Liebe PRS-Jünger,
am Wochenende habe ich mich in einem Münchner Laden mal intensiver mit verschiedenen PRS-Gitarren auseinandergesetzt. Ich wollte wissen, wie sich denn die preislich ja durchaus anspruchsvollen Modelle der "Core-Serie" gegen die SEs so verhalten. Zum Testen nahm ich mir zunächst mal zwei Klassiker vor, eine Custom 22 und die gerade neue 30thAnniversary Custom 24. Die C22 hatte die 57/08 PUs verbaut, die C24 die neuen 85/15. Vorweg, beide sind - was ich bei den aufgerufenen Preisen zwischen 3k und 4k aber auch erwarte - absolut perfekt in Verarbeitung, Bespielbarkeit, Optik und haptischem Feeling. Besser geht nicht für meinen Geschmack, es sei denn man möchte eine relic Gitarre.
Klanglich sind das ebenfalls sehr sehr gute Gitarren, die C24 klingt fetter, die C22 etwas höhenreicher, was ich jetzt mal den jeweiligen PUs zuschreibe. Beide haben das gleiche Schaltungsdesign, wo in den Stellungen 2 und 4 des 5-Wege-Schalters jeweils Splitsounds zum Einsatz kommen. Diese Sounds sind eine gute Ergänzung, können aber ganz klar nicht einen klassischen Fendersound ersetzen. Dennoch setzen sie sich deutlich von den anderen 3 Schaltstellungen (die HB alleine bzw. kombiniert) ab, so dass man sehr schnell in eine andere klangliche Ausrichtung wechseln kann. Die Tiefe und Transparenz der Tondarstellung sind schon beeindruckend, mir persönlich hat die etwas drückendere C24 besser gefallen. Beide hatten unterschiedliche Halsprofile, die C24 ein Pattern thin, wobei ich mit beiden bestens zurecht kam und die Unterschiede für mich spürbar, aber nicht exzessiv waren.
Das letzte Modell war dann eine PRS Paul´s Guitar in Blackgold.
https://www.thomann.de/de/prs_pauls_guitar_copper.htm (hier in anderer Farbe)
Diese hat die 408-HB, die ja alleine schon vom Design her auffallen, da sie schmaler gebaut sind als normale PUs. Zudem ist die Schaltung hier anders ausgelegt, da sich jeder PU einzeln per Minitoggle splitten lässt. Bei den 408-PUs wird aber nicht nur einfach gesplittet, sondern dem gesplitteten HB gleich noch ein zusätzliches Paket Windungen verpasst mit dem Ziel, den gesplitteten HB lautstärkemäßig nicht abfallen zu lassen. Dass das funktioniert, wusste ich ja schon aus meinem Test der Brent Mason Signature, die die gleichen PUs hat. Aber wenn Paul himself diese PUs für seine nach ihm benannte Gitarre haben wollte, muss da ja doch was dran sein. Um es vorwegzunehmen, ich habe meine persönliche Traumgitarre gefunden (leider muss ich sie erst noch bezahlen können
). Die Paul´s Guitar hat einen etwas massiveren Mahagonikorpus mit einer wunderbaren Ahorndecke und einen Mahagonihals mit der PRS-typischen 635-Mensur. Die klangliche Grundrichtung geht also ganz klar in Richtung LP, wobei hier der Ton in einer Weise luftig und transparent bleibt, gleichzeitig aber auch drücken kann, wie ich es noch nie bei einer Gitarre erlebt habe. Hinzu kommen noch die sehr nützlichen Splitsounds, die in jeder Kombination toll klingen, lautstärkemäßig nicht abfallen und so eine breite Palette zusätzlicher Soundmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Dabei ist der Splitsound körperreich, kräftig, aber dennoch anders gevoict als der volle HB. In einem Test wird beschrieben, dass das in die klare Richtung P90 geht. Das kann ich so unterschreiben. Insgesamt verfügt die Gitarre über ein tolles Sustain, einen knackigen Attack, Saitentrennung par excellence, Tiefe und Wärme im Ton, keinerlei Matsch oder Mulm, und in den gesplitteten Sounds dann noch eine zusätzliche Brise an Biss, Knackigkeit und Schärfe. Ich bin wahrlich geplättet und muss jetzt sparen!
Paul´s Guitar ist teuer, aber das gebotene ist für mich und mein Klangempfinden auch am Maximum. Neben dem Klangerlebnis stimmen auch alle sonstigen Parameter wie Verarbeitung, Haptik, Bespielbarkeit, Optik, Ausstattung. Mehr muss eine super Gitarre dann auch nicht mehr kosten (leider für mich auch nicht weniger).
Gruß Rainer