disillusion schrieb:
rammstein haben nicht den anspruch eine intellektuellen-band zu sein und das finde ich auch völlig in ordnung.
diese direktheit, die stampfende simplizität der rhythmen hat natürlich eine ganz andere kraft und ihren ganz eigenen charme. nicht notwendigerweise unsympathisch (auch wenn ich mich von diesem ansatz mittlerweile weit entfernt habe). auch die plakativen texte erfüllen ihren zweck, sie verdeutlichen ihren standpunkt auch für den durchschnittshörer - es wäre ja schade, wenn ein grossteil der hörer die (ebenso simple) message nicht mitbekommen würden, oder? adapting the language to the level of the audience, sozusagen.
Allerdings ist dann auch die Frage, ob das, was Rammstein da betrieben haben nicht ziemliche Bauernfängerei ist (was haben sie nun davon? Ein paar Prolls und Kinder mehr, die sich ebenfalls als Linke ansehen, weil ihre Idole es ihnen vorgeben, ohne jedoch wirklich darüber reflektieren zu können, was ihnen da per Pop-Medien in's Hirn gedroschen wird?). Ich sehe das nämlich ähnlich, wie du. Simpler Text, dennoch sehr metaphorisch und indirekt. Aber eben nicht auf hohem Niveau, so dass es jeder verstehen kann. Nun ist es aber auch so, dass eine große Zahl an Rammsteinhörern aus eher "simplen Gemütern" besteht (wie ich aus eigener Erfahrung behaupte). Ich persönlich würde mich nicht als solches betrachten, insofern mag ich einfach keine Plattitüden (wenn auch "pseudo-lyrisch")- und das ist der Text von "Links 2, 3, 4" imo.
Jedenfalls, diese simplen Gemüter lassen sich bereitwillig mit solch einfachen aussagen berieseln, ohne wirklich zu verstehen, worum es dabei geht. Und Rammstein haben mit dieser Taktik genau das geschafft, was sie wollten: Sie waren im Gespräch und haben CD's abgesetzt. Überall auf dem Schulhof hieß es: "Sind die jetzt rechts oder links?" Und dann wurde über diesen "flachen" bildhaften Text diskutiert. Nur leider hat da die Botschaft der Aussagen bei keinem etwas bewirkt, es wurde lediglich festgestellt, dass Rammstein wohl eher links sind, als rechts.
Rammstein mögen sich selbst nicht als intellektuelle Band bezeichen (im Gegenteil nannten sie sich ja mal eine "Disko-Metalband", oder ähnlich), aber dennoch habe ich sie immer schon als solche angesehen. Provokative und anrüchige Texte machten auf mich immer den Eindruck eines wohldurchdachten Konzeptes, die Grenzen der gesellschaftlichen Werte und Normen zu streifen und teilweise auch zu durchbrechen. Dabei sind Rammstein aber immer gänzlich ohne plakative politische Statements ausgekommen und das fand ich am Phänomen "Rammstein" immer faszinierend. Denn dass diese Band aneckte und es auch wollte, war klar. Aber eben ohne plumpe Parolen, sondern viel mehr auf einer unterbewussten Ebene des Bizarren und Grotesken. Diese politische Phrasendrescherei hat mich da leider sehr enttäuscht, da genau in jenem Moment Rammstein für mich ihre Mystizität und Einzigartigkeit verloren haben.