Ich habe gestern diesen Link gefunden, was haltet ihr davon?
http://www.edroman.com/guitars/prs/prsvsprs.htm
Größtenteils finde ich die "Argumentation" bzw. die Kritikpunkte einleuchtend. Ich wusste gar nicht, dass PRS kein "real abalone" verwendet, ich verstehe auch nicht so ganz, warum es kein "real abalone" ist, wenn eine Firma ein Gerät erfindet, was in den Rundungen der Viecher schneiden kann, dann ist es doch trotzdem real abalone?! Bei der Frage nach Gotoh-Hardware wurde ich stutzig, ich dachte, PRS stellt seine gesamte Hardware selbst her?!
Ich habe kürzlich auch gelesen (leider nicht abgespeichert, wo), dass PRS die Inlays gar nicht selber macht und auch die Griffbretter für die Inlays verschickt. Das wäre natürlich überhaupt kein Drama, nur, wie schon damals bei der Frage, ob sie die PUs selber machen, erweckt ja die Selbstpräsentation den Eindruck, dass selbst die Ebenholzbäume im Innenhof hochziehen
.
Übrigens weiß ich jetzt, woraus die dirt birds sind - Corian!
http://de.wikipedia.org/wiki/Corian_(DuPont)
Nicht das, was man landläufig unter Plastik versteht, aber dennoch nicht unähnlich.
Ed Roman (inzwischen verstorben) war mal ein großer PRS-Händler, der irgendwann keiner mehr war (weil er unter anderem bei PRS "retoppings" vorgenommen hat
). Als er kein offizieller PRS-Händler mehr war, hat er dann angefangen, PRS schlecht zu reden. Alles, was er da so von sich gab, sollte man mit Vorsicht genießen: auf jeden (vermeintlichen) Mangel bei PRS folgt die Mitteilung, daß (seine eigenen) Quicksilvergitarren natürlich die bessere Lösung bieten.
Auch wenn manche seiner Argumente einleuchtend erscheinen, ist der praktische Nutzwert seiner Informationen fraglich. Zum Beispiel die Geschichte über 22 vs 24 Bünde. Kann ja sein, daß es physikalisch / theoretisch gesehen besser ist, wenn der Halspickup bei einer Custom 24 weiter hinten ist. Klingen darum alle Alben, die mit 22-bündigen Gitarren aufgenommen wurden, schlecht? Natürlich nicht. Es gibt noch mehr solcher Geschichten. Er bemängelt auch den dickeren Halsübergang bei den 22-Bündern, auch da ist seine Argumentation fraglich. Der dickere neck heel dient vor allem der Annäherung an den Gibson LP Sound, den PRS mit der Cu22 und später mit der McCarty erreichen wollte. Das Stabilitätsargument kann ja hinfällig sein, im PRS Buch wird, wenn ich mich recht erinnere, vor allem auf den Soundunterschied eingegangen.
Übrigens hat meines Wissens PRS bezüglich der Griffbretteinlagen zumindest anfangs nicht irgendwelche "grünen Argumente" angeführt. Ganz früher wurden die Inlays aus einem Stück Muschelschale geschnitten. Das führte wahrscheinlich mit dazu, daß die Birds nicht immer optimal in die vorgeschnittenen Löcher im Griffbrett passten. Schau Dir mal eine 85er Custom ganz genau an, da gibt es ab und zu Vögel mit ordentlich Füller. Auf jeden Fall hatte diese Methode als Nachteil, daß weniger Inlays aus einer bestimmten Muschelschalengröße gemacht werden konnten. Wenn man alles vermahlt und daraus viereckige Platten schneidet, kriegt man natürlich aus derselben Rohstoffmenge viel mehr Inlays. Das ist also eindeutig ein cost / efficiency Argument. Meine 2007er SC250 hat solche "Alabam" inlays und die sehen prima aus. Die Argumente bezüglich der Resourcen kamen erst viel später. Aber auch da spielen die "grünen" Argumente nicht die Hauptrolle. Zumindest nicht à la "wir wollen ja nicht den Ozean leerfischen". Obwohl die Outline Birds schon auf verminderten Nachschub schliesen lassen.
Das echte grüne Argument ist (seit Einführung der Dirt Birds), daß inzwischen auch ein paar der verwendeten Muschelsorten durch CITES geschützt werden (die gleichen Vorschriften die auch BRW schützen). Auch das ist letztendlich eine Kostenfrage: PRS will ja keine Bußgelder riskieren. Und wiederum spielt auch hier eine Rolle, daß man die Kosten drücken will und nicht von Lieferengpässen abhängig sein will. Die Dirt Birds können halt in beliebiger Menge hergestellt werden (bis Kunststoff unter den Artenschutz fällt
). Nur so ganz nebenbei: es fällt mir auf, daß PRS der Vorwurf über das billigere Inlay-Material gemacht wird, während es bei genau so teuren Gibson Custom Shop anscheinend OK ist, daß die schon immer Plastikinlays gehabt haben.
Unabhängig von Ed Roman muß man aber zugeben, daß auch Herr Smith selbst nicht vor Irrtümern gefeit ist bzw. mal seine Meinung ändert, wenn das gerade passt. Es gibt eine Interviewserie auf youtube, wo er BRW als den Heiligen Gral bezeichnet und Cocobolo (was optisch ähnlich sein kann) als minderwertig weil zu ölig. Inzwischen kann er BRW nicht mehr verwenden und siehe da: auf vielen Gitarren sieht man auf einmal Cocobolo. Anscheinend doch nicht so schlecht. Und das Sinker Mahogany Fiasko der jüngsten Vergangenheit war jetzt auch ein wenig fragwürdig.
Aber ich hab den Mann (PRSh) getroffen, mit ihm gesprochen und ihm bei einer Präsentation lange zugehört. Ich habe den Eindruck, daß er echt an sein Produkt glaubt und die Entscheidungen trifft, die seiner Meinung nach das Produkt besser machen. Das muß man sicherlich auch lesen als: das beste Produkt für einen bestimmten Preis, wo gespart werden kann, wird auch gespart. Und natürlich gibt es gerade bei PRS auch genug marketing voodoo. Ob die ganzen Neuerungen immer so bahnbrechend sind, wie man uns glauben machen will, ist die Frage. So gefallen mir die Phase III Tuner sehr gut und stelle ich eine funktionelle Verbesserung fest, aber ob der neue Halskleber echt soviel besser ist?
Aber PRSh will uns ja mehr Gitarren verkaufen, wenn die keine Neuerungen hätten, hätten wir allesamt auch viel weniger GAS Probleme
So, daß war jetzt wieder ein viel zu langer Post, soviel Aufmerksamkeit verdient Ed Roman gar nicht
vG