieder einmal eleganter ausfallen können und das Mainriff wird schon jeder Gitarrenanfänger dutzend Mal beim rumschrubben durchgeschoben haben, aber im Gesamtbild stimmiger, auch durch den gelungen, melodischen Schlussteil.
Roter Sand: Quotenballade, die zweite und auch der zweite wieder etwas eigenere Song. Nicht so schön wie Frühling in Paris, aber zumindest ein gelunger melodischer Abschluss des Albums.
Ich gebe zu, das klingt jetzt negativer, als das Album objektiverweise ist, irgendwo klingt immer noch der Rammstein-Stil durch und ab und zu erinnern auch besonders böse Textzeilen an Zeiten der Sehnsucht, aber im Gesamtbild doch sehr mäßig. Die Texte bringen zu banale Metaphern und eine Menge wirklich doofe Formulierungen, die Gitarre hat in den härteren Riffs jegliche Originalität abgegeben und großartige Songwriter waren sie ohnehin noch nie, zumal sich die zwar früher auch schon gute Produktion mittlerweile störend im Bombast verirrt.
Ich würde 6/10 Punkten vergeben, maximal, zuviele Langweiler, zu wenig Ideen, zu viel Kalkül, zu viel Banalität. Wenige gelunge Songs oder auch nur Songsparts halten die Scheibe im oberen Mittelmaß.